RALLYE

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Sieg auf den letzten Kilometern

Die in SW-Ungarn gelegene Bergbaustadt Pecs war am vergangenen Wochenende Dreh- und Angelpunkt des vorletzten Meisterschaftslaufes.

Daniel Fessl

Hier finden Sie zahlreiche Fotos.

Nach seinem überlegenen Sieg bei der Budapest-Rallye im August liegt Peugeot-Pilot Janos Toth zwar immer noch auf Platz drei in der Meisterschaftstabelle, seinen Rückstand auf Benik, der die Meisterschaft nach wie vor anführt, betrug aber vor der Rallye nur mehr 15 Punkte, bei noch 40 zu vergebenden Punkten in den beiden ausstehenden Rallyes also durchaus noch realistische Chancen für den Meister von 2002 und 2003.

Auch Csaba Spitzmüller (Toyota Corolla WRC) befindet sich nach seinen beiden Schottersiegen im Sommer in einer sehr guten Position, er belegt 9 Punkte hinter Benik den zweiten Platz in der Zwischenwertung.

Mit einer Premiere konnte das Butor-Rallye-Team in Pecs aufwarten, erstmals setzte man hier den Citroen C2 S1600 von PH Sport aus Franreich ein. Da Butor bereits im Saxo in Ungarn als unschlagbar galt, wäre alles andere als ein Sieg eine Sensation.

Die Mecsek-Rallye (benannt nach den Mecsek-Bergen, zu deren Füssen Pecs liegt) führt an zwei Tagen über 141 SP-Kilometer aufgeteilt auf elf Sonderprüfungen. Den offiziellen Beginn der Rallye stellte, wie in Ungarn üblich ein freitagabendlicher Prolog dar, in Pecs wurde dieser auf dem Grossparkplatz des Pecs-Placa, einem Einkaufszentrum am Stadtrand, ausgetragen. Zugleich diente dieser Parkplatz auch als Service- und Rallyezentrum.

Vor einer beeindruckenden Zuschauerkulisse holten sich Balasz Benik (Ford Focus WRC) und Frigyes Turan (Mitsubishi Evo 6 Gr. A) zeitgleich den Sieg in diesem Prolog.

Am Samstag standen zwar „nur“ vier Sonderprüfungen auf dem Programm, mit einer Distanz von 92 Kilometern wurden aber fast zwei Drittel der Gesamtdistanz an diesem ersten Tag zurückgelegt.

Die erste SP gewann wie nicht anders zu erwarten Janos Toth im Peugeot 206 WRC, mit nur 1,7 Sekunden Rückstand belegte Benik Rang zwei, der auf Asphalt ebenfalls sehr stark einzuschätzende Tamas Turi (Skoda Octavia WRC) fuhr zum Auftakt die drittbeste Zeit, der erste Ausfall unter den Top-Piloten war Norbert Herczig im zweiten Ford Focus WRC, nach nur wenigen Kilometern traf er beim „Cutten“ einen versteckten Stein, Herczig setze die Fahrt mit einem Patschen rechts vorne zwar zunächst fort, als sich allerdings der Reifen immer mehr auflöste und dabei die Karosserie sehr in Mitleidenschaft zog, entschloss man sich den Reifen auf der SP zu wechseln, was unendliche 6 Minuten dauerte. Im Ziel dieser ersten Prüfung beschloss man aufgrund der aussichtslosen Lage die Rallye zu beenden.

Auch Tamas Tagai im Doppelreiter-Octavia hatte von Beginn an kein Glück, zunächst gab es Probleme am Antriebsstrang, welche sich mit einem Zeitrückstand von 38 Sekunden auf SP 1 niederschlugen. Doch damit nicht genug, auf der zweiten Prüfung, mit 28 Kilometern die längste der Rallye, kamen noch Bremsprobleme und ein Reifenschaden dazu, Tagai entschied sich nach 20 Kilometern dieser zweiten Sonderprüfung, die Rallye zu beenden.

Die zweite Bestzeit in der zweiten Prüfung holte sich Toth, diesmal vor Vorjahresmeister Turi und Benik, Csaba Spitzmüller konnte im doch schon etwas angegrautem Toyota Corolla WRC das Tempo an der Spitze nicht ganz mitgehen und verlor auf den 28 Kilometern der zweiten SP fast 20 Sekunden auf Toth.

Auch auf SP 3 war „Janika“ Toth wieder der schnellste Mann, abermals war Turi Zweitschnellster, Spitzmüller war dritter und Benik vierter. Die vierte SP war die Wiederholung der 28-km-Monsterprüfung des Vormittages, und zum vierten mal an diesem Tag war Toth der schnellste, abermals gefolgt von Turi, der versuchte den Anschluss an Toth nicht zu verlieren. Für OMV-Pilot Balazs Benik kam auf dieser SP leider das Aus, bereits auf der Verbindungsetappe hatte man Probleme mit der Servolenkung, man versuchte noch das Problem zu beheben und startete ohne Servo in die letzte SP des Tages, doch nach etwa der Hälfte der Strecke quittierte auch der Motor seinen Dienst, somit war die Rallye für Benik beendet.

Benik hätte mit einem guten Ergebnis hier bereits eine Vorentscheidung in der Meisterschaft erreichen können, durch diesen Ausfall läuft alles auf eine Entscheidung im letzten Event hinaus.

Janika lag mit dieser fehlerfreien Leistung natürlich auch im Zwischeergebnis einigermaßen klar in Front, 22 Sekunden Vorsprung auf Skoda-Pilot Turi sollten eigentlich für die knapp 50 SP-Kilometer des zweiten Tages reichen...

Auf Platz drei lag mit bereits 40 Sekunden Rückstand Csaba Spitzmüller im Step2 Toyota Corolla WRC, auf Platz 4 und 5 duellierten sich Dark-Dog-Pilot Krisztian Hideg und David Botka um den Sieg in der Klasse A8, nur 2,9 Sekunden trennten die beiden Mitsubishi nach dem ersten Tag, der Rückstand zur Spitze war allerdings mit fast 2,5 Minuten doch schon beträchtlich!

Den tollen 6. Platz belegte Robert Butor bei der Premiere des C2 S1600, er lag damit wieder einmal vor einigen weitaus stärkeren Gefährten und natürlich auch an der Spitze in der A6. Mit Zwischenrang zehn behauptete Gergely Szabo die Führung in der Gruppe N.

Am Sonntagmorgen präsentierte sich den Teilnehmern ein etwas verändertes Terrain, die Straßen waren von Regenschauern nass und der Himmel war dicht bewölkt, es konnte jederzeit wieder zu regnen beginnen.

Das tschechische Profiko-Team, das den Skoda Octavia von Tamas Turi betreut, hatte einmal mehr perfekte Arbeit geleistet und das Fahrwerk den geänderten Bedingungen angepasst, zudem ist Turi auf Asphalt, egal ob nass oder trocken, ein richtig schneller Mann, diese stellt er nun ein weiteres Mal unter Beweis.

Turi begann den Tag mit einer Bestzeit auf der ersten SP, auch auf den beiden folgenden Prüfungen 6 und 7 war der Skoda-Pilot nicht zu schlagen, es waren zwar jeweils nur wenige Sekunden, aber bis zum ersten Service des Tages hatte Turi den Rückstand von 22 auf nur mehr neun Sekunden reduziert!

Spitzmüller belegte nach wie vor den 3. Platz, doch hatte sich sein Rückstand auf die Spitze auf 1:18 vergrössert, Hauptgrund dafür war ein Highspeed-Dreher mit 160 km/h, Spici gelang es zwar nirgends anzuschlagen, doch man entschloss sich, nach diesem Erlebnis nichts mehr zu riskieren und Platz drei ins Ziel zu bringen.

Die beiden Führenden hatten zu diesem Zeitpunkt andere Sorgen, das Wetter und die damit verbundene Reifenwahl waren es, die Janos Toth und Tamas Turi Kopfzerbrechen bereiteten.

Da es nun nicht mehr regnete und die Strecken fast trocken waren entschied sich Janika für einen für ihn neue Reifenmischung von Pirelli, und die Rechnung schien auch fast aufzugehen, Janika war auf SP 8 und 9 jeweils marginal schneller als Turi, der auf einen Kompromiss zwischen Trocken- und Nassabstimmung gesetzt hatte, Turi verlor auf SP 8 und 9 zusammen drei Sekunden auf Toth, damit betrug sein Rückstand vor den letzten beiden Prüfung 12,1 Sekunden.

Doch nun kam der Regen wieder, Toth kämpfte mit stumpfen Waffen, und der alte Fuchs Turi gab alles: Turi war auf SP 10 um sensationelle 12,4 Sekunden schneller als Toth, was Ihm erstmals in dieser Rallye auch die Gesamtführung einbrachte, auf der abschliessenden 3,4 Kilometer langen Superspecial war Turi nochmals um 4,8 Sekunden schneller als Toth. Somit hiess der überglückliche Sieger der 38. Mecsek-Rallye Tamas Turi im Skoda Octavia WRC!

Janika lag im Ziel 5,1 Sekunden dahinter auf Platz zwei, abgeschlagener, aber trotzdem zufriedener Dritter wurde Spitzmüller vor David Botka, der damit die Gruppe A8 gewann, Krisztian Hideg, der sowohl die Rallye wie auch die Punktetabelle überlegen anführte, hatte wieder einmal Pech: Auf der vorletzten SP zog es ihm den Reifen von der Felge, da dies auf einer langen Geraden passierte, war ein Unfall in der folgenden Kurve nicht zu vermeiden, Fahrer und Co blieben aber unverletzt, und auch das Auto sollte bis zur Steiermark-Rallye wieder fit sein!

Der Sieg bei den S1600 ging wie erwartet an Robert Butor im neuen Citroen C2, er gewann vor Zsolt Kakuszi im VW Polo S1600 und Peter Keller im Suzuki Ignis. In der Gruppe N feierte Szabo Gergely einen Start-Ziel Sieg vor Mihaly Matics und Mikos Magyar (alle Mitsubishi Evo 6).

In der Meisterschaft kündigt sich in allen Klassen ein tolles Finale an, in der „grossen“ Meisterschaft können noch drei Fahrer aus eigener Kraft den Titel holen: Spitzmüller, Toth und Benik können mit einem Sieg in Tokaj alles klar machen, der vierte im Bunde, Mecsek-Sieger und Titelverteidiger Tamas Turi hingegen muss auch etwas auf das Pech der anderen hoffen, Turi muss in jedem Fall gewinnen und keiner der drei vor ihm liegenden dürfte einen Platz auf dem Podium belegen.

In der S1600 Klasse liegt Suzuki-Pilot Keller nur neun Punkte vor Kakuszi, Butor hat durch den späten Umstieg vom WRC in den S1600 keine Chance mehr auf den Titel. In der Gruppe A haben noch fünf Piloten Chancen auf den Titel, Botka/Mitsubishi, Keller/Suzuki, Hideg/Mitsubishi, Kakuszi/VW und Butor/Citroen liegen nur durch neun Punkte getrennt auf den Plätzen 1 bis 5 in der Tabelle.

Etwas klarer ist die Situation in der Gruppe N, hier kommen nur noch Szabo und Matics für den Titel in Frage, zudem genügt Szabo ein vierter Platz, um seinen ersten Gruppe-N-Titel zu feiern.

Meisterschaftsstand nach sieben von acht Rallyes:

1. Spitzmüller/Toyota Corolla WRC       73 Pkt.
2. Toth/Peugeot 206 WRC 70 Pkt.
3. Benik/Ford Focus WRC 70 Pkt.
4. Turi/Skoda Octavia WRC 64 Pkt.
5. Herczig/Ford Focus WRC 40 Pkt.
6. Butor/Skoda Octavia WRC/Citroen S16 36 Pkt.
Dieses mit Spannung erwartete Finale steigt vom 14. - 16. Oktober rund um die ostungarische Weinbaumetropole Tokaj.

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