Nascar: Daytona 500 | 19.02.2002
Ein spannender Auftakt
Lassen Sie die Daytona 500 mit uns Revue passieren, vom Start, über den Massencrash bis zur Zieldurchfahrt Ward Burton's.
Manfred Wolf
Nachdem bereits die Qualifikationsrennen einiges versprochen hatten, wurden die Nascar-Fans beim Auftaktrennen nicht enttäuscht. Spannende Duelle, haarsträubende Zwischenfälle und der großartige Sieger Ward Burton prägten den ersten Lauf der heurigen Saison. So ganz nebenbei beendete Burton auch noch eine 20 Jahre lange Negativ-Serie für Dodge, die in dieser Zeit kein einziges Mal bei den Daytona 500 siegreich waren.
Dabei hatte es lange Zeit so ausgesehen, als würde Burtons Markenkollege Sterling Marlin den Sieg nach Hause fahren können: Immerhin führte Marlin während 78 der insgesamt 200 Runden. Wahrscheinlich hätte er das Rennen auch gewonnen, doch während der Schlussphase des Rennens ging es, gelinde gesagt, drunter und drüber.
Massencrash mit 18 Autos
In Runde 139 stockte den Zuschauern zum ersten Mal der Atem. Nicht weniger als 18 Autos fielen einem Unfall zum Opfer, darunter sechs, die schon in Führung gelegen waren, unter anderem Ricky Rudd, Bobby Labonte, Jeremy Mayfield, Bobby Hamilton, Todd Bodine, und Dale Earnhardt Jr.Viele Fahrer sehen als Grund für Unfälle wie diesen die Änderungen im Reglement, was das Fahren auf den Superspeedways betrifft. Dabei werden Aerodynamik (Spoiler) und der Lufteinlass in den Vergaser reglementiert, um die rund 850 PS starken Autos zu bremsen. Doch viele Fahrer sind sich sicher, dass es ohne die „Restrictor Plates“ und „Aerodynamic Packages“ weit ungefährlicher wäre.
Bobby Hamilton: „Solche Unfälle passieren nur durch diese Reglementierungen. Niemand will mehr nachgeben, vom Gas gehen. Wenn du den Anschluss, den Windschatten verlierst, hast du keine Chance mehr. Und so gibt halt niemand mehr nach, jeder bleibt am Gas. Das ist gefährlich.“
Gelbsucht
Doch zurück zum Renngeschehen. In den letzten 61 Runden gab es nicht weniger als fünf Gelbphasen wobei die letzten Beiden wohl rennentscheidend war. Während des Restarts in Runde 195 kam es zu einem ziemlichen Durcheinander. Beim Beschleunigen gerieten Mark Martin und Michael Waltrip aneinander, Waltrip wurde in das Infield geschleudert und verfehlte nur knapp das Pace Car.Gleichzeitig versuchte Marlin, der den Restart vom zweiten Platz aus in Angriff nahm, an Leader Jeff Gordon vorbeizugehen. Doch das ging gehörig schief. Die Beiden berührten sich, Gordon verabschiedete sich ebenfalls in Richtung Infield. Spätestens da war klar, dass es in Runde 195 wieder Gelb geben würde. Marlin konnte im Sprint bis zur Ziellinie Ward Burton hinter sich lassen, doch dann wurden das Feld auf der Gegengeraden mit der roten Flagge gestoppt.
Man wollte das Rennen ganz offensichtlich nicht unter Gelb zu Ende führen. Das wäre für Sterling Marlin noch immer kein Problem gewesen. Doch weißer Rauch aus dem linken vorderen Radkasten während des Sprints zur Ziellinie hatte nichts Gutes verheißen. Sein Kotflügel war eingedrückt und streifte am Reifen. Marlin kletterte aus seinem Dodge und bog die Sache zurecht.
Gut für seinen Reifen, schlecht für ihn, denn laut NASCAR-Reglement sind Reparaturen, während das Rennen mit der roten Flagge unterbrochen ist, verboten. Und so wurde Marlin, wie einige Andere, die noch vor Freigabe der Boxenstrasse ihre Pit-Stops absolviert hatten (u.a. Jeff Gordon und Rusty Wallace) ans Ende des Feldes verbannt. Somit war Marlin chancenlos und der Weg frei für seinen Dodge-Markenkollegen Ward Burton.
Der Zielsprint
Ward Burton übernahm damit die Führung zum ersten Mal fünf Runden vor Schluss und er konnte sich nach dem letzten Restart, trotz heftigem Angriffs von Elliott Sadler und Geoffrey Bodine, mit nur 0,193 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie retten. Sadler und Bodine zogen sich über die letzte lange Gegengerade und holten Burton fast noch ein.Besonders bemerkenswert dabei die Leistung des 52jährigen Bodine, der an gleicher Stelle 1999 bei einem Rennen zur „Craftsman Truck Serie“ beinahe ums Leben gekommen wäre: „Ich bin noch immer da, ich liebe Racing noch immer. Ich hoffe ich habe gezeigt, dass ich es noch kann“ so Bodine nach dem Rennen. Glücklich auch Elliott Sadler:
„Das war gewaltig. Ich wusste, dass die Jungs hinter mir viel mehr Erfahrung haben, deshalb mussten wir uns gegenseitig ziehen. Das ist uns gelungen, wir konnten auf der Gegengeraden davonziehen, ein tolles Rennen!“ Kurt Busch und Michael Waltrip komplettierten die Top Fünf.
Ward Burton gewinnt
„Mein Auto lief nach dem Restart großartig,“ so Burton. „Man muss einfach gegen Ende des Rennens vorne dabei sein, das ist mir heute gelungen. Elliott hat mir in der letzten Runde großartig geholfen, das war toll. Alles, was mir momentan noch einfällt ist, dass es heute eine verdammt große Party geben wird!“Klarerweise weniger erfreut war Sterling Marlin, der trotz seiner Strafe noch den achten Platz einfuhr: „Ich habe nur den Kotflügel weggezogen, er hat am Reifen geschliffen. Ich habe einmal in Richmond gesehen, wie es Dale Earnhardt gemacht hat, da war es ok. Ganz offensichtlich ändern sich die Regeln mit der Zeit...“
Pech aber auch für zwei andere Favoriten auf den heurigen NASCAR-Winston-Cup: Dale Earnhardt Jr. erlebte ein Auf und Ab, hatte mal einen platten Reifen, mal kaputte Bremsen zu beklagen und wurde nur 29. Noch schlechter erging es Tony Stewart, der schon in der dritten (!) Runde einen kapitalen Motorschaden zu beklagen hatte. Platz 43 für ihn, nicht gerade das, was er sich erwartete.
Polesitter Jimmie Johnson konnte sich nicht groß in Szene setzen, war in den Massencrash verwickelt und legte in Runde 173 noch einen Dreher hin. Er wurde unspektakulärer Fünfzehnter. Beachtlicher da schon die Leistung der einzigen Dame im Feld, Rookie Shawna Robinson wurde an 24. Stelle abgewunken, nicht schlecht für Ihre ersten Daytona 500.
Weiter geht’s im Winston Cup schon kommendes Wochenende mit den „Subway 400“ am North Carolina Motor Speedway –!
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