U-Bahnfahren mal anders | 16.04.2002
Ganz einfach?
Fahren lässt sich der Koloss theoretisch ganz einfach. Einfach mal den Schlüssel nach rechts drehen, sofort erwachen alle Lamperln im Fahrstand. Während draußen die Sonne untergeht, strahlt uns herinnen ein halber Christbaum entgegen. Schluck: Haben wir uns das nicht vielleicht doch ein wenig zu leicht vorgestellt?
Blaulicht ist immer gut: Die Leuchten „Betriebsbereit“ und „LZB bereit“ müssen in ebendieser Farbe erstrahlen, damit wir unser Werk beginnen können. Den großen Hebel in der Mitte auf das gewünschte Geschwindigkeitsniveau einstellen: P ... Parallel, S ... Seriell, R ... Rangieren, K ... Kuppeln, 0 ... nix, R ... rückwärts.
Parallel oder Seriell? Kein Problem, auch für Stromlaien ist es leicht zu merken: Power / Slow. Keine Frage für uns: P.
Der ganz rechte (Brems-)Hebel wird in die Fahr-Stellung „F“ gebracht, der kleine (Beschleunigungs-)Hebel mit der Linken gedrückt und nach vor geschoben (eine weitere englische Merkhilfe: F wie Fast), und schon kriechen 750 Volt aus der vom Bahnsteig gut zu sehenden gelben Stromschiene und tun ihre Arbeit. Rund 3.000 kW, also etwa 4.000 PS (in Euro tun wir´s Ihnen nicht umrechnen) entwickeln die Elektromotoren, und der Silberpfeil beginnt sich in Bewegung zu setzen. Auch wenn wir den Schwung nutzen wollen und ein wenig gleiten möchten: Den linken Hebel dürfen wir nie unbelastet lassen. Nach 80 m Fahrt ohne Druck am Totmannschalter bremst der Zug von selbst.