FIA-GT Zhuhai: Lambo-Sieg, P. Peter auf Platz 2! | 25.03.2007
Chinesische Oper
Der Start zur FIA-GT-Saison in Zhuhai war turbulent und leider auch wieder chaotisch – dafür gab es in den letzten Runden großes Drama.
Nach dem verregneten Qualifying präsentierte sich der Zhuhai International Circuit am Morgen des Renntages staubtrocken, aber die Wetter-Unsicherheit blieb bestehen. In den Trainings hatten mit Ausnahme des eher als Underdog gewerteten Lamborghini Murcielago GT-R alle Marken ihre starken Momente; im Warm-Up sandte die Corvette-Fraktion noch eine Botschaft aus: schnellste Zeit für Bert Longin in der alten C5-R, dieses Auto war immerhin auf Platz 3 qualifiziert.
"Star" dieser letzten Session vor dem Rennen war leider der Porsche 996 des deutsch-österreichischen Proton-Felbermayr-Teams: Dieses Auto geriet mit dem zweitschnellsten des Trainings, der Corvette C6.R von Mike Hezemans/Jean Denis Deletraz aneinander, beide Fahrzeuge wurden schwer beschädigt, wegen Öl auf der Strecke wurde abgebrochen.
Der Maserati der Titelverteidiger Vitaphone Racing mit „Playing Captain“ Michael Bartels und dem quirligen Italiener Thomas Biagi am Steuer hatte die Pole-Posiiton bei den GT1, in der GT2-Klasse war der Ferrari F430 von GT-Heimkehrer Dirk Müller und Toni Vilander am schnellsten.
Keineswegs "zweitklassig": GT2
Bei den GT2 tobt, etwas versteckt, ein brisanter Krieg der beiden bekanntesten Namen der Sportwagen-Welt: Ferrari gegen Porsche. In den letzten Jahren hatte jeweils eine Marke die deutliche Oberhand, heuer sieht es nach ausgeglichenen Bedingungen aus. Müller/Vilander im Auto von AF Corse erwiesen sich als „Top Guns“ der italienischen Fraktion, nach der Pole-Position in der Klasse kämpften sie auch im Rennen beständig um die Führung – und zu kämpfen gab ihnen vor allem der werksunterstützte Porsche 997 der Scuderia Italia mit Emmanuel Collard/Matteo Malucelli.Mittlerweile führte der Vitaphone-Maserati mit Biagi am Steuer das Feld ins Rennen, bald übernahm die Carsport-Corvette die Spitze. Der Maserati MC12 ging seines Daches verlustig, das sorgte für exzellentes Raumklima. Schwitzen musste Thomas Biagi trotzdem, denn die andere holländische Corvette, der "Gebrauchtwagen" C5-R, platzierte sich formatfüllend im Vitaphone-Rückspiegel.
Auf Platz 4 bereits die nächste Corvette, am Steuer: Philipp Peter. Jetalliance Racing hatte mit den Reifen und anderen Fährnissen zu kämpfen und kam nicht richtig in die Gänge; Lukas Lichtner-Hoyer brach wegen einer nicht richtig angeschlossenen Kühlweste nach seinem Turn in der Box zusammen (siehe auch die Teamberichte in der rechten Navigation).
Komödienstadl Zhuhai
Nach 75 Minuten Renndauer kippte das Rennen dann leider ins lächerliche. Es gibt heuer zwei Pflicht-Boxenstops, gerade während der zweiten "Welle" der Stops musste das Safety-Car vor das Feld: Die Strecke war der Belastung nicht gewachsen... - gerade wegen der für heuer von drei auf zwei Stunden reduzierten Renndauer ist das ein Ärgernis. Damit wurde das Feld durcheinandergeworfen, vor allem die Vitaphone-Truppe verlor ihr gutes Resultat.Das Safety-Car verhaute dann auch noch den Restart, eine einer internationalen FIA-Meisterschaft eigentlich unwürdige Darbietung. Und somit war an der Spitze des Feldes kein Maserati, kein Aston Martin, keine Corvette – sondern ein Lamborghini. Nach einem, man möchte sagen "gewohnt", unauffälligen Training mit Startplatz 10 hatte die Murcielago-Truppe jetzt die große Chance, ihr Glanzlicht zu setzen.
Schlussfahrer Christophe Bouchut ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen und sprintete auf Teufel-komm-raus dem Feld voran. Dahinter die nächste Überraschung: Das neu eingestiegene PSI-Team mit seiner Corvette C6.R und Last-Minute-Einsteiger Philipp Peter!
Showdown
Die Routiniers fochten diesen Kampf aus bis ins Ziel, an den Boxen wurde von zwei jungen Fahrern eifrig mitgefiebert: Sowohl Peters britischer Teamkollege Luke Hines als auch Stefan Mücke beim Lambo-Team hatten die Chance auf einen Sieg beim GT-Debüt. PhP ließ Bouchut bis ins Ziel keine ruhige Sekunde, aber es ging sich nicht mehr aus: Erstmals steht ein Lamborghini in der Resultatliste ganz oben.Endlich ein Erfolg für die Truppe um Technikchef Hans Reiter, die seit Jahren mit dem Murcielago arbeitet. Auch PSI wird man mit Platz 2 hochzufrieden sein. Die arrivierten Namen der Meisterschaft stehen einigermaßen düpiert da, dazu hat natürlich auch der chaotische Rennverlauf beigetragen. Den bekam auch Jetalliance Racing zu spüren, dort gibt es mit den Plätzen 9 (Wendlinger/Sharp) bzw. 16 (Lechner/Lichtner-Hoyer) noch jede Menge Verbesserungspotential.
GT2: Porsche oder Ferrari?
In der GT2-Klasse setzte sich der Krimi ebenfalls bis in die letzten Minuten des Rennens fort; letztlich war es nach einer düsteren Saison 2006 die Zeit der Rache für Porsche. Emmanuel Collard im 997er setzte sich gegen den Ferrari durch; aber bei Porsche wird die Botschaft angekommen sein: Dirk Müller ist wieder da.UPDATE: Der BMS-Porsche wurde wegen ungenügender Bodenfreiheit aus der Wertung genommen, somit darf sich AF Corse vorerst inoffiziell über einen Doppelsieg freuen: Müller/Vilander siegen vor dem Schwesterauto mit Stéphane Ortelli und Gianmaria Bruni!
Wir dürfen uns also auf eine spannende Saison 2007 freuen, und die geht am 6. Mai auf dem bestens asphaltierten Traditionskurs von Silverstone weiter.