
Rallye-WM: Interview | 14.12.2015
Hirvonen auch ohne Rallye-WM happy
Mikko Hirvonen ist mit seinem Rallye-WM-Rücktritt zufrieden und denkt nicht an ein Comeback; Toyota-Testfahrten sind aber denkbar.
Mit einem zweiten Platz bei der Wales Rally GB verabschiedete sich Mikko Hirvonen im November 2014 aus der Rallye-WM. Der Finne hatte in den zehn Jahren zuvor zu den besten Fahrern der Welt gezählt. Vier Mal wurde er hinter Sébastien Loeb Vizeweltmeister, zwei Mal beendete Hirvonen eine WM-Saison als Dritter. Mit 69 Podestplätzen ist der heute 35jährige in der ewigen Bestenliste auf dem vierten Platz; bei 15 WM-Rallyes holte er sich den Siegerpokal.
Auch mit einigen Monaten Abstand sieht er den Zeitpunkt seines Rücktritts richtig gewählt: "Ja, definitiv. Ich habe es nie bedauert. Es hat mir sehr gefallen, viel mehr Zeit daheim mit meinen Jungs zu verbringen. Den Rallyesport habe ich bisher überhaupt nicht vermisst. Ich erfreue mich an simplen Dingen, wie mich um das Haus zu kümmern und an meinen alten Autos zu schrauben. Ich spiele auch Eishockey mit meinen Freunden und genieße die Freizeit sehr."
Nach 13 Jahren und 163 Starts in der Weltmeisterschaft ist Hirvonen froh, den regelmäßigen Reisestress hinter sich gelassen zu haben. Gerüchte bringen ihn dennoch mit dem Toyota-WRC-Projekt von Tommi Mäkinen in Verbindung. "Sie haben mich gefragt, ob ich testen möchte", bestätigt der Finne solche Kontakte und zeigt sich nicht abgeneigt: "Ich würde ihnen gerne helfen, aber selbst wenn ich teste, sehe ich keine Möglichkeit, Vollzeit in die Rallye-WM zurückzukehren."
Mäkinen sieht den Standort Finnland für die Entwicklung des Yaris als Vorteil, denn es gibt viele Testmöglichkeiten. Deshalb könnte sich Hirvonen solche Tests vorstellen: "Die Fabrik ist nur drei Kilometer von meinem Zuhause entfernt. Sollten wir Testfahrten in Finnland machen, wäre es einfach, und ich glaube, ich könnte ihnen helfen. Es wäre eine Option. Trotzdem plane ich keine Rallyeeinsätze für Toyota."
Ein Comeback in der Rallye-WM wird es also nicht geben. Auch ein Gaststart, beispielsweise bei der Finnland-Rallye, ist für Hirvonen kein Thema: "Nein, das glaube ich nicht. Momentan habe ich keine besondere Lust auf ein Comeback. Außerdem finde ich es sinnlos, nur für eine Rallye zurückzukommen. Wenn man vorne mitkämpfen will, braucht man ein ausgedehntes Testprogramm. In diesem Jahr bin ich einige Rallyes mit meinen historischen Autos gefahren, und das reicht mir auch, um Spaß zu haben."
Trotzdem wurde der 15fache WM-Rallye-Sieger Ende November in einem Rallyeboliden gesichtet: In einem Mini John Cooper Works nahm Hirvonen an der Lanzarote-Rallye teil, schied aber mit Differenzialschaden aus. "Ja, ich war auf Lanzarote. Sie haben mich eingeladen und gefragt, ob ich teilnehmen möchte. Das Team hat sich um alles gekümmert; leider gab es dann einen technischen Defekt", berichtet er von seinem Kurzcomeback. "Die Rallye dauerte nur einen Tag und war eine schöne Veranstaltung. Es war ein kleines Team und eine kleine Rallye, solche Dinge mache ich gerne."
"Als komplette Saison könnte ich mir zum Beispiel die finnische Rallycrossmeisterschaft vorstellen. Ich möchte keine Meisterschaft bestreiten, für die ich wieder viel reisen muss. Aus dieser Sicht passt mir das Dakar-Projekt perfekt. Im Laufe des Jahres hat man einige Tests und fährt einige Rallyes und dann startet die Dakar. Anschließend wird es wieder ruhiger." Bei seiner ersten Dakar-Teilnahme wird Hirvonen im Jänner einen Mini des X-raid-Teams steuern.