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Rallye: News

Asphalt-Highlight in Elba

Eugen Friedl schildert seine Eindrücke vom Lauf der historischen Rallye-Europameisterschaft auf der Insel Elba, den er mit einem Ford Escort bestritt.

Foto: Friedl

Nach dem Schotter-Highlight der Veszprem-Rallye in Ungarn haben wir ein völlig anderes Projekt in Angriff genommen: Wir starteten erstmals bei einem Europameisterschafts-FIA-Historic Lauf und das gleich im „Rallyeland“ Italien auf der Insel Elba. Bewährter Co-Pilot war wieder Stephan Hofbauer.

Andere EM-Historic Teilnehmer schwärmen nicht nur von der landschaftlichen Kulisse sondern auch davon, wie die Italiener Rallyes zelebrieren - was ich auch im Nachhinein betrachtet nur voll bestätigen kann. Dieser Lauf ist eine reine Asphalt-Rallye mit sehr unterschiedlichen Straßenbedingungen (rutschig bis sehr griffig) über 474 Gesamt-Kilometer, davon 136 Sonderprüfungs-Kilometer. Die Nennliste mit 77 Teams war gespickt mit jeder Menge klassischer Historic-Autos wie Lancia 037, Fiat 131 Abarth Mirafiori, Audi Quattro, jede Menge Porsches, Opel Kadett GTE, Escorts usw.

Der Parc Ferme war eine Augenweide für die Fans. In unserer Kategorie 3 bis 2000ccm (Baujahre 1975 bis 1981) waren allerdings auch die starken Fiats und Escort Cosworth BDA am Start. Rallyezentrum mit Start- und Zielrampe war im malerischen Bergdorf Capoliveri, wo auch am Donnerstag die zweite Sonderprüfung spätabends durch die extrem engen Gassen des Ortskerns führte. Im Vergleich dazu sind die Stadtkurse von Judenburg oder in Zlin Autobahnen. Die vielen Zuschauer erzeugten eine gewaltige Kulisse, unisono unser Eindruck „einfach einzigartig“.

Freitag, der zweite Rallyetag begann gleich mit der 23 Kilometer langen Königsprüfung über den Monte Perone. Es sollte eine der härtesten Asphaltprüfungen werden, die ich je gefahren bin. Kurven, Kehren, Kurven – und das ohne Servolenkung und mit Slicks - ein ordentliches Training für die Armmuskeln. Außerdem herrschte bei extrem schwülen Wetter über eine Länge von acht bis zehn Kilometer dichtester Nebel.

Die nächste Prüfung mussten wir wegen eines defekten Steckers ohne Gegensprechanlage auskommen. Damit ich wenigstens ansatzweise die „Pacenotes„ hörte, musste Stephan bei der Ansage richtig brüllen, unterstützt von gestikulierenden Handzeichen. Den restlichen Tag genossen wir so richtig, nicht nur die Sonderprüfungen, sondern auch die Landschaft auf den Verbindungsetappen und die kulinarische Gastfreundschaft des Veranstalters in den Regrouping-Zonen.

Am Samstag, dem dritten Rallyetag lief anfangs alles problemlos, doch am Servicepunkt nach der SP 8 kam der große Schock: Der Ölkühler hatte im Register ein irreparables Leck. Nachdem wir keinen Ersatzölkühler in Reserve hatten, stellten wir uns die bange Frage, wie wir nun die Situation retten könnten. Ohne lange nachzudenken entschied ich, den Ölkühler „tot zu legen“ und einen provisorischen Bypass herzustellen. Aber mit welchen Fittingen? Minute um Minute verging. Zum Glück fand ich im Serviceauto in einer „Glückskiste“ (alte Sammlung von Schrauben, Dichtungen, etc.) eine altes Ölanschluss-Winkelfitting. Mit Schlauchbindern war der Bypass geschafft. Im Höllentempo rasten wir zur nächsten Sonderprüfung beziehungsweise Zeitkontrolle. Wir stempelten zwar um vier Minuten zu spät, blieben aber außerhalb der Ausschlusstoleranz und somit in der Wertung. Ohne Ölkühler mussten wir aber danach das Tempo herausnehmen, um die Öltemperatur nicht zu gefährlich hoch werden zu lassen. Der Bypass hielt bis ins Ziel dicht und alle inklusive Servicemechaniker waren total happy.

Die Servicecrew bestand wie schon in Ungarn aus den beiden Brüdern Helmut und Gerhard Aigner. Bei dieser Rallye wurde wie seinerzeit noch wirklich „Service gefahren“, nämlich bis zum Ende jeder SP und nicht nur wie heute üblich „in einer Zone Service gestanden“, somit war zusätzlich selbstständige Navigation der Mechaniker gefragt, um auf die Minute pünktlich an den jeweiligen Servicepunkten irgendwo in der Einöde zu sein. In allen Situationen, auch bei den heiklen Reparaturen, haben sie alles mit tollem Einsatz bravurös gemeistert. Ein Lob auch an meinen Co-Piloten, der einen tollen „Job“ gemacht hat, da bei so einer Art von Veranstaltung auch für ihn viel Neuland vor und während der Rallye dabei war.

Fazit: ein absolutes Asphalt-Highlight mit einer faszinierenden Kulisse. 41. Gesamtplatz im Endergebnis, ich hätte uns doch einige Plätze weiter vorne erwartet, aber ein wesentlicher Grund dafür war, dass unser Escort für diese Verhältnisse viel zu lange übersetzt war. Wir haben auf der ganzen Rallye nie den vierten Gang und relativ selten den dritten gebraucht. Weiters muss gesagt sein, dass bei einem Europameisterschaftslauf alle, auch die vielen „Seniorenfahrer“ kräftig Gas geben und es war unsere erste vollständige Asphalt-Rallye mit dem Escort.

Es war alles in allem ein Erlebnis der Extraklasse!

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