CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Tipps, die den Oldiekauf leichter machen

Sie wollen einen Oldtimer kaufen? Dann sollten Sie die Tipps von Motorline.cc und Oldtimer-Experte KR Franz Steinbacher unbedingt beachten!

KR Franz Steinbacher

Es ist soweit. Das Geld ist zusammen und Sie haben sich entschieden, den lange gehegten Traum vom Oldtimer oder Youngtimer wahr werden zu lassen.
Doch leider gehören Sie nicht zu den ausgebildeten Experten.

Ein potentieller Verkäufer kann Ihnen also viel erzählen. Ob der so hoch gepriesene „gute“ Zustand den Tatsachen entspricht, stellt sich meist erst dann heraus, wenn ein erfahrener Fachmann das erste Mal Ihr neues Hobby genauer unter die Lupe nimmt.

Egal ob Hochpreisklassiker oder der Oldtimer für’s kleine Geld, alle sollten vor einem Kauf gründlich gecheckt werden. Um dieser Situation ein wenig vorzubeugen, gibt Ihnen „Motorline.cc“ ein paar Tipps, die Sie beim Oldtimer-Kauf beachten sollten.

Was brauchen Sie?

Nehmen Sie zum Besichtigungstermin ein kleines Werkzeug-Set, ein Taschenmesser, einen kleinen Magneten und eine gute Taschenlampe mit. Sehr gut wäre es natürlich, wenn sich „Ihr“ Mechaniker oder ein einschlägiger Sachverständiger bereit erklärt, zur Besichtigung mitzukommen.

Noch ein Tipp, Probefahrt-Möglichkeit abklären. Blaues Kennzeichen mitnehmen, für die Probefahrt.
Diese sollte zumindest so lange andauern, bis das Fahrzeug in einem betriebswarmen Zustand ist (Öl und Kühlwasser-Temperatur)

So gehen Sie am besten vor

Danach den Eigentümer/Verkäufer erst einmal die Geschichte des Wagens erzählen lassen und immer wieder nachhaken, ob es dafür Rechnungen und Unterlagen gibt. Wenn ja: ein gutes Zeichen. Da ist jemand gewissenhaft und umsichtig mit dem Auto umgegangen, die Historie ist zumindest teilweise dokumentiert.

Als nächsten Schritt sollte Sie sich vergewissern, dass es sich beim zu begutachtenden Objekt auch tatsächlich um jenes Fahrzeug handelt, das ursprünglich angeboten wurde. Sprich, stimmen Fahrgestell-, Motor- und allenfalls die Karosserie-Nummer aus den vorgelegten Papieren, auch mit den am Fahrzeug eingeschlagenen Nummern überein, oder wurde hier schon mal manipuliert. Ist das nicht der Fall, sind Sie schon ein gutes Stück weiter.

Jetzt kommt auch der Moment, wo „Ihr“ Experte, erstmals stärker in den Vordergrund tritt, gilt es doch festzustellen, ob das angebotene Fahrzeug in dieser Ausführung überhaupt je gebaut wurde. Sprich, entsprechen Vergaser, Räder, Instrumente und, und, und, der ursprünglich vom Hersteller angebotenen Ausführung. Bin ich überhaupt im richtigen Stück!!

Wenn ja, dann begutachten Sie den Wagen zunächst von außen – gehen Sie ruhig einige Male rund um das Fahrzeug und lassen sie den Gesamteindruck auf sich einwirken, um ein Gefühl für das Fahrzeug zu bekommen.

Prüfen Sie die Spaltmaße an Türen und Hauben. Sind sie gleichmäßig oder ist beispielsweise auf der einen Seite der Spalt zwischen Tür und Kotflügel viel größer als auf der anderen Seite? Dann muss das einen Grund haben. Fragen Sie danach.

Gut, dass Sie Ihr Taschenmesser dabei haben. Heben Sie mit der kleinen Klinge vorsichtig die Frontscheiben- und Heckscheibengummis ein Stück nach oben. Jetzt können Sie sehen, ob sich am Gummi eine Lack-Absetzkante befindet. Wenn ja, ist es nicht mehr der erste Original-Lack.

Warum wurde der Wagen teilweise oder sogar komplett lackiert? Wieder eine interessante Frage an den Verkäufer! (Noch besser wäre es, wenn ihr Spezialist die Lack-Schichtdicke der wichtigsten Bauteile messen könnte.)

Spätestens jetzt hat der Anbieter mitbekommen, dass Sie sich ein wenig auskennen. Zu seiner Überraschung zaubern Sie nun den kleinen Magneten aus der Hosentasche. Nehmen Sie eine Sichtprüfung der Seitenteile, Kotflügel, Dach und Hauben vor.

Eventuell fällt Ihnen beim Betrachten gegen das Licht auf, dass die ein oder andere Stelle ein wenig „wellig“ ist oder Rostpickelchen blühen. Wenn ja, wurde gespachtelt. Setzen Sie dort den kleinen Magneten an. Hält er dort leichter als anderswo am Wagen? Haftet er möglicherweise gar nicht ...? Mal hören, was der Verkäufer für eine Antwort parat hat! (das funktioniert natürlich nur bei einer Stahlkarosse)

So. Und jetzt die Motorhaube auf. Begutachten Sie die Radmulden im Motorraum. Rostig oder nicht? Und: Wie sieht der Motor aus? Gut, dass Sie die Taschenlampe mitgenommen haben. Wenn der Verkäufer vor Ihrem Besuch keine Motorwäsche – was übrigens immer Anlass zur Skepsis ist – gemacht hat, können Sie jetzt nachsehen, wo und in welchem Umfang irgendwelche Betriebsflüssigkeiten verloren gehen.

Prinzipiell ansehen sollten Sie sich: Ventildeckeldichtung, Zylinderkopfdichtung (von außen) und von unten den Bereich zwischen Motor und Getriebe. Ist dort Öl zu finden, ist höchstwahrscheinlich der hintere Kurbelwellen-Simmerring defekt. Dasselbe an der anderen Motorseite. Hier ist ebenfalls ein Simmerring, der die Kurbelwelle abdichtet.

Sind dort erhebliche Ölspuren zu sehen, ist der Simmerring schon etwas älter. Das ist natürlich kein wirklich schlimmer Schaden, aber dennoch ein gutes Argument für die im Anschluss anstehende Preisverhandlung. Nun noch schnell einen Blick auf die Wasserpumpe (beim Käfer oder älteren Porsche – also den Luftgekühlten – suchen Sie dieses Ding natürlich vergeblich). Nachsehen, ob es im Bereich der Wasserpumpe verdächtig feucht ist, oder ob Spuren von Oxidation zu sehen sind. Ist es nicht? Gut.

Wo Sie schon gerade dort sind, nehmen Sie den Öleinfüll-Verschluss ab und sehen Sie nach, ob sich an seiner Innenseite Ölschlamm befindet. Bei Ölschlamm, vor allem wenn dieser hellgrau bis weiß ist, Vorsicht!! Lassen Sie die Zylinderkopfdichtung prüfen.

Werfen Sie jetzt einen Blick in den Kofferraum. Wie sehen dort die Seitenwände und – wenn vorhanden – die Federdome aus? Rostig oder nicht? Nehmen Sie den Teppich im Kofferraum hoch und sehen Sie nach, ob der Boden faltig oder gestaucht ist. Wenn ja, deutet es auf einen reparierten Auffahrunfall hin. Fragen Sie nach, ob das sein kann!

Oft sind die Heckleuchten durch einen Gummi nach außen abgedichtet. Sehen Sie nach, ob diese in Ordnung sind und kein Wasser in den Kofferraum eindringen konnte.

Jetzt steigen Sie ins Auto ein. Ist innen alles unverbastelt und original? Schenken Sie Kunst-stoffarmaturenbrettern besonderes Augenmerk. Nämlich auf Risse. Ersatz ist teuer oder oft gar nicht mehr zu bekommen. Funktionieren alle Instrumente? Ausprobieren! Sitze, Polster und Himmel und Tapezierungen auf guten Zustand prüfen.

Und jetzt wird gefahren. Lassen Sie den Motor an und achten Sie darauf, wie das Kaltstartverhalten ist. Stottert der Motor und braucht er 20 Anläufe, bevor er anspringt? Eventuell liegt es am Vergaser. Vielleicht saugt der falsch Luft oder die Starterklappe des Chokes schließt nicht vollständig - die Möglichkeiten sind vielfältig und an dieser Stelle natürlich nicht im Einzelnen aufzulisten.

Springt der Motor gut an, auf verdächtige Geräusche achten. Klopft er beispielsweise, je wärmer er wird bzw. wenn er unter Last kommt? Auch hier gibt es die unterschiedlichsten Gründe, von defekten Hydro-Stößeln bis zu defekten Kurbelwellen- oder Nockenwellenlagern. Was ebenfalls gerne Ursache von Klackergeräuschen ist: Abgenützte Nocken der Nockenwelle. Die Ventile werden dann nicht mehr richtig geöffnet und geschlossen. Ist es so, dann muss eine neue Nockenwelle her.

Wenn der Wagen warm gefahren ist, schenken Sie der Farbe der Auspuffgase einmal Ihre Aufmerksamkeit. Zieht der Wagen eine blaue bis schwarze Fahne hinter sich her, verbrennt er offensichtlich Öl. Ist die Fahne weiß, verdampft irgendwo Wasser.

Beide Fahnen könnten ihre Ursache in einer defekten Zylinderkopfdichtung, oder verschlissenen Kolbenringen haben. Aber das ist natürlich nicht die einzige Möglichkeit, eine Fülle von defekten Bauteilen kommen da in Frage.

Wenn Sie fahren, achten Sie auf das Fahrverhalten des Wagens. Ist er sehr schwammig auf der Straße? Hat die Lenkung viel Spiel? All diese Merkmale deuten auf ausgeschlagene Kugelköpfe oder verschlissene Achs- bzw. Radaufhängungen hin. Bremsen Sie. Zieht der Wagen nach links oder rechts oder bleibt er gut in der Spur?

Sie merken: Es ist viel zu Beachten beim Oldie-Kauf. Prinzipiell ist es sinnvoll, sich vorab mit einer Werkstätte, einem spezialisierten Sachverständigen, oder einem der Automobil-Clubs in Verbindung zu setzen und die einschlägige Literatur zu studieren. Sehr gut sind auch die Kaufberatungen von einschlägigen Fach-Medien.

Hier werden einzelne Modelle im Detail vorgestellt und in anschaulichen Zeichnungen die möglichen Schwachstellen gezeigt. Außerdem gibt es Marktanalysen, wie z.B. von InterClassic, ClassicData und Motorline.cc, in denen Zustandsnoten und Preise genannt werden.

Je besser Sie beim Oldtimerkauf vorbereitet sind, umso größer ist die Chance, nicht die Katze im Sack zu kaufen.

Eines sollten Sie sich aber immer vor Augen halten: „Nirgendwo können Sie Autolack teurer kaufen, wie auf einem Oldtimer“.

News aus anderen Motorline-Channels:

Motorline.cc: Classic/Service

Weitere Artikel:

Legenden unter sich

Lancia Delta Date in Limburg

Lancia hat die Rallye-Sport- Erfolge des Delta mit einer ganzen Reihe von Sonder- und Kleinstserien gewürdigt, die heutzutage echte Raritäten sind. Einige trafen sich jetzt im hessischen Limburg.

Das verflixte siebte Jahr

Helden auf Rädern: Alfa Romeo Alfa 6

Als er neu war, war der Alfa 6 gewiss kein schlechtes Auto. Es verstrichen nur leider sechs Jahre, bis er endlich auf den Markt kam. Und gerade damals war die Autowelt eine völlig andere, in der sich der große Italiener wiederfand.

Pannonia-Historic mit Start in Gols

Oldtimer-Magnet Burgenland

Eine der größten Oldtimer-Rallies, die Int. Vredestein Pannonia-Historic, startet am 6. Oktober in Gols. Das Ziel am 7. Oktober liegt in Halbturn.

Die Antwort vor der Frage

Helden auf Rädern: Citroën AX Electrique

Die Zeiten kleiner, leichter, leistbarer Elektroautos scheinen langsam erst wieder in Mode zu kommen. Dabei waren viele Firmen vor Jahrzehnten schon auf dem richtigen Weg. Leicht hatte es der Citroën AX Electrique trotzdem nicht.

Die Mühen vieler Väter

Helden auf Rädern: Audi 60

Schöne Audis heißen Avant. Früher aber nicht, wobei es Anfangs nicht einmal für einen Beinamen gereicht hat. Die „60“ bekam der F 103 als erster Nachkriegsaudi auch erst später verpasst.

Zusammentreffen am Ludwig-Parkplatz

Heiße Mischung: US-Cars und -Bikes

MattzGarage lädt zum gemütlichen Treffen am 2. September: In erster Linie werden sich wohl Autos und Motorräder aus dem Land der Stars & Stripes im 22. Bezirk in Wien einfinden. Eingeladen sind aber alle Oldies.