Die großen Mercedes-Coupés - ein Rückblick, Teil 2 | 10.07.2006
Vom Wirtschaftswunder zum Internet
Die Wirtschaft wächst, die Autos auch: Mercedes-Benz schließt endgültig an den Luxus der Vorkriegs-Tage an. Die Coupés bleiben die Kronjuwelen der Modellpalette, ab 1969 gibt es V8-Motoren.
Mercedes-Benz Typen 220 SEb Coupé, 250 SE Coupé, 300 SE Coupé, 280 SE Coupé, 280 SE 3.5 Coupé, Baureihen W 111 / W 112, 1961 bis 1971
Das Mercedes-Benz 220 SEb Coupé orientiert sich konstruktiv und stilistisch an der Heckflossen-Limousine des Typs 220 SEb und ist daher ebenfalls der Baureihe 111 zugeordnet. Auf deren ungekürzter Rahmenbodenanlage ist es ein vollwertiger Viersitzer.
Motor und Fahrwerk stammen ohne nennenswerte Änderungen von der Limousine. Der einzige wesentliche Unterschied stellt zugleich eine technische Besonderheit dar: Das 220 SEb Coupé ist der erste Mercedes-Benz Serien-Personenwagen mit Scheibenbremsen an den Vorderrädern. Ein halbes Jahr später debütiert auf dem Genfer Automobil-Salon das 300 SE Coupé, das zur Baureihe 112 gehört.
Als die Produktion der Heckflossen-Limousinen im August 1965 endet, bleibt das Coupé zusammen mit dem Cabriolet im Verkaufsprogramm. Jedoch wird der 2,2-Liter-Motor von einem 2,5-Liter-Aggregat ersetzt (mit der folgerichtigen Modellbezeichnung 250 SE Coupé).
Darüber hinaus erhalten die Coupés die 14-Zoll-Räder und die größer dimensionierten Scheibenbremsen der neuen Oberklasse-Baureihe 108. Im Januar 1968 löst das 280 SE Coupé mit einem neu entwickelten Sechszylindermotor mit 2,8 Liter Hubraum und 118 kW (160 PS) das 250 SE Coupé ab, zugleich wird die Dreiliter-Variante aus der Produktion genommen.
Im September 1969 wird zusätzlich die deutlich leistungsstärkere Version 280 SE 3.5 Coupé mit V8-Motor (147 kW/200 PS) vorgestellt. Im Mai 1971 endet die Produktion der Sechszylinder-Coupés und Cabriolets. Als zwei Monate später auch die Fertigung der Achtzylinder-Varianten eingestellt wird, geht die mehr als zehn Jahre währende Ära der Coupés und Cabriolets der Baureihen 111 und 112 zu Ende.
Der rarste Vertreter dieser Modellfamilie ist das 300 SE Cabriolet mit 708 produzierten Stück; die höchste Produktionsstückzahl innerhalb der Modellfamilie erreicht das 220 SEb Coupé mit 14 173 Einheiten.
Mercedes-Benz Typen 350 SLC, 450 SLC, 280 SLC, 450 SLC 5.0, 380 SLC, 500 SLC, Baureihe C 107, 1971 bis 1981
Der 350 SLC ist das neue Coupé von Mercedes-Benz. Es basiert nicht wie seine Vorgänger auf einer Oberklasse-Limousine, sondern ist ein Schwestermodell des sechs Monate früher präsentierten 350 SL. Jedoch ermöglicht der gegenüber dem SL um 360 Millimeter verlängerte Radstand einen vergrößerten Innenraum und die Auslegung als vollwertigen Viersitzer.
Selbstverständlich übernimmt das Coupé die sicherheitsrelevanten Konstruktionsdetails, beispielsweise den kollisionsgeschützten Kraftstofftank über der Hinterachse, das gepolsterte Armaturenbrett und das neue Vierspeichen-Sicherheitslenkrad mit Pralltopf und breiter Polsterplatte. Ab April 1973 steht der 450 SLC mit V8-Motor zur Verfügung.
Im Juli 1974 folgt der 280 SLC mit einem 2,8-Liter-Sechszylinder-Motor. Neues Spitzenmodell ist ab Mai 1978 der 450 SLC 5.0 mit einem 5,0-Liter-Leichtmetallmotor und 176 kW (240 PS) – von ihm gibt es kein Gegenstück in der Roadster-Typenreihe.
Eine Modellpflege im Frühjahr 1980 beschert den SLC-Coupés unter anderem eine den Limousinen der S-Klasse angeglichene Innenausstattung. Der 450 SLC 5.0 wird in 500 SLC umbenannt, der 350 SLC entfällt zugunsten des 380 SLC. Die Produktion der SLC-Reihe endet 1981. Insgesamt sind 62 888 Exemplare entstanden.
Mit diesem Auto betreibt Mercedes-Benz auch Rallye-Sport, und gewinnt 1979 und 1980 die mörderische Bandama-Rallye an der Elfenbeinküste. Noch 1984 nehmen zwei 500 SLC am Marathon Paris-Dakar teil und erreichen das Ziel.
Mercedes-Benz Typen 380 SEC, 500 SEC, 420 SEC, 560 SEC, Baureihe C 126, 1981 bis 1991
Auf der Frankfurter IAA im September 1981 werden die Coupé-Varianten 380 SEC und 500 SEC der Baureihe C 126 präsentiert. Sie basieren nun wieder auf der S-Klasse-Limousine, auch das Fahrwerk entspricht bis auf Detailänderungen den Limousinen. Die Bodengruppe ist freilich um 85 Millimeter gekürzt, dennoch sind es vollwertige Viersitzer.
Die Karosserie ist nach neuesten Erkenntnissen der Sicherheitsforschung konstruiert. Ein interessantes Ausstattungsdetail sind elektrisch betätigte Gurtbringer, die zum serienmäßigen Lieferumfang der SEC-Typen gehören. Auf Wunsch sind außerdem ein Airbag für den Fahrer und ein Gurtstraffer für den Beifahrer lieferbar.
1985 bringt ein umfangreiches Modellpflegepaket neben einem dezenten Facelift vor allem eine umstrukturierte Motorenpalette. Neu ein V8-Motor mit 4,2 Liter Hubraum. Der 5,0-Liter-Motor ist ebenfalls modifiziert; er hat jetzt eine elektronische Zündanlage und eine elektronisch-mechanisch gesteuerte Einspritzanlage.
Die spektakulärste Neuheit ist ein 5,6-Liter-Achtzylinder, der eine Leistung von 200 kW (272 PS) mobilisiert, in eine höher verdichteten Ausführung (allerdings ohne Katalysator) sogar 221 kW (300 PS) entfaltet. Die mit dieser Motor-Variante ausgerüsteten Typen 560 SEC und 560 SEL sind zum Zeitpunkt ihres Erscheinens die leistungsstärksten bis dahin gebauten Mercedes-Benz Serien-Personenwagen.
Fast genau zehn Jahre nach Markteinführung der SEC-Coupés wird die Produktion Ende 1991 eingestellt. Die Gesamtstückzahl von 74.060 gebauten Exemplaren vermittelt einen Eindruck von dem hohen Beliebtheitsgrad der Modellfamilie. Die deutlich seltenste Variante ist der 420 SEC mit nur 3.680 Einheiten.
Auch dieser Luxusliner kommt zu Motorsport-Einsätzen, Tuner AMG setzt den 500 SEC in den 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps und am Nürburgring ein.
Teil 3 der Serie folgt am 19. Juli!