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Der OSK-Vorsitzende im Gespräch mit motorline.cc

OSK-Vorsitzender Primarius Univ. Prof. Dr. Harald Hertz spricht unter anderem über Max Mosley, FIA- bzw. OSK-"Piraten" und die Pirelli Driver Search.

Michael Noir Trawniczek

Die beiden Ennstal Classic-Organisatoren Helmut Zwickl und Michael Glöckner luden zur Pressekonferenz im Technischen Museum der Bundeshauptstadt Wien, um einen Vorgeschmack auf die Ennstal Classic 2008 (22 bis 26. Juli) zu vermitteln. Zu Gast war auch der Vorsitzende des Obersten Nationalen Sportkommission OSK, quasi der FIA Österreichs. Primarius Univ. Prof. Dr. Harald Hertz, der bei der Oldtimer-Rallye selbst ins Lenkrad greifen wird, stellte sich den Fragen von motorline.cc.

Die OSK hat sich nicht an den an FIA-Präsident Max Mosley gerichteten Rücktrittsforderungen beteiligt, oder?

Die OSK hat sich nicht beteiligt - wohl aber hat der Präsident des ÖAMTC, Werner Kraus, bei der Vertrauensabstimmung am 3. Juli gegen den Verbleib von Max Mosley als FIA-Präsident gestimmt. Er ist jedoch überstimmt worden, Mosley ist weiter im Amt und wir werden sehen, wie es weitergeht.

Hat es Gedanken gegeben, dass man sich von der FIA lossprengt, man gemeinsam mit anderen Ländern einen anderen Verband gründet?

Nein, dieser Gedanke ist bei uns nicht aufgekommen. Es ging rein um die Person des Max Mosley - wobei man in dieser Frage geteilter Meinung sein kann, ob das, was er getan hat, korrekt oder nicht korrekt ist. Für den Sport hat Mosley jedenfalls immer sehr viel Gutes beigetragen. Die Affäre war halt ein Ausrutscher - der einem jedoch in dieser Position wahrscheinlich nicht passieren darf. Deshalb gab es eben diese Diskussion - doch das hat sich mittlerweile erledigt und wir werden schauen, wie es weitergeht.

Es gibt FIA bzw. OSK-"Piraten" - auf dem Autocrossring in Hollabrunn wird seit mehr als zehn Jahren ohne FIA- respektive OSK-Segen Motorsport betrieben.

Es gibt in Österreich einige Veranstaltungen, die nicht im Namen oder unter der Patronanz der OSK abgehalten werden. Das sind Dinge, die an und für sich contra legem sind - allerdings gibt es keine wirkliche gesetzliche Gewalt, das zu verbieten. Es kommt erst dann zum Tragen, wenn bei so einer Veranstaltung etwas passiert.

Dann wird der Veranstalter in die Haft genommen. Dann muss er dafür geradestehen, was bei dieser Veranstaltung passiert ist. Wenn er die Veranstaltung im Rahmen der OSK machen würde, gäbe es entsprechende Versicherungen, dann wäre das Ganze rechtlich abgedeckt - daher wäre es dann einfacher für den Veranstalter.

Der Obmann des WRT Hollabrunn, Franz Häusler, hat mir in einem motorline.cc-Interview gesagt, dass er prinzipiell unter gewissen Voraussetzungen bereit wäre, wieder mit der OSK zu kooperieren. Wären Sie bereit für eine solche Rückkehr?

Die OSK ist offen für alle. Das Einzige, was manche hin und wieder abschreckt, ist eben die OSK-Gebühr. Bezüglich der Versicherung. Aber das ist ja eine Gebühr, die einem nur gut tut - eben für den Fall, dass etwas passiert. Denken Sie an den Salzburg-Unfall vor ein paar Wochen, wo ein Pilot auf diesem Altstadtkurs in die Zuschauer gefahren ist. Wenn da der Veranstalter entsprechend versichert ist, dann ist das alles in Ordnung. Da steht dann auch die OSK mit ihrem breiten Rücken hinter den Veranstaltern.

Wenn es aber eine, unter Anführungszeichen. 'wilde Veranstaltung' ist, dann bleibt der Veranstalter über. Die paar Euro können nicht der Grund dafür sein, dass man sich der OSK nicht unterwirft - beziehungsweise ist unterwerfen der falsche Ausdruck, also dass man nicht der OSK beitritt. Wir verlangen keine Besonderheiten - sondern wir wollen, dass der Motorsport in Österreich geregelt abläuft. Wir haben einen Sportkommissar vor Ort, der nach den Regeln des Motorsports diese Veranstaltung wertet und ich glaube, das ist ja nur im Sinne aller Teilnehmer, dass wir hier gute Verhältnisse vorlegen.

Was mir noch aufgefallen ist: FIA-Präsident Max Mosley predigt oft und gerne, man müsse den Motorsport "grüner" gestalten. Auf der FIA-Website gibt es auch die Kampagne "Make Cars Green" - mit einem an sich wunderschönen Logo. Nur: In der Praxis sieht es so aus, dass in der Rallye-WM keine alternativen Antriebsarten zugelassen sind. In Österreich hingegen gab es bereits den legendären Sieg eines Erdgasautos, es gibt Diesel- und auch Bioethanol-Autos in der ÖM. Wieso ist es nicht möglich, dass man auch auf der internationalen Bühne, also in der Rallye-WM solche alternative Antriebsmodelle zulässt?

Österreich ist auf diesem Gebiet ein Vorreiterland. Wir haben uns in der OSK Gedanken darüber gemacht, wie man umweltfreundliche Technologien auch in den Rallyesport Einzug halten lassen kann. Wir haben jetzt eben drei verschiedene Klassen - die Dieselklasse, die Gasautos und die E85, also die mit Ethanol betriebenen Autos für Österreich zugelassen, für Österreich homologiert.

Es wäre schön, wenn das international Nachahmung finden würde. Wir sind auch dabei, diese Autos so abstimmen zu lassen beziehungsweise so zu homologieren, dass sie wettbewerbsgleich sind und nicht wettbewerbsverzerrend - sodass also nicht die Bioethanol-Autos stärker sind als die Benzinautos, sodass wir hier eine gleiche Basis haben - denn dann können diese Autos bei den Bewerben auch gleich gewertet werden.

Sie führen ja sicher auch Gespräche mit den Präsidenten der Nationalen Automobilbehörden im Ausland, auf internationaler Ebene. Da gibt es ja das Gerücht, dass in der Rallye-WM deshalb keine alternativen Antriebssysteme zugelassen werden, weil jene Treibstoffkonzerne, die mit der FIA kooperieren, dagegen sein sollen, weil sie auf diesem Gebiet noch zu wenig zu bieten hätten...

So ähnlich ist es. Es gibt sicherlich sehr viele Sponsoren, die in der Rallye-WM vertreten sind und dort großes Geld lassen - und die ihre eigenen Interessen vertreten. Diese heißen Benzin - und nicht Bioethanol. Daher wird das so gemacht. Viele andere Länder sind nicht so fortschrittlich wie Österreich und sagen: 'Was die FIA macht ist gut - und deshalb machen wir das auch.'

Es wäre wirklich an der Zeit, dass sich auch die FIA dazu durchringt, Bioethanol, Gas, Diesel oder was auch immer in der WM zuzulassen. Wenngleich auch - und da können wir, so glaube ich, einige Ideen liefern - die Gleichheit im Sinne des sportlichen Wettbewerbs gegeben sein muss. Sodass nicht eine Antriebsart wesentlich stärker ist als die andere. Da sind wir in Österreich zumindest mit Bioethanol so weit, dass wir die Autos mit Restriktoren ausrüsten lassen, sodass sie eine adäquate Performance wie die Benzinautos liefern können.

Da gab oder gibt es ja dieses Problem mit der Einspritzdüse - weshalb Stohl Racing-Pilot Beppo Harrach nur in der Alternativklasse Punkte erhält, nicht jedoch in der Division I.

Die Gasautos brauchen, um genug Gas in den Verbrennungsraum zu bekommen, vier Düsen, wobei aber das normale Auto nur zwei hat. Daher haben wir hier eine Extra-Homologation gemacht. Das Ganze ist natürlich ein bisschen schwierig zu vergleichen: Ist das Benzin- oder ist das Gasauto schneller? Offensichtlich ist also das Gasauto schneller. Hier sind wir noch dabei, technische Feinheiten zu finden, sodass wir auch hier mit zwei Düsen auskommen - allerdings gibt es diese Düsen noch nicht im Handel, weil die in einer entsprechenden Größe sein müssen und das ist momentan nicht vorrätig und daher ist es technisch nicht machbar, die Gasautos mit zwei Düsen fahren zu lassen. Aber wir werden sehen - vielleicht ist es im nächsten Jahr möglich.

Es gibt die Pirelli Driver Search, bei der ein junger Pilot eine Teilnahme in der WM erhalten wird, in einem Gruppe N oder Super 2000-Boliden. Da hat es eine OSK-Aussendung gegeben - es wurden drei Teilnehmer vorgestellt: Hannes Danzinger, Franz Wittmann Jr. und Andreas Aigner. Wie ist es zu dieser Auswahl gekommen?

Es ist im Rallye-Kollegium und im Meisterschaftsausschuss das Vorgehen beschlossen worden. Da ging es darum, wie wir diese drei Leute nominieren. Da sind dann also alle Fahrer unter 27 Jahren gescannt worden, aufgrund ihrer Ergebnisse in den Jahren 2007 und 2008. Es sind dann diese drei Fahrer übrig geblieben, welche die besten Ergebnisse nach Punkten hatten. Daher sind es diese drei geworden, die sich jetzt noch einem weiteren Test unterziehen müssen, um dann einen zu dem Pirelli-Shootout zu schicken.

Ich bilde mir ein, dass ich irgendwo gelesen habe, dass Fahrer, die bereits in der WM angetreten sind gar nicht teilnahmeberechtigt sind...

Das ist nicht richtig.

Der Andi Aigner soll sehr überrascht gewesen sein, als er erfahren hat, dass er nominiert wurde...

Das kann schon sein. Aber wir haben aus den in Österreich zur Verfügung stehenden Fahrern ausgewählt und dabei sind drei Leute herausgekommen, die aufgrund der Kriterien die besten Fahrer waren. Aber wenn der Andi Aigner nicht teilnehmen möchte...

Davon ist keine Rede - er wird sich wohl eher gefreut haben über die Nominierung, weil diese ja auch eine Würdigung seiner außerordentlichen Leistungen in der PWRC darstellt. Was mir jedoch auffiel: Manche Rallyefans dürften vielleicht den Gedanken ein bisschen seltsam empfunden haben, dass Andi Aigner, der sich ja bereits in einem Förderprogramm, in jenem von Red Bull befindet, quasi von einem Förderungsprogramm ins andere Förderungsprogramm steigen würde oder er dann zugleich in zwei Förderprogrammen vertreten wäre...

Es geht ja um eine andere Klasse - der Andi Aigner fährt ja derzeit Gruppe N und das Pirelli-Programm wäre Klasse A, das wäre dann also eine Steigerung für seine Performance. Er würde in eine andere Klasse kommen - und deshalb steht er auch zur Diskussion. Wenn Aigner sagen würde, dass er das nicht will - weil er beispielsweise sowieso schon für 2009 mit Red Bull etwas in der Pipeline hat, dann freuen wir uns, weil dann ein zweiter Fahrer eine Chance erhält.

Aber wir können den Andi Aigner nicht von vornherein ausschließen, weil dann heißt es gleich: Wieso wird derjenige, der in der WM fährt und der sozusagen der Beste ist, bei diesem Projekt ausgeschlossen? Also: Wie man es dreht und wendet - man macht immer irgendetwas falsch (lacht). Aber im Ernst: Wir haben uns jetzt für diese drei Fahrer entschieden, das ist alles nachvollziehbar, da gibt es keine Mauschelei, das sind einfach die Ergebnisse der letzten zwei bzw. 1,5 Jahre und das war die Grundlage und das ist sicher für alle nachvollziehbar und korrekt.

Manfred Stohl hat gemeinsam mit Co-Pilotin Ilka Minor im Jahr 2006 den vierten WM-Rang belegt und krönte sich damit zum bestplatzierten Privatfahrer der WM-Geschichte. Jetzt steht er ohne Cockpit da. Kann die OSK in so einem Fall eigentlich in irgendeiner Form helfen?

Nein. Weil die OSK keine finanziellen Mittel hat, hier eingreifen zu können. Es ist Sache des Fahrers und seiner Sponsoren, sich ein Cockpit zu ergattern. Da kann die OSK nicht helfen.

Und Sie persönlich - was sagen Sie dazu, dass jemand, der so weit vorne in der Rallye-WM mitmischen konnte, heute kein Cockpit mehr hat?

Ja, das ist eine wirkliche Tragik - denn Manfred Stohl ist sehr begabt und hat gute Leistungen erbracht. Vielleicht nimmt ihn ja ein anderes Team unter Vertrag? Aber wie gesagt: Beeinflussen können wir das von der OSK nicht. Dazu sind wir viel zu klein.

Sie nehmen als Pilot an der Ennstal Classic (22. bis 26. Juli) teil - mit welchem Auto fahren Sie da?

Ich fahre mit einem ÖAMTC-Käfer, Baujahr 1971, der noch im Originalzustand erhalten ist und 34 PS aufbringt. Die Ennstal Classic wird sicher keine leichte Aufgabe werden. Wir wissen ja alle, dass man bei der Ennstal Classic ordentlich fahren muss, um einen guten Schnitt zu erreichen. Aber wir werden schauen, wie es geht.

Sie haben einen erfahrenen Navigator zur Seite?

Ja, ich habe einen guten, einen erfahrenen Navigator an meiner Seite - den Christian Kletzer, der schon im letzten Jahr mit mir gefahren ist. Da sind wir mit einem Porsche 356 gefahren. Insgesamt wird das meine sechste Ennstal Classic.

Sind Sie früher auch Rennen gefahren?

Ja, ich habe in meiner Jugend auch an Rallyes teilgenommen.

Mit welchem Auto?

Mit einem VW-Käfer. Und mit einem BMW 2002 ti.

Ein starkes Auto...

Ja, das war ein starkes Auto, damals.

Ihr bestes Ergebnis?

Das war der dritte Platz in meiner Klasse.

Sind Sie lieber auf Schotter oder auf Asphalt gefahren?

Damals fuhr ich mehr auf Schotter als auf Asphalt.

Herr Dr. Hertz, vielen Dank für das Interview, ich wünsche Ihnen alles Gute bei der Ennstal Classic.

Danke.

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