Supermoto-WM: Melk | 26.06.2006
Hitzeschlacht am Wachauring
Brütende Hitze am 25. Juni in Melk: den 5.000 Fans wurden bei über 30 Grad sehr spannende Rennen in den verschiedenen Klassen geboten.
Die stechende Sonne drückte sowohl den Piloten wie auch den Fans am Wachauring den Schweiß ins Gesicht. Nichtsdestotrotz fanden 5000 begeisterte Zuschauer den Weg ins ÖAMTC-Fahrtechnikzentrum.
Grandios schnell ging es heuer zur Sache, die Rundenzeiten waren um gut 2 Sekunden schneller als im letzten Jahr, und vor allem während der Superpole, in der die 4 schnellsten Fahrer beider Klassen um die endgültigen Startpositionen kämpfen, wurden beeindruckende Rundenzeiten gefahren!
In der Klasse S2 dominierten die Aprilia-Piloten sowohl die Trainings als auch die Rennen. Der Franzose Frederic Bolley sicherte sich mit einer schier unglaublichen Rundenzeit von 55,025 Sekunden die Poleposition vor seinen Teamkollegen und Landsleuten Jerome Giraudo und Thierry van den Bosch. Eddy Seel, der mit seiner Suzuki die schnellste Trainingszeit fahren konnte, überzeugte auf seiner Superpole-Runde nicht und rutschte auf den vierten Startplatz.
Den Start zum ersten Rennen entschied Jerome Giraudo für sich, unmittelbar hinter ihm folgten van den Bosch, Bolley und der französische Honda-Pilot Sylvian Bidart. Doch schon in der ersten Schlüsselstelle, der Einfahrt in den Offroad-Teil, bremste sich van den Bosch an seinem Teamkollegen vorbei. An der Reihenfolge der drei führenden Aprilia-Piloten änderte sich bis zur Zieldurchfahrt nach 21 Runden nichts mehr, Thierry van den Bosch konnte seinen ersten Sieg auf Aprilia feiern.
KTM-Pilot und amtierender Weltmeister Boris Chambon kämpfte sich nach 2 Runden an Bidart vorbei, setzte sich auf den vierten Rang und konnte diesen bis ins Ziel behaupten. Die österreichischen Piloten waren vom Glück leider nicht begünstigt: Christian Ackerl hatte sich mit seiner Honda bis auf den 16. Platz vorgekämpft, als ihn plötzlich ein Reifenschaden aus dem Rennen warf. Gleiches widerfuhr seinem Teamkollegen Andreas Rothbauer: er musst bereits nach fünf Runden das Rennen beenden.
Roland Resch, der sich für seinen Heim-Grand Prix viele Chancen ausgerechnet hatte, kam beim Start nicht gut weg und musste sich vom 24. Platz weg nach vorne arbeiten. Am Ende wurden seine Anstrengungen mit dem 20. Platz und seinem ersten WM-Punkt belohnt.
Das zweite Rennen war wie das erste eine Demonstrationsfahrt von Aprilia: Bolley setzte sich vom Start weg an die Spitze, gefolgt von Giraudo und van den Bosch. Adrien Chareyre prügelte seine Husqvarna wie besessen um den Kurs und konnte sich so auf der vierten Position festsetzen. Das Aprilia-Trio zog jedoch trotzdem davon, allerdings stürzte Giraudo in der dritten Runde im Offroad und musste das Rennen von Platz 17 aus wieder aufnehmen.
Währenddessen machten sich seine Teamkollegen auf und davon, Frederic Bolley konnte die Führung bis ins Ziel behaupten, während sich van den Bosch mit dem zweiten Platz zufrieden gab.
Adrien Chareyre rückte nach dem Ausrutscher auf die dritte Stelle vor, und Sylvian Bidart lieferte sich ein sehenswertes Duell mit dem Italiener Massimo Beltrami um Platz vier. Bei der Zieldurchfahrt hatte der Franzose die Nase ganz knapp vorne und holte sich damit den vierten Rang.
Die österreichischen Fahrer waren im zweiten Lauf mit gemischten Gefühlen unterwegs: während für Christian Ackerl zu Beginn alles perfekt lief - er setzte sich mit einem Raketenstart an die 11. Stelle - nahm Andreas Rothbauer zu viel Schwung mit in die erste Kurve und musste von der Strecke. Roland Resch wurde in der ersten Runde im Offroad von einem vor ihm gestürzten Fahrer aufgehalten und rutschte bis auf Rang 26 zurück.
Ackerl konnte sich rundenlang auf dem 11. Platz halten, dann machten ihm jedoch Reifenprobleme zu schaffen. Er war nicht mit frischen Pneus ins Rennen gegangen, und so bauten sie schon bald Grip ab. Dennoch konnte Ackerl einen 14. Platz ins Ziel retten.
Roland Resch war immer wieder in Schwierigkeiten verwickelt und kam über den 19. Platz nicht hinaus. Andreas Rothbauer konnte bei seinem WM-Debüt keine Punkte für sich verbuchen, im zweiten Rennen reichte es nur für Rang 24.
In der WM-Gesamtwertung hat Thierry van den Bosch nun die Führung mit 118 Punkten vor Adrien Chareyre (105) und Jerome Giraudo (101) übernommen.
In der Klasse S1 war es der Brite Christian Iddon, der auf seiner Aprilia die beste Superpole-Runde erwischte. Damit sicherte er sich die Poleposition vor dem amtierenden Weltmeister Gerald Delepine (Husqvarna) aus Belgien und dem dem deutschen KTM-Piloten Bernd Hiemer. Kurz vor dem Rennen machte einer der österreichischen Piloten auf sich aufmerksam:
Christian Kohlbacher war samstags im Training mit Heinz Hochreiter kollidiert und gestürzt. Dabei zog sich der Steirer eine Prellung des Handgelenks zu und konnte mit seiner Honda nicht an den Start gehen.
Iddon konnte den Vorteil der Poleposition beim Start zum ersten Rennen voll für sich nutzen: er setzte sich an die Spitze, bog noch vor Bernd Hiemer in die Schlüsselstelle - die Einfahrt zum Offroad - ein. In der zweiten Runde wurde der Aprilia-Pilot allerdings genau an dieser Stelle vom Deutschen Hiemer überholt.
Delepine heftete sich ebenfalls an die Fersen des jungen Briten, und das Trio setzte sich rasch vom Rest des Feldes ab. Der während der ersten Runden war es der Italiener Ivan Lazzarini auf Husqvarna, der den vierten Platz gegen seinen Landsmann Simone Girolami (TM) verteidigen konnte. Doch in der vierten Runde zwang ein technischer Defekt den Husqvarna-Piloten zur Aufgabe.
Girolami konnte seine Position nach hinten absichern und den vierten Platz komfortabel für sich behaupten. Aus österreichischer Sicht war es Hannes Maxwald, der ein grandioses Rennen fuhr: Nach einem guten Start ordnete er sich auf dem 15. Platz ein, im Rennverlauf machte der oberösterreichische KTM-Pilot sehr viel Druck, überholte einen Konkurrenten nach dem anderen und konnte sich bis auf den 8. Platz nach vor kämpfen!
Für Heinz Hochreiter - ebenfalls auf KTM unterwegs - war der Lauf eine Berg- und Talfahrt. Dem guten Start folgten einige schnelle Runden, dann musste er jedoch wieder einige Plätze einbüßen, schließlich kam er auf dem 17. Platz ins Ziel.
Hanson Schruf war auf seiner Yamaha nicht übermäßig glücklich: Er wurde beim Start von zwei gestürzten Fahrern blockiert, musste ein ganzes Rudel an Konkurrenten links und rechts vorbei ziehen lassen und sich dann mühsam nach vor kämpfen. Letzteres stellte sich in diesem starken Feld als keine leichte Übung dar, und so war nicht mehr als ein 20. Platz zu holen.
An der Spitze konnte sich Hiemer von Iddon und Delepine absetzen, und zu Rennmitte war einer der vielen Angriffe des Belgiers von Erfolg gekrönt. Delepine setzte sich auf Rang zwei und wurde von dieser Position auch nicht mehr verdrängt.
Der zweite S1-Lauf schien eine Wiederholung des ersten zu sein. Allerdings setze sich Hiemer sofort an die Spitze, Iddon und Delepine folgten. Die drei gingen rundenlang das gleiche Tempo, in beinahe jeder Bremszone wurden spannende Angriffe geritten.
In der 14. Runde drehte Delepine auf seiner Husqvarna jedoch richtig auf: er schnappte sich zuerst Iddon, und kurz darauf war auch ein Angriff auf Hiemer erfolgreich. Drei Runden lang konnte der Belgier die Führung für sich behaupten, doch in der 18. Runde kam überraschend Hiemer als Führender vor Iddon auf die Start-Ziel-Gerade: Delepine war nach einem Ausrutscher auf den 4. Platz zurück gerutscht!
Somit konnte Hiemer seinen zweiten Sieg an diesem Wochenende einfahren und die Weltmeisterschafts-Führung weiter ausbauen!
Hannes Maxwald war in diesem Rennen nicht ganz so gut gestartet, er nahm das Rennen als 17. auf.
Zuerst schien es, als könnte er wie im ersten Lauf zum Angriff blasen, allerdings machte ihm der Italiener Lorenzo Pes einen Strich durch die Rechnung: an dem ebenfalls auf KTM fahrenden Pes fand der österreichische Meister der Klasse S1 keinen Weg vorbei, und so blieb im zweiten Lauf "nur" der 15. Platz für Maxwald.
Hanson Schruf war auch diesmal nicht mit Glück gesegnet: nach mäßigem Start drängte ihn ein Konkurrent von der Strecke, Schruf verlor einige Plätze, und am Ende blieb der Niederösterreicher punktlos: Rang 22 für den Yamaha-Fahrer.
Heinz Hochreiter kam beim Start ganz schlecht weg, fand sich am Ende des Feldes wieder. Doch voll Elan kämpfte er sich Platz um Platz nach vor, war zwischenzeitlich bis zur 25. Stelle gekommen, doch dann konnte er im Offroad einem gestürzten Fahrer nicht mehr ausweichen, musste schmerzhaft zu Boden und beendete das Rennen auf dem 25. Platz.
In der WM-Gesamtwertung führt nun Bernd Hiemer mit 136 Zählern vor Christian Iddon mit 114 und Gerald Delepine mit 110 Punkten.
Die vollständigen Ergebnisse finden Sie hier!