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Die neuen Boliden in der ersten Testwoche

Motorline.cc analysiert die neuen Formel 1-Boliden und ihre Performance in der ersten Testwoche in Jerez de la Frontera. Teil 2: Mercedes bis Marussia.

Michael Noir Trawniczek

Im spanischen Jerez de la Frontera wurden die ersten Testfahrten mit den brandneuen Formel 1-Boliden unternommen. Motorline.cc hat die Performance der Autos analysiert – Teil 1, von Ferrari bis McLaren, finden Sie in der Navigation rechts oben.

Mercedes: Ausmerzen der Schwachstellen

Auch bei den „Silberpfeilen“ scheint das der Fall zu sein. Auch der neue Mercedes F1 W04 begann die Testwoche mit einer Pannenserie. Nico Rosberg musste am ersten Testtag nach nur 14 Runden den Wagen wegen eines durchgeschmorten Kabelbaums mit qualmendem Heck abstellen und den Rest des Tages zusehen. Am zweiten Tag war auch für Lewis Hamilton bei dessen Mercedes-Premiere nach nur 15 Runden Schluss: Eine Hydraulikleitung wurde durchgescheuert, sodass Bremsdruck verloren ging und Hamilton in der engen „Dry Sack“-Haarnadel in die Reifenstapel krachte. Wieder blieben die Rollläden unten. Dafür konnte Rosberg am dritten Tag satte 148 Runden drehen, Hamilton konnte am vierten Tag einige neue Teile ausprobieren.

Grundsätzlich wollte Mercedes beim neuen „Silberpfeil“ keine Risiken eingehen, es wurde im Detail jedoch sehr wohl optimiert. So wurden die Seitenkästen schmäler gestaltet, wenngleich nicht so extrem wie es bei Sauber der Fall ist, die neuen Sidepods sollen um runde fünf Zentimeter schmäler sein.

Eine Schwachstelle des Vorjahresautos war der Auspuff – die Gase haben dort mitunter die Hinterreifen aufgeheizt, sodass diese schneller verschlissen waren. Mercedes hat gleich mehrere Varianten am neuen Auto ausprobiert.

Ein weiterer Schwachpunkt des W03 war die Hinterradaufhängung, die Piloten klagten oft darüber, dass sie die Reifen nicht auf Temperatur bekommen – so wurde viel Arbeit in die Kinematik der Hinterradaufhängungsgeometrie investiert. Auch hier wollte man flexibel bleiben, auch hier kann Mercedes auf verschiedene Lösungen zurückgreifen.

Auch wenn der neue Aufsichtsrat Niki Lauda meint, Mercedes könne bereits mit den drei Topteams mithalten, sprechen die Zeiten vorerst zumindest eine andere Sprache. Ähnlich wie McLaren landete man durchwegs im Mittelfeld, lediglich am dritten Tag erfreute Rosberg mit der zweitschnellsten Zeit.

Force India unspektakulär, aber schnell

Bis auf den Einsatz einer Nasenblende gab es bei Force India keine großen Veränderungen am neuen Auto...

...dennoch hinterließ der Force India-Mercedes VJM06 in der ersten Testwoche einen soliden Eindruck.

Im Gegensatz zu den anderen Teams teilte man die Tage auf jeweils zwei Piloten auf, das zweite Cockpit ist bekanntlich das noch einzige freie in der Saison 2013.

Die Wahl soll zwischen dem erfahrenen Adrian Sutil und Jules Bianchi fallen, der bereits in dieser Woche zu seinem Testeinsatz kam.

Toro Rosso: Komplett neue Mechanik

Der neue Toro Rosso-Ferrari STR8 wirkt rein äußerlich ziemlich harmlos – die extrem unterschnittenen Seitenkästen des Vorjahreswagens sind verschwunden, eine Nasenblende wurde angebracht.

Doch unter der Haut ist der STR8 eine völlige Neukonstruktion. Projektleiter James Key, der von Sauber zu Toro Rosso wechselte, erklärte beim Launch des STR8: „Mechanisch ist das Auto völlig neu. Darum hat sich hauptsächlich Luca Furbatto gekümmert. Die Mechanik war im letzten Jahr unser größtes Problem. Sie hat uns bei der Fahrzeugabstimmung des STR7 stark eingeschränkt. So sind wir in einer Sackgasse gelandet.“

Aus diesem Grund haben die Aerodynamikdesigner vorerst nur eine Basisversion quasi über das Auto gestülpt: „Es hätte keinen Sinn gemacht, uns mit speziellen Entwicklungen zu verzetteln. Wir haben jetzt eine Ausgangsbasis und auf der bauen wir Schritt für Schritt auf.“

In der ersten Testwoche lieferte auch Toro Rosso einen soliden Eindruck. Teamchef Franz Tost erklärte: „Wir können zufrieden sein. Das Auto hat vernünftiges Potenzial und die Zuverlässigkeit war nicht allzu schlecht. Über die Leistung müssen wir an dieser Stelle noch nicht sprechen.“ Mit weiteren Updates soll der STR8 nun seinen Feinschliff erhalten. Die Ziele sind hoch gesteckt, denn Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne sollen das B-Team von Red Bull auf Platz sechs der Teamwertung hieven.

Caterham: Die hässlichste Nase

Von den seit 2010 „neuen Formel 1-Teams“ bleiben 2013 nur noch zwei übrig: Caterham und Marussia. HRT musste zusperren – dubiose Kauf- und Fortführungsgeschichten sind am Zirkulieren, jedoch keineswegs ernst zu nehmen…

Wie schlecht es den beiden verbliebenen Rennställen ergeht, erkennt man daran, dass beide nur noch mit Bezahlfahrern arbeiten. Für die Formel 1 ist es beschämend, wenn Größen wie ein Heikki Kovalainen oder ein Timo Glock den Hut ziehen müssen, um mittelmäßigen Piloten wie einem Giedo van der Garde oder einem Luiz Razia das Cockpit zu überlassen.

Der Caterham-Renault CT03 besticht mit den kleinsten Kühleinlässen bei den Seitenkästen und der wohl mit Abstand hässlichsten und auch höchsten Nase der neuen Fahrzeuggeneration.

Jedes Jahr möchten die „Grünen“ den Anschluss an das Mittelfeld schaffen – ob man dieses Ziel mit den unerfahrenen Piloten Charles Pic und Giedo van der Garde auch nur annährend umsetzen kann, ist anzuzweifeln.

Aus den Testzeiten kann man herauslesen: Derzeit ist Caterham sicher (noch) das bessere der beiden verbliebenen „neuen“ Teams, doch mit den Mittelfeldteams wie Williams, Toro Rosso oder Force India kann man noch lange nicht mithalten. Da nützt es auch wenig, dass Getriebe und KERS von Red Bull Racing stammen.

Marussia: Innovation trotz Schmalspurbudget

Marussia hingegen verblüffte mit einem ziemlich eigenständigen und auch mutigen Auto. Verantwortlich zeichnet auch niemand geringerer als Pat Symonds, der frühere Renault-Chefdesigner, der im Zuge des Betrugsskandals 2008 wie auch sein damaliger Chef Flavio Briatore in einen erzwungenen Ruhestand gehen musste. Trotz Schmalspurbudget haben Symonds und Dave Greenwood einige eigenständige Lösungen entwickeln können.

Die Spitze der Nase ist so tiefgezogen wie bei keinem anderen der aktuellen Boliden, auf die Stufe in der Nase hat Marussia schon im Vorjahr verzichtet. Trotzdem wird beim Marussia MR02 die Nasenblende genützt – allerdings nur an den Kanten, um so die Luft gezielter zum Cockpit zu lenken.

Außerdem sind die Seitenkästen extrem flach, so flach wie bei keinem anderen aktuellen Fahrzeug - schmäler sind sie auch, jedoch nicht so extrem wie bei Sauber oder Mercedes. Eigenständig wirkt auch die Motorhaube, selbst wenn sie etwas plump wirkt…

Bei den Tests gab es noch zahlreiche Probleme, derzeit hat Marussia noch die rote Laterne fest in Händen, doch das könnte sich im Laufe der Saison dank der innovativen Lösungen am neuen Auto ändern. Marussia wird 2013 zum ersten Mal auch KERS einsetzen, es wird von Williams gestellt.

Williams: Das Fragezeichen

Womit wir beim einzigen Team gelandet sind, dass in Jerez noch mit dem Vorjahreswagen testen musste. Der neue Bolide wird erst vor dem Barcelona-Test in rund zehn Tagen vorgestellt.

Auf dem alten Williams wurden bereits einige neue Bauteile ausprobiert – performancemäßig sind die Zeiten mit dem alten Auto irrelevant – wo das britische Kult-Team heuer stehen könnte, wird man erst beim nächsten Test erfahren…

Testzeiten Tag 1
 1.  Jenson Button         McLaren          1:18.861 
 2.  Mark Webber           RBR              1:19.709 
 3.  Romain Grosjean       Lotus            1:19.796 
 4.  Paul di Resta         Force India      1:20.343 
 5.  Daniel Ricciardo      Toro Rosso       1:20.401
 6.  Felipe Massa          Ferrari          1:20.536
 7.  Nico Hülkenberg       Sauber           1:20.699 
 8.  Nico Rosberg          Mercedes         1:20.846 
 9.  Pastor Maldonado      Williams         1:20.864 
10.  Giedo van der Garde   Caterham         1:21.915
11.  Max Chilton           Marussia         1:24.176 

Testzeiten Tag 2
 1.  Romain Grosjean       Lotus            1:18.218 
 2.  Paul di Resta         Force India      1:19.003 
 3.  Daniel Ricciardo      Toro Rosso       1:19.134  
 4.  Mark Webber           RBR              1:19.338
 5.  Nico Hülkenberg       Sauber           1:19.502
 6.  Lewis Hamilton        Mercedes         1:19.519 
 7.  Sergio Perez          McLaren          1:19.572
 8.  Felipe Massa          Ferrari          1:19.914 
 9.  Pastor Maldonado      Williams         1:20.693 
10.  James Rossiter        Force India      1:21.273 
11.  Giedo van der Garde   Caterham         1:21.311 
12.  Luiz Razia            Marussia         1:23.537 

Testzeiten Tag 3
 1.  Felipe Massa           Ferrari         1:17.879 
 2.  Nico Rosberg           Mercedes        1:18.766 
 3.  Sebastian Vettel       RBR             1:19.052 
 4.  Kimi Räikkönen         Lotus           1:19.200 
 5.  Jean-Eric Vergne       Toro Rosso      1:19.247
 6.  James Rossiter         Force India     1:19.303 
 7.  Jenson Button          McLaren         1:19.603 
 8.  Esteban Gutierrez      Sauber          1:19.934 
 9.  Max Chilton            Marussia        1:21.269  
10.  Valtteri  Bottas       Williams        1:21.575  
11.  Charles Pic            Caterham        1:22.352 
12.  Paul di Resta          Force India     1:23.729 

Testzzeiten Tag 4
 1.  Kimi Räikkönen         Lotus           1:18.148
 2.  Jules Bianchi          Force India     1:18.175
 3.  Sebastian Vettel       RBR             1:18.565
 4.  Esteban Gutierrez      Sauber          1:18.669
 5.  Jean-Eric Vergne       Toro Rosso      1:18.760
 6.  Lewis Hamilton         Mercedes        1:18.905
 7.  Sergio Perez           McLaren         1:18.944
 8.  Valtteri Bottas        Williams        1:19.851
 9.  Pedro de la Rosa       Ferrari         1:20.316
10.  Charles Pic            Caterham        1:21.105
11.  Luiz Razia             Marussia        1:21.226
12.  Paul di Resta          Force India     1:23.435

Gesamte Testzeiten
 1.  Felipe Massa           Ferrari         1:17.879  
 2.  Kimi Räikkönen         Lotus           1:18.148 
 3.  Jules Bianchi          Force India     1:18.175
 4.  Romain Grosjean        Lotus           1:18.218
 5.  Sebastian Vettel       RBR             1:18.565
 6.  Esteban Gutierrez      Sauber          1:18.669
 7.  Jean-Eric Vergne       Toro Rosso      1:18.760
 8.  Nico Rosberg           Mercedes        1:18.766 
 9.  Jenson Button          McLaren         1:18.861
10.  Lewis Hamilton         Mercedes        1:18.905
11.  Sergio Perez           McLaren         1:18.944
12.  Paul di Resta          Force India     1:19.003 
13.  Daniel Ricciardo       Toro Rosso      1:19.134
14.  James Rossiter         Force India     1:19.303
15.  Mark Webber            RBR             1:19.338
16.  Nico Hülkenberg        Sauber          1:19.502
17.  Valtteri Bottas        Williams        1:19.851
18.  Pedro de la Rosa       Ferrari         1:20.316
19.  Pastor Maldonado       Williams        1:20.693
20.  Charles Pic            Caterham        1:21.105
21.  Luiz Razia             Marussia        1:21.226
22.  Max Chilton            Marussia        1:21.269
23.  Giedo van der Garde    Caterham        1:21.311

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