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ERC/ORM: Jännerrallye 2013

Niki Glisic spricht Tacheles

Niki Glisic spricht im zweiten Teil seines Interviews offen über verschiedene Thematiken des heimischen Rallyesports, manche bekommen auch ihr „Fett“ ab…

Fotos: Glisic privat

Niki Glisic nimmt auch im zweiten Teil des von ihm ausnahmsweise selbst zugesandten Interviews Stellung zu den Ausführungen von Waldviertel-Rallye-Veranstalter Helmut Schöpf, welches Sie in der Navigation oben unter „Schöpf: Jännerrallye – Licht & Schatten“ finden. Den ersten Teil des Glisic-Interviews finden Sie ebendort.

Wenn man Rallye-Fahrer auf die Jänner-Rallye anspricht, dann beginnen bei ihnen oft die Augen zu leuchten. Wie glaubst du, hat es diese Veranstaltung geschafft einen solch guten Ruf aufzubauen? Spielt da mitunter auch die mediale Vermarktung eine Rolle?

Dass die Jänner-Rallye eine Schnee- und Eis-Rallye mit dreißigjähriger Traditionsgeschichte ist brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Schon immer galt eine Teilnahme an der Jänner-Rallye als eines der abenteuerlichsten und waghalsigsten Vorhaben, was man als Mann so unternehmen konnte. Soviel zum Mythos dieser Kultveranstaltung.

Die andere Seite zeichnet sich wiederum durch das sehr umfangreiche Leistungsangebot der Veranstaltung ab. Um einen so einzigartigen Ruf, wie ihn die Jänner-Rallye zum Beispiel international genießt, vorweisen zu können, bedarf es einer Reihe von Etappensiegen, Erfolgen und vor allem Benefits für die Teams. Eines dieser Zuckerl stellt für die Teilnehmer zum Beispiel die konsequente und umfassende TV-Berichterstattung zur Jänner-Rallye dar. Und das Jahr für Jahr konsequent aufs Neue und immer besser und länger.

Egal ob die Teams in diesen Beiträgen selbst vorkommen oder nicht - man weiß es zumindest zu schätzen, dass die Veranstaltung und damit auch unser Sport vermarktet wird und somit nicht unbeachtet bleibt. Nichts im Leben ist umsonst, unter anderem auch staatliche Fernsehberichte über Großveranstaltungen nicht. In der Österreichischen Rallyestaatsmeisterschaft zum Beispiel wird den Veranstaltern keine Mindest-TV-Berichterstattung vorgeschrieben. Aus Kostengründen und auf den Rücken der Teams sparen in diesem Punkt leider manche Veranstalter ordentlich ein und verzichten somit auch auf eine ausführliche ORF-Berichterstattung, welche je nach Sendedauer ab zirka zehntausend Euro aufwärts zu erhalten wäre.

Unter ausführlichen Berichterstattungen verstehe ich aber keine Fünf- bis Zehn-Minuten-Beiträge, sondern ab dreißig Minuten aufwärts. Wegen nur fünf bis zehn Minuten Rallye setzen sich nur wenige Rallyefans extra bzw. gezielt vor den Fernseher. Und ohne einheitliche, zuverlässige und vor allem ausführliche TV-Berichterstattung läuft die Vermarktung des Sportes nur schlecht bis gar nicht, was auch wiederum ganz klar zu Lasten der Teams und deren eigenen Sponsor-Bemühungen fällt.

Wenn die OSK, zumindest meiner Einschätzung nach, für die Zukunft keine einheitliche Regelung aufstellt, dass wenn ein Veranstalter einen ÖM-Lauf austragen will, selbiger auch verpflichtend eine gewisse Mindest-TV-Berichterstattung anbieten muss, dann wird sich da wohl freiwillig auch nichts ändern. Bernie Ecclestone sagt ja auch in ganz klaren Worten wie seine Formel 1 ausschauen muss. Das sollte meiner Meinung nach auch die OSK tun, unserem Sport täte es gut wenn jemand mal die Zügel der ÖM ordentlich in die Hand nehmen würde, und für Unbelehrbare falls nötig auch mal Sporen und Gerte.

Die IG-Rallye alleine bringt’s offensichtlich ohne fremdes Zutun nicht zustande. Zu groß sind da die Interessensunterschiede der Interessensgemeinschaft. Helmut Schöpf hatte in der Vergangenheit für die IG-Rallye bezüglich einer regelmäßigen Fernsehberichterstattung zwar schon ganz ordentliche Ansätze, doch leider blieb der Weg auf freiwilliger Basis bis jetzt ohne nachhaltigen Erfolg. Und wie schon erwähnt, ein z.B. lediglich zehnminütiger Kurzbericht kann naturgemäß erst gar nicht ausführlich sein und würdigt somit auch nicht die erbrachten sportlichen und finanziellen Leistungen der Teilnehmer.

Gleichzeitig stellt Schöpf in seinem Interview die Nachhaltigkeit der Medienkosten der Jänner-Rallye in Frage. Wenn ich aber alles richtig verstanden habe, dann sollte es im Allgemeinen eigentlich darum gehen, den Rallyesport besser zu vermarkten um diesen in Österreich maximal auszubauen. Zielführender wäre es also, wenn man sich nicht über die Jänner-Rallye, sondern über andere Veranstaltungen mit bisher ohne oder nur wenig TV-Präsenz den Kopf zerbrechen würde.

Wenn jemand Geld für die Vermarktung unseres Sportes ausgibt, dann sollten wir uns alle dafür bedanken und ihn schon gar nicht dafür kritisieren. Für die Region, das Land Oberösterreich, die Teams, die Sponsoren, die Veranstaltung selbst und auch für den gesamten österreichischen Rallyesport war’s auf alle Fälle eine Riesenwerbung. Auch der ORF-Bericht zur Jänner-Rallye 2013 war vielen Meinungen nach der seit Jahren beste Bericht zu dieser Veranstaltung.

Zwischendurch muss ich jetzt auch mal betonen, dass das hier alles meine persönlichen Meinungen sind. Wenn jemand gewisse Dinge anders sieht, dann akzeptiere ich das auch so. Nach zehn Jahren Motorsport bin ich zwar nicht mehr ganz fremd in diesem Sport, aber auch ich kann mich einmal irren. Manche Leute haben mir von diesem Interview zwar abgeraten, aber wie schon mal erwähnt, ich bin beim Sigi Schwarz in die Schule gegangen. Ecken und Kanten sollen, laut einer seiner Steyrlinger Bauernregeln, noch keinem Fahrer geschadet haben – so lange man dabei auf der Straße bleibt. Ich bin zwar prinzipiell ein Typ, der sagt was er denkt, doch ich denke auch bevor ich spreche. Meistens zumindest.

So lange also ordentlich miteinander umgegangen wird, sollte man auch manch unbequeme Themen ansprechen dürfen. Der Rallyesport ist ja in Österreich prinzipiell ein sehr guter, deswegen darf man sich aber auch nicht scheuen, gewisse Probleme einmal ganz klar anzusprechen. Ich bin zwar kein Spitzenfahrer der ÖM, trotzdem habe ich eine Meinung über unseren Sport.

Und wie ist da z.B. deine Meinung bezüglich der Leistungsangebote in der ÖM bzw. wie unterscheiden sich da die Rallyes voneinander?

Die Nenngelder sind bei allen Veranstaltungen annähernd gleich, lediglich die angebotenen Gegenleistungen für die Teilnehmer nicht. Für mich selbst macht’s in diese Richtung nicht so viel Sinn, aber wenn ich ein sportlich ehrgeiziger und karriereorientierter Fahrer wäre, welcher keine ganze Meisterschaft bestreitet, sondern gezielt ein paar einzelne Läufe, dann müsste ich mich fragen, bei welcher Veranstaltung es auch medial gesehen am vernünftigsten wäre, mein Nenngeld einzuzahlen.

Entweder bei einer Veranstaltung mit wenig oder sogar gar keiner TV-Berichterstattung oder doch lieber bei einer wo ausführlich berichtet wird? Somit trennt sich in Österreich erstmals die Spreu vom Weizen. Ich unterscheide hier immer zwischen Veranstaltungen welche nach dem Minimalprinzip abgehalten werden - das heißt, dass mit geringstmöglichem Einsatz nur ein gewisses Niveau zu erreichen versucht wird. Bei Veranstaltungen welche nach dem Maximalprinzip abgehalten werden, zu welchen ich auch die Jänner-Rallye und z.B. auch die Waldviertel-Rallye zähle, geht es aber darum, mit einem bestimmten Einsatz das Bestmögliche zu erreichen!

Waldviertel-Rallye unter anderem auch deshalb, weil’s am Engagement des Herrn Schöpf für seine eigene Veranstaltung offensichtlich nicht scheitert. Aber jeder Fahrer kann Gott sei Dank selbst entscheiden, wo er fährt - je nachdem, wo er es halt für am sinnvollsten erachtet.

Helmut Schöpf kritisiert ja auch, dass viele Fahrer zum Jahresbeginn 30 bis 50 Prozent ihres Rallyebudgets verbrauchen und hinterfragt, ob man diese vielleicht nicht doch sinnvoller einsetzen könnte. Stimmt das? Nach welchen Kriterien wird da von euch Fahrern entschieden?

Naja, das ist Ansichtssache, je nachdem, ob man eine Meisterschaft, einen Cup oder nach Lust und Budgetmöglichkeiten fährt. Aber bitte prinzipiell gleich einmal vorweg: Wir Fahrer und Teams sind allesamt mündig, deshalb brauchen wir auch niemanden der uns durch die Blume zu vermitteln versucht, wo wir fahren sollen und wo nicht!

Fakt ist, dass die Kosten für eine Winterrallye höher sind als bei einer Asphaltrallye, speziell bei den Reifen. Helmut hat seine Aussagen aber offensichtlich nicht zu Ende gedacht, zumindest nicht bis zu seiner eigenen Veranstaltung. Auch bei Schotterrallyes müssen die Fahrzeuge vorher von Asphalt- auf Schotter-Setup umgebaut werden. Und auch ohne ordentlichem Schotterreifensortiment und dazugehörigem Testtag wäre es bei all dem Mit- und Wettbewerb schwierig, vorne halbwegs mitmischen zu können.

Abgesehen davon geht eine Schotterrallye, zumindest meiner Erfahrung nach, weit mehr aufs Material als eine Winterrallye, speziell wenn Letztere auf Schnee und Eis ausgetragen wird. Wer auch schon mal Schotter- als auch Spikereifen eingekauft hat, der weiß, dass die Kosten dafür annähernd gleich hoch sind, unter anderem deshalb kann ich seine plötzliche Aufregung drei Tage nach der erfolgreichen Austragung der Veranstaltung nicht verstehen.

Des Weiteren muss ich hier auch einmal erwähnen, dass auch der Rallyesport wie eine Marktwirtschaft funktioniert. Angebot und Nachfrage ergeben einen Markt. Den Markt stellt in diesem Beispiel die ÖM und im erweiterten Sinne auch die internationale Rallyelandschaft dar. Jeder Fahrer beziehungsweise jedes Team muss selbst entscheiden, wo es für seine Ziele und Zwecke am besten ist zu starten. Hier kommt dann auch wieder das in Österreich stark variierende Leistungsangebot der Veranstalter ins Spiel.

Wie schon erwähnt werden bei der Jänner-Rallye den Teams, neben einer ordentlichen medialen TV-Berichterstattung, heuer sogar von Eurosport, auch noch weitere Zuckerln’ geboten, welche es wo anders in dieser Form nicht so schnell zu finden gibt. Egal ob die Messehalle in Freistadt, sozusagen als Herz der Veranstaltung, oder ein ebener und zusammenhängender Serviceplatz, welcher nachts ausgeleuchtet wird, eine überdachte Tankzone, ordentliche Sanitäranlagen, gutes Catering, jährliche Abänderungen der Strecken, aktuelle handschriftliche Zeitentafeln direkt an den SP-Enden, wenn überhaupt – dann zumindest mit Hirn positionierte Cut-Barrieren, zweifärbige Abzweig-Hinweisschilder für die Fahrer, vertrauenswürdig abgesicherte Sonderprüfungen, einsatzbereite Rettungshubschrauber direkt vor Ort oder auch das GPS-Fahrzeugüberwachungssystem. Das alles sind Leistungsmerkmale, welche für uns Fahrer bei der Auswahl einer Veranstaltung zwar nicht ausschlaggebend, aber doch mitunter mittel- und langfristig eine Rolle spielen.

Das GPS-Fahrzeugüberwachungssystem geriet ja auch in Kritik mancher Teams, weil dieses auch während der Streckenbesichtigung mitgeführt werden musste. Wie stehst du da dazu?

Diese Diskussion verstehe ich bis heute nicht. In allen Ausschreibungen in Österreich steht das Gleiche drinnen. „60 km/h beim Besichtigen, 30 km/h bei im Roadbook besonders gekennzeichneten Stellen bzw. nach StVO. kontrolliert wird mittels Radarkontrollen.“ Wie das in der Realität woanders gehandhabt wird ist ja bekannt - bei der Jänner-Rallye ist das spätestens seit 2013 anders. Ich muss zugeben, dass auch wir in unseren Anfangszeiten mehr als vorgesehen trainiert haben, aber das war auch noch zu anderen Zeiten, heute könnten und wollten wir das auch gar nicht mehr.

Wir waren damals aber auch in bester Gesellschaft, denn als man damals zum Beispiel einem Sponsor die Besichtigungs-Tankrechnungen von Franz Wittmann senior vorlegte, ist dieser angeblich fast von seinem Sessel gefallen.

Spätestens aber seit der Zwangspause der Jänner-Rallye im Jahr 2010 hat sich in Oberösterreich viel verändert. Mir kommt vor, dass die Fahrer jetzt wesentlich bedachter in ihrem Handeln sind. Auch der Veranstalter trägt natürlich seinen Teil dazu bei. Das illegale Besichtigen der Strecken wurde durch versteckt positionierte Infrarot-Wildkameras zu 99 Prozent abgedreht. Gleich anfangs ertappte Schummler bestätigen die Regel. Eine der Sonderprüfungen geht zum Beispiel direkt am Bauernhof meiner Schwiegereltern vorbei. Auch diese können bestätigen, dass seit der Überwachung durch Wildkameras die nächtlichen Spazierfahrten mancher Teilnehmer wortwörtlich Schnee von gestern sind.

Das klingt alles nebensächlich, ist es aber nicht. Viele Rallyeveranstaltungen mussten leider bereits die Erfahrung machen, dass Anrainerbeschwerden einer Veranstaltung sehr schaden können. Dem RCM ist es jedoch dank modernster Technik gelungen, auch dieses Problem in den Griff zu bekommen. Denn erst wenn sich Anrainer und Bevölkerung verstanden und nicht gefährdet fühlen, kann auch die Politik, egal ob Gemeinden, Bezirk oder Land, ihren Mantel über so eine Veranstaltung legen.

Positiv zu erwähnen ist auch, dass der Rallye Club Mühlviertel bei der Bestrafung dann auch nicht zwischen Spitzen- und Privatfahrern unterscheidet. Diese Gleichheit für alle wissen speziell auch die kleineren Teams sehr zu schätzen. Bei anderen ÖM-Rallyes wurden in der Vergangenheit immer wieder Teams mit höherer Startnummer als „Bauernopfer“ vorgeschoben, während man gleichzeitig manchen Spitzenfahrer deckte. So etwas gibt’s bei uns im Mühlviertel fairer Weise nicht, zumindest meines Kenntnisstandes nach.

Das GPS-Fahrzeugüberwachungssystem, welches wir ja einerseits bei der Rallye selbst, als auch beim Besichtigen verbaut haben müssen, ist in Wirklichkeit eine ganz faire Lösung. Ich persönlich habe kein Problem damit, im Gegenteil. Durch dieses System kann jedes Team versichert sein, dass sich auch die anderen Teilnehmer an die gleichen Besichtigungsauflagen halten müssen. Auch heuer glaubte ein Spitzenfahrer es besser zu wissen und hatte damit aber wortwörtlich Pech.

Wettbewerbsverstöße zum Nachteil der sich an das Reglement haltenden Teilnehmer sind somit wohl Geschichte. Sollte dieses System also einen Fahrer abhalten, bei der Jänner-Rallye an den Start zu gehen, dann ist dieser wohl ohnedies unerwünscht. Dieses GPS-System wird aber nicht nur zur Überwachung von Ausschreibungsverstößen, sondern auch für die persönliche Sicherheit der Teilnehmer verwendet.

Bei Unfällen und schweren Verletzungen kenne ich mich aus eigener Erfahrung aus. Deshalb befinde ich es auch für sehr lobenswert und nachhaltig, wenn ein Veranstalter den Teilnehmern GPS-Notfallortungssysteme und z.B. auch Rettungshubschrauber an Ort und Stelle zu Verfügung stellt.

Das alles sind meiner Meinung nach Leistungsmerkmale einer Top-Veranstaltung, welche speziell den Fahrern und Co-Piloten zugutekommen und nicht selbstverständlich sind. Alles zusammen ergibt dann wiederum einen gewissen Mehrwert, weshalb viele Teams ihr Geld für einen Antritt zur Jänner-Rallye auch gut veranlagt sehen.

Meines Wissens nach wurde dieses Notfallortungssystem auch schon innerhalb der IG-Rallye andiskutiert, jedoch entschied man sich auf Grund der damit verbundenen Kosten gegen eine Realisierung, und das wieder mal auf den Rücken und im erweiterten Sinne sogar zu Lasten der Sicherheit der Teilnehmer.

Bei unseren Nachbarn in Tschechien zum Beispiel ist dieses System als Sicherheitsstandard für alle Veranstaltungen vorgeschrieben. Wenn’s wirklich mal passiert und jede Minute oder sogar Sekunde zählt, dann will man verständlicherweise nicht auch noch unnötig lange gesucht werden müssen.

Helmut Schöpf sagt, dass man als Veranstalter mit oder für die FIA leben kann - bei der Jänner-Rallye scheint das, seinen Aussagen nach, aber eher in ausgeprägter Form für die FIA stattzufinden. Kannst du da Vergleiche zwischen der Jänner-Rallye und zum Beispiel einem anderen FIA-Lauf ziehen?

Ganz einfach. Von uns Fahrern und Teams wird von der FIA, der OSK und den Veranstaltern verlangt, dass wir uns ans Reglement bzw. an die Regeln halten. Und das auf Punkt und Beistrich. Auch als Veranstalter unterliegt man gewissen Regeln, also dem Veranstaltungs-Reglement, welches in der ÖM anders gestaltet ist als in der ERC. Ich sehe die ERC wie einen Zirkus, in etwa so wie die Formel 1. Willst du da mitspielen, dann musst du dich auch an gewisse Rahmenbedingungen halten.

Die Jänner-Rallye hat sich über die Jahre hinweg immer schon an die FIA-Rahmenbedingungen gehalten, und das muss sie auch. Eine andere FIA-Veranstaltung zum Beispiel, welche auch gerne in dieser Liga mitspielen würde, hat das aber die letzten Jahre offensichtlich und nachweislich versäumt. Man hat sich einen dementsprechenden Aufstieg vermutlich vertan, weil man unter anderem geglaubt hat, sich selbst etwas zusammenmixen zu müssen, ohne dabei aber mit der FIA gänzlich regelkonform zu bleiben.

Wie zu erwarten wurden diese Eigeninterpretationen von der FIA dann abgestraft und folglich mit nur eher unbedeutenden Koeffizienten abgetan. Man kann also schon mit anstatt für die FIA leben, nur darf man sich dann halt auch nicht beschweren weil’s andere wie vorgesehen und richtig machen und somit mittlerweile weiter sind. Bitte mal kurz zur Verdeutlichung: Es soll zum Beispiel einmal ein Fahrer bei einer technischen Abnahme versuchen, den technischen Kommissären zu erklären, dass sein Auto nicht nach dem FIA-Reglement sondern nach seiner persönlichen Eigeninterpretation aufgebaut wurde und dass das aber eh so in Ordnung geht. Diese Gesichter möchte ich sehen.

Wie siehst du die Entwicklung der Jänner-Rallye im Vergleich zu anderen Veranstaltungen? Ist die Jänner-Rallye wirklich so groß oder sind andere Veranstaltungen einfach nur kleiner?

Der RCM hat halt jedes Jahr versucht, seine Veranstaltung fortwährend auszubauen und zu verbessern, während manch andere Veranstaltungen stehen geblieben sind oder sich sogar rückwärts bewegt haben. Dafür darf man auch keine anderen Veranstalter an den Pranger stellen, denn auch aus wirtschaftlicher Sicht hat sich in den letzten Jahren leider einiges nicht gerade zugunsten des Sportes verändert.

Egal ob national oder international, überall sind die Sponsoringmittel und Budgets zurückgegangen. Das gilt für die Veranstalter und auch für die Teams. Auch für den Rallye Club Mühlviertel ist es jedes Jahr aufs Neue schwierig, so ein stets wachsendes Veranstaltungsbudget zu realisieren, keine Frage.

Helmut Schöpf macht sich Sorgen, dass 2013 eines der schwierigsten Jahre für die ÖM werden könnte. Kann man zu diesem Zeitpunkt schon wirklich sagen, wie es der ÖM 2013 wohl ergehen wird?

Betrachtet man die WRC, IRC bzw. jetzt ERC, ÖM und ARC der letzten Jahre, dann muss man leider feststellen, dass die Nennlisten fast aller Veranstaltungen immer kürzer wurden. Deshalb hat’s mich auch umso mehr gewundert, dass der Teilnehmerrückgang dem Herrn Schöpf erst jetzt bzw. gleich im Jänner 2013 aufgefallen ist.

Ich glaube schon, dass man sich auch in der ÖM bereits Sorgen über das Jahr 2013 macht. Jedoch wäre es ratsam gewesen, sich gewisse Probleme des österreichischen Rallyesportes bereits ein paar Jahre früher durch den Kopf gehen zu lassen.

Die Saison 2013 ist bereits zu einem großen Teil verplant - diverse österreichische Rallyeteams aus allen Divisionen und Klassen flüchten einstweilen munter ins Ausland. Danzinger, Kogler, Neubauer, Fischerlehner & Co sagen leise Servus, während sich die historische Rallyeszene schon seit längerem im Ausland feiern lässt.

Hauptsache, man hat der „New Generation“ zum Abschied über die Presse noch offiziell ausrichten lassen, dass deren Erfolge im Ausland auf Grund ihrer finanziellen Mittel ohnedies begrenzt sein werden. Da drückt also schon jemand ordentlich seine Daumen…

Ist das also der Dank für die Jungs, für deren bis dato unzählige Saisonen und Rallyes in der ÖM? Die Ursachen für die aktuellen Sorgen der ÖM sind also wohl kaum aus dem FIA-Status beziehungsweise dem Umfeld der Jänner-Rallye abzuleiten, soweit sollten auch für Herrn Schöpf die Zusammenhänge verständlich sein.

Und was glaubst du, ist einer der Gründe für den Wechsel ins Ausland bzw. für die in der ÖM rückgängigen Starterfelder? Durch deine jahrelange Tätigkeit als Obmann des zu deiner Amtszeit größten Fahrerklubs Österreichs konntest du ja auch Einblicke wie nur wenig andere in die Szene erhalten.

Für mich ganz klar - steigende Nenngelder zu gleichzeitig geringer werdenden Gegenleistungen. Das fängt wieder mal bei der Medienberichterstattung an und geht bis hin zu ewig gleichbleibenden oder auch immer unattraktiver werdenden Streckenführungen.

Wenn mal bei einer Rallye insgesamt fünf Sonderprüfungen auf ein und demselben Rundkurs ausgetragen werden, dann ist letzterer Punkt denke ich selbsterklärend. Spätestens nach fünf Saisonen fährt man die meisten Sonderprüfungen in Österreich blind runter, da ändert sich kaum etwas.

Und schaut man sich z.B. den Zeitplan und die dazugehörenden SP-Längen eines typischen ÖM-Freitages an, dann kann man mit einem Urlaubstag weniger gleich auch in der ARC fahren. Wenn ich für eine Zweitagesveranstaltung nenne und zahle, dann will ich auch tatsächlich zwei ganze Tage rallyefahren und nicht weniger.

Aber auch sportfeindliche Entscheidungen wie zum Beispiel das Livetiming für Zuseher und Teams um zehn Euro wurden zum großen Thema für uns. Als wir Fahrer das gehört haben, hat’s vielen von uns dann endgültig gereicht. Alle mir bekannten Teams sind prinzipiell bemüht, unseren Sport so attraktiv wie möglich erscheinen zu lassen, und gleichzeitig verjagt man die Rallyefans mit kostenpflichtigem Zeitenservice? Da stimmt wohl einiges nicht mehr zusammen.

Da hat sich die Interessensgemeinschaft wohl eher für sich selbst als für das Allgemeinwohl unseres Sports interessiert. Fairerweise muss man aber auch dazusagen, dass sich der Kurt Gutternigg und der RCM an diesem Vorhaben von Anfang an nicht beteiligt haben.

Ebenfalls muss an dieser Stelle von mir zwischendurch auch mal gesagt werden, dass wir meiner Meinung nach neben der Jänner-Rallye natürlich auch noch weitere schöne Rallyes in unserem Land haben, keine Frage.

In diesem Interview geht’s aber jetzt hauptsächlich halt mal um die Jänner. Es gibt da zum Beispiel immer noch ein paar alte Klassiker und auch ein paar junge aufstrebende Veranstaltungen mit viel Potential, wirkliche Lichtblicke. Übrigens, die Sache mit dem Livetiming hat sich dann ohnedies von selbst erledigt, als man drauf gekommen ist, dass es sich ein Veranstalter angeblich wieder mal „gleicher“ als die anderen gerichtet hat. Trotzdem, was bleibt ist ein schaler Nachgeschmack.

Unter anderem deshalb verstehe ich auch nicht, warum Helmut Schöpf einen allgemeinen Starterschwund der ÖM indirekt und direkt auf die Jänner-Rallye zu beziehen versucht. Ich darf mich nochmals wiederholen: Jedem Team steht es frei, mit seinem Geld zu machen was es will. Und sollten Starts im Mühlviertel oder im Ausland die bessere Alternative für manche Teams sein, dann soll’s so sein.

Man sollte aber schon mal zu überlegen anfangen, wie man diese Teams wieder zurück nach Österreich holen kann. Gleichzeitig verstauben auch viele historische Rallyefahrzeuge in den Garagen. Zuerst medienwirksam als Publikumsmagneten im Vorfeld der ÖM versprochen, letztendlich aufgrund von Zurufne aus den früheren vorderen Reihen als „für Toppiloten straßenverschmutzende Sicherheitsrisikos“ vergrämt…

Nicht immer liegen die Gründe fürs Fernbleiben an den Budgetnöten der Teams. Jedoch mit der „ÖM Nenngeld-Aktion 2013“ hat man es letztendlich dann doch noch geschafft, den Verstand von uns Teilnehmern vollkommen zu hinterfragen. Mit solchen Bauernfänger-Tricks à la „Teurer ist billiger“ verschmäht man höchstens auch noch den Rest der verbliebenen Starter. Wenn’s teurer wird – okay – dann wird’s verständlicherweise wohl auch nötig sein, aber bitte nicht mit so einem Schmäh.

Immer wieder wird über die OSK geschimpft, aber ich muss hier an dieser Stelle mal ganz deutlich klarstellen, dass der Großteil der uns vorliegenden Umstände an den Veranstaltern bzw. an der IG-Rallye und nicht an der OSK liegt.

Wären sich die ÖM-Veranstalter beispielsweise alle wirklich einig, wären sie einander nichts neidig und würden halbwegs selbstlos an einem Strang ziehen, dann bräuchte man auch keine Pseudo- und Alibi-Aufhänger wie zum Beispiel die „IG-Rallye“ oder „Generation Heimatflucht“ oder so ähnlich.

Tut mir leid, aber da sind in der Vergangenheit einige Dinge ordentlich schief gelaufen, und das unter anderem auch auf den Rücken der Teams. Gewisse Fehler wieder ausbügeln zu können wird wohl ein hartes Stück Arbeit werden. In gewissen Punkten kann man sich einfach nichts mehr schönreden. Wie schon erwähnt ist es meiner Meinung nach wohl an der Zeit, dass sich die OSK zukünftig vordergründiger zum Allgemeinwohl des Sportes einsetzt und dies nicht mehr zu einem großen Teil den Veranstaltern überlässt. Dem Erfolg letzterer haben wir ja die Aussichten auf die ÖM 2013 zu verdanken, wie auch Helmut Schöpf in seinem Interview bestätigt.

Der dritte und letzte Teil des ausführlichen Interviews mit Niki Glisic erscheint demnächst auf motorline.cc.

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