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Le Mans Series: Portimao

Nachtschicht

Knappe Entscheidung in Portugal: Drama, aber keine Gelbphasen - Freud und Leid für die Österreicher: Peter am Podium, Lietz in Startunfall.

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Es war ein echtes Nachtrennen in Portugal, ohne Flutlicht in die „echte“ Finsternis. Das bedeutet große fahrerische Herausforderung, tolle Fernsehbilder, aber leider wenig Attraktion für Zuschauer an der Strecke; dementsprechend schütter waren die Ränge besetzt.

Erstaunlichstes Resümee des ersten 1000-Kilometer-Rennens auf der neuen Strecke in Portimao: es gab keine einzige Gelbphase. Dies entsprach bei weitem nicht den Erwartungen der Fahrer und Teamchefs vor dem Rennen.

Dies und ein hohes Renntempo bedeutete, dass die 1000-Kilometer-Marke dieses Mal erreicht wurde: nach 215 Runden oder genau 1000,395 km fiel die Zielflagge, das entsprach einer Renndauer von 5 Stunden und 49 Minuten. Jede einzelne Sekunde davon war harte Arbeit.

Bereits in der Startphase gab es den einen oder anderen Tumult und zweifelhafte „Teamwork“ bei Proton-Felbermayr (siehe unten) und auch bei Kolles, die beiden Audi R10 gerieten aneinander. Das bedeutete längere Reparaturen, die Dieselautos spielten keine Rolle mehr und kamen nicht in die Wertung.

Kolles-Fahrer Andy Meyrick konzedierte bereits vor dem Rennen, dass der speziell für Le Mans entwickelte R10 sich im Geschlängel von Portimao überhaupt nicht wohl fühlt.

Ebenfalls alsbald vom dem Geschehen an der Spitze abwesend war der Ginetta-Zytek von Strakka Racing, nach einem Dreher mit Mauerkontakt zu Beginn sorgte an diesem Auto eine primadonnenhafte Elektrik für Fehlzündungen, die nicht in den Griff zu bekommen waren.

Knappe Sache bis zum Schluss

Somit war das Rennen ein Zweikampf zwischen Aston Martin Nr. 007 und dem Pescarolo Nr. 16. Altmeister Henri Pescarolo hat sein Team verkauft, die neuen Eigner machen offensichtlich in seinem Sinne weiter. Im Qualifying auf Platz 7, drückten Jean-Christophe Boullion und Christophe Tinseau auf die sprichwörtliche Tube.

Aston 007 war in der ersten Stunde voran, segelte von der Strecke und machte sich an die Aufholjagd. Obwohl zur Rennmitte wieder in Front, konnte sich der Aston mit Stefan Mücke/Jan Charouz/Tomas Enge nie wesentlich vom Rest des Feldes absetzen.

Das Pescarolo-Auto blieb in Schlagdistanz, es gab auch die eine oder andere „Berührung“ auf der Strecke. Der letzte Boxenstop des Aston Martin brachte dann die Entscheidung; mit vollem Service (Benzin und Reifen) verlor die Mannschaft die Führung und somit das Rennen.

Oreca konnte dieses Mal nicht in gewohnter Weise glänzen. Die Herren Senna und Monteiro besuchten die unmittelbare Umgebung der Rennstrecke und verloren dadurch Zeit auf die Spitze.

Nach 1000 Kilometern waren sie dennoch nur eine Runde zurück und freuten sich über Platz 3.

Olivier Panis und Nicolas Lapierre wurden durch die Reparatur eines Treibstofflecks an ihrem Oreca-Courage aufgehalten: Platz 4 mit drei Runden Rückstand.

LMP2: PhP am Podium!

Jetzt hat es endlich auch in der Le Mans Serie geklappt: Philipp Peter am Stockerl in Portimao! Mit seinem Partner Karim Ojjeh sorgte er beim Nachtrennen in Algarve damit gleichzeitig für den ersten Podiumsplatz für das neue Schweizer Team GAC Racing.

Dabei waren die Vorzeichen nicht wirklich ideal. Denn schon im Training klagte der dritte Fahrer, Claude-Yves Gosselin, über starke Übelkeit. Da keine Besserung eintrat, entschloss sich die Teamführung, nur Peter und Ojjeh fahren zu lassen.

Peter kam im Qualifying mit dem Zytek auf die drittschnellste Zeit, ging aber von Platz 2 ins Rennen, da ein vor ihm liegender Konkurrent disqualifiziert wurde. Im Rennen fuhr Philipp die ersten beiden Stunden fehlerfrei, übergab als Zweiter an Ojjeh; und auch er konnte die Position halten.

Der letzte Boxenstop knapp eine halbe Stunde vor Schluss des Rennens ging total daneben, man verlor 40 Sekunden und damit auch den zweiten Platz. Peter, der insgesamt vier von sechs Stunden im Auto saß, fuhr dann Platz 3 nach Hause:

„Auf der einen Seite kann man jetzt dem vergebenen zweiten Platz nachtrauern, auf der anderen Seite überwiegt aber die Freude über den ersten Podiumsplatz in der heurigen LMS – zumal es ja der erste für GAC Racing überhaupt war. Erfreulich auch die Tatache, dass das Team einen sehr guten Job gemacht hat und wir erstmals ohne technischen Probleme duchfahren konnten. Das stimmt uns für die letzten beiden Rennen sehr zuversichtlich.“

Mit dem Team freute sich auch der Hersteller Ginetta-Zytek, denn diesmal hatte er zwei seiner Fahrzeuge am Siegerpodest.

Platz 1 ging beim Heimrennen an das portugiesische Team ASM; die portugiesisch-französische Kombination Miguel Amaral und Olivier Pla konnte ihre Pole Position in recht souveräner Weise umsetzen.

Vom Missgeschick des letzten Boxenstops bei GAC Racing profitierte die italienische Mannschaft Racing Box mit dem Lola-Coupé. Andrea Ceccato, Filippo Francioni and Giacomo Piccini sagen „grazie“ für Rang 2.

GT: Tragödie bei Proton-Felbermayr

Neun der 34 gestarteten Fahrzeuge kamen nicht in die Wertung, darunter auch der Proton-Felbermayr-Porsche Nr. 88. Das Schwesterauto mit der Startnummer 77 und Richard Lietz am Steuer wurde als Letzter gewertet – denn bereits am Start ging das Rennen für den GT2- Favoriten schief.

Es war der absolute "worst case": Richard Lietz führte das GT2-Feld in die erste Kurve; im Startgetümmel hatte der junge Portugiese Francisco Cruz Martins im zweiten Felbermayr-Elfer jedoch einen massiven Verbremser und prallte auf das rechte Hinterrad des Lietz/Lieb-Autos.

Für Cruz Martins war dies der sofortige Ausfall. Richard Lietz konnte das Rennen nach einem Reifenwechsel fortsetzen. Doch nach einer Rennstunde brach als Folge des Unfalls einer der Querträger der Hinterachse, was eine längere Reparatur erforderte.

Danach nahm Marc Lieb das Rennen in aussichtsloser Position mit 30 Runden Rückstand wieder auf. Lieb und Lietz kämpften wie die sprichwörtlichen Löwen auf der Strecke, erzielten dabei die schnellste Rennrunde und holten noch einen, vielleicht entscheidenden, Meisterschaftspunkt.

Richard Lietz meinte: "Francisco hat sich bei mir entschuldigt, er ist am Boden zerstört über seinen Fahrfehler. Heute sind Marc und ich enttäuscht, aber auch zuversichtlich, denn wir wissen, dass wir ein Siegerauto haben und die Meisterschaft noch gewinnen können. Unser Ziel ist es, uns die Führung in drei Wochen am Nürburgring zurückzuholen."

Marc Lieb: "Zwei Punkte für Trainingsbestzeit und Platz acht aus einem Rennen mitzunehmen, das wir hätten gewinnen können, ist bitter. Wir lagen vor dem Rennen sieben Punkte vorn, jetzt fehlen uns zwei Zähler auf die Führenden. Das schmerzt ganz besonders, weil unser Auto einfach gigantisch war."

In der Gesamtwertung rutschen Lietz/Lieb auf Platz 2 der Klasse ab. Die Führung hat das Ferrari-Team JMW Motorsport übernommen, dank des Punktemaximums für den Sieg in Portimao.

Wie beinahe zu erwarten war der GT2-Kampf auch diesmal wieder intensiv, in die Ferrari-Festspiele mischte sich der Porsche von IMSA Performance mit Patrick Pilet und Raymond Narac ein.

Diese Crew hatte lange die Führung inne, musste sich am Ende jedoch um satte fünf Sekunden geschlagen geben! Der Ferrari des Team Modena sah ebenfalls wie ein Siegkandidat aus, verlor jedoch einigen Boden während des Pflichtturns von Leo Mansell – „nur“ Platz 3.

Der Vollständigkeit halber ein Blick auf das GT1-Resultat: die Corvette von Luc Alphand Aventures siegte mit 22 Runden Vorsprung auf den Larbre-Saleen. Die traurigen Reste der GT1-Klasse geben heutzutage ein deprimierendes Bild ab.

Weiter geht die Saison in der LMS bereits am 23. August am Nürburgring, es wird wohl die große Revanche für Le Mans zwischen Audi und Peugeot - sofern Peugeot sich dann doch noch für einen Start in Deutschland entscheidet.

Bis dahin wissen wir wohl auch schon mehr über die mögliche Illegalität der Porsche-GT2-Motoren.

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