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LMS: 1000km Hungaroring

Ungarische Revolution

Peugeot-Triumphzug abgesagt: Antriebsdefekt am Diesel-Boliden, Aufstand der "Kleinen" - GT2: Richard Lietz und Marc Lieb rollen das Feld auf!

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Ein heftiger Crash des Atlas FX-Saleen mit Carlo van Dam am Steuer brachte das Safety Car auf die Strecke. Das Auto hat damit seine Rennkarriere wohl beendet, der Holländer gottseidank nicht. Auch der zweite verbliebene Rebellion-Lola hielt sich nicht in der Rolle des Verfolgers:

Mit Zündungsproblemen und später einem schleichenden Reifendefekt büßte er fünf Runden auf den Peugeot ein. Der aufgerückte Signature-Aston Martin LMP, vom letzten Platz gestartet, konnte den Leader ebenfalls kaum ärgern, bevor er mit kranker Lichtmaschine auf längere Zeit in der Box verschwand.

In Runde 119, nach dreieinhalb Stunden Renndauer, sah die GT2-Klasse einen Führungswechsel. Tim Mullen im CRS-Ferrari nutzte einen Überrundungsvorgang aus und überrumpelte Jean Alesi, dem er zuvor die längste Zeit gefolgt war. Eine halbe Minute hinter diesen beiden hielt sich der Porche Nr. 77 von Marc Lieb und später wieder Richard Lietz, dicht beschattet vom F430 der beiden Alvaros (die Herren Barba und Parente). Martin Ragginger („Es geht zu wie im Krieg!“), Romain Dumas und Christian Ried in der Nr. 88 fighteten eine markeninterne Auseinandersetzung mit dem IMSA-Porsche aus.

Desaster Formula Le Mans

Hinter dem beileibe nicht gut liegenden, aber doch sicher seine Runden drehenden Peugeot 908 HDi waren die LMP2-Autos die Top-Favoriten um Platz. Der Strakka-HPD profitierte von den Zores der Konkurrenz, allen voran von einer kleinen Kollision des Ginetta Nr. 40 in den Händen von Olivier Pla und Miguel Amaral. Das unauffällig-effizient agierende Team ASM aus Portugal rutschte damit auf die dritte Geamtposition ab, attackierte aber mit ungebrochenem Elan weiter.

Dominik Kraihamer & Co. hatten nach der positiven Anfangsphase keinen Grund zum Lachen mehr. Bernard Delhez, der älteste der drei Fahrer, legte sehr konkurrenzfähige Zeiten hin, bevor er durch eine Berührung mit einem GT2-Ferrari in der ersten Kurve von der Strecke gekickt wurde. Das erforderte dann den Wechsel des Unterbodens. Eine weitere Kollision entledigte den FLM-Boliden seiner Heckverkleidung, es ging wieder zurück in die Box…

Greg und Leo Mansell setzten ihre blasse Vorstellung fort und rangierten am unteren Ende der Top 10; in der Klasse waren sie dennoch Dritte. Und waren, obwohl sie es nicht wussten, am Sprung ganz nach oben.

Peugeot perdu

In der Schlussphase der vierten Rennstunde drehte sich das Renngeschehen dann um! „Wir wissen nicht, was los ist, wir haben eine starke Vibration im Antriebsstrang“, vermeldete ein zerknirschter Nicolas Lapierre: Der Peugeot 908 HDi wurde in die Box geschoben – Dienstschluss.

Die Zores, Wickeln und Schwierigkeiten für die Top-Teams rissen nicht ab: Der Rebellion-Lola Nr. 13 blieb mit blockiertem Getriebe im Turn 1 liegen, und durch die Sequenz der Boxenstops fand sich das ASM-Team an der Spitze, mit einer Runde Vorsprung auf den Strakka-HPD und den in knalliger Pink-Schwarz-Kombination gehaltenen Pescarolo-Judd von Oak Racing mit Startnummer 24 (Jacques Nicolet/Matthieu Lahaye).

Der schnellste LMP1 fand sich erst auf Platz 4: Die Mansells waren auf einmal unterwegs zu einem Klassensieg, nunmehr ohne jegliche Konkurrenz. Das Ringelspiel drehte sich weiter: Das ASM-Team hatte bei einem Boxenstop Probleme mit der Befestigung der vorderen Karosserie, Strakka Racing fand sich mit dem Schlussfahrer Jonny Kane wieder in Führung.

Zwei Runden Vorsprung auf Jacques Nicolet im Oak-Pescarolo, der seinerseits nur mit 29 Sekunden gegen Olivier Pla abgesichert war. Zwischenzeitlich war Marc Lieb auf der Jagd nach dem GT2-Führenden Tim Mullen, der Abstand fluktuierte um die 10-Sekunden-Marke.

Pech hatte Ferraris Star-Express mit Gian-Carlo Fisichella, Jean Alesi und Toni Vilander. Der sicher geglaubte Podestplatz ging den sprichwörtlichen Kanal hinunter, als Fisichella beim Fahrerwechsel den Sitz nicht mehr verstellen konnte! Diese Lappalie kostete der Crew nicht nur einen Besuch am „Stockerl“, sondern auch möglicherweise wichtige Punkte in der Schlussphase der Meisterschaft.

Comeback des Rennens: Lietz & Lieb

Letzter Boxenstop des Porsche Nr. 77: Die Mechanikercrew von Felbermayr-Proton machte mit perfekter Arbeit nicht weniger als zwölf Sekunden auf das Ferrari-Team Nr. 91 gut. „So muss das laufen!“, freute sich Marc Lieb über die Leistung der Mannschaft. Vom letzten Platz in der Klasse gleich nach dem Start des Rennens stiegen Lietz/Lieb damit in der Schlussstunde zur Klassenführung auf.

Nach sechs Stunden Renndauer, insgesamt zwölf Stunden Arbeitszeit, in Dunkelheit und zwischen Überrundeten und zu Überrundenden musste Lietz um jedes Zehntel fighten, der Ferrari war zeitweise nur wenige Zehntelsekunden entfernt. Ein paar geschickte Überholmanöver und voller Einsatz in dieser Schlussphase brachten Lietz die nötigen Sekunden Vorsprung für den Sieg.

Noch nie dagewesener „Umsturz“ der Klassen: Die ersten sechs (!!) Fahrzeuge des Feldes sind LMP2-Autos, allen voran der HPD ARX-01c von Strakka Racing. Das ursprünglich für die American Le Mans Series gebaute Auto, ein Design von Nick Wirth mit einem Motor von Honda Performance Development (HPD), holt seinem ersten Gesamtsieg in Europa.

Eine Titelentscheidung ist nur in der Schrumpf-Klasse GT1 gefallen, das Team Larbe Competition darf sich zum vierten Mal "Le Mans Series Champion" nennen. Ansonsten sind alle Entscheidungen auf das Finale in Silverstone vertagt, auch in der GT2-Klasse.

Richard Lietz und Marc Lieb müssen im letzten Rennen "nur" drei Punkte holen, um ihren Titel zu verteidigen. Im Vorjahr war es "nur" ein Punkt, und es folgte eine Zitterpartie. Zittern wir auch heuer wieder? - Fortsetzung folgt am 12. September!

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