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Finale mit Nachgeschmack

Es wurde ein turbukentes Wochenende, leider nicht im Sinn des Suzuki-Cup-Titelanwärters Herbert Karrer vom Team Heuer Racing.

Fotos: Johann Vogl

Sechs Suzuki Swift gingen für Heuer Racing ins Qualifying am Salzburgring. Ein Fahrzeug musste leider zurückgezogen werden: Pirmin Roth, der mit Günther Wiesmeiers Auto hätte starten sollen, reiste krankheitshalber ab.

Die Überraschung im Zeittraining lieferte Nicole Kern, die frisch angetraute Frau Rigger holte sich mit einer schnellsten Runde von 1:46.257 und einem Vorsprung von 0,266 Sekunden auf den Rest des 22-Auto-Feldes die Pole Position für den ersten Lauf!

Sie hatte auch eine Schrecksekunde zu verdauen: „In meiner letzten Runde habe ich mich gedreht! Ein anderes Auto hat nach einem Ausritt Kies auf die Strecke gebracht, darauf habe ich mich dreimal gedreht und bin ganz knapp neben der Leitplanke zum Stehen gekommen… - Ansonsten ist es großartig gelaufen, ein Dankeschön ans Team für ein super vorbereitetes Auto!“

Titelaspirant Herbert Karrer postierte sich auf Startplatz 5: „Ich war einige Zeit lang zwischen ungarischen Teilnehmern eingesperrt, sonst hätte ich noch Zweiter werden können – dorthin fehlen mir nur zwölf Hundertstel.“ Teamchef Thomas Heuer qualifizierte sich auf Position 7. Typisch für den Salzburgring: Die schnellsten sieben StarterInnen lagen innerhalb 0,5 Sekunden – Heuer atmete tief durch: „Da draußen geht’s um jedes Tausendstel!“

Die weiteren Positionen für Heuer Racing: Castingsiegerin Tanja Fieg auf Startplatz 12, gleich dahinter Klaus Hoflehner, und Wolfgang Quidenus auf dem 19. Platz in der Startaufstellung.

Lauf 1

Das Glück blieb der Polesetterin nicht treu; sie konnte ihren ersten Platz nicht halten, und anfangs der achten Runde war für sie leider Endstation:

„Der Start war okay, in der ersten Schikane ist aber Senn gleich vorbeigegangen. Ich habe mir gedacht, heut’ bleibst drauf! Nach und nach sind dann aber Auinger und Karrer herangekommen, und warum hätte ich da blockieren sollen – sie sind einfach schneller! Bei denen geht es um die Meisterschaft, und mit fehlt ehrlich gesagt auch noch die Routine, gegen solche Leute am Gas zu bleiben. Dass ich sehr schnell sein kann, habe ich heute bewiesen, aber beim Anbremsen fehlt mir noch die nötige Härte. In Runde 7 wollte ich dann in der Schikane einfach zuviel.“

In einem echten Windschatten-Thriller focht Herbert Karrer um den Sieg mit; er führte noch zu Beginn der letzten Runde vor Robert Pankl, Alexander Scheck und seinem großen Rivalen Bernhard Auinger. Dann tauschte er sozusagen mit Auinger Platz – „nur“ Platz 4 für den Niederösterreicher.

Thomas Heuer hatte quasi einen Logenplatz für diesen Schlussangriff: "Bernhard ist ein harter Fahrer, er hat's in die Fahrerlagerkurve hinein außen über die Wiese bei 200 km/h einfach probiert, weil er gewusst hat, dass er sonst nicht mehr vorbeikommt. Dazu braucht man schon sehr viel Herz. Und vorm Ziel haben wir alle gedacht, dass wir rausfliegen! Herbert ist vor mir quergestanden." - Seine eigenen Chancen auf den 3. Endrang in der Tabelle waren nach Platz 5 im ersten Lauf reduziert: "Morgen muss ich voll angreifen, vielleicht kommt Robert Pankl ja morgen nicht ins Ziel. Auch Herbert muss morgen voll fahren!"

Lauf 2

Und im letzten Rennen war Karrer bis zur allerletzten Kurve vorne, dann kostete eine Reiberei mit dem hart attackierenden Robert Pankl ihn das Rennen. Er kam nur auf Platz 5 ins Ziel.

Karrer zur Meisterschaftsentscheidung, einem Rennen mit bitterem Nachgeschmack:

„Pankl ist mir reingefahren, als ich ihn außen nochmals überholen wollte“, schilderte Herbert Karrer, „ich bin mit zwei Rädern von der Strecke gekommen, habe ganz spät gebremst, damit ich mich in die Schikane ganz innen reinstellen kann – dann hat er mir nocheinmal eine gegeben, und ich war in der Wiese. Insgesamt haben wir uns dreimal berührt, das war nicht OK. Mit etwas Pech endet das mit einem Totalschaden. Ich finde, das ist nicht notwendig. Er war zu aggressiv, für ihn ging es ja um nichts.“ – Die Enttäuschung war bei Heuer Racing ebenso groß wie bei Unterstützer Martin Niedertscheider.

Tanja Fieg wurde zweimal Siebente: „Platz 6 im ersten Lauf wäre mir lieber gewesen, dann hätte ich die Pole gehabt! Ich bin allerdings bei Erich Weber nicht vorbeigekommen – beim Überholen habe ich dann doch immer wieder nachgegeben. Bei den Überrundungen habe ich auch etwas den Anschluss verpasst, ansonsten war ich immer im Pulk mit dabei.“ Alles in allem wurde sie Zweite der Damenwertung im Suzuki Motorsport Cup: „Ich hab’s leider nicht gewonnen. Ich hätte Sechste werden müssen und Nicole Letzte, jetzt bin ich Siebente – aber trotzdem bin ich mit dem Ergebnis zufrieden. In meinem Pulk bin ich schön mitgefahren, mehr ist leider nimmer gegangen. Ich hätte gern noch den einen oder anderen überholt, das war mir aber dann doch zu riskant, weil es doch in der letzten Runde noch ziemlich hart zugegangen ist. Vielleicht wäre ich weiter nach vorn gekommen, aber wer weiß, ob ich dann überhaupt das Ziel gesehen hätte. Alles in allem ein schönes letztes Rennen!“

Nach Platz 9 im zweiten Lauf etwas Unsicherheit und eifrigem Kopfrechnen war bei Nicole Kern die Freude groß: "Ich bin total glücklich! Nach dem Start war ich bald hinter Tanja, um zu zeigen, dass ich da bin – ein bisserl Psychologie! Im ersten Windschatten hätte ich überholen können, aber ich bin lieber die Jägerin als die Gejagte. Nach dem Safety-Car habe ich mich nicht mehr hinter ihr halten können. Ohne Windschatten verhungerst' am Salzburgring. Ich wollte dann nur das Resultat ins Ziel bringen, ein Auto war dazwischen – somit ist es sich ausgegangen."

Jörg Rigger reiste von der Herbstrallye in Leiben an und startete aus der letzten Reihe – gemeinsam mit seiner Ehefrau. Die sah es als Schicksalsfügung: „Wann immer wir gemeinsam ein Rennen fahren, stehen wir unmittelbar beieinander und kämpfen dann miteinander. Wir haben uns schon gefreut, dass das zumindest beim Abschlussrennen anders sein wird. – Aber wir gehören halt einfach zusammen!“

Den zweiten und letzten Lauf beendete der Unternehmer auf Platz 10: „Ich bin als Fünfzehnter weggefahren und im Endeffekt Zehnter geworden. Es war mir wichtig, dass ich beim Abschluss des Suzuki-Cups dabei bin!“ – Und übermüdet?: „Und wie! Wir sind zwei Tage im Rallyeauto gesessen, und jetzt dieses Rennen… - jetzt ist’s gut, wenn’s vorbei ist!“

Wolfgang Quidenus fand sich gleich nach dem Start von ungarischen Swift-Startern umzingelt: „Beim Starten muss ich noch schneller werden. Und dann waren ständig drei, vier Ungarn um mich herum, das hat mich aufgehalten. Sie sind fair gefahren, aber sind natürlich in ihr eigenes Rennen verstrickt. Ich habe mich dort nicht zu sehr eingemischt.“ – Im zweiten Rennen übersah er dann ein Flaggensignal und wurde deshalb mit einer Strafe belegt; ob das beim letzten Lauf des Jahres noch nötig war, sei dahingestellt.

Happy Birthday, Boss!

Thomas Heuer kündigte an seinem Geburtstag seinen Rückzug als aktiver Fahrer im Suzuki-Cup an:

"Es war ein Rennen voller Action und Berührungen. Andauernd haben sich die Autos berührt. Ich habe anfangs aus der Pole Posiiton wegzufahren versucht, leider gab es dann eine Safety-Car-Phase. So ist es passiert, dass wir alle wieder beisammen waren. In der letzten Kurve bin ich dann innen vorbeigefahren und als Dritter ins Ziel – denn ich wollte unbedingt noch einmal aufs Podest!" – In der Tabelle kommt er auf den 4. Gesamtrang.

Die Karrer-Pankl-Aktion sieht Heuer als "sehr harte Aktion, aber das ist der Rennsport. Es war schon grenzwertig!"

Das Schlusswort gehört dem Teamchef Thomas Heuer: "Nicht nur ich bin zufrieden, sondern auch meine Fahrerinnen und Fahrer, und darauf kommt es ja an. Es war eine wirkliche Super-Saison, für die wir uns auch bei unseren Sponsoren bedanken."

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