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WRC Portugal Rallye: Ogier vs Tänak Sebastier Ogier gewann in Portugal mit seiner Konstanz
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Wie Ogier sich den Sieg schnappte...

Ott Tänak stach in der WRC-Rallye Portugal zwar immer wieder mit Stage-Siegen zu, doch am Ende war es Sebastien Ogiers Konstanz, die sich auszahlte

Ott Tänak gewann zwar die Hälfte der 24 Wertungsprüfungen der Rallye Portugal, doch Sebastien Ogier zeigte einmal mehr, dass kluges Rallyemanagement wichtiger sein kann als reine Pace. Am Ende holte der achtfache Weltmeister seinen 63. Sieg in der Rallye-WM (WRC) - genau dort, wo seine Erfolgsgeschichte vor 15 Jahren begann.

"Ich denke, das ist etwas, worauf ich wirklich stolz sein kann - so viele Jahre konkurrenzfähig zu bleiben", sagt der 41-Jährige. "Ich glaube, wir haben einmal mehr bewiesen, dass das Management einer Rallye definitiv ein Handwerk ist, das wir beherrschen."

Ogier und sein Beifahrer Vincent Landais überstanden die Strapazen von 24 Prüfungen in einem der härtesten Events seiner Karriere. Am Ende lag Ogier 8,7 Sekunden vor Tänak, der den Großteil der Rallye angeführt hatte, aber durch ein technisches Problem auf der Powerstage den sicheren Sieg verlor.

"Es war ein harter Kampf mit Ott - leider kein fairer bis zum Ende wegen seines Problems, sonst hätten wir nicht gewonnen, weil er offensichtlich schneller war. Aber es geht im Rallyesport nicht immer darum, der Schnellste zu sein - man muss auch ins Ziel kommen, und das haben wir geschafft", so Ogier.

Hyundai mit starker Pace, aber ohne Belohnung

Hyundai hatte sich viel vorgenommen, nachdem der Hersteller auf den Kanaren von Toyota deklassiert wurde. In Portugal lief es zunächst deutlich besser: Tänak und Adrien Fourmaux lieferten sich am Freitag ein enges Duell mit Zeitabständen von teils unter einer Sekunde. Doch am Ende war Toyota wieder siegreich - zum sechsten Mal in Folge in Portugal.

Für Fourmaux war nach Wertungsprüfung (WP) 8 Schluss: Ein Federbeinbruch vorne links zwang ihn zur Aufgabe. Neuville überstand am Freitag einen Dreher, kam aber nie in den Rhythmus seiner Teamkollegen und belegte mit 38,5 Sekunden Rückstand Platz vier.

Tänak baute seine Führung am Freitagabend auf sieben Sekunden aus und lieferte sich mit Ogier am Samstag einen packenden Zweikampf. Nach WP 12 lag Ogier nur noch zwei Sekunden zurück, doch Tänak konterte mit drei Bestzeiten in Folge - unter anderem einem Vorsprung von 9,8 Sekunden auf Ogier, an dem der Franzose zu knabbern hatte.

"Es sah gut aus, aber leider lief in der letzten Prüfung [am Samstagmorgen] etwas sehr schief. Ich kann es mir nicht erklären, denn es hat sich im Auto nicht schlecht angefühlt", sagt Ogier sichtlich gezeichnet vom harten Zeitplan.

Doch wie schon 2017 und 2021 erwischte es Tänak erneut in Amarante - diesmal durch einen Lenkungsschaden, der zur Aufgabe des Servolenkungssystems führte. Beifahrer Martin Järveoja musste nicht nur Ansagen machen, sondern auch die Gänge wechseln, während Tänak mit roher Kraft das Auto ins Ziel schleppte.

"Zweimal hatten wir hier den Sieg eigentlich schon sicher - aber so ist das eben", kommentiert Tänak, der auf Rang zwei zurückfiel.

Rovanperä mit Problemen auf Schotter

Nach seinem Kanaren-Sieg war Kalle Rovanperä auf Asphalt besser, doch auf Schotter offenbarte sich eine Schwachstelle: Der Finne kam mit den Hankook-Reifen nicht zurecht. "Ich fühle mich mit den Reifen nicht wohl und bekomme nicht den gewohnten Flow", sagt er.

Dennoch kämpfte sich Rovanperä am Samstag bis auf Platz zwei vor, nachdem Tänak zurückfiel. Zwischenzeitlich machte er nach einer Bestzeit auf WP 19 sogar 11,1 Sekunden auf Ogier gut - doch ein echter Angriff auf den Sieg blieb aus. Am Ende musste er sich Tänak geschlagen geben und wurde Dritter.

"Es war ein langes und schwieriges Wochenende für uns. Eine große Enttäuschung, dass wir trotz der guten Startposition keine Pace hatten. Kein Grip, keine Geschwindigkeit - da müssen wir weiter dran arbeiten", so Rovanperä.

Evans' erste echte Prüfung im Titelkampf

WRC-Spitzenreiter Elfyn Evans hatte auf Schotter einen schweren Stand. Als Erster auf der Strecke verlor er am Freitag über eine Minute auf die Spitze und lag nur auf Rang sieben. Die mangelnde Pace konnte er sich selbst nicht erklären.

"Ich fühle mich im Auto eigentlich nicht schlecht, aber die Zeiten passen überhaupt nicht", so Evans am Samstag. Ein aggressiverer Fahrstil brachte keine Besserung, er wurde am Sonntag nur Sechster - neun Punkte bedeuteten, dass sein Vorsprung auf Rovanperä von 43 auf 30 Zähler schrumpfte.

"Natürlich ist es schwierig, da jetzt etwas Positives rauszuziehen. Wir hatten sowohl mit dem Grip als auch mit der Fahrbarkeit zu kämpfen. Und viele meiner Probleme bestehen schon länger - wir haben aber auch nichts am Auto, was meinem Stil entgegenkommt", sagt Evans.

McErlean überzeugt, Sesks mit Pech

Für Josh McErlean war die Rallye Portugal ein starkes Ausrufezeichen. Der M-Sport-Rookie fuhr in seinem ersten Jahr in der Rally1-Klasse auf Platz acht - vor den erfahreneren Teamkollegen."Ehrlich gesagt war es ein schönes Wochenende. Eine verrückte Rallye wie immer, aber wir hatten Spaß und ein gutes Ergebnis", sagt der Ire.

Gregoire Munster kam nicht in Fahrt, Martins Sesks war vom Pech verfolgt: Erst ein Reifenschaden, dann eine Zeitstrafe warfen ihn weit zurück - doch er zeigte immerhin vereinzelt gute Zeiten.

Diogo Salvi wird zum Fan-Liebling

Abseits der WRC-Stars wurde in Portugal ein neuer Volksheld gefeiert: Diogo Salvi. Der 55-jährige Unternehmer pilotierte ein viertes Auto von M-Sport - bei seinem ersten Einsatz in der Topklasse der WRC.

Mit Charme, Humor und ehrlichen Interviews eroberte Salvi die Herzen der Rallyefans. Langsam, aber glücklich fuhr er ins Ziel - und bedankte sich mit einer Ansprache:

"Was für eine Party, ich habe es genossen. Ich war sehr langsam, aber ich habe es genossen. Jetzt möchte ich danke sagen: Erstens an meinen Beifahrer - sehr professionell, sehr talentiert, ein unglaublicher Job und viel Geduld mit mir. Zweitens an M-Sport - das ganze Team hat großartige Arbeit geleistet. Richard [Millener], du kannst stolz sein und ihnen eine Gehaltserhöhung geben."

"Und zuletzt meine Familie: Sie haben sich immer beschwert, keine Lust mehr auf drei Stunden Warten auf mich - und danke an die Liebe meines Lebens, dass sie sich um die Kinder kümmert. Sie hasst Rallyes, aber heute Abend lade ich sie zum Essen ein", so Salvi mit einem Lachen.

Motorsport-Total.com

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