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Hirvonen muss am Sonntag Straßen fegen…

Nach Taktikspielchen am zweiten Tag muss Hirvonen am Sonntag die Prüfungen eröffnen, dahinter starten Sordo und Loeb, der tagsüber Bestzeiten fuhr.

Michael Noir Trawniczek

"Ich MUSSTE es tun" - Loeb kann nichts für das System...

„Es tut mir leid, dass ich den Postkasten erwischt habe – es würde mich freuen, einen neuen zu besorgen, wenn jemand Kontakt mit mir aufnehmen sollte“ – Mikko Hirvonen kam auf SP 16 weit von der Strecke ab und schlug gegen den erwähnten Briefkasten, nach den wütenden Protesten von Umweltaktivisten und Anrainern am ersten Tag wollte Hirvonen neue Misstöne wohl im Keim ersticken. Obwohl er auf der zweiten Durchfahrt, auf SP 22 tatsächlich ein zweites Mal gegen den mittlerweile erneuerten Briefkasten krachte, als er an der gleichen Stelle abermals von der Strecke abkam…

Von neuen Protesten war glücklicherweise, vorerst, nichts zu hören – auch der Briefkastenbesitzer hat sich dem Vernehmen nach bisher noch nicht gemeldet. Dafür waren die Prüfungen äußerst rutschig. Speziell die morgendliche SP 16 war vom nächtlichen Regen beeinträchtigt, die weiteren Prüfungen waren jedoch großteils trocken, aber trotzdem extrem rutschig.

Rallye-Leader Jari Matti Latvala konnte auf den ersten vier Prüfungen seine Führung verteidigen, doch ein entfesselter Sébastien Loeb rückte immer näher. Nach SP 19 lag der Citroen-Pilot nur noch 3,5 Sekunden zurück.

Auch am Nachmittag markierte Loeb eine Bestzeit nach der anderen, auf SP 21 knöpfte er Latvala die Führung ab, dieser lag nun 5,3 Sekunden hinter ihm. Auf SP 22 erhöhte Loeb seinen Vorsprung auf elf Sekunden, jetzt lag Hirvonen auf Rang zwei, dahinter Latvala.

Sébastien Ogier war bereits auf Rang vier abgerutscht, doch auf SP 22 hatte der Citroen Junior einen Reifenschaden, was ihn auf Platz fünf rutschen ließ.

Lächerliche Farce

Auf SP 23, der letzten regulären Prüfung des zweiten Tages, demonstrierten die WRC-Protagonisten, in diesem Fall die beiden Citroen-Werkspiloten, warum das Verfolgen der Tage 1 und 2 der Rallye-WM in etwa den gleichen sportlichen Wert hat wie das Verfolgen eines freien Trainings der Formel 1. Nach einem harten und aufregenden Tag machten Sordo und Loeb, mit den Splitzeiten von Hirvonen versorgt, langsamer, um am Sonntag hinter Hirvonen starten zu können. Denn die Startreihenfolge wird nach der letzten regulären Prüfung festgelegt, die beiden Superspecials am Abend haben keinen Einfluss auf die Startreihenfolge am Sonntag.

Loeb verzichtete darauf, seinen Elf Sekunden-Vorsprung auszubauen und sagte: „Wenn ich am Sonntag als Erster losfahren müsste, hätte ich wohl keine Chance auf den Sieg.“ Und weil Hirvonen vor ihm dran war, musste der Finne tatenlos zusehen, wie sich die beiden Citroen-Piloten in Position brachten, Sordo auf Platz zwei, Loeb natürlich auf Rang drei – mit Rückständen von zwei und vier Sekunden.

Dass es sich hier um eine lächerliche Farce handelt, ist auch Loeb klar: „Es ist hart für mich, das zu tun – ich tue das nicht gerne. Früher war es auch anders, da hast du bis zum Schluss gepusht.“

Dass nicht Loeb der Schuldige ist, sondern die Macher der Serie, ist jedem klar. Die Rallye-WM wird derzeit von Kräften gelenkt, welche den Sport – bewusst oder unbewusst – lächerlich machen. Mini-Starterfelder, Taktikspielchen, Rallyeautos die auf Eis stagnieren, WM-Punkte für reine Bezahlfahrer oder Sponsorenzugeständnisse, Knebelverträge für Medienpartner und so weiter und so fort. Erst unlängst hat man mit der lachhaften Aussage für Kopfschütteln gesorgt, es sollten maximal vier Hersteller in der WRC antreten - in einer Lage, in der die WM mit zwei Herstellern an Lächerlichkeit mit der deutschen DTM gleichgezogen hat…

Solberg brach sich einen Finger

Zurück zur „Rallye“: Nach SP 23, welche für die Startreihenfolge am Sonntag verantwortlich ist, führt Hirvonen zwei Sekunden vor Sordo und vier Sekunden vor Loeb. Latvala fiel zurück, weil er auf der letzten regulären SP einen Reifenschaden hatte, er liegt mit einem Rückstand von 46,2 Sekunden auf Rang vier. Nur wenige Sekunden hinter ihm belegt Ogier Rang fünf.

Mit mehr als 2,5 Minuten Rückstand belegt Stobart Ford-Pilot Henning Solberg Platz sechs – doch der Norweger hatte eine schlechte Nachricht für den Reporter des WRC-Radios: „Es ist hart, ich habe mir einen Finger gebrochen, ich muss einen Arzt aufsuchen.“ Solberg konnte am Abend die Superspecial-Prüfungen bestreiten.

In der PWRC führt Martin Prokop 16,3 Sekunden vor Richard Manson sowie 56,4 Sekunden vor Cody Crocker. Mit fast zwei Minuten Rückstand folgen Toshihiro Arai und Armindo Araujo auf den Rängen vier und fünf.

Am Sonntag sind noch rund 120 Wertungskilometer zu absolvieren. Auf den beiden Asphalt-Superspecials markierten Ogier und Sordo die schnellsten Zeiten. Nach dem zweiten Tag führt Sordo mit jeweils einer Zehntelsekunde Vorsprung auf Loeb und Hirvonen.



Stand nach Tag 2 (SP 25)

 1.  Dani Sordo          Citroen     1:52:28.1
 2.  Sébastien Loeb      Citroen      +    0.1
 3.  Mikko Hirvonen      Ford         +    0.1
 4.  Jari-Matti Latvala  Ford         +   44.4
 5.  Sébastien Ogier     Citroen      +   46.2
 6.  Henning Solberg     Ford         + 2:42.4
 7.  Matthew Wilson      Ford         + 2:43.2
 8.  Federico Villagra   Ford         + 3:59.8
 9.  Hayden Paddon       Mitsubishi   + 9:16.0*
10.  Martin Prokop       Mitsubishi   + 9:29.3**
* = nicht punktebrechtigt in der PWRC
** = PWRC-Leader

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