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ORM: Jännerrallye 2020

Auweh Kefer

Gelenkschmerzen und 39 Grad Fieber waren das eine - die falsche Wahl beim Fahrwerk für den Sonntag das andere. Johannes Keferböck erlebte eine schmerzhafte Jännerrallye - denn jene SP-Zeiten, wo Setup und Reifen passten, belegen klar, dass ein Podiumsplatz möglich war.

Fotos: Daniel & Dominik Fessl

„Zunächst einmal ging es um die Frage: Fahren wir oder fahren wir nicht?“ Ein grippialer Infekt - eine schwere Erkältung mit bis zu 39 Grad Fieber sorgten dafür, dass Johannes Keferböck ernsthaft darüber nachdachte, seinen Start bei der Jännerrallye 2020 zurückzuziehen. Denn neben den äußerst lästigen Gelenks- und Gliederschmerzen war auch zu befürchten, dass es schwer werden könnte, auf den selektiven Sonderprüfungen rund um Freistadt die volle Konzentration aufrechtzuerhalten.

Gemeinsam mit seiner erfahrenen Copilotin Ilka Minor entschloss sich „Kefer“ dann aber doch dafür, seine Heimrallye in Angriff zu nehmen. Schleißlich ist die Jännerallye für ihn so etwas wie der absolute Homeground - ein Jahrzehnt lang einer von vielen „Jännerrallye only“-Piloten, 2018 der Sensationssieg, dann die erste volle Saison als Vizestaatsmeister abgeschlossen, und auch im Vorjahr als Dritter auf dem Jahrespodium gelandet. Und schließlich wollte auch der Škoda FABIA R5 Evo im brandneuen schwarz-grünen Design bewegt werden...

Ein fast perfekter Tag

Im ersten Durchgang entschied sich Keferböck bei der Reifenwahl wie viele seiner Mitbewerber für die Sicherheitsvariante Spikereifen: „Die erste Prüfung hat sich gleich gut angefühlt - wenngleich ich mit dem Rückstand von 21 Sekunden weniger zufrieden war.“ Doch nach einer Änderung am Setup konnten sich Johannes Keferböck und Ilka Minor im Laufe des Tages sukzessive nach vorne arbeiten, sodass sie vor der letzten Prüfung auf dem zweiten Platz lagen: „Ich habe mich dann richtig wohl gefühlt im Auto und mir sind keine Fehler, keine Hoppalas unterlaufen. Es war ein perfekter Tag - bis auf SP8.“

War die Jännerrallye 2020 bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich eine reine Asphaltrallye, die es jedoch aufgrund des herausgecutteten Schlamms in sich hatte, erfüllte der „Wettergott“ nun den allgemeinen Wunsch nach einer Schnee- und Eisrallye. Der frische Schnee jedoch stellte das Ergebnis auf den Kopf: „Im dichten Schneefall bei Dunkelheit sind wir ums Leben gefahren, doch naturgemäß wurde die Spur für die nachkommenden Fahrzeuge immer besser, wodurch das Ergebnis auf den Kopf gestellt wurde. Die Fahrer am Beginn haben durch die Bank allesamt mindestens eine Minute verloren - aber das ist ganz normal im Rallyesport, und das macht die Jännerrallye aus, solche Wetterumschwünge gehören zur Herausforderung - und einmal hast du dadurch einen Vorteil, ein anderes Mal einen Nachteil.“ In dem Fall verlor Keferböck den zweiten Platz und rutschte ab auf Rang fünf.

Verspekuliert

Für den Sonntagmorgen jedoch musste schon im Schlussservice vom Samstag eine Entscheidung getroffen werden: „Es ging darum, ob der Schnee noch mehr wird und ob man mit breiten 18 Zoll- oder schmalen 15 Zoll-Reifen fahren wird und daher eine große oder eine kleine Bremse zu installieren ist.“ Doch Johannes Keferböck sagt: „Wir haben die Infos nicht bekommen, die wir gebraucht hätten, um auf der sicheren Seite zu sein. So also mussten wir uns festlegen.“

Wie sich herausstellte: „Leider haben wir uns verspekuliert. Denn die breiten Reifen boten überhaupt keinen Grip, wir fuhren im Nirgendwo.“ Wie auch Simon Wagner, der sich ebenfalls verspekulierte und solcherart seine überlegene Führung einbüßte, hatte auch Johannes Keferböck in diesem Vormittags-„Ringerl“ zu leiden: „Wir haben auf der ersten Sonnntagsprüfung gleich einmal eine Minute eingebüßt, auf der nähsten dann noch mehr. So hat das für mich keinen Sinn ergeben - ich habe dem Team eine SMS geschickt: ‚Wir stellen ab!‘ Sie schrieben zurück: ‚Wir haben da eine Idee!‘ Ich habe dann gesagt: ‚Okay, wir probieren das!‘“

“Podium selbst vergeigt“

Prompt gelang auf SP11 die zweitschnellste Zeit! Für Johannes war das eine süß-saure Erfahrung: „So hat der morgendliche Fehlgriff noch mehr weh getan,weil ich nun gesehen habe, was möglich gewesen wäre.“

Für den restlichen Tag jedoch stellte sich ein weiteres Problem ein: „Aufgrund unserer Reifenwahl für den Morgen hatten wir nun keine neuen Reifen mehr zur Verfügung, weshalb wir auf alten Gummis herumgeeiert sind.“

Letztendlich schlossen Johannes Keferböck und Ilka Minor die Jännerrallye 2020 auf Platz neun ab - womit der Rallyesieger des Jahres 2018 naturgemäß nicht zufrieden sein kann. Sein Resümee klingt zartbitter: „Ich habe das Podium mit der falschen Fahrwerkswahl für den Sonntagmorgen selbst vergeigt - und es war nicht die Grippe das Problem, obwohl es schon auch schwerer war als sonst, die Konzentration aufrechtzuerhalten. Trotz der Erkältung konnten wir aber am ersten Tag gute Zeiten fahren und die zweitschnellste Zeit auf SP11 zeigt, was möglich gewesen wäre.“

Was Johannes freut: „Der Škoda FABIA R5 Evo ist ein perfektes Auto und die Zusammenarbeit mit dem Keane Racing Team ist im höchsten Maße professionell. Und: Unser neues Design ist bei den Leuten sehr gut angekommen - da haben wir laufend ein tolles Feedback erhalten. Die Jännerrallye war auch wieder perfekt organisiert und da kann man den Veranstaltern nur ein Kompliment aussprechen. Großartig war auch, wie viele Fans an den Strecken waren - das macht das Flair dieser Rallye aus. Jetzt werde ich meine Grippe ordentlich auskurieren.“

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