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Schmerzlich vermisst – doch am Comeback wird gefeilt…

Stohl, Saibel, Mrlik, Rigger, Danzinger, Neubauer, Kogler, Zellhofer, Izdebski– sie alle fehlen. Was planen sie? Kommen sie zurück? motorline.cc hat nachgefragt.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl/www.motorline.cc

Manfred Stohl, Mario Saibel, Hannes Danzinger, Hermann Neubauer, Christian Mrlik, Michael Kogler, Jörg Rigger, Max Zellhofer, Damian Izdebski, um die bekanntesten zu nennen – in der Saison 2013 sind zahlreiche prominente Piloten nicht mehr am Start, für die heimische Rallye-Staatsmeisterschaft ist das ein schmerzlicher Verlust…

Die Gründe für deren Abwesenheit sind jedoch mannigfaltig – die einen sind auf der Suche nach einem Budget, die anderen zog es auf die internationale Rallyebühne, auf der sie mitunter bereits große Erfolge feiern konnten, andere wiederum sind als Teamchef .schwer beschäftigt...

motorline.cc hat sich umgehört – und kann Positives berichten: Einige der bekannten Piloten feilen an einem Comeback.

Im Grunde juckt es alle in den Fingern. Früher oder später werden sie also auf die heimischen Rallyepisten zurückkehren…

Stohl: Vielbeschäftigter Innovator

Der mit Abstand erfolgreichste „Vermisste“ ist Manfred Stohl, Gruppe N-Weltmeister 2000 und WM-Vierter 2006. Das Erdgasprojekt wurde eingestellt – seither sucht Stohl Sponsoren, auch wenn ihm als Besitzer der Firma „Stohl Racing“ wenig Zeit dafür bleibt: Die Einsätze von Andi Aigner in der ERC, jene von Daniel Oliveira oder Armin Kremer in der WM werden allesamt von seinem Team abgewickelt. „Im Vorjahr kam ich auf 86 Flüge“, erzählt Stohl.

Dazu kommt der Stockcar Racing Cup Austria, der ebenfalls von Stohl organisiert wird. Erst am vergangenen Wochenende wurde auf der Natschbacher Sandbahn der Auftakt zur zweiten Saison abgehalten, es siegte Andi Aigner.

Stohl erzählt: „Wir hatten auch zum ersten Mal die Saloon Cars dabei, die jeder Bastler selbst bauen kann – das kam sehr gut bei den Leuten an. Dazu gibt es jetzt ein Partyzelt, in dem die Fans auch mit den Piloten locker plaudern können.“

Trotz all dieser „Baustellen“ ist auch Manfred Stohl aktiv auf Sponsorensuche, der Wiener nickt: „Das musst du auch, denn zu dir kommt kein Mensch.“ Rund 200.000 Euro müsste ein Sponsor bereitstellen, wenn Manfred Stohl in der ORM auf Titeljagd gehen soll – Stohl hat in punkto Medienpräsenz der ORM eine eigene Meinung, er sagt: „Wir sind eine Randsportart – und dafür haben wir eine sehr gute Medienpräsenz.“

Und: Stohl wäre nicht Stohl, wenn er nicht zusätzlich ein weiteres Ass im Ärmel hätte. Nach dem Erdgasprojekt hat der Wiener bekanntlich mit „Rally-e“ das nächste innovative Projekt angezettelt. Ein S2000-Bolide mit Elektroantrieb – doch wann wird man den „leisen Flitzer“ zu Gesicht bekommen? Stohl antwortet: „Heuer nicht mehr – doch für 2014 ist geplant, dass wir fahren. Das Hauptproblem ist dabei die Abwicklung – da es sich um ein EU-Förderprojekt handelt, gibt es viel Bürokratie zu erledigen.“

Saibel: Comeback im Sommer

Mit Mario Saibel ist der ORM ein Podestanwärter abhandengekommen. MCC, das Motorsport Competence Center, konzentriert sich heuer eher auf den im Vorjahr eingeführten Mitsubishi Colt Cup.

Mario Saibel möchte jedoch dem Rallyesport treu bleiben, er verrät: „Derzeit bin ich noch am Herausfinden, was ich machen möchte – aber ab Sommer möchte ich sicher wieder im Rallyeauto sitzen.“ Infrage kommen dabei nicht nur die Mitsubishi-Allradler, auch ein 2WD-Projekt schließt der Wiener nicht völlig aus.

Die Rallyeszene verfolgt Saibel aktiv, an der Rallyepiste, quasi als „Spion in eigener Sache“.

Saibel erzählt: „Ich war auch im Lavanttal, habe mir die Autos auf den Prüfungen angesehen, ich habe auch im Servicepark den Leuten auf die Finger geschaut, habe beobachtet, welche Reifen sie aufgezogen haben. Ich möchte einfach am Ball bleiben.“

Wichtig erachtet Saibel, dass es in der ORM mehr Stabilität hinsichtlich der Fernsehrechte gibt: „Ich finde, dass jede ORM-Rallye gewisse Mindestanforderungen erfüllen sollte – und dazu gehört ein fixes ORF-Paket, für die lange Sendung. Derzeit kann ich potentiellen Sponsoren nicht versprechen, ob es eine lange Sendung geben wird oder nicht.“

Schon in den nächsten Wochen wird Mario Saibel die „Katze aus dem Sack lassen“ – dann wird er bekanntgeben, mit welchem Rallyeboliden er seine Karriere fortsetzen wird. Zumindest er also kehrt auf die heimischen Rallyepisten zurück, auch wenn er sich einen Mix aus ERC und ORM vorstellen kann…

Rigger: Herzblut gehört der Rallye

Ein weiterer MCC-Pilot fehlt heuer bislang: Jörg Rigger. Er konnte schon im Vorjahr im Mitsubishi Colt Cup seinen ersten Rundstreckensieg erringen, sagt aber dennoch: „Mein Herzblut hängt am Rallyesport. Allerdings habe ich firmenmäßig heuer einen größeren Arbeitsaufwand, zudem ist die Abwicklung des Colt Cup für MCC eine administrative Herausforderung, weil wir immer mehr Kunden betreuen.“

Rigger erzählt: „Unsere Jungs kamen im Vorjahr an ihre Grenzen – wir hatten sechs Rundstrecken- und acht Rallyeeinsätze zu bestreiten, das stößt einfach an unsere Kapazitätsgrenzen.“

Die beiden Mitsubishi Lancer Evo X würden einsatzbereit in der Garage stehen, erzählt Rigger. Allerdings überlege man zurzeit, wie man die Einsätze abwickeln soll, auch ein Kooperationspartner für die Abwicklung der Rallyeeinsätze sei eine angedachte Möglichkeit.

Und auch Rigger möchte im Sommer, im Rahmen der Weiz-Rallye, wieder auf die Rallyepiste zurückkehren. Allerdings räumt er ein: „Es müssen nicht nur ORM-Rallyes sein – es geht oft um den Zeitaufwand und da schließe ich auch Challenge-Rallyes (ARC) nicht aus.“

Mrlik: Spätestens im Waldviertel wieder zurück

Schwierig gestaltet sich die Situation für Christian Mrlik, der in den Vorjahren in einem Subaru von Stohl Racing aufzeigen konnte. Für 2013 hat er noch nicht die nötigen Sponsorengelder beisammen…

Der Niederösterreicher berichtet: „Ich habe einige Firmen angeschrieben, doch es ist nicht leicht. Zugleich bleibe ich jedoch gelassen und sehe das ganze recht schmerzfrei - sicher fehlt es einem, dass man im Rallyeauto sitzt, dennoch werde ich nicht der Versuchung erliegen, zu viele private Gelder zu investieren, da habe ich mir immer schon ein Limit gesetzt. Zugleich baue ich schon für 2014 vor – obwohl es schön wäre, wenn sich heuer noch zwei oder drei Läufe ausgehen würden.“

Dank seiner bestehenden Sponsoren werden die Rallyefans Christian Mrlik heuer zumindest bei den „Final Rallydays“, bei der Waldviertel-Rallye wieder zu Gesicht bekommen: „Das ist meine Heimrallye und da fahre ich schon alleine wegen meinem langjährigen Sponsor Eni. Die Waldviertel-Rallye ist fix eingeplant!“

Unser ERC-Export: Danzinger & Neubauer

Kein Mangel an Sponsoren, sondern ihre internationalen ERC-Projekte sind der Grund dafür, dass Hannes Danzinger und Hermann Neubauer heuer auf den heimischen Rallyepisten schmerzlich vermisst werden.

Danzinger erzählt: „Bei der Lavanttal-Rallye hat es mir richtig leidgetan, da wäre ich schon gerne dabei gewesen, mit Achim Mörtl, Peter Ebner und Michael Böhm sind starke 2WD-Piloten am Start.“

Zugleich muss man Danzinger auch verstehen, wenn er sagt: „Für mich ist zurzeit im Ausland die Herausforderung größer – neue Prüfungen, die man nur zweimal besichtigen kann, das ist eine Challenge für mich. In Österreich bin ich ja schon lange gefahren und ich fahre immer gern in meiner Heimat, derzeit konzentriere ich mich halt voll auf unser ERC-Projekt.“

Ganz ähnlich ergeht es Hermann Neubauer, der erzählt, dass er im Lavanttal „wehmütig zuschauen“ war. Neubauer erklärt: „Achim Mörtl ist eine klare Aufwertung der ORM – und auch Gerwald Grössing ist im Lavanttal extrem gut gefahren."

Neubauer gibt zu: „Natürlich ist es schade, dass Leute wie Danzinger, Kogler und ich nicht in der ORM fahren, aber dafür halten wir die österreichischen Fahnen im Ausland hoch. Und man darf nicht vergessen: Die Veranstalter der ERC investieren viel Geld in ihre Rallyes, man kann dort als Pilot einfach irrsinnig viel dazulernen.“

Kogler: Mischung aus ERC, WRC3 & ARC

So sieht es auch Michael Kogler, der heuer nicht nur ERC- sondern auch WRC3-Läufe im Programm hat. Auch er möchte auf den internationalen Rallyepisten dazulernen – zugleich jedoch startet er auch in Österreich.

Kogler erklärt: „Die Waldviertel- und die Leiben-Rallye sind für mich so etwas wie Heimrallyes und dort werden wir an den Start gehen.“ Ansonsten bestreitet Kogler bis auf den Rallyesprint sämtliche ARC-Rallyes.

Warum ARC und nicht ORM? Kogler sagt offen: „Die internationalen Einsätze brauchen ein gewisses Budget – und die ARC-Rallyes verbrauchen einfach weniger Zeit, Kilometer und damit auch Kosten. So bin ich in Österreich weiterhin präsent, ohne das Budget zu sprengen.“

Zellhofer: Das Kurzzeit-Comeback

Max Zellhofer errang im Vorjahr als rasender Teamchef den 2WD-Staatsmeistertitel. Heuer jedoch ist er als Teamchef von Zellhofer Motorsport schwer im Einsatz: ERC-Einsätze mit Hermann Neubauer, ORM-Einsätze mit Michael Böhm und auch in der polnischen Meisterschaft ist ZM vertreten. So wusste Zellhofer schon am Saisonbeginn, dass er den Helm vorerst an den berühmten Nagel hängen wird.

Bei der Wechselland-Rallye jedoch macht Zellhofer eine Ausnahme. Dort zündet er neben Michael Böhm wieder den zweiten Suzuki Swift S1600 – ob der regierende 2WD-Staatsmeister den Kampf gegen Achim Mörtl sucht? Ist der Sieg das Ziel? Zellhofer lacht: „Nein, aber einen Stockerlplatz möchte ich schon erringen.“

Izdebski: Firma geht vor

In den Vorjahren konnte Ditech-Boss Damian Izdebski in seinem Suzuki Swift Sport eine steile Lernkurve hinlegen.

Als Sponsor und „Schüler“ von Beppo Harrach erzielte er große Fortschritte als später Rallyepilot.

Besonders geliebt wurde er von den Rallyefans wegen seiner kompromisslosen Herangehensweise, im und außerhalb des Cockpits.

Heuer jedoch fehlt der Pole. Seine Firma würde ihn derzeit einfach zu sehr beschäftigen, erklärte Izdebski im Rahmen der Rebenland-Rallye. Doch es wäre keine große Überraschung, wenn es auch ihn wieder „jucken“ würde, denn gerade er fand im Cockpit immer großen Spaß…

Aigner & Minor: Fixsterne am internationalen Rallyehimmel

Andi Aigner (ERC-Einsätze im Production Cup, gemeinsam mit Copilot Jürgen Heigl) und Ilka Minor (Copilotin von Evgeny Novikov in der WRC) sind schon seit einiger Zeit nicht mehr in Österreich im Einsatz, sie sind derzeit quasi unsere Fixsterne am internationalen Rallyehimmel.

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