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WEC-Test: Bahrain

Juan Pablo Montoya Tagesschnellster

Bestzeit beim ersten Einsatz in einem LMP1-Auto: Juan Pablo Montoya hatte sichtlich Spaß im Porsche; auch Richie Stanaway im Audi stark.

Juan Pablo Montoya fuhr im Porsche 919 auf Anhieb eine Sekunde schneller als die beste Runde im samstägigen Sechs-Stunden-Rennen in Bahrain – so einfach könnte man sich die Schlagzeile nach Abschluss des sogenannten Young Driver Tests der Langstrecken-WM nahe Manama machen. Die Wahrheit sieht freilich etwas anders aus, denn Porsche spendierte dem Kolumbianer bei seinem Einsatz zum Ende der Nachmittagssession einen frischen Reifensatz und schickte ihn im Qualitrimm um die Bahn.

Prompt markierte Montoya in 1:40,861 deutlich die beste Rundenzeit des Testtages. Zuvor hatte der ehemalige Formel-1-Fahrer einige kürzere Versuche über jeweils rund zehn Runden absolviert und dabei seine helle Freude gehabt. "Ich dachte, ich werde irre, als sie mir eine 30seitige Anleitung in die Hände gedrückt haben", blickte Montoya auf seinen ersten Kontakt mit dem Porsche 919 Hybrid zurück.

"Das Auto geht wie die Hölle. Es ist extrem schnell, liegt sehr stabil und ist irgendwie berechenbar. Das führt bei mir aber dazu, dass ich das Auto schnell mal überfahre, weil ich immer denke, dass da noch mehr geht. Dafür muss man ein Gespür bekommen", so sein Eindruck. "Interessant ist, dass alles so wie selbstverständlich läuft. Man hat daher nie das Gefühl, wie schnell man wirklich gerade unterwegs ist. Da braucht es manchmal wirklich ein GT-Auto, um festzustellen, wie sehr man fliegt."

"Keine Frage: Diese Autos sind genial, es macht unheimlich viel Spaß, aber ich war nur für diesen Test hier. Um nichts anderes ging es. Über Le Mans oder ähnliche Dinge haben wir nicht einmal geredet", relativierte der IndyCar-Star umgehend aufkommende Gerüchte, er werde im Juni kommenden Jahres für Porsche in Le Mans antreten. Eine Teilnahme am Klassiker in Frankreich ist das Ziel, allerdings frühestens 2017. "Ich sollte hier einfach mal Spaß haben – und den hatte ich!"

Mitch Evans solide, Richie Stanaway stark

Der Kolumbianer, der in Bahrain auf viele Freunde aus seiner Formel-1-Zeit traf, teilte sich das Auto mit Mitch Evans. Der junge Neuseeländer, der von Mark Webber gefördert wird, leistete solide Arbeit. Am Morgen war Evans in 1:42,946 sogar der schnellste Pilot auf der Strecke. Im Vergleich zu Montoya zeigte sich der Youngster von Beginn an konstanter, allerdings hatte er das Auto zuvor in Barcelona schon einmal fahren dürfen.

Im Lager von Audi startete Benoît Tréluyer am späteren Vormittag mit einigen Installationsrunden in den Testtag. Kurz vor der Mittagspause durfte Richie Stanaway einige wenige Runden zur Eingewöhnung im R18 drehen. Am Nachmittag spulte der Neuseeländer ein vollständiges Programm ab und zeigte dabei einen beeindruckenden Speed. In 1:42,134 war Stanaway zweitschnellster Fahrer des Tages.

"Ich habe ein wenig im Simulator getestet, aber die Realität ist natürlich unendlich viel schöner. Das gesamte Auto ist beeindruckend. Ich kann keinen einzelnen Punkt herausgreifen, denn es haut einen insgesamt ziemlich um", sagte der Aston-Martin- und Formelpilot. "Trotz der komplizierten Bedienung und all den für mich neuen Dingen konnte ich schnell auf ganz gutes Tempo kommen."

"Natürlich ist die LMP1 mein Ziel, da will schließlich jeder hin", brachte Stanaway seine Ambitionen auf den Punkt. "LMP1 oder DTM lauten meine Ziele. Da ist es natürlich schön, einmal ausgerechnet bei Audi im Einsatz gewesen zu sein. Selbst wenn die Plätze für 2016 wahrscheinlich in beiden Serien belegt sind, so kann es nur helfen, wenn ich quasi einen Fuß in der Tür hatte, falls sich eine Gelegenheit für 2017 ergeben sollte."

Sam Bird mit Hoffnung auf Toyota-Cockpit

Im Lager von Toyota waren zwei Autos im Einsatz. Die Startnummer 2 nutzten die Japaner für Testfahrten mit Stammpilot Anthony Davidson. Der Brite strandete jedoch am frühen Nachmittag in Kurve 13, nachdem die Bordsysteme eine Warnung ausgegeben hatten. Das Auto, mit dem Alex Wurz in seinem letzten Rennen auf das Podest gefahren war, wurde anschließend in die Garage gestellt. Im Schwesterauto bereitete Mike Conway zwei Neulinge auf das Erlebnis LMP1 vor.

"Es fühlte sich toll an im Auto. Ich bin vor allem für diese Chance sehr dankbar, immerhin durfte ich mit einem Team wie Toyota zusammenarbeiten, die kürzlich noch Weltmeister waren", sagte Sam Bird, der sich konstanter und schneller präsentierte als Alex Lynn. "Ich habe viel gelernt. Die Leistung ist viel höher als im LMP2, hinzu kommen Dinge wie Spritdurchfluss, Hybridsystem und ganz andere Bremsen. Es ist schon eine ganz andere Welt, an die man sich erst einmal herantasten muss."

"Bezüglich Rundenzeiten habe ich mir keine Ziele gesteckt. Ich wollte einfach möglichst saubere Arbeit abliefern", meinte der bisherige G-Drive-Fahrer. Mit konstanten Rundenzeiten im Bereich von 1:45,5 wusste der Brite zu überzeugen – ob es reichen wird, den freien Platz bei Toyota zu übernehmen? "Mal schauen, was in Zukunft kommt", gab er sich noch bedeckt. Bislang wird Kamui Kobayashi als Favorit auf die Wurz-Nachfolge gehandelt.

Im LMP1-Auto von ByKolles war neben Stammpilot Simon Trummer zum zweiten Mal der Österreicher René Binder im Testeinsatz. Das Team unternahm im CLM P1/01 Versuche im Hinblick auf Verbesserungen für 2016. In der LMP2-Klasse waren beim Test nur drei Autos unterwegs. Lewis Williamson machte sich bei Strakka mit einem Abflug nach nur vier Runden nicht sonderlich beliebt. Im Lager von AF Racing ließ man unter anderem USCC-Star Memo Rojas hinter das Steuer des BR01; der erfahrene Mexikaner legte dabei ein gutes Tempo an den Tag.

Bei den GTE-Boliden waren sowohl der österreichische Markenpokaldominator Philipp Eng als auch GT3- und WTCC-Ass Nick Catsburg im Porsche 911 RSR stark unterwegs, auch David Heinemeier Hansson fuhr den Wagen mit der Startnummer 92 mit solidem Speed. Darren Turner zeigte sich bereits im Aston Martin GT3 der Generation 2016, der sich vor allem durch einen riesigen Diffusor vom Vorgänger unterscheidet.

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