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ORM: Weiz-Rallye

Kalteis: The Spirit of Rallying

Wegen vieler Technikprobleme war für Martin Kalteis diesmal kein brauchbares Ergebnis zu holen – vom Erlebten war er dennoch begeistert.

Fotos: Walter Vogler

Gut vorbereitet und top motiviert absolvierte das Team Rallye ABST den Besichtigungstag, um einen "Ausflug ins Grüne" wie im Vorjahr zu vermeiden, der damals, hervorgerufen durch einen Aufschriebfehler, bei dem ein simples "macht zu" fehlte, verheerende Auswirkungen nach sich zog. Die bereits am Donnerstag herrschende Hitze sollte nur ein kleiner Vorgeschmack auf die beiden bevorstehenden Rallyetage sein, bei denen kurze Hosen und Klimaanlage gegen feuerfeste Overalls und Sturzhelme eigentauscht wurden.

Das Team Kalteis/Lang ging mit Startnummer 17 erst relativ spät ins Rennen, aber davon umso motivierter in die erste Sonderprüfung, um sich für den zweiten Tag einen Startplatz etwas weiter vorne zu sichern. Bis zur Ausfahrt aus dem Rundkurs Anger flog der Mitsubishi Evo VII förmlich über die Piste, und auch das Pilotenduo war sich einig, dass mit dieser Performance ein guter Einstieg in die Rallye gelungen wäre.

Die Zuversicht sollte nicht lange wahren, denn bereits in der Ausfahrt nach dem Rundkurs, als noch etwa drei Kilometer bis zum Ziel vor ihnen lagen, verweigerte der Evo plötzlich die Annahme des voll durchgetretenen Gaspedals. Nach einem Neustart des Motors ließ sich das Auto mit weiteren Motoraussetzern zumindest ins Ziel retten. Eine trotzdem erreichte 13. Gesamtzeit zeigte, was daraus hätte werden können. Doch damit begann erst die lange Odyssee für das Team.

Auf der Verbindungsetappe schien wieder alles in Ordnung zu sein, aber bereits am Start der zweite SP tauchte das nächste Problem auf. Gleich am Start verschmolz die Kupplungsscheibe auf der Druckplatte und ließ diese nicht mehr los, wodurch das Einlegen von Gängen unmöglich wurde, und die Fahrt am ersten Renntag im Notausgang einer Kehre ihr jähes Ende fand.

Zurück im Service startete sofort die Reparatur der Kupplung, um am nächsten Tag mit einem Restart wieder an der Meisterschaft, allerdings mit 15 Minuten Rückstand, teilnehmen zu können. Nachdem Martin Kalteis mit seinen Mechanikern um Mitternacht mit dem Wiedereinbau des Getriebes fertig war, hieß es nun "Fehlersuche", da der Motor aus irgendeinem unerfindlichen Grund plötzlich nicht mehr ansprang.

Man vermutete nun einen Fehler im Drosselklappensensor und bat ein Teammitglied, aus Gloggnitz das vermeintliche Ersatzteil zu liefern, welches um 3 Uhr Früh eintraf. Die Wartezeit nutzten Fahrer und Serviceteam um zumindest eine Stunde Schlaf zu bekommen, nur um dann festzustellen, dass auch das nicht die Lösung war. Die bereits anfangs vermutete Ursache für die Motoraussetzer – ein übergesprungener Zahnriemen – wollte Martin Kalteis bis dahin nicht glauben, da das Fahrzeug auch nach dem Ausfall immer wieder problemlos angesprungen war.

Am Ende entschloss sich das Team doch dazu, alles zu zerlegen, um den Zahnriemen zu kontrollieren, was auch prompt zeigte, dass der Riemen an der Kurbelwelle um einige Zähne weitergesprungen war. Die Schrauberei für Fahrer und Mechaniker endete erst um 6 Uhr morgens, nun stand aber einem Start in den zweiten Renntag nichts mehr im Wege. Nach dieser einen Stunde Schlaf und dem großen Zeitverlust hieß die Devise für den zweiten Tag, noch so viele Punkte in der Gruppe H zu sammeln wie möglich, um den Anschluss in der Meisterschaft nicht zu verlieren.

Die anstehenden Hitzewelle von über 35°C und die selektiven Strecken, die einige Opfer forderten, sorgten für verschärfte Bedingungen. Noch schwieriger wurde dieses Unterfangen, weil die Motoraussetzer immer noch vorhanden waren und sogar noch häufiger auftraten. Dies ging sogar so weit, dass das Fahrzeug vor der SP 8 gar nicht mehr anspringen wollte. Erst ein Tipp von Robert Zitta, am Hauptkabelstrang etwas zu rütteln, hauchte dem Motor wieder Leben ein, und die Fahrt konnte fortgesetzt werden. Ohne den genauen Fehler für die Aussetzer zu kennen, legten sich ab Mittag die Probleme und das Fahrzeug lief von nun an, spät aber doch, problemlos.

Man vermutete, dass ein überhitztes Steuergerät die Probleme verursachte. An ein brauchbares Ergebnis war zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht mehr zu denken. So zeigte sich Martin Kalteis, durchgeschwitzt und übermüdet, mehr als erleichtert darüber, unter vollem Einsatz aller das Ziel doch noch erreicht zu haben. Dies spiegelt wahrlich den "Spirit of Rally" wider. Ein Team, das unter Einsatz aller Kräfte und Möglichkeiten an seine Grenzen geht und alles daran setzt, gemeinsam doch noch das Ziel zu erreichen.

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