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ILMC: 1000km Zhuhai

Ein Löwe sagt "adieu"

Der letzte Sieg der aktuellen LMP1-Ära geht an Peugeot, nach heftigem Kampf mit Audi – Felbermayr-Proton holt den GT2-Titel.

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Nach der Wasserschlacht es Trainings waren die Bedingungen am Renntag (eh klar) trocken und sogar sonnig. Es war somit für die Teams ein Ausflug ins Ungewisse, denn die Abstimmungsarbeit wurde großteils im Regen geleistet. Der trockene Zhuhai Circuit war Neuland.

„Wir hatten nur Informationen vom ersten Tag, und da hatte die Strecke noch keinen Grip“, erklärte Audis Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich (im Bild mit seinem Widerpart bei Peugeot, Olivier Quesnel). Die Fahrer der schnellsten Autos hatten einen harten Arbeitstag zu erwarten. Peugeots Franck Montagny nannte Zhuhai einen „Alptraum – man fährt wie auf einer Gokart-Piste“.

Im Warm-up war der Peugeot Nr.1 voran; als es ernst wurde, hatte dann das Schwesterauto mit Montagny den besten Start.und setzte sich in der Anfangsphase gleich etwas ab. Dahinter rauften Peugeot und Audi sehr ambitioniert rundenlang um Platz 2.

An purem Speed waren die Audi allerdings unterlegen, die beiden französischen Fahrzeuge konnte sich absetzen. Eine Zeit lang konnten Bourdais/Pagenaud die Spitze übernehmen, die meiste Führungarbeit im Team leisteten aber Montagny/Sarrazin.

Im Verlauf des Rennens war Audi dann vorübergehend „best of the rest“. Das Comeback war umso bemerkenswerter. Mit aggressiverer Reifenstrategie machten die R15 TDI sich in den Rückspiegeln der 908 breit. Im französischen Lager war man um Reifenschonung und Spritsparen bemüht - diese Strategie ging aber schief.

Außerdem setzte Montagny den Peugeot kurz neben die Strecke. Audi übernahm mit dem Auto Nr. 7 mit Tom Kristensen/Allan McNish die Spitze. Beim Überrunden leistete sich Bourdais einen „Einfädler“, er rempelte ausgerechnet Martin Raggingers Felbermayr-Porsche Nr. 88 an. Dabei zog der Peugeot Nr. 1 eindeutig den Kürzeren und musste zur Reparatur an die Box. Damit war dieses Auto kein Siegkandidat mehr.

Dramatisches Finish, Teamwork bei Peugeot

Eine Safety-Car-Phase zur Aufräumung der Peugeot-Trümmer brachte für die letzte Stunde nochmals die Führenden nahe zusammen. „Game on“ für einen sehenswerten Sprint bis ins Ziel!

Peugeot betrieb „Teamwork“, der überrundete Einser-Wagen machte sich vor den Audis so breit als möglich. Audis Führungsriege rund um Dr. Ullrich blickte darob recht finster.

Peugeot war wieder vorne, bis ins Ziel blieb es aber wirklich knapp. Kristensen/McNish verloren den letzten Sie der aktuellen Sportwagen-Ära um nur 4,8 Sekunden. Peugeot gewinnt also alle Rennen des ersten ILMC, damit ist man klarerweise auch Gesamtsieger.

Montagny/Sarrazin holen den 19. und wahrscheinlich letzten Erfolg für den 908 HDi, und das ist in gewisser Weise nur gerecht. Stephane Sarrazin ist als einziger der aktuellen Peugeot-Fahrer seit Beginn des Programms mit dabei, und Montagny war über die Jahre immer wieder der „Hitman“ für die Löwen aus Velizy.

Audi hat sich mittlerweile in puncto 2011 etwas in die Karten schauen lassen. Der intern R18 genannte neue Prototyp hat derzeit noch nicht getestet; für den Saisonauftakt nächstes Jahr in Sebring wird das Auto noch nicht zur Verfügung stehen. Der R15 bekommt also noch einen Auftritt mit einigen Performance-Restriktionen, bevor der R18 seinen ersten Einsatz erlebt.

GT2: Lietz wird Zweiter, Felbermayr-Proton Gesamtsieger

Eine große Überraschung lieferte der vom werk eingesetzte Hybrid-Porsche; das in seiner eigenen Klasse „GTH“ eingesetzte Fahrzeug fährt quasi als Geisterauto, aber das Gesamtergebnis des 911ers mit Schwungrad-Energiespeicher und zusätzlichem E-Antrieb auf die Vorderräder (jeweils auf Knopfdruck für ca. vier Sekunden) ist bemerkenswert.

Die Werkspiloten Patrick Long und Jörg Bergmeister brachten den 911 GT3R Hybrid auf dem Gesamtplatz 6 ins Ziel, und somit als schnellstes GT-Fahrzeug überhaupt.

Die GT1-Klasse war mit dem frühzeitigen Ausscheiden des JLOC-Lamborghini tot, der angejahrte Larbre-Saleen kam als letztes klassifiziertes Fahrzeug in die Wertung. Damit können wir über diese Klasse endgültig das Kreuz machen – sofern es nicht wieder eine Ausnahmeregelung für 2011 gibt!

Die im Training schnellen GT3-Autos bekamen noch vor dem Rennen 30 Kilo Ballast umgehängt (eine bemerkenswerte und eher unsportliche Entscheidung der Offiziellen), damit überließen sie die Bühne den GT2-Fahrzeugen.

Das Schwesterauto mit Startnummer 77 musste wegen eines frühen Zwischenfalls viel Zeit liegenlassen. In der Startphase von Gimmi Brunis AF-Corse-Ferrari angerempelt, musste Marc Lieb den blauen Boliden zwangsweise an die Box bringen und reihte sich am Ende des GT2-Feldes ein.

Dann wurden die beiden Profis Marc Lieb und Richard Lietz von der Leine gelassen. Vorneweg musste sich das Werksauto von BMW, wie immer in den bewährten Händen des Teams Schnitzer aus Freilassing und gefahren von Jörg Müller/Dirk Werner, anfangs gegen den CRS-Ferrari erwehren. Die Fahrer-Crew des britischen F430 war allerdings nicht auf demselben Niveau wie die BMW-Profis, damit war der M3 sicher an der Spitze.

Im Ziel waren Lietz/Lieb auf Platz 2 und und in derselben Runde wie die Gewinner. Bruni/Vilander/Melo holten Platz 3 für Ferrari und AF Corse; der Porsche Nr. 88 sah als viertes GT2-Auto die Zielflagge.

Damit ist das Team Felbermayr-Proton (zur Hälfte österreichisch, immerhin) der Gesamtsieger in der GT2-Kategorie des Interontinental Le Mans Cup 2010. Ferrari holt sich die Markenwertung.

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