
GP2: Istanbul | 05.05.2008
GP2-Comeback im Spitzenteam
Früher als erwartet erhält Andy Soucek die Chance für ein GP2-Comeback - als Ersatzpilot für den verletzten Christian Bakkerud bei Super Nova Racing.
Michael Noir Trawniczek
Fotos: GP2 Media Service, Photo 4
Am Montagnachmittag war Andy Soucek noch von vielen Fragezeichen umgeben - nach der einseitigen Vertragsauflösung bei Fisichella Motor Sports war unklar, wann der in Spanien geborene Österreicher wieder in die GP2-Serie zurückkehren kann. "Ich werde sicher nicht versuchen, auf die gleiche Weise mit dem Ellbogen voran einen anderen Piloten aus seinem Cockpit zu boxen - das tut man einfach nicht und ich möchte niemandem das antun, was mirt gerade angetan wurde", erklärte ein geknickter Andy Soucek gegenüber motorline.cc, nachdem er erfahren hatte, dass er bei FMSI kein Cockpit für das Auftaktrennen erhalten wird.
Doch schon damals gab es eine wage Hoffnung für den 22-jährigen: "Es kommt in der GP2 immer wieder einmal vor, dass ein Sponsor eines Piloten nicht zahlt oder sich jemand verletzt und pausieren muss - dann würde ich natürlich einspringen." Freilich war zu diesem Zeitpunkt fraglich, ob und wann sich eine solche Gelegenheit ergeben wird.
Nun ergab sich die Chance früher als erwartet: Weil der Däne Christian Bakkerud, im Vorjahr Teamkollege von Soucek bei David Price Racing, noch nicht von einer Rückenverletzung, die er sich beim Auftaktrennen in Barcelona zugezogen hat, genesen ist, wurde Andy Soucek von Super Nova Racing kurzfristig als Ersatzpilot engagiert.
Super Nova führt in beiden Wertungen
Damit sitzt der gebürtige Österreicher am kommenden Rennwochenende in einem Topauto: Der britische Rennstall Super Nova Racing führt zurzeit sowohl die Fahrer- als auch die Teamwertung an. Alvaro Parente konnte in Barcelona sein erstes GP2-Rennen für Super Nova gewinnen - er führt nun punktegleich mit Bruno Senna die Meisterschaft an.
Im Vorjahr konnte Super Nova Racing mit Luca Fillipi den vierten Platz in der Endwertung erringen. Mike Conway, der zweite Fahrer, wurde wie Fillipi von Honda als Juniorpilot in die Formel 1 geholt. Die Augen der Formel 1-Teambosse sind stets auf die meist spektakulären Rennen der GP2-Serie gerichtet - Andy Soucek erhält am kommenden Wochenende die Chance, sein Talent zu beweisen.
Im Vorjahr erlebte der 22-jährige ein hartes Lehrjahr in der "kleinen Formel 1" - am Ende konnte er mit dem brutschwachen DPR-Boliden zweimal das Podest erstürmen, auch beim Auftaktrennen der GP2 Asia lachte Soucek vom Podium. Nach vielversprechenden Tests im Winter wollte Soucek um die Top3-Plätze der Endwertung fighten - bis Fisichella Motor Sports-Teamchef Paolo Coloni dem Geldkoffer des Roldan Rodriguez erlag und Soucek quasi vor die Tür stellte, indem er einen neuen, für den Austrospanier untragbaren Vertrag einforderte.
"Vollstens entschlossen..."
Während Fisichella Motor Sports nun mit Rodriguez einen chancenlosen Paydriver im Auto sitzen hat und sich laut italienischen Berichten auch der zweite Fahrer des Teams, Adrian Valles, verärgert zurückgezogen haben soll, wird Andy Soucek in einem Spitzenboliden um Meisterschaftspunkte kämpfen - mit dem Sieger des ersten Laufs der neuen Saison, Alvara Parente, hat Soucek zudem eine perfekte Messlatte an seiner Seite - wenngleich sich der in Spanien lebende Österreicher zuerst noch an das neue Team gewöhnen muss.
Die Vereinbarung zwischen Super Nova Racing und Andy Soucek gilt vorerst nur für das Wochenende in Istanbul - sobald Christian Bakkerud von seiner Rückenverletzung genesen ist, wird er wieder den Wagen mit der Startnummer 7 übernehmen. Doch Soucek ist laut Presseaussendung "vollstens entschlossen, sein Können am Steuer des Super Nova-Boliden unter Beweis zu stellen".