Jaguar S-Type R - im Test | 15.10.2003
Fahren & Tanken
Was erwarten Sie sich von einem Auto mit knapp 400 Pferden unter der Haube, aufgeladen durch einen Kompressor? Einiges, und da enttäuscht der S-Type R nicht im Geringsten.
Ab der Leerlaufdrehzahl beginnt der Schub beim Beschleunigen, während die 6-Gang-Automatik einen Gang nach dem anderen ausdreht, überlegt man als Fahrer, wann denn die Power aufhört. Bewegt man sich hierzulande im legalen Bereich, wird man diese Grenzen nie erfahren.
Macht man einen Abstecher auf deutsche Autobahnen, so wird schnell deutlich, welch brachiale Kraft im "R" schlummert. Schaut man dem Tacho bei der Arbeit zu, so könnte man den Eindruck gewinnen, dass der Jaguar ohne Tempobegrenzung auf 250 km/h auch gut und gerne um mindestens 100 Sachen mehr schaffen würde - wir belassen es aber dabei.
Mehr noch als die pure Geschwindigkeit fasziniert aber der Start aus dem Stand. Die 275/35 18er Walzen auf der Hinterachse haben sichtlich Mühe, die 541 Nm (!) Drehmoment in Vortrieb umzuwandeln, ohne Traktions-Kontrolle würden die Gummis in Null komma nix in Rauch aufgehen.
Die gelbe Kontrolleuchte blinkt also wie verrückt, während den Passagieren leicht flau in der Magengegend wird und auch der aufgemotzte Dreier-BMW an der Ampel klein beigibt. Zugegeben, wirtschaftlich sind diese Spielchen nicht, Spaß machen sie dafür aber umso mehr.
Noch dazu, wo der Sprint vom Sound des Kompressors untermalt wird, lauscht man diesen Klängen und jenen Tönen, die die doppelflutige Abgasanlage fabriziert, ist der Einsatz des Radios eigentlich überflüssig.
Und auch der Tankwart bekommt feuchte Augen, wenn man mal wieder 70 Liter Super Plus ausfasst. Im Schnitt verbrannte der Achtzylinder alle 100 Kilometer 13,5 Liter in seinen Brennräumen, kein schlechter Wert, ruft man sich die Daten noch einmal ins Gedächtnis.
Die Verzögerung ist übrigens nicht viel weniger beeindruckend als die Beschleunigung, die Bremsanlage stammt von Brembo, jener Firma, die auch Ferraris rechtzeitig zum Stillstand bringt. Wenn sich die vier Kolben pro Sattel in die monströsen Scheiben verbeißen, stehen die knapp 1.800 Kilo Leergewicht in Kürze mucksmäuschenstill und warten auf den nächsten Einsatz des Gasfußes.