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ERC: Azoren-Rallye

Wagner schied beim Saisonauftakt aus

In Schlagdistanz zum 2WD-Podium wurde Simon Wagner auf der drittletzten Sonderprüfung ein Felsbrocken in der Fahrspur zum Verhängnis.

Bildquelle: Nuno Gomes Fotografia

Nachdem Simon Wagner und Beifahrer Gerald Winter 2018 bereits bei Saisonhalbzeit ihre Teilnahme an der Junioren-EM beendet und zwischenzeitlich mit einem Škoda Fabia R5 einige beachtliche Erfolge bei nationalen Veranstaltungen erzielt hatten, pilotierte das Duo am vergangenen Wochenende erstmals seit seiner Podiumsplatzierung bei der Czech Rally Zlín im vergangenen August wieder ein frontgetriebenes Fahrzeug der R2-Kategorie.

Gemeinsam mit elf weiteren Piloten in der Kategorie für FahrerInnen unter 27 bestritten beide mit der Azoren-Rallye einen waschechten Schotterklassiker des Championats und hielten sich in unmittelbarer Schlagdistanz zum Podium auf Platz vier, bis ihnen auf der drittletzten Sonderprüfung ein Felsbrocken in der Fahrspur zum Verhängnis wurde.

Während Simon Wagner die anspruchsvolle Streckenführung auf der Vulkaninsel São Miguel in weiten Teilen bereits aus dem Vorjahr bekannt war, musste sich der Oberösterreicher beim heurigen Saisonauftakt nicht nur auf ein mehr oder weniger neues Einsatzfahrzeug, den Opel Adam R2, sondern auch auf ein neues Team – Stengg Motorsport aus der Steiermark – einstellen.

"Wir haben uns erst vor einigen Wochen final entschieden, die ERC heuer mit Stengg Motorsport in Angriff zu nehmen. Ich kenne das Team wie auch das Auto von einem Einsatz bei der Waldviertel-Rallye 2017. Schon damals war ich vom Opel Adam R2 begeistert und kam mit dem Team sehr gut zurecht", sagte Wagner. "Für mich war klar, dass ich noch einmal in der Junioreneuropameisterschaft antreten möchte. In den vergangenen beiden Jahren konnte ich bei einzelnen Läufen der Serie Erfahrung sammeln und das unglaubliche hohe Niveau des Wettbewerbs dort erleben. Nun bin ich angetreten um den Junioren-EM-Titel zu gewinnen."

Noch bevor sich die Rallyeautos auf die ca. einwöchige Reise nach São Miguel machten, hatte Wagner gemeinsam mit Teamkollege Roland Stengg die Gelegenheit, einen kleinen Schottertest im Waldviertel zu absolvieren, bei dem er sich mit dem Adam R2 auf Anhieb wieder wohlfühlte. Ein weiterer Test fand schließlich am Montag vor einer Woche, bereits auf São Miguel, der Hauptinsel der Azoren, und somit unter rallyeähnlichen Bedingungen statt, bevor Wagner und Co-Pilot Winter die insgesamt rund 696 Kilometer lange Streckenführung besichtigen konnten.

"Ich bin doch etwas überrascht, wie sehr sich die Streckenbedingungen zum Vorjahr verändert haben", berichtete Wagner nach der Besichtigung. Gerald Winter ergänzte: "In den vergangenen Wochen hat es hier Berichten zufolge fast durchgehend geregnet, so dass der Boden sehr aufgeweicht ist und schon jetzt tiefe Spuren in der Fahrlinie entstehen. Darüber hinaus ist auch für den Rennsamstag Regen gemeldet, der hier auf der Insel in der Regel mit dichtem Nebel einhergeht. Das verspricht extrem schwierige Streckenbedingungen."

Nachdem Wagner/Winter bereits im Shakedown die drittschnellste Zeit ihrer Kategorie markieren konnten, platzierte sich das Team in der anschließenden Qualifikation bewusst im Mittelfeld der Kategorie für frontangetriebene Fahrzeuge, um so eine möglichst gute Startposition für die erste Etappe zu erhalten. Auf einen verhaltenen, weil etwas zu vorsichtigen, aber soliden Start folgte bereits vor der dritten und abschließenden Sonderprüfung der erste Dämpfer für die – nach einem Testunfall von Teamkollege Roland Stengg und dessen daraus resultierendem Verzicht auf den Start – einzig verbleibenden Österreicher im Feld.

"Wir saßen bereits im Vorstartbereich im Auto und warteten auf unsere Startzeit, als ein Zuschauer hektisch auf unser rechtes Hinterrad zu deuten begann", erklärte Gerald Winter. "Obwohl wir die Luft erst unmittelbar vor dem Vorstartbereich kontrolliert und keine Auffälligkeiten festgestellt hatten, verloren wir dort nun offenbar zusehends an Luft und mussten die – zum Glück recht kurze Zuschauerprüfung – bereits mit einem platten Reifen starten." Im anschließenden Service konnte das nunmehr auf Platz fünf liegende Team als Ursache dafür ein centmünzengroßes Loch in der Lauffläche des Reifens ausmachen. Im Verlauf des zweiten Wertungstages behaupteten sich Wagner und Winter mit guten Zeiten in der Verfolgergruppe des um die Spitze kämpfenden Duos Efrén Llarena (ESP) und Pedro Antunes (POR) weiterhin auf Platz fünf.

Eine fehlerfreie Fahrt und insbesondere die guten Zeiten auf den letzten beiden Sonderprüfungen des Tages bei Simon Wagners insgesamt erst dritter Schotterrallye in einem R2-Fahrzeug hielten das Team weiterhin auf Schlagdistanz zum Podium und machen außerdem Mut für die zwei noch ausstehenden Schotterläufe der Junioreneuropameisterschaft. "Wir haben gesehen, das wir insbesondere dann, wenn die Wertungsprüfungen ihrem Charakter nach schneller sind, und dort, wo es noch mehr auf die fahrerische Linie ankommt, besonders dicht an der Spitze dran sind. Das kommt uns für die verbleibenden Schotterläufe in Polen und Lettland, deren Streckenführung schnell und teilweise auch sehr breit ist, sehr entgegen", sagte Wagner.

Am dritten und letzten Wertungstag, für den Wagner ganze sechs der zugelassenen zwölf Reifen in Neuzustand aufbewahrt hatte, schlug das Wetter wie befürchtet schlagartig um. Während die Piloten auf den Strecken gegen dichten Nebel und Starkregen kämpften, versuchten die Serviceteams am Hafen von Ponta Delgada vergeblich, die Zelte und Serviceaufbauten vor den teilweise extremen Sturmböen zu bewahren. Leider zählte jedoch auch der Serviceaufbau von Stengg Motorsport zu den Sturmopfern, sodass das Serviceteam auch außerhalb der eigentlichen Einsatzzeiten voll beschäftigt war.

"An sich kam mit dem Regen genau das Wetter, auf das ich für den letzten Tag gehofft hatte. Welche Verwüstung der Sturm im Service angerichtet hat, wussten wir zunächst gar nicht. Wir waren voll auf die Sonderprüfungen und unseren geplanten Schlussangriff fokussiert", sagte Simon Wagner. "Wir haben schon Donnerstag und Freitag beobachtet, wie hart unsere Konkurrenz die Reifen hergenommen hat, und wussten, dass fast alle unserer Mitstreiter den Samstag auf maximal einem einzigen Satz frischer Reifen werden bestreiten müssen. Wir hingegen hatten uns durch die Wahl harter Reifen für den Freitag den Vorteil verschafft, noch sechs neue Pneus in unserem Kontingent frei zu haben."

Diese Taktik schien zunächst aufzugehen, Wagner und Winter fanden sich nach zwölf von fünfzehn zu fahrenden Sonderprüfungen bereits auf Platz vier der Juniorenwertung wieder, bevor direkt im Anschluss, auf der berüchtigten Sonderprüfung Villa Franca, das bittere Ende kam. "Wir kamen in einem engen Bergaufstück über eine Kuppe, als ich plötzlich einen riesigen Stein genau in der Fahrspur wahrnahm", berichtete Wagner. "Ich hatte keine Möglichkeit auszuweichen, dort war einfach kein Platz. Bereits wenige Meter nach dem Schlag hatte ich keinen Vortrieb mehr und wusste, eines der Vorderräder ist weggeknickt. Wir haben sofort versucht, den Schaden zu beheben und uns noch ins Ziel zu retten, aber als wir feststellten, dass der Achsschenkel gebrochen war, wussten wir: Das war's!"

Die Saison wie schon im Vorjahr mit einem Streichresultat zu beginnen, macht die "Mission Junioreneuropameister" naturgemäß nicht einfacher. Nichtsdestotrotz zeigt sich das österreichische Team weiter topmotiviert und fiebert bereits dem zweiten Meisterschaftslauf auf Gran Canaria Anfang Mai entgegen. Schließlich konnten Wagner und Winter dort bereits im Vorjahr mit einem Podestplatz aufzeigen und möchten auch in diesem Jahr möglichst viele Punkte einfahren. Zuvor plant Wagner eine Testrallye zu bestreiten, um den Opel Adam R2 noch vor dem Meisterschaftslauf erstmals auf Asphalt zu fahren.

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