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Achim Mörtl im Interview
Fotos: Achim Mörtl

„Promotor hat Beigeschmack des Eigennutzes“

Achim Mörtl über seine Beweggründe, gemeinsam mit LKW friends on the road Juniorenförderung zu betreiben und warum er beim neuen ORM-Promotor den „Beigeschmack des Eigennutzes“ konstituiert...

Noir Trawniczek

In einem ausführlichen Interview für motorline.cc und das „Rallye Radio Noir“ erklärt Achim Mörtl, wie es zu der Junioren-Unterstützung bei der Rallye W4 kam und warum LKW friends on the road hier ebenso freudig mitmachen wie auch Raimund Baumschlager und Johannes Keferböck. Außerdem spricht Mörtl offen seine Bedenken gegenüber dem neuen gemeinnützigen Promotor aus.

In letzter Zeit gibt es doch einige Bemühungen, dem Nachwuchs zu helfen - es gibt den gemeinnützigen Promotor, der via ORM Trophy die Junioren ORM mit einem Preisgeld versah. Zusätzlich gibt es nun bei der Rallye W4 weitere Unterstützung, die Top 3 der Junior-ORM erhalten Preisgeld.

Das ist auf eine Initiative von mir zurückzuführen - in Zusammenhang mit dem Sponsor LKW friends on the road, der ja nach der Jänner- und der Lavanttal-Rallye jetzt auch bei der Rallye W4 der Hauptsponsor ist. In vielen Gesprächen wurde klar, dass auch in der LKW-Branche Nachwuchs gesucht wird. Und wenn wir diese Botschaft bringen, müssen wir eigentlich auch den Nachwuchs im Rallyesport fördern. Da gab es einen Grundbetrag und dann habe ich noch einige Leute angerufen, ich bin ja noch immer sehr gut vernetzt, daraufhin sind immer mehr Leute aufgesprungen und jetzt haben wir einen schönen Betrag für die Top 3 der Junior ORM bei der Rallye W4.

Wie viel werden die Top 3 erhalten?

Es geht um einen Betrag knapp über 3.000 Euro, den wir wahrscheinlich aufteilen werden auf 50, 30 und 20 Prozent, oder in Zahlen 2.000, 1.000 und 500 - aber vielleicht gibt es ja noch den einen oder anderen Gönner, der noch etwas dazulegt. Wobei es nicht so sehr um den Betrag geht - wir wollen damit natürlich auch ein Zeichen setzen.

Darf man erfahren, welche Gönner bislang konkret an Bord sind?

Natürlich, das gehört sich auch so – weil es ein Bekenntnis dieser Firmen zum Sport ist. Es freut mich, dass wir neben „LKW friends on the road“ und BRR auch einen privaten Gönner, der nicht genannt werden möchte, gewinnen konnten. Mit dabei ist zudem Johannes Keferböck mit seinem neuen Partner AEP, wir haben somit mehrere Personen, die das Projekt unterstützen. Dass Raimund Baumschlager dabei ist – wo ja viel diskutiert wurde, dass er sich wegen mir bzw. einer Aussage von mir nicht in den Masters Cup (ORM Trophy) eingeschrieben hat – freut mich ganz besonders! Aber es war genau ein Telefonat und der Raimund sagte: ‚Wir machen das - und wir kleben auch auf unsere LKWs die Logos von LKW friends on the road.‘ Das ist eine total coole Geschichte! Und beim Johannes Keferböck muss man bedenken: Ich war ja nicht immer zimperlich mit ihm – ich war sehr kritisch und habe ihn auch angegriffen. Da finde ich es cool, dass er sofort dabei war – so ist es ein Win/Win/Win für alle....

Jetzt gibt es heuer den neuen Promotor und in der Junioren-ORM erstmals ein Preisgeld, das unter anderem über die Einschreibgebühr der ORM Trophy finanziert wird – warum hat man hier nicht gemeinsame Sache mit dem Promotor gemacht?

Ich wurde im Herbst gefragt, ob wir nicht gemeinsam etwas machen können – aber ich sehe da noch nichts Gemeinsames, so wie ich es mir als Protagonist und Fan des Rallyesports vorstelle. Ich spreche ja auch viel mit anderen Leuten und natürlich hat es einen Beigeschmack, wenn der Promotor selber fährt. Denn das hat den Beigeschmack des Eigennutzes – und das will ich nicht, das ist in dieser Form nicht vertretbar und daher habe ich die Zusammenarbeit auch nicht gesucht. Ich denke, da muss man noch ein Bisschen üben...

Wie meinst du das? Kannst du konkrete Beispiele nennen?

Es reicht halt nicht, wenn man in einer Aussendung sagt, man habe tolle Akzente gesetzt und irgendetwas revolutioniert – Media Copilot Drive, das haben wir schon vor 40 Jahren gemacht, es hatte nur einen anderen Namen. Ich glaube einfach, dass man versuchen muss, dass man wieder eine Eigendynamik in den Sport bekommt. Und dafür müsste man auf arrivierte, erfahrenere Leute zurückgreifen, auch in der PR-Arbeit. Ich würde mich da wahrscheinlich auch engagieren, aber so lange ein Promotor selber fährt... – man hat es auch bei den Sendezeiten in den ORF-Berichten gesehen – wer am meisten vorgekommen ist, auch wenn man nicht gewonnen hat.

Der gemeinnützige Promotor besteht ja aus drei Personen: Günther Knobloch, Christian Pirklbauer und Georg Höfer. Für dich ist es störend, dass Knobloch selbst fährt?

Grundsätzlich finde ich alle drei unheimlich toll, weil sie ein Riesenherz für den Rallyesport haben. Nicht toll finde ich aber, dass es eben diesen Beigeschmack gibt. Wenn ich mir den ORF-Bericht aus dem Lavanttal ansehe – da ist der Jürgen Rausch als Beifahrer von Günther Knobloch ewig lang im Bild und der zurzeit erfolgreichste Copilot, noch dazu als Einheimischer, also Gerry Winter (Copilot von Simon Wagner) hatte dort gar keine Präsenz. Oder beim Rebenland-Bericht sind die Sponsoren von Simon Wagner verpixelt worden – es ist normal, dass man zwei Sponsoren auf dem Armaturenbrett haben darf, doch bei Simon wurden sie verpixelt.

Bei den anderen wurden sie nicht verpixelt?

Bei Simon wurden sie verpixelt - sonst sind mir keine verpixelten bekannt.

Das Verpixeln von Sponsoren ist ja eigentlich konträr zur Aufgabe eines Promotors...

Das will ich gar nicht sagen, aber es hat einfach einen bitteren Beigeschmack – warum wurde hier verpixelt? Und es wurde nicht vom ORF verpixelt – auf Nachfrage!

Jetzt hat der Promotor für 2024 sogar einen möglichen Seriensponsor in Aussicht gestellt – wäre es da nicht gescheiter, in einer solchen Phase an einem Strang zu ziehen. Oder anders gefragt: Was wäre nötig, damit ihr alle an einem Strang zieht?

Ich glaube, dass da gar nicht so viel notwendig ist. Wahrscheinlich muss man sich an einen Tisch setzen und konkrete Aufgaben vergeben. Aber wie gesagt: Solange ein Promotor selber fährt, ist es für mich einfach schwierig...

Du hast zuletzt viel bewegt, hast die LKW friends on the road an zwei Rallyes vermittelt, hast auch mit deinen Mitfahrten viel bewegt – in unserem letzten Interview hast du auch betont, dass du auch versuchen hättest können, den Sponsor für dich selbst zu lukrieren, denn du könntest immer noch ein Comeback geben – das hast du aber nicht getan...

Jetzt sind wir genau bei der Frage, warum man so vorgeht. Man darf sich selbst nicht so wichtig nehmen sondern es geht um die Frage, was das Beste ist. Und das Beste für LKW friends ist, dass man über die Rallye eine Plattform bildet und die gewünschten Botschaften transportieren kann. Viel bewegt habe aber nicht nur ich – sicher ist da vieles auf meinem Mist gewachsen, aber mit dem Christian Spendel von LKW friends on the road habe ich einen kongenialen Partner – wir haben hier dermaßen eine Eigendynamik entwickelt, das geht ja bereits weit über den Rallyesport hinaus. Dass man sagt, man macht den LKW-Führerschein, dass man gemeinsame Aktionen macht. Viel bewegen heißt ja nicht nur, dass man Kohle aufstellt. Viel bewegen heißt, dass man mitreißt, dass man die Leute mitnimmt, dass man ein Mindset schafft. Und das ist etwas, das ich bei dem Promotor einfach noch nicht sehe. Das muss ja eventuell gar nicht an den handelnden Personen liegen, sondern einfach an dem Umstand, dass der Promotor selbst fährt und da halt auch andere sagen, dass sich das nicht vereinbaren lässt. Ich, als Achim Mörtl, hätt zum Beispiel gesagt: Wenn ich schon selber fahre als Promotor, lege ich einen Tausender in den Topf und gehe voran.

Also geht es da um recht einfache Dinge...

Ja, nur: Das will ich niemandem vorschreiben. Für mich ist es einfach so, dass so lange ein Promotor selber fährt, es einen Beigeschmack gibt, dass es einen Eigennutz gibt, fertig. Wie auch immer der aussieht - ich würde niemals sagen, dass es einen finanziellen Eigennutz gibt. Aber es kann ja auch Eigennutz sein, dass ich da eine Präsentationsplattform habe für mich selbst...

Das komplette Gespräch mit Achim Mörtl gibt es ab Donnerstag in der Highnoon-Sendung des Rallye Radio Noir auch via motorline.cc zu hören - darin spricht der dreifache Rallye-Staatsmeister viele, darunter auch unbequeme Themen an ...

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