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Mercedes-Benz Typ S - Debüt vor 90 Jahren Mercedes-Benz Typ S 1927

Weißer Elefant

1927 gewinnt Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz Typ S das Rennen zur Eröffnung des Nürburgrings. Der Beginn eriner Erfolgsgeschichte.

„S“ wie „Sport“: Exzellente Wettbewerbsfähigkeit steht bei der Entwicklung des Mercedes-Benz Typ S im Vordergrund. Am 19. Juni 1927 zeigt der Rennsportwagen in der Eifel, dass die Mercedes-Benz Konstrukteure und Techniker ganze Arbeit geleistet haben.

Rudolf Caracciola gewinnt auf dem Typ S das Sportwagenrennen zur Eröffnung des neuen Nürburgrings. Der Mercedes-Benz Fahrer erzielt die schnellste Zeit aller Klassen mit einem Durschnitt von 101,1 km/h. Sein Mannschaftskollege Adolf Rosenberger kommt ebenfalls auf einem Mercedes-Benz Typ S mit 93,6 km/h Durchschnitt auf Platz 2. Das Rennen wird seinerzeit noch auf der Nordschleife sowie der bis nach Müllenbach reichenden Südschleife ausgetragen. Eine Runde auf dem kompletten Nürburgring ist damit rund 29 Kilometer lang.

Der Mercedes-Benz Typ S wird aus dem Modell „K“ des Jahres 1926 weiterentwickelt. Bereits dieses Fahrzeug, das auf dem gekürzten Fahrgestell des Typs 24/100/140 PS basiert, ist im Rennsport sehr erfolgreich. Das Grundkonzept des hubraum- und leistungsstarken Sechszylinder-Kompressor-Motors mit Doppelzündung behalten die Konstrukteure auch beim Typ S bei. Der neue Tourenwagen wird allerdings umfassend weiter für den Rennsport optimiert – mit gesteigerter Motorleistung, verbessertem Fahrwerk und verringertem Gewicht.

 Mercedes-Benz Typ S 1927

Für den niedrigeren Schwerpunkt sind die Rahmenlängsträger nun auch an der Vorderachse gekröpft und die Kröpfung an der Hinterachse vergrößert. Den tiefer eingebauten Motor versetzen die Ingenieure zudem um 30 Zentimeter nach hinten, was die Achslastverteilung deutlich verbessert. Das Gewicht des Fahrgestells sinkt gegenüber dem Modell K um rund 230 Kilogramm auf nun 1.270 Kilogramm.

Zugleich wird der Hubraum um fast 550 Kubikzentimeter auf 6.789 Kubikzentimeter gesteigert. Möglich wird das unter anderem durch eine Umstellung des Motorblocks von trockenen auf nasse Zylinderlaufbuchsen. Durch die Hubraumerhöhung und weitere Maßnahmen wie den Einsatz von Nockenwellen mit größerem Ventilhub und schärferen Steuerzeiten steigt die serienmäßig angegebene Motorleistung von 81 kW/110 PS (mit Kompressor 118 kW/160 PS) im Modell K auf 88 kW/120 PS (132 kW/180 PS mit Kompressor) beim Typ S.

„Weiße Elefanten“

Das neue Fahrzeug gilt als erstes Modell der sogenannten „Weißen Elefanten“. Mit diesem auf den ersten Blick wenig schmeichelhaften Namen versehen Rennsportfans die Hochleistungssportwagen der Typen S bis SSKL, mit denen Mercedes-Benz die Rennszene Ende der 1920er- und Anfang der 1930er-Jahre souverän beherrscht.

Groß sind die in der weißen Rennfarbe Deutschlands lackierten Boliden, stark und mächtig – das infernalische Brüllen des Kompressors trägt ebenso seinen Teil zur Namensgebung bei. Doch da endet der Vergleich mit den Dickhäutern auch schon.

Auch als Kundenfahrzeug erhältlich

So vielfältig wie die Rennsiege des Mercedes-Benz Typ S ist die Auswahl an
Konfigurationen als Kundenfahrzeug. Der Sportwagen wird ab Werk als offener Tourenwagen mit vier Sitzplätzen und als Cabriolet angeboten.

Außerdem statten namhafte Karossiers wie Erdmann und Rossi (Berlin), Freestone and Webb (London), Papler (Köln), Saoutchik (Paris), van den Plas (Brüssel) und Zietz (Genf) das Fahrgestell mit individuellen Karosserien aus. Der Typ S wird im Programm von Mercedes-Benz bereits im Jahr 1928 von den Typen SS und SSK abgelöst, die ebenfalls die interne Bezeichnung W 06 tragen.

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