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Rallye/Motorsport: Exklusiv

„BSO-Mitgliedschaft ist ein Politikum“

OSK-Präsident Dr. Harald Hertz beantwortet im motorline.cc-Interview die Fragen unserer Leser. Teil 3: ORM-Seriensponsor, BSO-Förderungen uvm.

Michael Noir Trawniczek

Wie erwähnt konnten die motorline.cc-LeserInnen per Mail oder im Motorline-Forum ‚Meeting Point‘ ihre Fragen an den Präsidenten zum Interview beisteuern – die Beteiligung war dermaßen enorm, dass der überwiegende Teil der Fragen von unserer Leserschaft stammt, es haben außerdem einige prominente Mitglieder der österreichischen Rallyeszene die Chance genützt, um uns ihre Fragen mit auf den Weg zu geben. Bei dem Interview war auch Kurt Wagner, der Sekretär der OSK zugeben, der sich bei manchen Themen ebenfalls zu Wort meldet.

Im dritten Teil des vierteiligen Interviews steht das Thema Sportförderungen und BSO-Mitgliedschaft im Vordergrund – zudem wird erörtert, warum es in der Rallye-ÖM keinen Seriensponsor gibt und ob die OSK den Bereich Rallye auch ‚outsourcen‘ würde.

Nächstes Thema Seriensponsor ORM: Warum hat die OSK im Bereich des Rallyesports seit T-Mobile keinen Seriensponsor mehr akquiriert?

Weil der Seriensponsor, nämlich T-Mobile, festgestellt hat, dass es sich für ihn nicht rechnet. Weil er viel Geld investiert hat und dafür viel zu wenig Werbung in Form von Fernsehminuten und Medienpräsenz erhalten hat.

Das ist ein Problem der heutigen Zeit. Dass sich beispielsweise auch die gesetzlichen Grundlagen für Sponsoring geändert haben und so weiter. Die gesamte Wirtschaft wird weniger, die Firmen haben weniger Geld, sie geben weniger Geld für Sponsoring aus, weil sie nicht genügend zurückerhalten.

Wobei ja auch dazukommt, dass die OSK gar nicht der Promotor der ORM ist, oder?

Nein, ist sie nicht. Die OSK hat das damals mit betrieben mit der IG Rallye beziehungsweise mit den ORM-Veranstaltern, die waren damals noch nicht in der IG Rallye vereint. Das ist halt ein Problem.

Wäre die OSK bereit, einer professionellen Vermarktungsagentur die kommerzielle Verwertung der ORM kostenlos zu überlassen um somit eine Re-finanzierung für Veranstalter bzw die Ausschüttung von Preisgeldern zu ermöglichen?

Grundsätzlich ja. Man muss sich die Dinge eben anschauen – weil wir eben nicht der Promotor sind, wie Sie richtig sagen. Wenn sich einer findet, der die Promotion übernimmt und dafür einen Werbevertrag mit wem auch immer bekommt, ist das okay.

Also er muss die Rechte nicht bei Ihnen kaufen?

Er muss nichts kaufen.

Kurt Wagner: Das haben wir in den letzten Jahren vereinzelt auch immer wieder gemacht. Es waren Leute da, die sagten, sie hätten gern die Rechte – der ÖAMTC als Inhaber der Rechte trifft mit den Veranstaltern ein Abkommen und wenn die Veranstalter zustimmen, vergeben wir diese Rechte an die betreffende Agentur. Das haben wir in den letzten Jahren wiederholt gemacht – doch meistens haben die Agenturen die Rechte nach einem Jahr wieder zurückgegeben. Die sagten: ‚Sorry, aber das ist nicht attraktiv genug, um einen Sponsor zu finden‘ – dann haben wir unsere Rechte wieder zurückgenommen und das war’s.

Der ÖAMTC ist aufgrund seiner Mitgliedschaft bei der FIA berechtigt, den Motorsport in Österreich zu regeln. Dafür setzt er die OSK ein. Er ist aber auch laut ÖAMTC-Statuten (§12, Abs.8) berechtigt, diese Ausübung an selbständige Vereinigungen zu delegieren. Was halten Sie von einem selbständigen Rallye-Verband, dem dieses Recht auf nationaler Ebene delegiert wird?

Da müsste man einmal die Funktion dieses Rallye-Verbandes kennen, man müsste schauen, wie das Ganze funktionieren könnte. Da müsste man einmal ein Skript haben, um zu sehen, wie das ausschaut. Dann können wir gerne darüber reden. Überhaupt kein Problem.

Sportförderung und BSO – die nächsten Themen. Mir hat jemand gesagt, dass auch die FIA selbst Sportförderung betreiben soll. In Holland soll es das geben. Oder auch in Italien. Ich weiß, dass beispielsweise Mirko Bortolotti extra mit italienischer Lizenz fuhr, weil es dort von der nationalen Sportbehörde Förderungen in der Formel 3 gab. Wo also die ASN gefördert hat – bei uns gibt es aber keine Förderungen für junge Fahrer, oder?

Gibt es schon. Wir haben die Young Drivers Academy, wo wir von der FIA die Möglichkeit erhalten, Namen von förderungswürdigen Piloten zu nennen, die werden dann eingeladen, dort teilzunehmen.

Die bezahlen aber keine Renneinsätze.

Sie zahlen keine Einsätze – aber wenn die Fahrer dort gut sind und wenn sie sich behaupten, dann zahlt die FIA auch Einsätze. Aber bis dato hatten wir noch keinen, der es geschafft hat, dass er dort als Erster oder Zweiter aufgeschienen ist.

Mir wurde halt zugetragen, dass ein Fahrer einen Holländer kennen würde, der werde mittlerweile von seiner ASN unterstützt…

Weil er der Bessere ist…

Ich meine, dass er direkt von seiner ASN finanziell unterstützt wird – das gibt es aber bei uns definitiv nicht.

Kurt Wagner: Die Förderungen, die hier angesprochen werden, die zum Beispiel in Italien laufen – das sind staatliche Förderungen, die über die Verbände weitergegeben werden – so wie es in Österreich über die BSO läuft. Nachdem aber der Motorsport bei uns kein Voll-Mitglied ist, sondern außerordentliches Mitglied, gibt es keine Fördergelder, damit haben wir auch kein Geld, das wir jungen Piloten geben könnten.

Warum ist die OSK kein ordentliches Mitglied in der BSO?

In der BSO haben wir bereits viermal den Antrag gestellt – nachdem ich mich mit allen Vertretern - vom Präsidenten abwärts – zusammengesetzt habe, ich mit ihnen gesprochen habe, mein Vorgänger hat das auch schon einmal gemacht. Und immer wurde gesagt: ‚Ja, ist okay, das machen wir‘.

Und schlussendlich ist dann bei der Abstimmung im Plenum der BSO einer aufgestanden – die Beschlüsse dort müssen einstimmig sein – der sagte: ‚Nein, Motorsport brauchen wir nicht!‘

So. Jetzt kann man sich überlegen, warum. Es gibt die Aussage, die ich persönlich nicht gehört habe, deshalb kann ich sie nicht als authentisch darlegen – eine Aussage eines Präsidenten vor Jahren, der gesagt haben soll: ‚Wenn wir die FIA-Rechte bekommen, dann könnt ihr in die BSO.‘ Was natürlich sinnlos ist – wenn als Beispiel der ARBÖ die FIA-Rechte hätte, dann hat er die OSK und dann ist er ohnehin drinnen. Das war also eine politische Sache und es ist nach wie vor eine politische Sache.

Es gibt ja die weit verbreitete Aussage, dass die OSK deshalb nicht ordentliches Mitglied sei, weil deren Vorstand nicht demokratisch gewählt werde – das stimmt demnach nicht?

Nein, das stimmt nicht. Der OSK-Vorstand ist gewählt von der Generalversammlung des ÖAMTC, dort kann jeder hingehen, der eine entsprechende Mitgliedschaft hat und daher gibt es eine demokratische Wahl.

Es gibt auch wie von der BSO gefordert die Ländervertretungen, die LSKs – es ist alles entsprechend, aber es ist offensichtlich eine politische Angelegenheit, dass die OSK nicht in der BSO vertreten ist.

Nicht, weil der ÖAMTC schwarz ist – weil viele Leute, die im ÖAMTC arbeiten, sind nicht der schwarzen Reichshälfte zuordenbar, so wie auch ich. Ich bin bei keiner Reichshälfte – ich bin seit ich geboren wurde ohne Parteibuch unterwegs und also keiner Partei zugehörig. Es ist absolut so, dass der ÖAMTC ein nicht politischer Verein ist und so ist es auch bei der OSK. Aber trotzdem kommen von anderen Seiten, die ja deklariert sind, hier die Einsprüche.

Das heißt: Man muss hoffen, dass der eine Mann, der da dagegen ist, einmal ausscheidet?

Naja, ich weiß nicht, ob er ausscheidet – er wird ja einen Nachfolger haben.

Kurt Wagner: Wenn man die BSO anschaut, wie sie in den letzten Jahren war und wie jeweils die Nachfolge erfolgt ist, dann ist das schon relativ selbst erklärend. Wenn man weiß, wie die Wahlen funktionieren, wenn man schaut, wie es geht. Mit ein Grund ist ja: Die Einstimmigkeit, die in der BSO vorausgesetzt wird, würde bedeuten, dass alle Verbände, die jetzt Geld bekommen, zustimmen müssten, dass ein weiterer Verband Geld bekommt. Was bedeutet, dass sie also ein kleineres Stück von der Torte bekommen würden – und da gibt es natürlich nicht nur Freunde. Und Motorsport wird als recht mächtig gesehen – und was immer ein Killer-Argument ist: ‚Ihr habt sowieso in der Formel 1 Geld genug, warum kommt ihr zu uns?‘

Dr. Hertz: Und die weitere Argumentation ist ja: ‚Ihr benützt ja ein Gerät, um euren Sport auszuüben! Es kommt ja gar nicht so sehr auf die körperliche Leistung des Sportlers an, sondern es geht um die Leistung des Motors – und daher ist das nicht BSO-tauglich!‘ Das ist das Killer-Argument schlechthin.

Noch eine Leserfrage zur BSO: Entspricht es der Wahrheit, dass Herr Heribert Werginz vor einigen Jahren auf eigene Faust einen Annäherungsversuch bei der BSO gestartet hat und aufgrund dessen von der OSK gegangen wurde?

Also der Herr Werginz ist nicht gegangen worden. Der Herr Werginz hat selbst hier das Amt als Technischer Kommissar zurückgelegt. Es ist überhaupt nicht wahr, dass Herr Werginz gegangen wurde. Er hat sein Amt zurückgelegt – dazu gibt es auch einen Schriftverkehr.

Die nächste Frage: Hier wird behauptet, da wir kein ordentliches Mitglied der BSO sind, könnte die OSK gar keinen Staatsmeistertitel vergeben…

Ohja. Es gibt eine Vereinbarung mit der BSO, dass wir sehr wohl Staatsmeister ausschreiben dürfen. Das kann man auch im BSO-Sportjahrbuch nachlesen (schlägt nach, zeigt vor).

Im vierten und letzten Teil des Interviews mit Univ. Prof. Dr. Harald Hertz geht es um die im motorline.cc-Forum geäußerte Kritik am Vorsitzenden der Rallye-Kommission und um den damit in Zusammenhang stehenden Vorfall bei der Kärnten-Rallye 2014, die Disqualifikation von Lokalmatador Alfred Kramer und die Berufungsverhandlung, bei der festgestellt wurde, dass alle Beteiligten in einem ‚schlechten Licht‘ standen…

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