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Entfesselter Rossi

Dani Pedrosa entschied ein spektakuläres Rennen nach dem Restart vor Jorge Lorenzo und Casey Stoner für sich, Rossi beim Comeback starker Vierter.

Dani Pedrosa (Repsol-Honda) heißt der Sieger des Grand Prix von Deutschland 2010! Der Spanier feierte auf dem Sachsenring seinen zweiten Saisonerfolg und beendete damit die Siegesserie von Jorge Lorenzo (Yamaha), der heute bei trockenen Bedingungen mit dem zweiten Platz Vorlieb nehmen musste.

Der eigentliche Held des Rennens war aber Valentino Rossi (Yamaha), der 43 Tage nach seinem schweren Unfall in Misano fuhr, als wäre er völlig gesund, obwohl er immer noch an Krücken durch die Boxengasse marschiert. Rossi lieferte sich in den letzten Runden ein sehenswertes Duell mit seinem alten Rivalen Casey Stoner (Ducati) lieferte, in dem er knapp den Kürzeren zog, obwohl er Stoner zuvor dreimal überholt hatte.

Als wäre nichts gewesen

Rossi erwischte keinen optimalen Start und fiel zunächst vom fünften auf den siebten Platz zurück, überholte dann aber der Reihe nach Loris Capirossi (Rizla-Suzuki), Hector Barberá (Aspar-Ducati), Marco Simoncelli (Honda), Nicky Hayden (Ducati), Andrea Dovizioso (Honda) und dann noch dreimal Stoner. Letzterer bewies aber sein Kämpferherz, als er den angeschlagenen Rossi auf den letzten Metern doch noch niederfightete.

Stoner freute sich natürlich über den knappen Sieg im Prestigeduell gegen seinen langjährigen Rivalen: "Ich habe Fahrer schon nach einem totalen Schlüsselbeinbruch zurückkehren gesehen. Die hauen eine neue Platte rein und das Ding hält. Er hat aber einen fantastischen Job gemacht. Nach dem Abbruch war mir klar, dass er ziemlich konkurrenzfähig sein würde. Wir wechselten dann auf einen anderen Reifen, mit dem es besser lief."

"Rossi ist schon eine harte Sau, das kann man nicht anders sagen", ist MotoGP-Experte Alex Hofmann verblüfft. "Schien- und Wadenbeinbruch sind gerade mal 43 Tage her. Er hat viel mehr geleistet, als wir vor diesem Wochenende erwarten durften." In der Yamaha-Box herrschte nach dem Stoner-Manöver in letzter Minute kurz Enttäuschung, als Rossi aber zurück an die Box kam, gab es Applaus und Umarmungen.

Mit dem Kampf um den Sieg hatte der "Doktor" allerdings nichts zu tun, sondern den machten sein Teamkollege Lorenzo und Pedrosa unter sich aus. Pedrosa erwischte den besseren Start, musste die Führung aber noch in der ersten Runde wieder abgeben - ein Spielchen, das sich nach dem Restart des Rennens in Runde neun fast genau so wiederholte. Doch Pedrosa ließ nicht locker und übernahm elf Runden vor Schluss wieder die Spitze.

Pedrosa überglücklich

"Ich bin sehr glücklich, denn nach dem Abbruch war ich mir nicht sicher, ob es nach dem Restart auch so gut laufen würde", strahlt Pedrosa, der weiterhin WM-Zweiter ist. "Die letzten Runden waren aber sehr gut, obwohl das Motorrad viel gerutscht ist, und ich bin sehr froh, dass es mit dem Sieg geklappt hat. Ich möchte mich bei meinem Team bedanken, denn sie haben dieses Wochenende fantastisch gearbeitet."

Im Wissen um die klare WM-Situation ging Lorenzo, der auf dem Sachsenring weiterhin ohne Sieg bleibt, kein volles Risiko mehr: "Es war ein Rennen mit Köpfchen, denn Pedrosa war stärker." Stoner und Rossi fehlten gut fünf Sekunden auf Pedrosa. Dahinter gewann Dovizioso den spannenden Dreikampf um den fünften Platz gegen Simoncelli und Hayden. Simoncelli war nach toller Aufholjagd schon Fünfter, fiel aber wegen eines Fahrfehlers wieder zurück.

Nur zwölf Fahrer im Ziel

Insgesamt sahen heute nur zwölf Fahrer die Zielflagge, darunter auch Ben Spies (Yamaha) als Achter vor Barberá. Letzterer lag nach einem Raketenstart zwischenzeitlich sogar an dritter Stelle. Marco Melandri (Honda) wurde Zehnter. Colin Edwards (Yamaha) hatte schon vor dem Rennen Böses geahnt: "Ich freue mich nicht drauf, aber da müssen wir durch." Tatsächlich sollte er dann leer ausgehen.

Die vielleicht spektakulärste Szene des Rennens ereignete sich in der zehnten Runde, als der angeschlagene LCR-Pilot Randy de Puniet in Kurve vier von seiner Honda RC212V rutschte und damit eine Kettenreaktion auslöste, im Zuge derer auch Álvaro Bautista (Suzuki) und Aleix Espargaró (Ducati) zu Sturz kamen. Dem Trio wurde nach dem Abbruch mit roten Flaggen die Teilnahme nach dem Restart verwehrt.

Und zwar völlig regelkonform, denn keiner von ihnen war innerhalb der vorgeschriebenen fünf Minuten mit dem Motorrad zurück an der Box. "Sehr schade, denn es war nicht meine Schuld", ärgert sich Bautista. "Ich wollte unbedingt noch einmal starten, aber so sind halt die Regeln. Das muss ich akzeptieren." Nach dem Restart fiel dann auch noch der Finne Mika Kallio (Ducati) von seinem Motorrad.

In der Weltmeisterschaft führt nach acht von 18 Saisonrennen weiterhin Lorenzo vor Pedrosa, allerdings ist sein Vorsprung auf 47 Punkte geschmolzen. Ansonsten hat bisher nur Dovizioso mehr als 100 Zähler gesammelt. Weiter geht es übrigens schon am kommenden Wochenende in Laguna Seca. Beim ersten von zwei US-Grands-Prix wird nur die MotoGP-Klasse an den Start gehen. 125er und Moto2 haben Pause.

MOTO2

An der Spitze bildete sich zunächst ein Speed-Up-Express mit Gabor Talmacsi und Andrea Iannone. Die beiden mussten in der Schlussphase jedoch dem enormen Speed von Elias Tribut zollen, gegen den wieder einmal kein Kraut gewachsen war. Letztendlich hatte Elias 3,297 Sekunden Vorsprung auf Iannone. Dritter wurde Roberto Rolfo (Suter); Talmacsi fiel noch hinter Fonsi Nieto (Moriwaki) und Karel Abraham (FTR) auf Platz sechs zurück.

Der Schweizer Dominique Aegerter (Suter) kam als Achter ins Ziel, 1,779 Sekunden vor Bradl, aber 11,373 Sekunden hinter dem Sieger. Pech hatte sein Landsmann Tom Lüthi (Moriwaki), der im Kampf um Rang 20 mit Anthony West (MZ-RE/13.) kollidierte. "Anthony war vorne", macht Lüthi West keinen Vorwurf. "Ich wollte eigentlich an die Gruppe davor ranfahren, denn das wäre ein versöhnliches Ende des Wochenendes gewesen. Leider hat es nicht sollen sein."

Zu den prominenteren Unfallopfern des Tages zählten heute Julián Simón (Suter) und Simone Corsi (Motobi). Letzterer schied kurz vor Schluss an dritter Stelle liegend aus. Aber bereits am Start gab es einen Riesencrash, als Raffaele de Rosa (Tech 3) eine Kettenreaktion auslöste, durch die gleich fünf Piloten eliminiert wurden. In der Fahrer-WM führt unverändert Elias vor Lüthi - nun bereits mit 42 Punkten Vorsprung.

125ccm

Eine tolle Show boten die deutschen 125er-Piloten dem begeisterten Publikum am Sachsenring. Zu Beginn gab es sogar eine Doppelführung, am Ende stand mit Sandro Cortese (Derbi) immerhin ein Lokalmatador auf dem Podium. Die tragische Figur des Nachmittags war aber Pol Espargaró (Derbi), der drei Runden vor Schluss in Führung liegend ausschied.

Espargaró und Polesetter Marc Márquez (Derbi) hatten sich nach der chaotischen Anfangsphase, in der die Strecke noch feucht war, vom Rest des Feldes abgesetzt. Die beiden lieferten sich ein von taktischen Spielchen geprägtes Duell, ehe Espargaró zu weit nach außen getragen wurde und zu Sturz kam. Der Spanier hatte dabei noch Riesenglück, denn sein unmittelbar dahinter folgender Landsmann verpasste ihn nur um wenige Zentimeter.

Márquez ungefährdeter Sieger

Márquez fuhr in der Folge einen sicheren Sieg nach Hause, 17,578 Sekunden vor Tomoyoshi Koyama (Aprilia), der dem Racing Team Germany beim Heimrennen einen schönen Erfolg bescherte. Dritter wurde Cortese, der aus der ersten Reihe schlecht in den Grand Prix gestartet war, zwischenzeitlich nur auf Platz zwölf lag, im Finish aber mit einer furiosen Aufholjagd doch noch den erhofften Podestplatz schaffte.

Cortese schloss in der 20. Runde zur Vierergruppe auf, die hinter dem Führungsduo um Position drei kämpfte. In der 23. Runde schien er erstmals auf dem dritten Rang auf, den er aber rasch wieder abgeben musste. Zwei Runden später überschlugen sich dann die Ereignisse: Erst crashte Randy Krummenacher (Aprilia), der auf Kurs zum zweiten Podium seiner Karriere war, und dann auch noch Espargaro. So rückte Cortese um zwei Plätze auf.

"Der Start war eigentlich ganz gut, aber ich wusste nicht recht, ob ich auf feuchter Strecke riskieren soll. Daher bin ich zurückgefallen", lässt Cortese seinen Arbeitstag Revue passieren. "Als ich dann gemerkt habe, dass ich pushen kann, fuhr ich voll drauflos. Koyama hatte einen guten Speed, aber ich wollte zu Hause zumindest unbedingt auf das Podium fahren. Es ist ein fantastisches Gefühl, wieder auf dem Podium zu stehen!"

Manöver auf den letzten Metern

Am Ende war aber ein Überholmanöver gegen Esteve Rabat (Aprilia) in der letzten Kurve notwendig, um Dritter zu werden, was beim Ajo-Team natürlich für Riesenjubel sorgte. Krummenacher kam nach seinem Sturz immerhin noch als Elfter ins Ziel, 8,4 Sekunden hinter dem stark aufzeigenden IDM-Piloten Daniel Kartheininger (KTM). Auch Marcel Schrötter (Honda) sammelte als 14. beim Heimspiel wertvolle WM-Punkte.

Schrötter lag zu Beginn übrigens sieben Runden lang hinter Jonas Folger (Aprilia) an zweiter Stelle, denn die beiden Deutschen hatten sich fälschlicherweise für Regenreifen entschieden und fuhren der Konkurrenz daher zunächst auf und davon - ihr Vorsprung betrug bis zu 6,8 Sekunden! Je trockener es wurde, desto mehr standen sie jedoch auf verlorenem Posten. Zumindest für sieben Runden führte Folger aber seinen Heim-Grand-Prix an.

Beinahe hätte auch Toni Finsterbusch (KTM) eine Überraschung geschafft, denn das Nachwuchstalent lag auf Punktekurs, als es stürzte und sich alle Hoffnungen in Luft auflösten. Dennoch war es für die deutschen Vertreter ein guter Start in den Rennsonntag. Auch in der Moto2-Klasse haben Arne Tode und Stefan Bradl bekanntlich gute Chancen, auf das Podium zu fahren oder zumindest einen Spitzenplatz zu holen.

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