
Rallye: Backstage | 03.01.2015
„Mehr gegenseitiges Vertrauen wäre schön“
Im vierten und letzten Teil unseres Gesprächs beantwortet Helmut Neverla die brennenden Fragen der Meeting Point-Forumsteilnehmer.
In einem Kaffeehaus in Purkersdorf haben wir nun den aktuellen, vierten Teil unseres Gesprächs abgehalten – und dabei exakt jene Fragen beantwortet, welche die motorline.cc-Leser im Forum „Meeting Point“ gestellt haben.
Ich gehe einfach chronologisch die Fragen durch, hier die erste Frage: Warum kostet der HTP, der Wagenpass also für historische Rallyeautos nun doppelt so viel, ist aber zugleich zeitlich begrenzt?
Er war auch früher zeitlich begrenzt, ist aber jetzt auf zehn Jahre verlängert worden. Die Kosten sind von der FIA vorgeschrieben – das bestimmt nicht die OSK, und der OSK bleibt von dem Geld nur ein geringer Teil für die Bearbeitung, das sind keine 150 Euro. Die Erstellung eines solchen Wagenpasses ist recht aufwendig, weil sie zum Teil recht schlampig ausgefüllt werden. Du kannst nun aber auch mehrere Varianten erstellen, falls du in verschiedenen Konfigurationen fahren willst, da gab es früher nur eine. Das wird von Experten in der FIA kontrolliert – die OSK hat damit eigentlich nur Arbeit und so gut wie keinen Verdienst.
Ein Dauerbrenner im ‚Meeting Point‘: Alte World Rally Cars und NGT-Autos – wie steht Herr Neverla zum Thema Vielfalt und Abwechslung im Rallyesport?
WRC wurde schon vor meiner Zeit entschieden – aber die Antwort ist relativ einfach: Das ist eine Kostenfrage. WRC hatten wir schon einmal in Österreich, als Wittmann, Sperrer und so weiter fuhren – das kostet eine Lawine, der Sport ist auch mit den aktuellen R5 und S2000-Autos schon teuer genug.
Es sind damit aber auch die alten WRCs gemeint…
Auch die alten sind zu teuer und in Österreich nicht erlaubt.
Und NGT?
NGT hatten wir eine lange Diskussion im Rallye-Kollegium – da gehörte ich zu den Befürwortern. Und zwar aus einem Erlebnis heraus. Einige werden sich noch erinnern, dass einmal Richard Lietz mit einem Porsche gefahren ist…
…und die Leute waren begeistert…
…ja, sie waren begeistert. Von dem infernalen Motorensound. Nur: Man hatte dann Angst, dass auch das zu teuer wird – es gibt ja nur drei Autos: den Lotus, den Porsche und den Nissan.
Der Nissan ist ein RGT. Was ist der Unterschied zwischen RGT und NGT?
Der Unterschied besteht von der Homologation her. Der Porsche ist auf NGT homologiert, deshalb darf er fahren.
Der Nissan ist kein RGT?
RGT ist er auch. Aber auch NGT.
Bei uns sind ja keine NGTs erlaubt eigentlich, oder?
Ja. Nur: Es gibt den Porsche, der noch fährt. Da hätten sich viele interessiert dafür.
Wie viele?
Zwei dezidiert. Bei einem glaube ich, dass es etwas wird. Für nächstes Jahr.
Aber kann er dann fahren?
Er kann fahren, die Klasse RGT ist ja ausgeschrieben. Nur: Du kannst keinen Cup-Porsche nehmen, weil da der Überrollbügel nicht passt, da die Rohre zu dünn sind. Er muss also einen normalen Porsche nehmen und den aufbauen.
Was kostet das?
Keine Ahnung – aber ganz sicher wahnsinnig viel. Das Cup-Auto bekommst du billig um 150.000 Euro. Aber leider. Den Bügel kannst du nicht herausschneiden, Porsche will selber nicht. Die hätten angeblich ein fertiges Auto stehen. Lietz wollte es kaufen – doch man sagte: Er könne es kaufen, aber nicht zum Rallyefahren. Es war im Vorjahr die Rede davon, dass Philipp Lietz ein solches Auto fährt, das wollte einer aufbauen – aber das war finanziell untragbar.
Und dann hat der ja keine Chance in Österreich – bei schnellen Rallyes wie im Wechselland vielleicht, aber in Weiz oder in Liezen ist er chancenlos. Wenn einer nur wegen dem Sound damit fahren möchte, just for fun, dann soll er das tun – nur haben nicht so viele Menschen in Österreich so viel Luft, dass ihnen der Preis egal sein kann. Ich kenne einen einzigen, der vielleicht so ein Auto fahren wird – mit dem habe ich heuer lang diskutiert, er baut vielleicht einen Porsche auf.
Ich muss jetzt nochmal nachfragen: Die NGT sind bei uns nicht erlaubt – aber man kann mit so einem Porsche auch RGT fahren?
Ja, genau.
Wo ist der Unterschied zwischen RGT und NGT?
Es gibt ja für 2015 eine Ausschreibung für einen RGT-Cup. Da werden drei WM-Läufe absolviert. Der Tuthill hat ja mittlerweile schon ein paar Autos gebaut. Sie begrenzen ihn halt bei der PS-Zahl – sie stimmen den Restriktor auf die PS ab. Jedes Auto hat eine Einzelabnahme auf einem geeichten Motorprüfstand- und er darf maximal 3,4 Kilo-PS haben. Das heißt: Pro PS muss das Auto 3,4 Kilo haben. Wenn diese Kilo-PS-Zahl überschritten wird, dann wird eben der Restriktor verkleinert. Derzeit sind auf der FIA-Homepage zwei Autos zu finden und jedes hat einen anderen Restriktor.
Das müsste man in Österreich dann genauso machen?
Das wird in Österreich genauso gehandhabt.
Und du hast dich im Kollegium eingesetzt dafür, dass RGT erlaubt wird?
Nicht ich alleine, ich war einer der Befürworter – weil mir das halt gefällt.
Aber zusammenfassend kann man sagen: Das ist nur etwas für reiche Leute?
Ja, so kann man das sagen. Ich würde gerne solche Autos hier sehen – aber es wird in Österreich nie viele geben, weil sich das nie viele Fahrer leisten werden können. Es sind ja in Deutschland auch nur zwei bis drei am Start. Deutsche Rallyes sind auch anders als unsere – da haben die Porsche reale Chancen, bei uns nicht.
Dann kommen wir gleich noch einmal zu einem heißen Thema aus dem Forum: Abgelaufene Sitze und Helme und so weiter. Was kann man da zusammenfassend noch einmal dazu sagen? Warum können andere Länder Fristen verlängern und warum macht das die OSK nicht?
Jedem, der mich das fragt, sage ich: ‚Bring eine Freigabe vom Hersteller!‘. Wenn er dafür die Verantwortung übernimmt – dass er sagt, der Sitz überlebt auch zehn Jahre und mehr, dann habe ich kein Problem damit. Nur: Warum soll ich für jemanden den Kopf hinhalten, vielleicht eine Vorstrafe kriegen, eingesperrt werden oder sonst noch was, wenn etwas passiert?
Wir hatten jetzt bei der Waldviertel-Rallye einen schweren Unfall – da hat alles gestimmt. Vom Bügel angefangen über Sitze und Gurte, Helm und so weiter. Denkt einmal darüber nach, was da geschehen wäre, wenn der Sitz abgelaufen wäre! Denkt einmal nach: Wer steht denn vor dem Richter? Keiner von den Teilnehmern! Ich stehe vor dem Richter! Ich bin der Verantwortliche dafür!
Ich habe das schon zuvor erwähnt: Schischuhe. Auch nicht benützte Schuhe können brechen, Kunststoff dampft. Bestes Beispiel ein Auto: Die Windschutzscheibe läuft an, weil das Armaturenbrett dampft. Das verdampft einfach – und genauso ist das bei den Sitzen. Da ist auch Kunststoff drinnen – und der altert nun mal. Einer früher, der andere später.
Man sagt ja auch: Wenn dir der Sturzhelm runterfällt, darfst du ihn theoretisch nicht mehr verwenden…
Das war bei dem Unfall im Waldviertel-Rallye so, dass der Sturzhelm keine äußere Beschädigung hatte, der hatte nur ein fingernagelgroßes Cut. Trotzdem hatte er einen Schädelbasisbruch, er krachte mit voller Wucht auf den Bügel. Diesen Helm sollte man normalerweise wegschmeißen. Oder ich muss ihn komplett zerlegen – er kann innen einen Sprung haben. Unterm Lack jedoch siehst du es nicht. Der Helm war aber vom Ablaufdatum her in Ordnung. Aber nach so einem Unfall gehören Sitz und Gurte sofort raus. Jede Versicherung zahlt dir einen Gurt, wenn du so einen Unfall hast. Ohne Kommentar. Aber manche lassen dann wegen den 170 Euro, die so ein Gurt kostet, den Gurt im Auto.
In Zukunft, wenn so ein Unfall passiert, wo der Bügel beschädigt ist, schneiden wir sofort die Gurtlasche durch – dort, wo das Datum drauf steht, damit dieser Gurt nie mehr verwendet wird! Wenn es dem Hersteller egal ist und er eine neue Lasche rein gibt – okay, dann soll er fahren. Das verstehen halt nur wenige Menschen.
Es gibt einen Escort in Österreich, der wurde in England komplett neu aufgebaut, der steht seit sieben Jahren in der Garage, der fuhr keine einzige Rallye – er kann den Gurt wegschmeißen. Klar wird der Gurt nicht kaputt sein – aber wer übernimmt die Verantwortung? Ich jedenfalls übernehme sie nicht. Und auch der Sportkommissar wird es nicht genehmigen. Der Hersteller sagt sowieso nein. Auch im Gurt sind ja Kunststofffasern drinnen – und die altern auch, wenn nicht gefahren wird.
Vielleicht passend zu dem Thema: Es gibt ja diese ungarische Meisterschaft, wo quasi alles fahren darf. Da hast du ja gesagt, dass bei der Waldviertel-Rallye Autos waren, die deiner Meinung nach unsicher sind…
Das wurde mit viel Fantasie gemacht – die haben eine Klasse, da können sie alles machen. Da könnten sie in einen Lada einen V8-Motor einbauen, wenn es ginge. Bei uns jedoch wird so etwas nicht fahren. Nächstes Jahr werde ich bei der Abnahme zur Waldviertel-Rallye sagen, dass ich das nicht verantworten kann. Da sind Bomben dabei – und das geht nicht! Wenn der Ungar das sagt, der Cheftechniker, okay, dann soll er es machen.
Die haben zum Beispiel keine Trennwand vom Kofferraum bzw. Tank zum Fahrgastraum. Wenn der Tank beim Aufprall explodiert und er hat zum Beispiel hinten die Batterie, wegen dem Gewicht, bei den BMW – da genügt ein Funke, und das Auto brennt lichterloh. Bei einer Trennwand hat der Fahrer die Chance, dass er rechtzeitig aus dem Auto kommt – ohne Trennwand, wenn der Sprit quer durch das Auto geschleudert wird, da schaue ich mir an, was der Chauffeur dann sagt. Oder ob ein Streckenposten den Fahrer dann noch herausholen kann. Ich glaube nicht, dass er das dann noch kann.
Man muss natürlich unterscheiden – aber so wie das die Ungarn machen, geht das nicht. Wenn die Formel 1 heute einen Sicherheitsstandard wie vor 20 Jahren hätte, würden jedes Jahr zwei Fahrer sterben.
Dabei sind die Kosten für die Sicherheitsausrüstung eigentlich nicht so hoch – im Vergleich zu dem, was andere Dinge wie Reifen kosten. Was kostet eine Sicherheitseinrichtung?
Den Sitz gibt es von 300 Euro aufwärts, wobei die besseren Sitze auch ein Zehnjahresablaufdatum haben.
Wenn ich einen Sitz kaufe, erfahre ich dann sofort, wie lang der noch gültig ist?
Ja, da ist ein Datum drinnen, das ist aufgenäht – da steht das Erzeugungsdatum plus die gültigen Jahre.
Ich kann also dann gar nicht einen Sitz kaufen, der im nächsten Jahr schon abgelaufen ist – außer ich interessiere mich nicht dafür?
Ich habe das schon mehrfach erlebt: Es kommt einer zur Abnahme, der Sitz ist abgelaufen. Ich frage ihn, wo er ihn gekauft hat. Wenn man dann nachfragt, kommt heraus: Der Fahrer wusste sehr wohl, dass der Sitz abgelaufen ist – dafür hat er ihn um den halben Preis bekommen. Das sagen sie dir ja nicht – da ich aber mit der Handvoll Verkäufer in Österreich einen guten Draht habe, erfahre ich das auch. ‚Ich fahre eh nur mehr eine Rallye heuer und dann nicht mehr!‘ Aber das vergessen sie dann und erzählen es dir natürlich nicht. Es verkauft auch sonst kaum einer einen Sitz, der nur mehr eine kurze Ablaufzeit hat – weil da gehe ich nie wieder hin, wenn mir der so etwas verkauft.
Also es ist nicht so, dass ich einen Sitz kaufe und auf einmal sagt die FIA: Dieser Sitz ist nächstes Jahr nicht mehr zugelassen?
Nein, um Gottes Willen , nein. Manche legen es halt gerne aus, wie sie es halt wollen – aber das ist nicht…nicht ehrlich!
Empfindest du die Weiterbildung bei der OSK als ausreichend?
Als ich zur OSK gekommen bin, waren vor mir zwei andere Rallye-Cheftechniker und davor war der Herr Werginz. Der Herr Werginz – man kann über ihn denken, wie man will, hat einiges getan, von sich aus, er hat einige Schulungen abgehalten. Das ist dann eingeschlafen. Ich habe einiges versucht, es war ein bisschen zäh. Wir haben heuer zum Beispiel einen sehr umfangreichen Englisch-Kurs gemacht, auf meine Initiative hin. Ich habe eine sehr nette Englischlehrerin aufgetrieben, das wird es wahrscheinlich nächstes Jahr wieder geben. Ich mache jetzt auch nach Vorgaben der FIA eine Anleitung ‚Wie mache ich eine Technische Abnahme?‘. Damit habe ich bereits begonnen.
Die Techniker treffen sich auch und tauschen sich aus, wir lesen regelmäßig die Reglements durch. Leider teilt die FIA Regeländerungen nicht mit und markiert sie auch nicht. Ein Teambetreiber beschäftigt sich Tag und Nacht mit den Regeln und kann sie auswendig – wir aber haben auch einen Beruf und wir können nicht alle Reglements auswendig wissen, das geht einfach nicht. Auch die Leute von der FIA lesen oft ihre eigenen Reglements nicht und wissen sie nicht.
Wie werden Regeländerungen weitergegeben?
Per Mail. Ich erhalte einmal im Jahr das FIA-Standardwerk – das ist ein Viertel Meter Reglements. Von Formel 1 bis zu den Elektroautos.
Wenn jetzt ein Reglement verändert wird – erhältst du dann eine Mail der FIA?
Nein. Dann steht es einfach anders drinnen, ohne jeden Kommentar.
Da steht dann wahrscheinlich eine andere Versionsnummer oder?
Ja, nur werden die Änderungen nicht markiert – und ein S2000-Reglement hat 40 Seiten. Dann hast du aber auch noch R5, R1, R2, R3.
Wie erkenne ich, dass es eine neue Variante ist? Am Datum, oder?
Ja. Es gibt auf der FIA-Homepage einen Punkt ‚Reglements‘. Da steht schon, dass es eine Änderung gibt – aber sie haben oft in einem Monat 20 Änderungen. Das ist wahnsinnig mühsam. Der Herr Hinteregger hat vor zwei Jahren angeregt, dass man die Änderungen gelb markiert, aber das wurde nicht gemacht.
Zahlt die OSK beispielsweise Schulungen bei der FIA?
Nein. Ich wäre gerne einmal ins Ausland gefahren, zur Barum-, Deutschland- oder zur Niederbayern-Rallye, um einfach als Techniker-Gast dort dabei zu sein. Da habe ich in der OSK gesagt: ‚Leute, ich möchte da gerne einmal über den Tellerrand blicken und sehen, wie es woanders zugeht.‘ Aber das ist bei der OSK finanziell nicht drinnen. Leider Gottes.
Wir haben dann zum Beispiel bei der Jännerrallye das Problem, dass wir einfach zu wenig Erfahrung haben – das steht in jedem Bericht der FIA drinnen: ‚Sehr willig, aber leider keine Erfahrung!‘ Das ist traurig, aber so ist es nun einmal. Obwohl wir heuer zum ersten Mal eine perfekte Jännerrallye zusammenbringen werden. Ich habe da ein gutes Team, die FIA-Techniker können gut mit uns – also versuchen wir es perfekt zu machen, sodass keine Fehler passieren.
Die tschechische ASN macht einmal im Jahr Schulungen für Piloten und auch Streckenposten. Gibt es bei der OSK Schulungen für Streckenposten?
Ja. Aber die Streckenposten könnten bei uns besser geschult sein, wobei wir öfter die Österreichring-Staffel im Einsatz haben – wir haben da ja keine professionellen Leute. Die Rebenland-Rallye ist eine große Ausnahme, weil der Herr Bürgermeister, der Herr Plasch ist ein Hammer! Die Streckenposten dort sind von der Freiwilligen Feuerwehr. Plasch hat mir angeboten, dass wir dort vor Ort Schulungen machen: Was mache ich bei einem Unfall? Wo finde ich das Gurtmesser? Denn wer schon einmal ein Auto auf dem Dach liegen gesehen hat, der weiß, dass es nicht so einfach ist, hier den Gurt aufzumachen. Und wenn ein Feuer dazukommt, wird es überhaupt eng. Ein Gurtmesser oder eine Schere sollte jeder einstecken haben – und dann durchschneiden und raus mit den Piloten. Das hat im Rebenland ganz toll funktioniert.
Ich habe das auch bei anderen Veranstaltern angeregt, habe gefragt, ob wir irgendein Rallyeauto haben können zum Herzeigen – da hat es geheißen ‚Ja, ja‘ , aber gemacht hat es keiner. Außer eben der Herr Plasch von der Rebenland-Rallye. Trotzdem versuchen wir, immer wieder Streckenpostenschulungen abzuhalten, dann gibt es einmal im Jahr die Sitzung der Cheftechniker von den Ländern und aus den einzelnen Sparten.
Wir hatten jetzt vor ein paar Wochen in Melk eine Schulung über historische Fahrzeuge, über Wagenpässe. Die war ganz gut besucht – so etwas wünschen wir uns öfters. Denn das kostet ja nicht viel – aber leider haben wir in der OSK zu wenig Kompetente. Ich habe schon mit dem Manfred Stohl gesprochen – bei ihm werden wir einmal etwas machen, er hat alle Autos in seiner Firma stehen, wo wir uns Autos aus drei Generationen ansehen können. Da hilft uns der Manfred, ich kenne ihn ja schon ewig. Es ist halt ein wahnsinniges Koordinations- und Zeitproblem. Es war beim Englischkurs schon schwierig – da haben sich 30 Leute angemeldet, gekommen sind dann zwölf. Das ist manchmal komisch: Alle schreien, sie wollen etwas haben – und dann kommt keiner.
Nächste Frage aus dem Forum: Gibt es bei Arbeitsbehelfen Vorgaben? Zum Beispiel Nachschlagwerke für die Technische Abnahme, um bei Beanstandungen dem Teilnehmer zeigen zu können, warum er beanstandet wurde…
Ich habe immer mein Laptop mit, der Herr Puntinger hat einen ganzen Koffer voller Ordner dabei, die immer auf dem neusten Stand sind. Ich habe – falls es der Teilnehmer nicht hat, was ja eigentlich nicht sein darf – so gut wie alle Homologationsblätter dabei, auf dem Laptop. Da gibt es also kein Problem, das haben wir immer vor Ort dabei.
Alfred Kramer hat sich auch im Forum zu Wort gemeldet – er behauptet, das Vergessen der Klasse und der Ausschluss bei der Kärnten-Rallye sei eine ‚geplante Aktion‘ des Herrn Hinteregger gewesen…
Ich persönlich glaube das nicht. Ich sehe es als eine Verkettung blöder Umstände, wobei ich dem Herrn Kramer eigentlich die Hauptschuld gebe. Es ist egal, ob er oder seine Frau die Nennung abgegeben hat – er ist der Bewerber und der Fahrer
Er schreibt auch, das er seit 2007 mit diesem Auto in 16 verschiedenen Klassen gefahren ist, weil sich die so oft geändert haben.
Alfred Kramer ist Kärntner, der Veranstalter ist Kärntner – da hätte doch ein Anruf genügt. Und man hätte die Klasse nachgereicht. Das hat sich dann aufgeschaukelt – und er hat nach der Rallye den Herrn Hinteregger vor allen Leuten bloßgestellt. Und wir sind eben auch nur Menschen. Ich verstehe es nicht, warum man das nicht schon lange vor der Rallye gelöst hat: Können die nicht miteinander reden? Der Hauptschuldige ist der Herr Kramer – und dann ist es explodiert, dann ist es außer Kontrolle gewesen. Der Nennende muss doch wissen, mit welchem Auto er fährt. Und der Techniker hat nicht die Aufgabe, zu sehen, ob er in der richtigen Klasse fährt.
Kramer schreibt auch: ‚Von wegen Sicherheitsabnahme‘ und verweist darauf, dass auch Turbos verplombt werden und so weiter…
Normalerweise ist es so, dass der Bewerber einen Draht haben muss und wir verplomben nur noch – wir schauen nur, dass der Draht richtig eingefädelt und auch nicht austauschbar ist.
Aber man schaut nicht, ob das der richtige Restriktor für die Klasse ist?
Nein, dazu kommt man aus Zeitgründen nicht. Sonst werden nur Gurte, Sitze, Helme, Gewand kontrolliert. Natürlich: Wenn es ein offensichtlicher Mangel ist – ich sage einmal ein falscher Motor – dann sehen wir das schon. Aber ansonsten haben wir in der Regel nur vier, fünf Minuten Zeit für die Abnahme. Was willst du in fünf Minuten mit zwei bis drei Technikern anschauen?
Kramer schreibt auch, dass die 30 bis 40 PS an Mehrleistung, die du beim 34er-Restriktor genannt hast, nicht stimmen würden…
Dann sind es halt 15 PS – es ist auf jeden Fall mehr Leistung. Wenn ich mehr Luft zuführe, habe ich mehr Leistung.
Letzte Frage: Liest der Herr Neverla auch das motorline.cc-Forum ‚Meeting Point‘?
Ja sicherlich. Wobei ich muss gestehen: Erst seit zwei, drei Monaten. Aber seither lese ich es regelmäßig. Ich werde mich aber hüten, im Forum einen Kommentar zu posten. Weil das einfach eine Lawine auslösen könnte, die ich nicht will. Ich bewundere den Herrn Schöpf, der das tut. Der Herr Schöpf macht eines: Er klärt viele Leute auf, wie die Wahrheit, wie die Wirklichkeit ist. Und da die meisten Leute, die da schreiben, wenig Ahnung haben, was eine Veranstaltung kostet, was ein Schotter-Kilometer kostet, glauben ja viele, dass solche Veranstalter viel Geld verdienen würden. Gar nichts! Die müssen froh sein, wenn sie eine schwarze Null schreiben. Ich sehe es ja im Rallye-Kollegium: Alle Veranstalter jammern. Ein namhafter Veranstalter hat 2014 sogar draufgezahlt.
Also verdient eigentlich niemand etwas im Bereich Rallye?
So ist es. Ich weiß, was die Jännerrallye kostet, das ist auch kein Geheimnis, das sind rund 700.000 Euro, das musst du einmal aufstellen. Und die machen wahnsinnig viel – und ich kenne diese drei Leute, die das organisieren, ganz gut. Da arbeiten unzählige Funktionäre und Helfer – die musst du einmal aufstellen, die musst du verpflegen. Die kriegen eh nichts – eine Wurstsemmel oder vielleicht zwei! Aber mehr nicht. Die fangen im Oktober an, Blöcke zu schlagen. Weil im November unter Umständen der Boden gefroren ist. Die haben ein sehr schlaues System – die lassen alle mitverdienen. Vom Eintrittsgeld bekommt die Hälfte die Feuerwehr. Und die machen das gern, die leben für die Rallye, die machen nichts anderes, die haben sicher kein anderes Hobby.
Seien wir froh, dass wir solche Leute haben in Österreich. Oder die Rebenland-Rallye, eine der besten Rallyes überhaupt in Österreich – wie freundlich dort alle sind! Da steckt überall sehr viel Idealismus dahinter – dass sich keiner von denen eine goldene Nase verdient, darüber sollte man einmal nachdenken.
Und deshalb finde ich es gut, dass Helmut Schöpf im Forum schreibt. Er ist ja auch der ‚Herr Rallye‘, er arbeitet Tag und Nacht für seine Rallye. Und auch unsere Techniker –wir alle machen das aus Idealismus. Wir legen jedes Rallye-Wochenende aus unserer eigenen Geldbörse dazu, wir kaufen Werkzeug um ein paar tausend Euro, aus eigener Tasche. Die OSK zahlt ein Grundwerkzeug, eine Schublehre. Wir kaufen Kugelschreiber, Plombendraht aus eigener Tasche – freilich sind das Kleinigkeiten, aber das summiert sich auch. Ich finde es einfach nicht nett, wenn die Leute murren über uns Techniker – das wissen scheinbar viele nicht, dass wir auch Idealisten sind. Und wir betrachten die Fahrer sehr wohl als unsere Kunden – denn ohne sie wären wir nicht hier. Es wäre einfach schön, wenn es da noch mehr gegenseitiges Vertrauen geben würde.
Lieber Helmut, ein sehr schönes Schlusswort - danke für das offene Interview.