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Manfred Stohl im motorline.cc-Interview, Teil 1

Manfred Stohl spricht im ersten Teil des motorline.cc-Interviews über seine schönsten Karriere-Momente, das Geheimnis von Loeb/Grönholm und die bevorstehende Argentinien-Rallye.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: McKlein

Manfred, du bestreitest in Argentinien deine hundertste WM-Rallye. Was bedeutet dir dieses Jubiläum?

Ich bin natürlich schon sehr stolz darauf, dass es der hundertste Lauf ist. In Argentinien war ich bislang noch nie mit Glück gesegnet, hoffentlich bringt mir ja das Jubiläum eine Portion davon. Vielleicht aber hatte auch mein Vater Rudi dort zu viel Glück, möglicherweise hat er ja das gesamte Familien-Glück aufgebraucht? (lacht)

Welcher Moment war der schönste für dich? Welche Rallye fällt dir da spontan ein?

Auf diese Frage war ich vorbereitet. Und es ist für mich ganz klar. Es gab viele schöne Momente - aber als erstes fällt mir da immer England 2000 ein. Nicht nur, weil wir dort Weltmeister in der Gruppe N wurden. 2000 war für uns ein Schlüsseljahr - in den zwei darauf folgenden Jahren hat es dann leider nicht so gut funktioniert.

Hast du jemals daran gedacht, alles hinzuschmeißen?

Nein, ich habe noch nie dran gedacht, den Hut drauf zu hauen. Es gab schwierige Jahre und es gab tolle Momente wie eben im Jahr 2000. Oder die beiden Podestplätze im Vorjahr. Am wichtigsten ist für mich aber immer das aktuelle Jahr, 2006 ist für mich ganz besonders wichtig.

Mit der Argentinien-Rallye begibt sich der WRC-Tross wieder auf Schotter, auch die beiden darauf folgenden Läufe werden auf deinem Lieblings-Terrain ausgetragen. Wie zufrieden bist du mit eurer Performance auf Asphalt? Da hat es ja Probleme gegeben?

In Korsika bin ich eine gute Rallye gefahren - die anderen jedoch sind offenbar eine noch bessere Rallye gefahren. Man muss dazu sagen: Unsere Priorität liegt ganz klar bei Schotter. Und es ist auch bekannt, dass ich nicht der absolute Hero auf Asphalt bin. Wir machen auch weniger Tests auf Asphalt.

Stichwort Testfahrten. Wie sieht es da in nächster Zeit aus? Gab es Schottertests beziehungsweise wird es welche geben?

In Übersee-Ländern darf man ja nicht testen, aber für die Rallyes in Finnland und Griechenland werden wir Testfahrten jeweils direkt in dem betreffenden Land abhalten. Das betrifft nicht nur die Schotter-Rallyes. Auch in Deutschland werden wir im Hinblick auf den Lauf direkt in Deutschland einen Test abhalten.

War die "Asphalt-Partie" in einer gewissen Weise störend in Hinblick auf die kommenden Rallyes?

Nein, ich muss auch dazu sagen, dass ich nichts gegen Asphalt habe. Es ist natürlich schon so, dass ich eben die Schotter-Rallyes lieber habe und es war in diesem Jahr eben so, dass die für mich weniger netten Rallyes am Saisonbeginn stattgefunden haben. Jetzt freue ich mich schon auf die kommenden drei Schotter-Events.

Wie realistisch hältst du einen Stohl-Sieg in diesem Jahr?

Im Rallye-Sport ist prinzipiell alles möglich. Auch ein Sébastien Loeb oder ein Marcus Grönholm machen Fehler, jeder kann einmal patzen, das haben die bisherigen Läufe ja auch gezeigt. Aber nicht nur ein Loeb-, Grönholm- oder Stohl-Sieg ist möglich (lacht) - es könnte noch einige andere Sieger geben. Da gibt es auch noch einen Petter Solberg - der wahrscheinlich gerade einen so dicken Hals hat (lacht)...

Glaubst du, dass es sich bei Subaru ausschließlich um Probleme mit den Pirelli-Reifen handelt?

Nein, ich denke, die haben wohl grundsätzliche Probleme mit dem Auto. Wenn ein Herr Atkinson mit dem Vorjahrsauto schneller fahren kann als Solberg mit dem aktuellen, ist das ein Indikator.

Bislang haben Sébastien Loeb und Marcus Grönholm die Szene beherrscht - die können sogar am Ende ein wenig nachlassen...

Man muss hier differenzieren. Wenn ein Pilot nach den letzten Wertungsprüfungen sagt, er habe nachgelassen, dann tut er das wohl deshalb, weil ihm einfach nichts anderes mehr einfällt (lacht). Grundsätzlich fahren sowohl ein Loeb als auch ein Grönholm oder auch viele andere bis zur letzten Sonderprüfung mit 99 Prozent - keiner von denen lässt wirklich am Ende nach. Taktieren heißt, dass man 99,9 statt 101 Prozent fahren kann - das heißt aber nicht, dass nicht auch ein Loeb oder ein Grönholm am Ende den Wagen in die Böschung schmeißen kann.

Aber irgendeinen Unterschied muss es doch geben zwischen Loeb/Grönholm und dem Rest der Welt?

Das System Loeb oder Grönholm basiert darauf, dass sie die ersten beiden Sonderprüfungen sofort mit 110 Prozent fahren. Der Rest der Leute hat es mental nicht drauf, sofort bei der ersten Prüfung 110 Prozent geben zu können.

Warum ist das so?

Ich bin einmal mit Loeb mitgefahren - der fährt prinzipiell wie jeder andere auch. Es gibt aber einen großen Unterschied: Wenn er einen Fehler macht, steckt er den weg und fährt sofort wieder voll weiter. Bei ihm gibt es keinen Ärger und auch kein "Aha-Erlebnis" - der Fehler wird sofort weggesteckt, während unsereiner einige Kurven benötigt, um wieder 100 Prozent zu geben und dabei verliert man eben Zeit.

Weißt du eigentlich gleich nach einer Sonderprüfung, ob deine Fahrt gut oder schlecht war?

Der erste Blick im Ziel ist immer auf die Zeitanzeige gerichtet - meine Co-Pilotin Ilka Minor gibt mir nur bei besonderen Anlässen, wenn wir zum Beispiel einen Rang verteidigen müssen, die Zwischenzeiten durch. Es ist unheimlich schwer einzuschätzen, wie schnell man wirklich war. Oft hat man ein total gutes Gefühl und man muss mit Entsetzen feststellen, dass man viel zu langsam war. Und umgekehrt denkt man sich oft, dass man viel zu langsam war und dann ist man schwer erstaunt, weil die Zeit so gut war. Ich muss aber dazu sagen, dass mir der Peugeot prinzipiell mehr Feedback gibt als der Citroen im Vorjahr.

Freust du dich eigentlich mehr über eine Top-Platzierung oder über einen geringen Zeitrückstand zur Spitze?

Das Schönste ist für mich schon, wenn man auf dem Podium steht, wenn man feiern kann. Die Zeitrückstände sagen dir aber, wo du Fehler gemacht hast, wo du mehr rausholen kannst.

Bevor du in den Flieger in Richtung Argentinien steigst, kommst du am Samstagvormittag als Besucher zur Triestingtal-Rallye?

Ja, ich dachte mir, da mache ich noch einen netten Spaziergang im Triestingtal. Ich finde es einfach toll, was die Veranstalter hier leisten.

Danach steigst du mit einem guten Gefühl in den Flieger?

Ja, wir verfügen wieder über mehr Erfahrung. Ich hoffe doch sehr, dass sich diesmal mein Wissen bezahlt machen wird.

Eine Superstage wird direkt im Córdoba-Stadion abgehalten, wo Österreichs Fußball-Mannschaft im Jahr 1978 das legendäre 3:2 gegen Deutschland gelungen ist. Ist das eine besondere Motivation für dich?

Ich habe gar nicht gewusst, dass wir direkt in diesem Stadion fahren werden. Wenn das so ist, dann müssen wir natürlich auch unseren Beitrag leisten (lacht). Nachdem keine Deutschen dabei sind, müssen wir eben die Finnen bügeln...

Den zweiten Teil des Gesprächs mit Manfred Stohl finden Sie in der Navigation rechts.

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