RALLYE

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Abgerechnet wird am Ende

Die Rallye-Laufbahn von Jürgen Praschl nimmt weiter gute Formen an, er zeigt enorme Kampfstärke und Konkurrenzfähigkeit.

Davon merkte man auch bei der ARBÖ-Steiermark-Rallye sehr viel, rein vom Verlauf war es sogar seine bisher beste Rallye. Und gleich vorweg: Der Monster-Schaden vom vergangenen Jahr wiederholte sich nicht, und wenn der weiße Volvo 740 einmal unversehends neben der Strecke war (und das war er öfter als nur einmal), dann an Stellen, wo dies harmlos war.

Während der Zeit vor der Veranstaltung bei Admont gab es ja öfter Scherze auf die Art von „Ich werd’ die Herbst-Rallye auch fahren. Wenn der Volvo die Steiermark-Rallye überlebt…“. Der Volvo hat die Steiermark-Rallye überlebt, die Woche darauf geht es plangemäß in Leiben weiter.

Es war der erste gemeinsame Einsatz mit Jiri Michal, einem langjährigen Freund, der bereits eine ebenso langjährige Erfahrung als Copilot hat, und so fiel die Verständigung im doppelten Sinn des Wortes denkbar leicht. Das spürte man dann schon auf der ersten Prüfung, dem noch am Freitag abgehaltenen 2,75-Kilometer-Kurs bei Hall, der von Jürgen Praschl dennoch sehr ernst genommen wurde – immerhin ging es um die Startreihenfolge des nächsten Tages. Zufall oder nicht: Jürgen Praschl teilte sich eine Elch-Cup-Bestzeit mit Markus Stachl. So hatte es einmal begonnen.

Am nächsten Tag schlug der Mann mit dem großen Zwillingsbruder zu: Bernhard Engelmann ließ zu Beginn mit seinem ebenfalls hauptsächlich in Weiß lackierten Volvo 740 als schnellster Cup-Teilnehmer aufhorchen und ging gleich einmal in Führung. Dort blieb er für eine kurze Weile, während Jürgen Praschl, beständig auf Podestkurs fahrend, auf seine Chance wartete.

Die bekam er auch, als zuerst Engelmann und danach Stachl in Schwierigkeiten geriet – im Falle des Steirers führten sie relativ bald zum Ausfall. Jedenfalls gehörte die Führung bei den Rallye-Volvos ab der sechsten Prüfung (Treglwang II) der Rallye-Gemeinschaft Triestingtal: Für Jürgen Praschl ein wichtiger neuer Abschnitt in seiner Karriere, denn das gab es bisher noch nicht. Bestzeit ja, aber Führung – nein.

Man kann sich auch in etwa vorstellen, dass es für einen Volvo-Starter mindestens so schwierig sein muß, die Führung unter den Teilnehmern im Elch-Cup zu übernehmen, wie für einen Raimund Baumschlager der Kampf um den Gesamtsieg. Hat man es endlich einmal geschafft, vorne zu sein, ist lange noch nichts gewonnen, denn die Gegner, auch wenn sie hinten liegen, bleiben dicht auf den Fersen. Meist sind es gleich mehrere: Der Elch-Cup, spannend wie nie.

Trotz der anspruchsvollen Wettbewerbssituation behaupteten Jürgen Praschl und Jiri Michal ihre Führung in der Volvo-Wertung über längere Zeit, aber von hinten wurde der Druck größer und größer: Andreas Schögler und mit fortschreitendem Verlauf der Veranstaltung vor allem Georg Gschwandner meldeten ihren Anspruch auf Platz Eins in der Volvo-Wertung an, der Ex-Nachbar des Elch-Cup-Sekretärs hatte alle Hände voll zu tun, um seine Chancen zu wahren. Und irgendwann einmal wurde der Ansturm zu heftig…

Am Ende der neunten Prüfung war der Vorsprung auf Gschwandner/Jesacher mit 1,7 Sekunden nur mehr denkbar gering, und nach einem weiteren Durchlauf von Kaiserau Süd und heftigem Geweih-Rasseln hatte sich ein neuer Zwischenstand an der Elch-Spitze ergeben: Die wie gewohnt Schnellsten des Volvo Rallye Teams Triestingtal lagen in Front.

Jürgen Praschl hatte sich gewehrt, so gut er konnte, und so blieb sein Rückstand auf Gschwandner ähnlich hauchdünn, wie zuvor sein Vorsprung war. Aber dann war ja hinter ihm auch noch Andreas Schögler, und – man ahnt es – mit einem ebenfalls nur äußerst kleinen Abstand.

Für die Zuseher ein Hochgenuß in Vollendung: Elch-Reiter mit höchstem Kampfeinsatz, die schweren Eisen permanent an der Grenze des Machbaren bewegt – eine längst schon vergessen geglaubte Art des Rallyefahrens erwacht zu neuem Leben. Wie seine Gegner, gibt auch Jürgen Praschl alles: Dann und wann findet er sich neben der Fahrbahn wieder, manchmal ist die Zierleiste der vorderste Punkt am Auto – je querer, desto Volvo. Auch nachdem der Herausforderer der RG Triestingtal die Führung los ist, gibt er alles, um sie eventuell zurückzuholen, und auch der zweite Platz ist keineswegs sicher.

Während er jedoch gegen Georg Gschwandner bis zum Schluß nie mehr wieder ankommt, geht es zwischen Schögler und Praschl einige Male hin und her. Letztendlich setzt sich aber auch hier die Konkurrenz durch – um vier Zehntel-Sekunden. That’s Rally Marke Elch-Cup, aber irgendwie ist es so auch am Schönsten.

Am Ende bleiben ein sicherer Podestplatz und das ebenso sichere Gefühl, die bisher stärkste Rallye gefahren zu sein. Und besonders wichtig – wie schon genannt: Der Volvo wurde keinen außerplanmäßigen Gewaltakten ausgesetzt, dem Start bei der Herbst-Rallye am 4. Oktober steht nichts im Wege. Eine willkommene Gelegenheit für einen weiteren Versuch von Jürgen Praschl und Jiri Michal, die höchste Podeststufe in der Volvo-Wertung zu erklimmen. Nach der erstmaligen Führung bei der ARBÖ-Steiermark-Rallye ist das die nächste logische Steigerung…

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