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Rallye-ÖM: Waldviertel

„Wenn nicht noch ein Wunder geschieht…“

Patrick Winter spricht im motorline.cc-Exklusivinterview über das Problem der Sponsorensuche und was er sich fürs Waldviertel vorgenommen hat.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl

Co-Pilotin Daniela Stummer, Patrick Winter mit seinem kleinen Noel

Drei sensationelle SP-Bestzeiten konnte Patrick Winter bei der Steiermark-Rallye einfahren – im Mitsubishi Lancer Evo IX, gegen die Super 2000-Boliden von Andreas Waldherr und Raimund Baumschlager. In Patrick Winter sehen viele Experten jenen „jungen Wilden“, der die fast schon unheimliche Sieges- respektive Titelserie (sieben in Folge!) von Raimund Baumschlager beenden könnte.

Doch wie Patrick Winter im motorline.cc-Interview gesteht, könnte die Waldviertel-Rallye (30. & 31.10.) sein Abschied aus dem Rallyesport werden – denn bislang fand sich kein Sponsor, der dieses große Ausnahmetalent unterstützen möchte…

Patrick, du hast bei der Pressekonferenz zur Waldviertel-Rallye erklärt, dass die ‚Final Rally Days’ auch deine letzte Rallye sein könnten…

Ja, das stimmt. So wie es zurzeit aussieht, wird das wirklich meine letzte Rallye sein. Die allgemeine Wirtschaftslage macht es sehr schwierig, Sponsoren zu finden. Ja, und bevor ich da jetzt privates Geld investiere, höre ich lieber auf – zumal es sowieso unmöglich ist, mit dem privaten Geld eine komplette Saison zu finanzieren. Da ist es gescheiter, gleich einen Schlussstrich zu ziehen. Falls nicht doch noch ein Wunder geschieht…

Hast du in punkto Sponsorensuche alles probiert?

Wir haben jetzt noch einmal rund 3.000 Firmen angeschrieben – aber wenn du diese Leute nicht persönlich kennst, steigt einfach keiner ein. Es ist so schwer! Und in Österreich ist es besonders schwer – da hast du die etablierten Fahrer und Teams, die haben ihre Sponsoren und für einen jungen Piloten ist es da noch sehr viel schwerer, an Sponsoren zu gelangen.

Hast du auch Red Bull kontaktiert?

Jedes Jahr – seit ich Rallye fahre! Vier Dosen habe ich jedes Jahr als Entschädigung erhalten. Wenn ich da also 1.000 Anfragen sende und ich dann also 4.000 Dosen habe und die dann verkaufe, wäre ja auch schon eine Summe beieinander (lacht).

Im Waldviertel möchtest du noch einmal groß aufzeigen, nicht wahr?

Ja, dort wollen wir auf jeden Fall ein gutes Resultat einfahren – nur weiß ich aus meiner Erfahrung der letzten Jahre, dass du auch ein gutes Resultat nicht verkaufen kannst, dass dir keiner ein Geld für ein gutes Resultat gibt. Du musst entweder persönlich jemanden kennen oder du triffst einen gut betuchten Motorsportfan, der dich persönlich mag – aber ansonsten kannst du mit einem guten Resultat eine Firma nicht dazu bringen, dich zu finanzieren.

Du hast auch erklärt, dass du dir auch einen Gesamtsieg zutraust – fährst du im Waldviertel nach dem Motto: ‚Alles oder nichts!’?

Wir werden natürlich alles geben, und wenn man sich die Zeiten der Admont-Rallye ansieht, dann sind die Chancen sicher vorhanden. Wobei ich glaube, dass der Raimund bei der Admont-Rallye noch Reserven hatte. Wir schauen einfach, was möglich ist - und wenn ich sehen sollte, dass ich keine Chance auf den Sieg habe, dann schaue ich eben, dass ich Zweiter oder Dritter werde, da habe ich auch kein Problem damit. Man kann jetzt nicht von mir erwarten, dass ich da oben gewinne – so ein haushoher Favorit bin ich nicht, nachdem vier Super 2000-Autos am Start sind.

Bei der Admont-Rallye, auf den drei Wenger Prüfungen gab es bei meinen Zeiten lediglich 0,4 Sekunden Abweichung, da konnte ich einfach nicht mehr schneller fahren, das war absolut am Limit. Durch den Reifenschaden waren wir am Ende rund eine Minute zurück – aber in Wahrheit waren wir immer zwei bis drei Sekunden langsamer als der Raimund. Das war für mich überraschend.

Ich wusste schon vor der Rallye: Der Treglwanger Rundkurs ist eher eine Fahrerstrecke, da können wir näher an ihm dran sein. Aber auf den Prüfungen Kaiserau und Weng ist ein Super 2000-Auto einfach derart überlegen, dass ich da wenig Chancen habe. Und genau so kam es dann ja auch.

Ich habe mir die Zeiten angesehen, die der Raimund im Vorjahr bei der Admont-Rallye gefahren ist, im Mitsubishi. Da wäre ich insgesamt zwei Minuten schneller als er gewesen, heuer. Alleine auf der Wenger Prüfung waren es jedes Mal sechs oder sieben Sekunden. Da war ich ziemlich überrascht.

Sind vielleicht die Reifen besser geworden in dem einen Jahr? War das Wetter anders?

Wir haben auch schon studiert, wie das sein kann. Sicher haben wir neue Reifen, aber die Mischungen sind gleich geblieben. Und das Wetter war auch nicht anders – auch im Vorjahr war es schön.

Es ist schon absurd – da gibt es zwei Fahrer, die das Zeug dazu hätten, vielleicht sogar einen Raimund Baumschlager herauszufordern – und ausgerechnet diese zwei Piloten – sprich Patrick Winter und Hannes Danzinger – sind für 2010 noch ohne Cockpit…

Ja, das ist wirklich traurig – so weit ich weiß, kämpft auch der Hannes noch um ein Budget. Zugleich gibt es einige andere Fahrer, die niemals auch nur den Funken einer Chance haben werden, einen Baumschlager zu attackieren – und die haben aber ein gesichertes Budget, über Jahre hinweg.

Gut, ich muss froh sein, dass ich heuer überhaupt die Chance erhielt, mein Potential zu zeigen – dafür möchte ich mich auch noch einmal bei Eddy Schlager bedanken. Er hat mir eine Chance, ein günstiges Cockpit gegeben und ohne ihn wäre ich gar nicht in der Lage gewesen, diese Erfolge einzufahren. Ohne ihn hätte ich selbst nicht die Erfahrung machen können, dass ich so schnell fahren kann. Es hat ja anfangs niemand damit gerechnet, dass wir gleich einmal Podestplätze einfahren können – auch ich selbst nicht.

Die Admont-Rallye hast du ja mit einem neuen Team, dem ungarischen Rennstall von Zoltan Katona bestritten. Wie war’s?

Es ist ein sehr ruhiges Team, es gibt keine großen Aufregungen, alles läuft professionell ab, ich habe mich gleich wohl gefühlt in diesem Team. Es gab keine Spannungen und ich konnte auch freie Entscheidungen treffen. Und mein Mentaltrainer, der Achim Mörtl, wird im Team voll akzeptiert.

Der dreifache Rallye-Staatsmeister Achim Mörtl unterstützt dich schon seit einigen Monaten als mentaler Coach, nicht wahr?

Ja, der Achim hilft mir sehr viel – er war auch bei der Admont-Rallye und kommt auch ins Waldviertel. Er hilft mir auch zwischen den Rallyes bei meinem Training, gibt mir Anleitungen, was ich trainieren soll. Da erhalte ich jede Woche einen Trainingsplan von ihm. Er ist eine so große Hilfe für mich…

Nur in Sachen Sponsor kann er dir wahrscheinlich auch nicht helfen, oder?

Nicht wirklich – er schaut zwar auch, was möglich ist, aber er hatte auch in seiner Karriere nie das große Geld.

Böser Bube?

Achim Mörtl war ja nicht nur als schneller Fahrer bekannt, er hat auch polarisiert, hatte auch immer mal einen Spruch auf Lager. Da fällt mir noch eine Frage ein: Auf dem Heck deines Autos steht neuerdings geschrieben: ‚Böser Bube?’ Was hat es damit auf sich, Patrick?

Das kommt von einem Artikel in einer deutschen Rallye-Zeitschrift, die haben das als Headline genommen.

Und dort stand sinngemäß: In drei Wochen ist die Admont-Rallye und dort kann man sich ein Bild davon machen, wie böse der Bube wirklich ist. Und deshalb haben wir das hinten auf das Auto geschrieben.

Also bist du jetzt ein böser Bube? Manfred Stohl sagte ja unlängst, dass wirklich schnelle Fahrer schon mal ein bisschen eigensinnig sind…

Naja, ich bin da sicher nicht so schlimm, wie das manche darstellen. Wenn ein Fahrer einen Wunsch hat, dann sollte man den halt auch erfüllen – denn der Fahrer sitzt schließlich im Auto und der Fahrer sollte auch den Kopf frei haben. Ich bin ja eh nicht sehr anspruchsvoll. Wenn ich ins Auto steige, verlange ich zum Beispiel nicht, dass mir einer die Schuhe abputzt (lacht).

Und steht im Waldviertel wieder ‚Böser Bube?’ auf deinem Auto?

Ja, für die Waldviertel-Rallye lassen wir es noch oben. Falls es doch noch irgendwie möglich sein sollte, dass wir auch im kommenden Jahr fahren können, dann würde ich dort am Heck bei jeder Rallye einen anderen Spruch platzieren.

Allein deshalb wäre es wichtig, einen Sponsor zu finden, oder?

Genau. Die Hoffnung stirbt zuletzt…

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