
Rallye-ÖM: ARBÖ-Rallye | 27.09.2010
Neues Auto, alter Spirit
Diesmal dürfte die Freude unter Kennern besonders groß gewesen sein: Alois Nothdurfter war auch wieder mit von der Partie!
Der Tiroler gehört zweifellos zu jenen Vertretern dieser Kategorie, die den Historischen-Fights ihren ganz speziellen Stempel aufgedrückt haben: Wer mit einem Rallyewagen aus der Mitte der Sechziger Jahre mit beständiger Regelmäßigkeit Top-Zwanzig-Zeiten (natürlich Gesamtwertung) hinlegt, der bleibt in Erinnerung. Natürlich war der Fahrstil mit dem Ford-Lotus Cortina atemberaubend.
Und die Kombination eines außergewöhnlichen, weil überdurchschnittlich alten Autos mit einer exzellenten Wettbewerbsfähigkeit bildete das Salz in der Suppe bei den Auftritten von Alois Nothdurfter. Vor allem bei der ARBÖ-Steiermark-Rallye – man erinnere sich nur an das legendäre Duell mit Hans-Georg Lindner. Eines von Vielen.
Inzwischen ist Alois Nothdurfter wieder zurück, nunmehr mit einem Ford Sierra Cosworth in der ursprünglichen Version. Das bedeutet: Heckantrieb pur, und das mit rund 300 PS. Laut den aktuell gültigen Bestimmungen ist das Auto damit bereits berechtigt, bei den Historischen teilzunehmen.
Alois Nothdurfter ist damit von einem sehr alten zu einem etwas weniger alten Auto umgestiegen, an seinem Stil hat sich nichts geändert: Nunmehr mit doppelt so vielen PS an der hinteren Achse, aber immerhin einem etwas moderneren Fahrwerk, forderte er auch diesmal wieder den Favoriten, nunmehr besetzt durch Kris Rosenberger mit seinem Porsche. Und wieder war das Duell vom Feinsten…
Damit hatte der vielversprechende Premierenstart an gleicher Stelle vor einem Jahr, der leider früh mit einem Motorschaden geendet hatte, eine würdige Fortsetzung gefunden. Stilecht, wenngleich für den weiteren Verlauf der Rallye etwas problematisch, war der Sprung gleich auf der Eröffnungsprüfung am Freitagabend: Die Hinterachse war von da an noch unruhiger als sonst, da leicht verbogen. Was der Prolog sonst noch brachte: Platz Zwei bei den Historischen, hinter Kris Rosenberger.
Damit hatte sich schon die Marschrichtung für die weitere Rallye abgezeichnet, das Duell mit dem Ex-Staatsmeister aus St. Pölten blieb bei den Historischen das prägende sportliche Element der ARBÖ-Rallye des Jahrgangs 2010. Auch wenn die erste Samstages-Prüfung für Alois Nothdurfter und seinen neuen Copiloten Michael Mathes nicht so glamourös ausgefallen war: Auf dem wie sehr oft sehr tückischen Rundkurs Treglwang erreichten die Herausforderer des MSC Kitzbühel die fünftschnellste Zeit unter den Historischen.
Hier hatte auch der Sierra-Kollege Kurt Göttlicher, wie Rosenberger ein ehemaliger Staatsmeister, kurz aufgetrumpft – er war hier drittschnellster Historischer. Zeitmäßig hatten die Tiroler jedoch nicht allzu viel eingebüßt, und nachdem sie auf der darauffolgenden „Kaiserau Süd“ als wiederum Zweitschnellste die Zielschranke passiert hatten, waren sie auch in der Zwischenwertung wieder Zweite.
Jetzt galt es, sich etwas von den Hintermannen abzusetzen, und was war da besser geeignet als eine Bestzeit? „Weng 1“ ging ganz klar an Nothdurfter/Mathes, und weil’s so schön war, schlugen die Tiroler auch auf dem darauffolgenden Rundkurs Hall zu: Wieder waren sie um einige Sekunden schneller als Rosenberger/Monego. Das Duell gewann zusätzlich an Brisanz, als Sierra-Mann Nothdurfter den zweiten Durchlauf bei Treglwang als Zweitschnellster beendete – allerdings knapp hinter Friesenegger/Friesenegger (Opel Kadett). Hier konnte gegenüber Rosenberger so viel Zeit gutgemacht werden, daß sogar die Führung bei den Historischen gewonnen werden konnte!
Aber „eine Führung übernehmen“ und „eine Führung bis ins Ziel halten“ sind bekanntlich zwei paar Schuhe, und mit Trockenreifen bei einer Rallye mit durchgehend nassen Fahrbahnen sind auch 300 PS keine große Hilfe, zumal mit nur einer angetriebenen Achse. Immerhin konnten der Fahrwerksschaden, den man sich am Vortag geholt hatte, und ein zwischenzeitlicher Bremsdefekt mit Hilfe des inzwischen ausgefallenen Kurt Göttlicher behoben werden: Er hatte sowohl passende Federbeine als auch Bremsbeläge dabei, und dankenswerterweise hatte er sie bereitgestellt.
Jedoch: Kris Rosenberger war mit seinem Porsche 911 ab der siebenten Prüfung wieder vorne. Alois Nothdurfter machte es zwar spannend und ließ erkennen, daß er sich nicht abschütteln lassen wollte, doch Rosenberger verteidigte seinen ersten Platz ebenso beständig. Bis zum Schluß.
Auf jeden Fall hat Alois Nothdurfter auch mit seinem zweiten Platz bei den Historischen seine große fahrerische Klasse bestätigt, für die geplante vollständige ÖM-Saison im kommenden Jahr scheint er bestens gerüstet. Der Erfolg bei der ARBÖ-Steiermark-Rallye geht auch in einem hohen Maß auf das Konto seines jugendlichen Copiloten Michael Mathes, der sich trotz seiner erst kurzen Zeit im Wettbewerb sehr sattelfest zeigte und seinem Klub – auch er ist Mitglied des MSC Kitzbühel – alle Ehre machte. Ein Hoch auch auf die Kameradschaft im Rallyesport – und ein Wort des Dankes an Kurt Göttlicher für seine Hilfe!