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Formel 1: Analyse Red Bull Racing, Kommandostand, Silverstone 2013

Haben die Fahrer noch das Sagen?

Instruktionen von der Box bestimmen in der modernen Formel 1 die Arbeit der Piloten im Cockpit; Renault warnt vor zu tiefen Eingriffen.

Die Zeiten, in denen ein Formel-1-Auto drei Pedale, einen Schaltknüppel und ein Lenkrad hatte, sind längst vorbei. In der aktuellen Ära des Grand-Prix-Sports werden die Rennen zum größten Teil dadurch bestimmt, welche Anweisungen zum Verändern von Einstellungen der Fahrer von der Box erhält, und wie er diese umsetzt.

"Die Autos sind inzwischen sehr komplex geworden – erst recht, seitdem wir die aktuellen Antriebseinheiten einsetzen", verweist Toro-Rosso-Technikchef James Key auf die seit 2014 verwendeten V6-Hybrid-Turbos und sieht darin den Hauptgrund, weshalb die Teams den Piloten unter die Arme greifen müssen.

"Wenn ein Fahrer heutzutage auf das Gaspedal tritt, passiert so viel mehr als es früher der Fall war. Im Hintergrund passiert unglaublich viel. Da muss man manchmal steuernd eingreifen und dem Fahrer entsprechende Instruktionen geben", so Key. Williams-Technikchef Pat Symonds findet das Ganze durchaus interessant: "Einerseits schreibt uns die FIA klar vor, dass elektronische Fahrhilfen nicht geduldet werden, andererseits muss man sich doch die Frage stellen, wo eine Fahrhilfe anfängt und wo sie aufhört."

Teams möchten alles automatisieren

"Natürlich würden wir am liebsten alles automatisieren, aber das wäre ein Riesenaufwand", gibt Key zu bedenken und kommt zum Schluss: "Ich finde, wir sind an einem Punkt angelangt, an dem wir das Auto auf eine gewisse Art und Weise managen müssen." Symonds kann nichts Schlechtes daran erkennen und verweist darauf, dass sich die Rolle des Fahrers im Laufe der Jahre nun einmal verändert habe.

Paul Monaghan, Chefingenieur bei Red Bull Racing, beschreibt die heutigen Möglichkeiten als eine Kombination der Dinge, die man über die Software steuern könne, und der Dinge, für deren Aktivierung man noch den Fahrer brauche – indem dieser einen Knopf auf dem Lenkrad drückt. "Es ist nicht so, dass wir dem Fahrer das Fahren abnehmen, aber ein Arbeiten Hand in Hand braucht es schon. Ich finde, der Kompromiss ist ganz gut", so Monaghan.

Dass man die Performance mit allen Mitteln verbessern möchte, ist in der Formel 1 nichts Neues. "So war es immer, auch als wir noch nicht diese komplexen Systeme hatten", erinnert Ferrari-Motorenchef Mattia Binotto. Force-India-Chefingenieur Tom McCullough stimmt zu, sieht aber einen ganz entscheidenden Unterschied zu früher. "Dinge wie Sensoren für die Abnutzung der Bremsscheiben gibt es schon seit zehn, fünfzehn Jahren oder sogar noch länger. Der Unterschied ist, dass die Leute heutzutage viel mehr von der Kommunikation mitkriegen", verweist McCullough auf die (zumindest teilweise) im Fernsehen übertragenen Funksprüche.

Renault warnt vor zu tiefen Eingriffen

Was die Instruktionen für die Fahrer betrifft, ist Williams-Technikchef Symonds überzeugt, dass man davon einen Großteil auch automatisieren könnte. Auch Toro-Rosso-Technikchef Key geht davon aus, dass man die Anweisungen für die Fahrer in Zukunft mechanisieren, sprich statt via Funkspruch vom Renningenieur angeregt direkt von der Software erledigen lassen könnte.

Renault-Technikchef Rob White warnt allerdings vor allzu tiefen Eingriffen ins Cockpit: "Wir müssen aufpassen, denn normalerweise haben solche Schnellschüsse immer unbeabsichtigte Konsequenzen zur Folge. So würden mit Sicherheit weitere immense Kosten entstehen, die man von der Tribüne aus ohnehin nicht sehen kann, die Formel 1 aber möglicherweise noch schlechter machen würden."

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