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ORM: Wechselland-Rallye

Keferböck streut dem Skoda Rosen

Mit dem Skoda Fabia R5 kommt Johannes Keferböck immer besser zurecht. Bei der Wechselland-Rallye bemerkten viele die enorme Performance-Steigerung. Gemeinsam mit der WM-erfahrenen Ilka Minor und perfekt betreut durch Eurosol Racing konnten Keferböck/Minor auf Platz zwei hinter dem neuen Staatsmeister die Skoda-Fahnen hochhalten und den direkten Gegner im Kampf um den Vizemeistertitel deutlich deklassieren.

Fotos: Daniel Fessl

Nicht wenige mussten zweimal hinsehen, als die ersten Zeiten der Wechselland-Rallye auf den Bildschirmen abzulesen waren - denn das Duo Johannes Keferböck und Ilka Minor lag im Skoda Fabia R5 nach SP1 nur vier Sekunden hinter dem 14fachen Staatsmeister Raimund Baumschlager.

Auch Johannes Keferböck ging es nicht anders: „Wir haben auf der ersten Prüfung einmal geschaut, wie es uns geht und versucht, die Erkenntnisse aus der Mühlsteinrallye umzusetzen. Dass wir dann so knapp hinter Raimund lagen, hat uns schon sehr gefreut und auch beflügelt - wir wussten auch, dass wir noch Luft nach oben haben. Denn mir passieren immer noch kleine Fehler im Fahren. Dass wir zum Beispiel in der einen oder anderen Kurve zu wenig Schwung mitnehmen, dass wir einmal etwas zu früh oder zu spät bremsen - lauter Kleinigkeiten, die sich aber summieren und die aber auch immer weniger werden.“

Auf der zweiten Prüfung etwa fehlten Keferböck/Minor lediglich 3,6 Sekunden auf Baumschlager und nur sechs Zehntelsekunden auf den späteren Sieger und nunmehrigen Staatsmeister Niki Mayr-Melnhof. Dass hier eine gewaltige Steigerung stattfand, haben viele bemerkt.

Johannes schmuzelt: „Es kamen immer wieder Leute zu mir und haben mich auf unsere gesteigerte Performance angesprochen, etwa Andi Aigner oder auch Gerwald Grössing, der uns telefonisch ‚Alle Achtug‘ ausrichten ließ. Und einmal wurde ich gefragt, ob uns die ungarische Gulaschsuppe so schnell machen würde.“

„Würden die Aktienkurse so steigen...“

Gemeint ist damit das ungarische Eurosol Racing Team. Keferböck nickt: „Das ist wirklich eine tolle, eine homogene Truppe. Die haben ihren Spaß miteinander und es sitzt jeder Handgriff.“ Hauptverantwortlich für die Steigerung ist in den Augen von Johannes Keferböck neben dem Team und der professionellen Copilotin Ilka Minor das Fahrzeug: „Der Skoda Fabia R5 ist einfach ein perfektes Rallyeauto - mit diesem Wagen kann ich mich immer mehr entfalten.“ Lachend fügt Keferböck hinzu: „Würden die Aktienkurse so steigen wie meine Lernkurve, gäbe es keine Wirtschaftsprobleme mehr.“

Es liegt aber auch in der Natur der Sache, dass Keferböck in seiner ersten vollen Saison nach zwölf Jahren „Jännerrallye only“ immer noch am Lernen ist. So gab es auch in Pinggau wieder eine neue Erfahrung: „Am Freitagabend im letzten ‚Ringerl‘, das bereits bei Dunkelheit gefahren wurde, konnte ich keine Konturen mehr erkennen - ich denke, dass wir zu viel Licht hatten.“ Auch in punkto Fahrzeugabstimmung konnte Keferböck an diesem Abend eine weitere Erfahrung gewinnen: „Ich hatte noch ein wichtiges Gespräch mit unserem Ingenieur, in dem ich wieder etwas Elementares dazugelernt habe.“

Am Ende des ersten Tages der Wechselland-Rallye konnte sich Johannes Keferböck zufrieden in die Nachtruhe begeben - auf den direkten Gegner im Kampf um den Vizemeistertitel, Gerhard Aigner, konnte er als Gesamt-Dritter hinter Mayr-Melnhof und Baumschlager 1:38 Minuten Vorsprung herausfahren.

Am Samstag kam der Regen - zum ungünstigsten Zeitpunkt: „Just als wir zum Start der ersten Prüfung rollten, setzte sintflutartiger Regen ein. Zudem passierte Keferböck auf der ab dem zwölften Team neutralisierten Prüfung ein Malheur: „Durch den Regen hatten wir so gut wie keine Sicht mehr, es war ein regelrechter Blindflug. Etwa 700 Meter vor dem Ziel habe ich bei einem Abzweig zu spät gebremst und wir kamen nur mit Mühe und Not vor einem Abhang zum Stillstand, Reset und Zurückschieben kostete uns in der Hektik 16 Sekunden.“

So beschlossen Johannes Keferböck und Ilka Minor, den Rest der Rallye im „Verwaltungsmodus“ zu bestreiten - schließlich lag das Duo nach dem Ausfall von Baumschlager einsam auf dem zweiten Gesamtrang, den es zu sichern galt.

Lediglich die zweite Durchfahrt der SP Haideggendorf wollte man noch einmal im Angriffsmodus absolvieren, schließlich gab es hier wertvolle Powerstage-Punkte zu gewinnen: „Wir haben uns auf der ersten Haideggendorf den Kurs noch einmal genau angesehen und dabei auf eine gute Zeit verzichtet - denn uns war natürlich die zweite Durchfahrt wichtig.“

Auf dieser konnten Keferböck/Minor die zweitschnellste Zeit markieren und Gerhard Aigner 7,3 Sekunden und damit einen ORM-Punkt abknöpfen. Dafür wiederum gelang es Aigner auf der letzten SP, sich knapp an Gernot Zeiringer vorbei auf Platz drei vorzuarbeiten, wenngleich mit mehr als fünf Minuten Rückstand auf Keferböck, der als Zweiter die Fahnen für Skoda in die Höhe hielt...

„Brauchen drei Punkte mehr“

Dass es in dem heißen Fight um den Vizemeistertitel tatsächlich um jeden einzelnen Punkt geht, zeigt der Tabellenstand. Denn dort liegt zwar Keferböck auf Platz zwei - wenn man jedoch das vorgeschriebene Streichresultat abzieht, liegt Aigner drei Zähler voran. Keferböck weiß: „Wir müssen beim Finale, bei der Niederösterreich-Rallye Melk (28. und 29. September) drei Punkte mehr als Aigner an Land ziehen. Denn bei Punktegleichstand würde mein Sieg bei der Jännerrallye entscheiden.“

Abschließen möchte Johannes Keferböck mit einem knappen Resümee („Skoda perfekt, Eurosol perfekt, Ilka perfekt“) und einer Verneigung: „Ein großes Lob den Veranstaltern der Wechselland-Rallye! Und ganz zum Schluss möchte ich den vielen Fans an den Strecken meine Verehrung aussprechen! Denn zeitweise gab es da draußen ein richtiges Weltuntergangswetter - da sind die Blitze in den Wald reingefahren, dass es einem wirklich das Fürchten lehrte. Und trotzdem sind da so viele Fans gestanden, die uns angefeuert und ermutigt haben. Das ist es, was unseren Sport ausmacht. Ich freue mich jetzt schon riesig auf das Grande Finale dieser für mich so verrückten, wunderschönen Saison 2018.“

ORM-Tabelle nach 6 von 7 Rallyes
(in Klammer Netto-Punkte)

1. Niki Mayr-Melnhof (ST/Ford Fiesta R5) 133 (133)
2. Johannes Keferböck (OÖ/Ford Fiesta R5/Skoda Fabia R5) 87 (80)
3. Gerhard Aigner (OÖ/Ford Fiesta R5/WRC/Skoda Fabia R5) 83 (83)
4. Gerwald Grössing (NÖ/Ford Fiesta WRC) 34 (34)
=. Martin Kalteis (NÖ/Mitsubishi Lancer Evo VII) 34 (34)
6. Gerald Rigler (OÖ/Ford Fiesta R5) 33 (33)

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