Tourenwagen-WM Macau: Vorschau | 11.11.2006
Taktieren verboten
Wer hätte das gedacht: Heißsporn Augusto Farfus im "Oldtimer" Alfa 156 kommt als WM-Führender zum letzten WTCC-Meeting nach China.
Am 19. November geht die Tourenwagen-Weltmeisterschaft in ihr Finale; neun Fahrer haben noch Chancen auf den Titel. Und welche bessere Bühne könnte es für eine solche Entscheidung geben als den 6,1 Kilometer langen Circuito da Guia in den Straßenschluchten der ehemaligen portugiesischen Enklave Macau.
Wie jedes Jahr holen sich die Werksteams Verstärkung. Bei BMW wird der dänische ex-F1-Fahrer Jan Magnussen den Titelkandidaten Andy Priaulx im RBM-Team unterstützen. Seat setzt einen siebenten Léon für den Lokalhelden André Couto ein. Der in Macau geborene Portugiese hat hier immer noch die Fans auf seiner Seite, voriges Jahr kam er trotz Ortskenntnis allerdings nur drei Runden weit.
Kein Werksauto ist der Honda Accord Euro R von JAS, dennoch steigt wie schon in Brasilien wieder ein Tourenwagen-Star ein: Fabrizio Giovanardi fuhr 2005 hier noch für Alfa Romeo, heuer ist der Italiener Werksfahrer für Vauxhall in der britischen Meisterschaft. Vorderhand noch ohne Verstärkung ist das N.Technology-Team mit den Alfa Romeo 156, die Nennung eines vierten Autos wird allerdings bereits angedeutet - noch ohne Namen zu nennen.
Momentan darf WM-Leader Augusto Farfus auf die Hilfe seiner Teamkollegen Salvatore Tavano und Gianni Morbidelli vertrauen. Im Auto des Brasilianers werden 80 Kilogramm Erfolgsballast verstaut sein, die maximal erlaubte Menge – rein nach Resultaten müsste er sogar 90 Kilo schleppen. Hinter ihm in den Punkterängen sind gleich zwei BMW-Fahrer ex aequo auf Rang 2.
Andy Priaulx hat in den letzten Rennen etwas an Boden verloren, Jörg Müller dagegen ordentlich aufgeholt. Priaulx hat 75 Kilo Ballast am Hals, Müller nur 45. Wenn die heurigen beiden Rennen so ereignisreich werden wie das Meisterschaftsfinale 2005, dann ist der 19. November ein Pflichttermin für Racing-Freunde. Dass es Schrott geben wird, kann man beinahe verbindlich zusagen.
Rückblick auf 2005: Dirk Müller kam als Führender nach China, gejagt von Priaulx und Giovanardi. Letzterer beendete nach einem mittelprächtigen Qualifying seine Anwartschaft auf die Weltmeisterschaft 2005 in Runde 8 mit einem kolossalen Einschlag in die Leitschienen. Der damalige Priaulx-Teamkollege Duncan Huisman wurde in der Nähe des Unfallortes gesichtet – zweifellos ein Zufall. Auch Dirk Müller hatte Unfallpech, auch er nicht ohne fremde Hilfe.
Die Laufsieger 2005 hießen Farfus und Macau-Spezialist Huisman, dem Guernseyman Priaulx genügten zwei zweite Plätze zum WM-Titel. Die Auflage 2006 verspricht ein ähnlicher Thriller zu werden, nach dem Motto: Taktieren verboten!
Die Ausgangssituation
Der Punktestand vor den letzten beiden Läufen der WTCC, hier aufgelistet mit dem jeweiligen Zusatzgewicht pro Fahrer und seinem bisher besten Rennergebnis in Macau:1. Augusto Farfus jr. (BR/Alfa Romeo 156), 60 Punkte, 80kg Ballast, bestes Resultat in Macau bisher: ein Laufsieg 2005
2. Andy Priaulx /GB/BMW 320si), 59 Pkt., 45kg, bestes Macau-Resultat: 2. Plätze 2005, 2004 und 2003
= Jörg Müller (D/BMW), 59 Pkt., 75kg, bestes Resultat: Sieger Guia Race 2004, Sieg im F3 Grand Prix 1993
4. Gabriele Tarquini (I/Seat Léon Sport), 57 Pkt., 45kg, bestes Resultat: 10. Platz F3 GP 1988
5. Rickard Rydell (S/Seat), 54 Pkt., 35 kg, bestes Resultat: Sieger F3 Grand Prix 1992, 3. Platz Guia Race 2004
6. Dirk Müller (D/BMW), 53 Pkt., 35kg, bestes Resultat: 10. Platz FIA WTCC 2005
7. James Thompson (GB/Seat), 49 Pkt., 20kg, bestes Resultat: 7. Platz FIA WTCC 2005
8. Yvan Muller (F/Seat), 48 Pkt., 20kg, bestes Resultat: DNF F3 GP 1991
9. Peter Terting (D/Seat), 48 Pkt., 30kg, bestes Resultat: 6. Platz FIA WTCC 2005