Genfer Automobilsalon 2005 | 03.03.2005
Blick in die Zukunft
Auf dem Genfer Salon sind neben den Serienfahrzeugen auch mehr oder weniger ernste Ausblicke auf die automobile Zukunft zu finden.
mid/mh
Ein Porsche 911 als Kombi, ein Sportwagenbausatz für den Smart Fortwo oder eine Roadster-Studie des Lamborghini Gallardo: Auf dem 75. Genfer Automobilsalon bilden neben den fertigen Serienfahrzeugen auch die mehr oder weniger ernsten Ausblicke auf die automobile Zukunft einen weiteren Schwerpunkt.
Die Frühjahrsmesse gilt traditionell als Mekka für kleine Designschmieden, aufsehenerregende Studien und extravagante Entwürfe, die nicht zwangsläufig als Serienmodelle das Licht der Welt erblicken müssen, um trotzdem im kollektiven Gedächtnis der Branche haften zu bleiben.
In Genf 2005 könnte diese Ehre dem "Senso" vom Schweizer Tuner Rinspeed zuteil werden, diesem "fühlenden" und auf die Stimmungen des Fahrers reagierenden Auto - wenngleich auch beim genaueren Hinsehen am Messestand nicht so richtig klar wird, wozu das eigentlich gut sein soll und ob man sich von seinem Fahrzeug wirklich automatisch mit bestimmten Düften einnebeln und mit ausgesuchter Musik berieseln lassen will.
Aber darum geht es der Schweizer Schmiede bei ihrem Heimspiel auch weniger, sondern vielmehr darum zu zeigen, was inzwischen technisch machbar ist. Dieses Experimentieren ungeachtet einer möglichen Serienproduktion macht den Charme der Messe am Lac Leman aus.
In diese Kategorie fällt auch der Nissan Zaroot: ein trotz seiner quadratischen und wuchtigen Formen sportlich wirkendes SUV, mit dem die Nissan-Designer eine sehenswerte Fingerübung - allerdings wohl auch nicht mehr - zeigen.
Und auch Mitsubishi hat einen Offroader im Gepäck, der eher als Show-Element denn als ernstgemeinte Absichtserklärung gedacht ist. Er hört auf den Namen "Nessie", wird mit Wasserstoff betrieben und wurde von Giugiaro gezeichnet.
Der Nessie und ein Ford Focus C-Max mit Wasserstoffmotor bringen kurzzeitig das Thema alternativer Antrieb zurück in die Diskussion, aber das täuscht wenig darüber hinweg, dass bei der ersten wichtigen europäischen Automesse der herkömmliche Verbrennungsmotor weiterhin die Hauptrolle spielt.
Bei allen Extravaganzen beschränken sich die Hersteller aber nicht allein auf Fingerübungen, sondern geben auch konkrete Ausblicke auf künftige Serienmodelle. So wird das Peugeot 407 Prologue Coupé im Herbst auf der IAA kaum verändert als Endversion des neuen Coupés stehen.
Auch das Mitsubishi Colt Cabrio-Coupé mit stählernem Klappdach wird man Anfang 2006 in nahezu unveränderter Form auf der Straße wiedersehen. Die Chrysler-Marke Dodge zeigt mit dem Concept Car Caliber, wie sie sich den Einstieg in die europäische Kompaktklasse ab 2006 vorstellt.
Dort ist Honda mit dem Civic bereits vertreten: Die Japaner präsentieren einen Vorgeschmack auf die neue Fahrzeuggeneration, die Anfang 2006 auf den Markt kommt. Die Studie wirkt geduckt-sportlich und dürfte den europäischen Geschmack besser treffen als das aktuelle Modell, auch wenn nicht alle Features des Concept Cars wie etwa die durchgehende Glasleiste an der Front den Weg in die Serie schaffen dürften.
Noch in diesem Jahr kommt außerdem der neue Seat Leon auf den Markt, den die spanische VW-Tochter in Genf als Prototyp vorstellt und der nicht von ungefähr - vor allem in der Heckansicht - dem Alfa 147 ähnelt: Denn Seat-Designchef Walter de Silva war früher bei den Italienern beschäftigt.
Experimentiert wird dagegen bei den ganz Kleinen: Renault zeigt den dreisitzigen Zoé, der immerhin einen Platz mehr als ein Smart Fortwo bietet und nach Meinung der Franzosen für den Stadtverkehr mehr als ausreicht. Der Zoé dient in erster Linie als Ideenträger für das Design der künftigen Modelle Clio und Twingo.
Für eine Serienproduktion der Studie wird es dagegen wohl nicht reichen. Aber das macht nichts: In Genf muss man schließlich nicht alles vollkommen ernst meinen.