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Sicherheitsprofi zu den Hintergründen

Im Hummer-Team wäre heuer ein Mann mit dabei gewesen, der sich in Fragen der Sicherheit ebenso gut auskennt wie in Geheimdienstkreisen.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Quelle: www.robbygordon.com

Dem Amerikaner Ronn Bailey - er wäre zum vierten Mal bei der Dakar dabei gewesen - gehört eine Sicherheitsfirma, die für Regierungen und große Konzerne arbeitet. Auch seine Kontakte in nachrichtendienstliche Kreise sind als brauchbar zu bezeichnen.

Er hat über die bedrohliche Lage rund um die Rallye Dakar schon früh Bescheid gewusst: „Schon bevor ich herübergekommen bin, habe ich habe begonnen, mich über Bedrohungen in Mauretanien zu erkundigen und Einschätzungen der Lage einzuholen. In den letzten vier Tagen habe ich mir das sehr genau angeschaut, habe mit dem US-Konsulat in Mauretanien Kontakt aufgenommen - mit dem Sicherheitsoffizier, der dort vor Ort Erkundungsarbeit leistet.“

„Die haben auch von den deutschen und französischen Nachrichtendiensten Informationen bekommen. Wir haben gesehen, dass die Bedrohung eskaliert ist; und es ist uns klar geworden, dass der Mord an den vier Touristen vorige Woche nicht im Zug eines willkürlichen Raubüberfalls passiert ist.“

Zeit für Plan B

„Als ich diese Bedrohung also wachsen gesehen habe, habe ich für den Fall, dass die Rallye wirklich nach Mauretanien kommt, einen Evakuierungsplan für mein Team zusammengestellt – für den Fall, das etwas Schlimmes passiert. In Mauretanien habe ich eine Bodentruppe von mir bekannten Einheimischen gesammelt, die und aufgegriffen und zu unserer Botschaft gebracht hätte, damit wir rauskommen.“

„Das war mein geheimer Sicherheitsplan“, meint Bailey mit feinem Schmunzeln, „und wir haben uns außerdem kugelsichere Westen zugelegt! Wir haben das nicht jedermann auf die Nase gebunden, weil es doch etwas feig ausschaut; aber in meinem Geschäft ist es vernünftig, vorauszuplanen für das, was passieren kann.“

Echte Gefahr oder Medien-Hype?

„Die Dringlichkeit der Warnungen und Nachrichten hat sich mit jedem Tag geändert. Am Anfang war die Frage: Sind das voneinander unabhängige Taten? Ist das eine echte Bedrohung durch Terroristen, oder eine Überreaktion vor allem der Medien? Das ist schwierig. Aber als ich dann von meinen Möglichkeiten Gebrauch gemacht habe, um mehr herauszufinden, sind wir auf Verbindungen gestoßen – ich weiß nicht, wie viel ich dazu sagen kann… - über die Details wissen wir immer noch nicht allzu viel."

„Es war mir klar, dass die Bedrohung sehr echt war, und sehr ernst. Ungefähr vor zwei Tagen bin ich aufgrund der mir vorliegenden Einschätzungen zu dem Schluss gekommen, dass das Rennen nicht durch Mauretanien gehen sollte. Ich habe angenommen, dass das Rennen nicht nach Mauretanien, sondern durch Marokko gehen wird.“

Die Absage

„Heute früh (am 4.1.) haben wir gehört, dass die Organisatoren direkte Drohungen erhalten haben, und dass sie Angriffe auf das Rennen sogar in Marokko befürchten. Deshalb der Entschluss, das Ganze abzusagen“ – eine Entscheidung, die Bailey trotz der persönlichen Enttäuschung versteht.

„Ich habe hier so viel Geld investiert, und das haben auch viele andere; ein paar haben ihre Häuser verkauft, um sich ihren Traum zu erfüllen – jetzt haben sie kein Haus mehr! Mein Verlust ist also nicht so groß wie der von anderen, obwohl es vielleicht mehr Geld gewesen ist. Obwohl ich extrem enttäuscht bin über das, was hier passiert ist, unterstütze ich die Entscheidung der Dakar-Mannschaft. Die Sicherheit der Leute ist wichtiger als das Rennen.“

Gibt es eine Dakar 2009?: „Ich glaube, es ist unwahrscheinlich, dass die Bedrohung vor der nächstjährigen Dakar aufhören wird. Aber das ist nur meine Meinung“ – mmerhin die Meinung von jemandem, der sich auf diesem Gebiet auskennt.

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