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24h Nürburgring

Manthey besiegt die großen Werke

Das Team von Olaf Manthey gewinnt zum fünften Mal das 24 Stunden-Rennen auf der Nordschleife. Der Porsche von Lietz nur auf Platz 28.

Die großen Werke bitten zum großen Kampf auf der Nordschleife - und wer gewinnt? Ein Manthey-Porsche.

Marc Lieb, Lucas Luhr, Romain Dumas und Timo Bernhard holten in einem anfangs ereignisreichen Rennen den fünften Sieg für das Team von Nordschleifen-Fuchs Olaf Manthey.

Konstant schnelles Tempo, fehlerfreie Manöver im dichten Verkehr und nicht zuletzt die Zuverlässigkeit des Porsche RSR waren die Schlüssel zum Erfolg.

Das Manthey-Team hatte in der Frühphase eine wichtige - und im Nachhinein völlg richtige - Entscheidung getroffen. Man wartete in den ersten zwei Stunden ab, welche Version des 911ers sich anfangs gut positionieren konnte. Dann zog man den GT3 zurück, setzte auf das GT2-Modell aus Zuffenhausen. "Der Wagen mit der Startnummer elf war unsere Option, falls dem anderen Auto zu Beginn etwas passiert wäre", so der Teamchef grinsend.

Beim Start hatten sich zunächst kurz drei Mercedes an der Spitze gezeigt, aber kurz danach übernahm die Pole-Mannschaft von Farnbacher das Kommando. Das Ferrari-Team zeigte mit dem F458 Italia ein beeindruckendes Tempo, zog an der Spitze konstant immer weiter davon. Dann hatte das Team um Dominik Farnbacher, Allan Simonsen, Marco Seefried und Jaime Melo großes Pech.

Am F458 kollabierte der hintere rechte Querlenker, man tauschte die entsprechenden Bauteile gleich auf beiden Seiten, büßte dadurch vier Runden ein - keine Chance mehr im Rennen um den Sieg. "Ich hatte ein komisches Gefühl, der Wagen zog beim Bremsen immer nach rechts", erklärt Jaime Melo die Entstehung des Defektes. Nach Teamangaben waren die Querlenker noch längst nicht am Rande ihre geplanten Laufleistung angelangt.

BMW leidet vor der Nacht

Kurz zuvor hatte bereits BMW enorm gelitten. Im Wagen der Startnummer sieben berichtete Dirk Werner von Problemen mit der Bremse. "Es gab eine undichte Bremsleitung, die sehr schwer zugänglich war", erklärt der scheidende BMW Motorsport Direktor Mario Theissen. Die Reparatur dauerte rund eine Stunde. Auch der Wagen der Vorjahressieger bekam unterdessen Probleme.

Pedro Lamy wurde bei der Anfahrt zum Karussell von einem Überrundeten auf das Grün gedrückt. Der Portugiese drehte sich, hatte "Feindkontakt" und fuhr anschließend einige Meter entgegen der Fahrtrichtung - ein absolutes Tabu. Man musste in der Box nicht nur einen Schaden an der Front des M3 wieder richten, sondern bekam später für die Lamy-Geisterfahrt noch eine dreiminütige Boxenstoppstrafe.

Während BMW also zur großen Aufholjagd bließ, hatte sich Manthey mit zwei Autos an die Front manövriert. Der GT2-Wagen der späteren Sieger lief problemlos, der Hybrid-911er wurde jedoch in der Folge durch diverse technische Defekte weit zurückgeworfen. Hinter dem 911er RSR folgten die besten Mercedes von Mamerow und Black Falcon. Jedoch nicht allzu lange: Armin Hahne legte den SLS in die Leitplanken, Black Falcon bekam technische Probleme.

Stuck³ mit fantastischem Aufritt

In der Folge war es der Heico-Mercedes, der gemeinsam mit dem sensationell starken BMW Z4 von Schubert (Sandström/Milner/Larsson/Hürtgen) die Podestplätze hinter Manthey belegten, dahinter konnten auch die besten Audis das Tempo mitgehen und in Schlagdistanz bleiben. In jener Phase hatte Strietzel Stuck sein breitestes Grinsen im Gesicht. Stuck³ war mit starken Runden im Lamborghini zwischenzeitlich bis in die Top 10 vorgestoßen.

Doch die Freude bei Stuck wurde leicht getrübt. Ein defekter Getriebesensor machte einen längeren Service unumgänglich. "Wir kamen gar nicht mehr über den vierten Gang hinaus", erklärte der Vollbutracer, der am heutigen Tage mit den 24 Stunden am Nürburgring seine aktive Karriere als Pilot beendete. Familie Stuck (ergänzt durch Dennis Rostek) feierte dennoch einen erfolgreichen Auftritt. Am Ende erreichte man auf Platz 15 das Ziel - stark! Noch stärker: Nie nie ist ein Lambo so viele Runden (148) in einem 24-Stunden-Rennen gefahren.

Schubert hatte mit dem guten Auftritt eine deftige Duftmarke hinterlassen, musste aber letztlich unbelohnt einpacken. Der schnelle Wagen mit der Startnummer 76 fiel auf Rang zwei liegend durch einen Crash von Fredrik Larsson aus, später landete das Schwesterauto (Nummer 77) kopfüber hinter den Leitplanken - Pilot Anders Buchardt blieb bei dem Horrorcrash unverletzt. Der Schubert-Z4 mit der Startnummer vier schied mit einem Defekt am Antriebsstrang aus.

Die Werksmannschaft von BMW betrieb unterdessen eine erfolgreiche Aufholjagd. "Ab der Nacht lief es zunächst problemlos", sagt Theissen. Zwar fand die Mannschaft im M3 mit der Startnummer sieben nie mehr den Anschluss an die Spitze und schied später mit Motorschaden aus, aber die Vorjahressieger Jörg Müller, Augusto Farfus, Uwe Alzen und Pedro Lamy wuchteten sich konsequent nach vorne. Gegen Mittag tauchte der BMW plötzlich wieder auf Platz zwei auf. Man machte zwar viel Druck, konnte Manthey aber nie mehr ernsthaft gefährden.

Spätes Drama bei Heico-Mercedes

Mit soliden Runden hielt sich Heico (Arnold/Margaritis/Brück/Frankenhout) bis 15:26 Uhr auf dem starken dritten Rang - somit wären für Audi nur die undankbaren Ränge vier bis sechs geblieben.

Die Ingolstädter konnten im Rennen zwar ein recht gutes Tempo gehen, wurden aber durch kleine Fehler und Defekte oft wieder zurückgeworfen. Am Ende hatten sie großes Glück: Lance David Arnold stellte den Heico-SLS mit einem Defekt am Heck in die Box, Phoenix-Audi (Basseng/Fässler/Piccini/Stippler) erbte einen Podestrang.

"Wir sind die ganze Zeit komplett fehlerlos gefahren, haben die ganze Nacht gekämpft. Wir waren richtig gut unterwegs - und dann das", schüttelt Arnold-Teamkollege Christopher Brück mit Tränen in den Augen mit dem Kopf. "So wie es aussieht, hatten wir einen Radlagerschaden. Das Auto lief wie am Schnürchen, dann hat Lance Vibrationen gespürt. Das ist so bitter."

Der Heico-SLS ging nach einer schnellen Reparatur wieder auf die Strecke, wurde am Ende auf Platz sieben gewertet. Eine starke Show bot Farnbacher trotz des großen Pechs: Das Team arbeitete sich mit Toprunden noch auf Platz acht voran.

Lietz nur auf Platz 28

Im Vorjahr musste man mit dem Hybrid-Porsche zwar einenAusfall hinnehmen, lag davor aber in Führung. Heuer kamen Richard Lietz und seine Teamkollegen Jörg Bergmeister, Marco Holzer und Patrick Long nicht über Platz 28 hinaus.

Dabei hat das Rennen sehr vielversprechend begonnen. Der Porsche mit der Nummer 9 war als eines der wenigen Spitzenfahrzeuge auf feuchter Strecke mit Slicks auf die Strecke gegangen.

Die ersten Runden waren dementsprechend kritisch im starken Verkehr der Anfangsphase. Die Entscheidung erwies sich jedoch als goldrichtig, denn es trocknete zusehends ab und so konnte Startfahrer Jörg Bergmeister schon bald die Führung übernehmen.

Nach 4:30 Stunden musste der Hybrid Porsche aber außerplanmäßig an die Box: Ein Flansch des Differentials war gebrochen, die Reparatur kostete sechs Runden.

Ein weiterer Reparaturstopp kostete viel Zeit und von Platz 105 machte man sich an die Aufholjagd. Es gab extrem viele Unfälle auf der Nordschleife und durch die vielen gelben Flaggen war es noch schwieriger, verlorenes Terrain aufzuholen.

Am Vormittag, man war schon bis unter die Top 30 nach vorne gefahren, wurde Patrick Long beim Überrunden im Bereich Schwedenkreuz von einen langsameren Konkurrenten touchiert. Der daraus resultierende Highspeed-Dreher hatte aber außer einem unplanmäßigen Reifenwechsel glücklicherweise keine weiteren Folgen. Der mit vier Werksfahrern besetzte Elfer mit innovativem Antriebskonzept hatte eine eindrucksvolle Leistung gezeigt, auch wenn es beim zweiten Start beim Langstrecken-Klassiker in der Eifel nicht zum erhofften Spitzenplatz reichte.

Noch schlimmer Martin Ragginger, der das Rennen nur auf Platz 76 beenden konnte.

Großer Sport

Die 250.000 Fans (offizielle Angabe der Veranstalter) bekamen 24 Stunden lang großen Sport geboten, der intensive Kampf der Hersteller auf Augenhöhe blieb jedoch aus.

Dies lag weniger an den Einstufungen der verschiedenen Modelle und Klassen, sondern vielmehr am Rennglück, oder Pech. Die Fans durchlitten nicht nur sportliche Spannung, sondern auch die typischen Eifel-Kapriolen: Regen, Kälte, aber auch Sonne und Wärme am Sonntag.

Ergebnis

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