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Formel 1: Analyse

Ghosn-Skandal: Folgen fürs Werksteam?

Renault-Konzernboss Carlos Ghosn sitzt wegen Betrugsverdachts in Haft. Für das Formel-1-Engagement könnte das negative Folgen haben.

Carlos Ghosn, Geschäftsführer des Renault-Nissan-Konzerns, wurde Anfang der Woche in Japan verhaftet, weil er sein eigenes Gehalt in Wertpapierberichten zu niedrig angegeben und Firmengelder für persönliche Zwecke genutzt haben soll. Der Franzose dürfte noch diese Woche von seinen Aufgaben entbunden werden. Als Reaktion auf die Negativschlagzeilen verloren die Renault-Aktien an der Pariser Börse elf Prozent ihres Letztwerts.

Dass er ausgerechntet Firmengelder veruntreut haben soll, ist verwunderlich, denn der 64jährige, dessen Vertrag eigentlich noch bis 2022 gelaufen wäre, zählt zu den bestbezahlten Konzernchefs der Autobranche: Allein bei Nissan soll er knapp acht Millionen Euro pro Jahr verdient haben, bei Renault bezog er 7,4 Millionen Euro, jeweils exklusive Boni. Nach 22 Jahren dürfte seine Ära nun beendet sein; wer sein Nachfolger wird, ist ungewiss.

Ghosn sorgte in seiner Amtszeit zwei Mal, 2001 und 2016, für eine Rückkehr der Franzosen in der Formel-1-WM. Der laufenden, von ihm ausgehandelte Vertrag mit der Rennserie soll angeblich bis 2024 laufen. Dass Renault (auch mangels Erfolg) früher aussteigt, ist nun weniger denn je auszuschließen, zumal der Druck von Jahr zu Jahr immer größer wird.

Zuletzt sorgte Ghosn dafür, dass sich die Motorsportaktivitäten Renaults voll auf die Formel-1-WM konzentrierten. Das Budget des Werksteams, das von Cyril Abiteboul geleitet wird, wurde erhöht, zudem holte man mit Daniel Ricciardo einen siegreichen Fahrer, der gemeinsam mit Nico Hülkenberg für eine Erfüllung des 2020 endenden Fünfjahresplan sorgen soll, als dessen Ziel der WM-Titel angegeben wurde. Dennoch gibt Renault weniger als andere Werke für die Entwicklung seiner Hybridaggregate aus. Nach wie vor besitzt man in Viry-Châtillon keinen Prüfstand, auf dem der gesamte Bolide samt Triebwerk getestet werden kann.

Das mutmaßliche Ende von Ghosn wäre übrigens nicht die einzige personelle Änderung, die mit Renaults Formel-1-WM-Projekt in Verbindung steht: Ab 1. Jänner 2019 wird Thierry Koskas, bislang stellvertretender Vorsitzender im Vertriebsbereich sowie Mitglied im Renault-Führungsgremium, die Leitung der Sportabteilung des französischen Herstellers von Präsident Jérôme Stoll übernehmen, der Ghosn bislang direkt unterstellt war.

Es ist fraglich, ob auch Ghosns Nachfolger ein solches Durchgriffsrecht gewährt wird, mit dem sich eine Fortsetzung des Formel-1-WM-Programms im Alleingang durchboxen lässt. Für die FIA und deren Präsident Jean Todt ist Ghosn Ende mit Sicherheit keine gute Nachricht, denn beim Motorenreglement hat man voll auf die Strategie gesetzt, die aktuellen Hersteller beizubehalten und dafür die Tür für potenzielle Neuankömmlinge geschlossen. Das könnte sich rächen, falls Renault das Formel-1-WM-Projekt nun nicht mehr rechtfertigen kann und den Stecker zieht.

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