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WTCC: Monza

Zurück zum Ursprung der WTCC

Ein Ausblick auf die beiden Sprintrennen und die Geschichte des klassischen Kurses nahe Mailand – wer holt sich die Siege in Tarquinis Heimat?

Vier Rennen hat die WTCC in dieser Saison bereits ausgetragen, nun gastiert der WM-Tross vor den Toren Mailands: Drei Wochen nach dem Europaauftakt im belgischen Zolder steht das berühmte Autodromo Nazionale di Monza auf dem Programm der Tourenwagen-Piloten. Die geschichtsträchtige Rennstrecke in Norditalien gilt als der letzte Hochgeschwindigkeitskurs im europäischen Motorsport.

Bereits seit 1922 werden im Park von Monza Automobilrennen abgehalten. Das Layout des ursprünglich rund zehn Kilometer langen Kurses hat seither allerdings einige Modifikationen erfahren. Strukturell erhalten geblieben sind die legendären Steilkurven, die bis einschließlich 1969 Bestandteil einer Streckenvariante waren. Heute weist ein Umlauf in Monza insgesamt 5,793 Kilometer auf.

Monza, Ferrari und die Formel 1

Bekannt geworden ist die italienische Rennstrecke nicht zuletzt durch die zahlreichen Formel-1-Grands-Prix, die seit 1950 beinahe jährlich in Monza ausgerichtet wurden; nur 1980 fand der Große Preis von Italien in Imola statt. In der Saison 2009 durfte Monza die "Königsklasse" somit bereits zum 60. Mal willkommen heißen.

Nirgendwo sonst werden die Flügel der Rennwagen flacher eingestellt als auf der fast sechs Kilometer langen Rennbahn, die alljährlich für die höchsten Topspeed-Werte verantwortlich zeichnet: Formel-1-Autos wurden auf den langen Geraden von Monza schon mit über 370 km/h gemessen. Mindestens ebenso außergewöhnlich ist die Verehrung, die dem Ferrari-Team auf diesem Kurs zuteil wird.

Die italienische Traditionsmarke identifiziert sich sehr stark mit dem Autodromo di Monza – und die Tifosi sorgen in jeder Saison aufs Neue für eine beeindruckende Kulisse, die ihresgleichen sucht. Triumph und Tragödie liegen im Park aber sehr eng beieinander, weshalb der "Mythos Monza" sowohl berühmt als auch berüchtigt ist: Über 40 Rennfahrer sind dort tödlich verunglückt.

2005: Die WTCC macht sich auf die Reise

Dieser Tatsache wurde in den vergangenen Jahren immer wieder Rechnung getragen: Die Sicherheit an der Strecke konnte sukzessive verbessert werden. Schwere Unfälle bleiben deswegen allerdings nicht aus, denn in den engen Schikanen sind Zwischenfälle vor allem in der Startrunde nicht ausgeschlossen. Nicht selten ist die Fahrt für einige Piloten bereits nach wenigen Metern vorbei.

Für die WTCC bedeutet Monza hingegen in erster Linie den Ausgangspunkt schlechthin: 2005 wurde die damals dritte Weltmeisterschaft unter dem Banner der FIA auf dieser Rennstrecke offiziell auf den Weg gebracht. Dirk Müller (BMW) und James Thompson (Alfa Romeo) waren die ersten Sieger der neugeschaffenen Tourenwagen-WM, die seither – bis auf 2009 – regelmäßig in Monza gastiert.

2010 kehrte die populäre Rennserie an den Ort zurück, wo die drei arrivierten Marken allesamt bereits gewinnen konnten. Andy Priaulx (BMW) und Yvan Muller (Chevrolet) siegten in zwei überaus dramatischen Läufen, als die jeweils Führenden kurz vor dem Ziel mit Schäden an ihren Vorderreifen ausrollten. Interessant: Auch jeder WTCC-Titelträger stand in Monza schon ganz oben.

Wer hat in Monza 2011 die besten Karten?

Ob dieser Trend 2011 seine Bestätigung erfährt, muss sich noch zeigen. Ein Blick auf die aktuelle WM-Tabelle verrät jedenfalls, wem in diesem Jahr ein Sieg in Monza zuzutrauen ist: Rob Huff (Chevrolet) führt mit 70 Punkten vor seinem Markenkollegen Alain Menu (69) und Gabriele Tarquini (Seat/51). Muller folgt mit 48 Zählern auf Rang vier, Tiago Monteiro (Seat/31) ist Fünfter.

Weil in Italien aber das Kompensationsgewicht greift und Chevrolet insgesamt deutlich schwerer an den Start gehen muss als die Rivalen, könnte das Kräfteverhältnis im Park etwas anders aussehen als bisher. Tarquini erwartet zum Beispiel ein gutes Wochenende für sich und seine Seat-Markenkollegen, meint allerdings auch: "Vor allem BMW sollte in Monza richtig gut aussehen."

Dies führt der italienische Lokalmatador auf die gute Geschwindigkeit der BMW-Fahrzeuge zurück, die unter anderem von Tom Coronel und Norbert Michelisz pilotiert werden. Diesen beiden Piloten werden gute Chancen eingeräumt, der Konkurrenz auf den langen Geraden erfolgreich Paroli bieten zu können. Vielleicht gelingt jedoch auch eine Überraschung.

Was tut sich an der Motorenfront?

Vor allem, wenn es Seat und Volvo gelingt, die neuen 1,6-Liter-Turbomotoren schon beim dritten Saisonevent erfolgreich einzusetzen. Beide Mannschaften werden wohl versuchen, in der Testsession damit zu fahren, um wichtige Daten im Hinblick auf die Rennen am Sonntag zu sammeln. Gemeldet sind die entsprechenden Fahrzeuge aber noch mit alten Motoren.

Mit einem Auto älterer Bauart ist indes einmal mehr Ibrahim Okyay im Starterfeld vertreten. Der türkische Rennfahrer absolviert mit einem BMW 320si einen Gastauftritt in Monza. Das Ziel des 41jährigen ist die komplette Saison 2012 – nun will er sich ein erstes Bild von der Situation machen. Okyay geht wieder mit der Startnummer 13 an den Start.

Einiges geboten ist in Monza auch bei den Privatiers: Kristian Poulsen (BMW), Javier Villa (BMW), Michel Nykjaer (Seat), Darryl O'Young (Chevrolet) und Franz Engstler (BMW) liegen allesamt sehr eng beisammen. Selbst der erst 16jährige Pepe Oriola (Seat) kennt diesen Kurs bereits, vielleicht winken ihm dort einige WM-Punkte.

Fakten zum Rennwochenende in Monza:

Streckenlänge ... 5,793 Kilometer
Renndistanz ... zwei Rennen à neun Runden

Die bisherigen Sieger in Monza:

2005: Dirk Müller (BMW), James Thompson (Alfa)
2006: Andy Priaulx (BMW), Augusto Farfus (Alfa)
2007: Yvan Muller (Seat), Jordi Gené (Seat)
2008: Yvan Muller (Seat), Gabriele Tarquini (Seat)
2010: Andy Priaulx (BMW), Yvan Muller (Chevrolet)

Rundenrekorde:

Qualifikation: 1:59,009 — Dirk Müller (BMW, 2005)
Rennen: 1:59,058 — Jörg Müller (BMW, 2005)

Der Zeitplan in der Übersicht:

Donnerstag, 12. Mai 2011
Offizieller Test (5 Sessions à 60 Minuten)

Samstag, 14. Mai 2011
09:00-09:30 Uhr — 1. freies Training
10:45-11:15 Uhr — 2. freies Training
14:00-14:20 Uhr — Qualifikation (Q1)
14:25-14:35 Uhr — Qualifikation (Q2)

Sonntag, 15. Mai 2011
09:00-09:15 Uhr — Warm-up
13:05-13:35 Uhr — Rennen 1
15:15-15:45 Uhr — Rennen 2

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