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Der neue AMF-Generalsekretär Michael Fehlmann im Interview
Foto: ÖAMTC/Postl

Der neue AMF-Generalsekretär Michael Fehlmann im Interview

Mag. Michael Fehlmann ist seit 1. April der neue Generalsekretär der Austrian Motorsport Federation (AMF) - wir baten ihn zum Willkommens-Interview...

Noir Trawniczek

Der Generalsekretär der Austrian Motorsport Federation (AMF, auch Austria Motorsport) ist im Hause der österreichischen Motorsportbehörde im Prinzip der zweitmächtigste Mann nach dem Präsidenten. Er koordniert die verschiedenen Ausschüsse, Kommissionen, kommuniziert mit Medien und so weiter - seit dem vorigen Jahrhundert hat diese Funktion Kurt Wagner ausgefüllt. Doch der leidenschaftliche Motorradfahrer hat sich im April in den Ruhestand zurückgezogen und an seinen Nachfolger Michael Fehlmann übergeben. Fehlmann übernahm die Funktion also just zu jenem Zeitpunkt, an dem die Coronakrise ihren Lauf nahm.

Wer ist Michael Fehlmann? Wie kam er zum Motorsport? Welche Prinzipien hat er? Wie legt er seine Rolle, seine Funktion an? Welche Visionen hat er? Wir baten Michael Fehlmann zu einer Art Begrüßungs- und Vorstellungs-Interview. Auf das förmliche „Sie“ wollte Fehlmann gleich einmal verzichten...

Michael, als Nachfolger von AMF-Generalsekretär Kurt Wagner tritt man in große Fußstapfen, Kurt Wagner hat diese Funktion ja seit gefühlten Jahrzehnten inne...

Exakt 25 Jahre lang hatte Kurt diese Funktion, gearbeitet hat er in der AMF 39 Jahre lang - dass es große Fußstapfen sind, war mir bewusst. Ich bin seit Mitte Juni des Vorjahres in der Abteilung der AMF tätig und da ist es mir sozusagen auch bewusst gemacht worden. Doch es gibt ein gutes Team - routiniert und erfahren, seit Jahrzehnten im Motorsport tätig.

Wie bist du zum Motorsport gekommen?

Über den ÖAMTC. Ich habe Turkulogie und Arabistik studiert und habe, um mir das Studium zu finanzieren, Nebenjobs gebraucht. So landete ich bei der ÖAMTC Fahrtechnik als Assistent bei Veranstaltungen. Auf diese Weise bin ich in die automobile und die Fahrtechnikwelt gesogen worden und habe die Ausbildung als Fahrtechnik Instruktor absolviert. Da waren einige - ohne despektierlich zu sein - ‚alte Herren‘ des Motorsports meine Lehrer: Hans Schachinger, Leo Geyer, Roland Frisch oder Hans Danzinger. Mit mir auf der Schulbank saß zum Beispiel auch ein Rupert Schachinger. Dieses Motorsport-Milieu hat dann auf mich abgefärbt - ich hatte meinen Spaß in diesem Kreis, doch selbst habe ich nie Motorsport betrieben.

1997 war mein erster Einsatz als Helfer bei einer Veranstaltung, danach war ich vier Jahre lang hauptberuflich Instruktor. Ich war aber auch von Anfang an bei Initiativen wie dem Ford Racing Rookie aktiv involviert, immer noch die einzige strukturierte Nachwuchssichtung in Österreich.

Dann habe ich mich kurzfristig beruflich anderweitig orientiert - ich wurde Vorstandschauffeur für Dr. Herbert Demel.

Warum hast du von Instruktor auf Chauffeur gewechselt?

Ich bin entwicklungsmäßig angestanden, ich war einfach nicht mehr ausreichend zufrieden in meinem Job. Ich war auch mit dem Instruktorendasein als Freiberufler unzufrieden. Während des Chauffeurjobs habe ich die Ausbildung zum Pharma-Vertreter gemacht.

Zum Pharma-Vertreter? Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Ich habe auf der AMS-Seite geschaut, welche Berufe es gibt, die Entwicklungsmöglichkeiten haben und die man in kurzer Zeit erlernen kann. Ich weiß: Die Pharma-Industrie ist nicht mit Sympathie gesegnet, aber das war mir egal. Ich habe dann vier Jahre lang bei Ärzten für generische Medikamente geworben, im Prinzip persönliches Beziehungsmanagement mit Verkaufsabsicht. Doch dann kam ein Anruf von der ÖAMTC-Fahrtechnik und so kehrte ich zurück in die ÖAMTC-Familie und machte B2B Vertrieb, habe also Firmenkunden betreut und Events geplant. Doch auch in diesem Bereich habe ich schließlich das Ende meiner Entwicklungsmöglichkeiten gesehen - und dann hat es sich ergeben, dass ich mit Kurt Wagner lange Gespräche geführt habe. Schlussendlich kamen wir beide zu dem Schluss, dass der Job des AMF-Generalsekretärs genau das sein könnte, was ich gerne machen werde. Seit dem 15. Juni des Vorjahres bin ich nun in der Abteilung tätig, Anfang April übernahm ich die Funktion des Gereralsekretärs.

Das heißt: Just als sich Kurt Wagner verabschiedet hat, kam quasi das Coronavirus hereinspaziert?

Ja. Wobei es furchtbar war - denn wir mussten uns von Kurt per Home Office verabschieden. Das tut schon weh, wenn du online eine schöne Pension wünschen musst. Doch die Abschiedsparty werden wir nachholen...

Jetzt würde man normalerweise die Frage stellen, welche Schwerpunkte du dir in deiner neuen Funktion vorgenommen hast - doch ich nehme an, dass sich die Problemstellung mit der Coronavirus-Pandemie komplett verändert hat?

Vollkommen richtig. Ich hatte natürlich vage Ideen, doch dann kam mit einem Schlag das Home Office. Ich bin extrem glücklich mit meinem Team - doch es ist nicht einfach, wenn man sich auf einmal nicht mehr persönlich sieht. Wobei: Unsere Kommunikation ist über Internet und Telefon gut am Laufen, es bemühen sich wirklich alle. Wir sind in Kurzarbeit und froh, dass wir nicht auf der Straße stehen.

Dein neuer Schwerpunkt dreht sich also voll um...

...die Bewältigung der Situation. Zu schauen, dass wir miteinander mehr weiterbringen als gegeneinander - das ist ein grundlegendes Prinzip, das ich habe und das ich haben will. Transparente Kommunikation, die freilich immer nachgebessert werden kann. Ich bin offen für konstruktive Kritik.

Das große Projekt ist also die Krisensituation. Es ist paradox - wir können plötzlich unseren Sport nicht mehr betreiben. Es ist hart, nicht zu wissen, wann das wieder möglich sein wird. Wir können jetzt nur alles dafür tun, dass wir, sobald es irgendwie möglich ist, sofort wieder loslegen können. Daran arbeiten wir im Hintergrund, und zwar mit Hochdruck!

Wir erhalten viele Anrufe mit Fragen, wann es endlich wieder losgeht. Es ist unbefriedigend, darauf zurzeit leider keine Antwort geben zu können - denn der Mensch mit dem allumfassenden Geheimwissen wurde noch nicht gefunden. Wir verzichten ganz bewusst auf die Verbreitung von Gerüchten, sondern halten uns an Fakten. Doch davon gibt es derzeit wenig.

Das heißt: Die Frage, wann du glaubst, dass es wieder Motorsport-Veranstaltungen geben wird, kann ich mir sparen...

(lacht) Wenn du Enttäuschungen magst? Im Ernst: Es tut mir sehr leid, dass es so ist. Und ich kann dir versichern, dass wir einen intensiven Austausch mit ranghohen Behördenvertretern, mit dem Sportministerium, mit der BSO, mit Bezirkshauptmannschaften und Landesregierungen haben. Wir sind da ständig in Kontakt und versuchen, Infos abzuzapfen doch sie haben leider nichts. Man stellt sich ja gern als Opfer hin und sagt: ‚Die wollen das verhindern!‘ Doch das ist nicht so - ganz im Gegenteil. Die sind bemüht, reden gerne mit uns. Aber derzeit haben wir einen Horizont, der zwei Wochen nicht überschreitet. Wenn es etwas Neues gibt, werden wir das sofort kommunizieren.

In unserem Vortelefonat hast du erzählt, dass du just zu dem Zeitpunkt, als der Shutdown kam, einen Termin mit der BSO geplant hattest. Das ist ja ein altes Thema - dass der Motorsport noch immer nicht als Sport eingestuft wird und wir daher von den BSO-Förderungen ausgeschlossen sind. Daher hört man es gerne, wenn es in diese Richtung offenbar Bemühungen gibt...

Wir pflegen einen engen Kontakt mit der BSO. Es geht darum, gemeinsam mit der BSO unsere Mitgleidschaft zu entwickeln. Wir sind auf einem guten Weg, es gibt eine gute Gesprächsbasis. Kurz vor dem Lockdown war eine Abordnung der BSO bei uns im Haus auf Besuch. Wir haben uns einen halben Tag lang ausgetauscht und es gibt hier durchaus ein gegenseitiges Interesse an einer intensiveren Zusammenarbeit.

Das hört man nur allzu gerne - nur: Jahrzehntelang wurde hier versucht, diese Ungerechtigkeit zu bereinigen, doch man fuhr ständig gegen eine Wand aus Beton. Was hat sich nun verändert?

Die letzten zwei Jahre waren sehr konstruktiv, das hat also schon vor meiner Funktionsübernahme seinen Lauf genommen. Die BSO, die ja nun Sport Austria heißt, hat eine neue Präsidentschaft und neue Statuten. Das ergibt eine ganz neue Dynamik. Es ist nicht so, dass es keiner wollte - es haben sich jetzt einfach die Rahmenbedingungen verbessert. Und wir bleiben an dem Thema dran. Ich bin sehr für das exzessive Kommunizieren. Ich finde, dass man stets im Gespräch bleiben muss.

Ein gutes Stichwort: Am Donnertag nimmst du gemeinsam mit Helmut Schöpf und Gerhard Leeb an unserem Motorline Video Talk - Wie geht es weiter mit den Motorsport-Events? teil, bei dem es um die Möglichkeiten gehen wird, in der nahen und/oder fernen Zukunft trotz Coronavirus wieder Veranstaltungen durchzuführen bzw. um den Weg zurück in den Rennsport-Alltag, sowohl im Rallye- als auch im Rundstreckensport. Unsere LeserInnen - Fans und auch Aktive sind herzlich eingeladen, Fragen an redaktion@motorline.cc zu senden...

Ja, sie sollen fragen - zu welchem Thema auch immer, auch wenn vielleicht Fragen noch nicht beantwortet werden können. Kommunikation ist das Um und Auf. Denn nur gemeinsam werden wir einen Weg aus dieser Krise finden. Ich freue mich schon auf diesen Talk.

Cool. Dann hätte ich noch eine Abschlussfrage: Wenn jetzt ein Millionensponsor zu dir kommen und dich überrreden würde, ein spätes Debüt als Rennfahrer zu geben: Welche Motorsportart würdest du wählen?

Ganz sicher etwas mit vier Rädern. Ich habe zwar einen A-Schein aber ich bin kein begnadeter Motorradfahrer. Am ehesten wäre es etwas mit closed roads: Rallye, Bergrennen oder Rallycross.

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