Tourenwagen-WM: China | 18.11.2011
Ein Duell auf Messers Schneide
WM-Underdog Rob Huff bezwang seinen Titelrivalen Yvan Muller im Kampf um die Pole Position in Macau; heftiger Unfall von Volvo-Pilot Robert Dahlgren.
Der Kampf um den Fahrertitel in der WTCC nimmt weiter an Fahrt auf: Im Qualifying von Macau lieferten sich die beiden verbleibenden Meisterschaftsanwärter Rob Huff und Yvan Muller (beide Chevrolet) ein beinhartes, aber unheimlich spannendes Duell um die Pole Position. Der Herausforderer behielt die Oberhand: Huff geht am Sonntag vor seinem Stallgefährten Muller in das vorletzte Rennen des Jahres.
Muller musste sich letzten Endes um knappe zwei Zehntel geschlagen geben, hat als Zweiter aber trotzdem gute Karten. Schwierig wird es für den WM-Favoriten jedoch in Lauf zwei: Huff fährt dann von Platz drei los, während Muller nur als Achter an den Start geht. Für Spannung ist beim großen Saisonfinale der Tourenwagen-WM also gesorgt – auch auf den weiteren Positionen.
Aus deutschsprachiger Sicht brachte der Macau-Freitag gemischte Ergebnisse mit sich: Franz Engstler (BMW) landete in Q1 auf dem zehnten Platz und sicherte sich damit die Pole Position für das zweite Rennen. Gar nicht am Start war im Qualifying Fredy Barth (Seat). Der Schweizer hatte am Vormittag einen schweren Unfall und musste zur Untersuchung im Krankenhaus.
Q1: Menu vom Verkehr lahmgelegt
Das Qualifying auf dem Guia Circuit von Macau – bei Stadtevents werden die beiden Sessions um je 50 Prozent verlängert – begann zunächst recht unspektakulär, denn die beteiligten Fahrer kamen ohne größere Ausrutscher über die Runden. Gabriele Tarquini (Seat) markierte in 2:34,085 eine erste Richtzeit, die allerdings rasch und deutlich von der Konkurrenz unterboten wurde.
Yvan Muller drückte den Bestwert auf 2:33,353, ehe Darryl O'Young seinen Markenkollegen in 2:33,177 von Platz eins verdrängte. Robert Dahlgren (Volvo) war anschließend noch einmal drei Zehntel besser und setzte in 2:32,881 den Schlusspunkt unter die Zeitenjagd in Q1. Ein Konter war danach nicht mehr möglich, denn plötzlich gab es gelbe Flaggen.
Der Grund dafür: Im Mittelsektor war Alain Menu (Chevrolet), zu diesem Zeitpunkt nicht in den Top 10 liegend, im Verkehr hängengeblieben – buchstäblich. Der Schweizer hatte es gleich mit mehreren Rivalen zu tun und kollidierte schließlich mit André Couto (Seat), wobei sich Menu einen Schaden an seinem rechten Vorderreifen einfing. Damit konnte der Routinier nur noch zur Box zurückhumpeln.
Engstler auf der Pole für Lauf zwei
Bei nur noch rund zwei Minuten auf der Uhr war klar: Ein Chevrolet aus dem Werksteam würde es nicht in die zweite Quali-Runde schaffen – Macau hatte wieder einmal zugeschlagen. Hinter Dahlgren und O'Young zogen Muller, Couto, Mehdi Bennani (BMW), Tarquini, Tom Coronel (BMW), Rob Huff (Chevrolet), Michel Nykjær (Seat) und Franz Engstler in die zweite Session ein.
Der Deutsche geht somit am Sonntag, wenn die WTCC ihren letzten Lauf des Jahres bestreitet, von der Pole Position ins Rennen. Eine sehr gute Ausgangslage sicherte sich auch Huff, der beim Qualifying richtig zockte und sich im zweiten Rennen als Dritter auf den Weg zur gefürchteten Lisboa-Kurve machen wird. WM-Spitzenreiter Muller, der nur noch Huff zu fürchten hat, startet Lauf zwei nur als Achter.
Einen Achtungserfolg erzielte Bennani – nach zuletzt recht starken Leistungen fuhr der Nord-Afrikaner in Q1 sicher in die Top 10 und platzierte sich im Mittelfeld. Dadurch stehen die Chancen gut, dass er sich – ähnlich wie Engstler und Huff – speziell im zweiten Sprintrennen noch einmal gut in Szene setzen kann. Zunächst stand für die verbliebenen zehn Piloten aber das Top-10-Finale auf dem Programm.
Q2: Abbruch nach Volvo-Crash
Die zweite Einheit des Qualifyings hatte kaum begonnen, da musste sie auch schon unterbrochen werden: Dahlgren war mit seinem Volvo C30 im Streckenteil Paiol verunglückt und fast frontal in die Leitplanken gekracht. Das Fahrzeug wurde wieder zurück auf den Kurs geschleudert und fing im Motorraum sofort Feuer, sodass die Streckenposten von Macau erneut ihre Löschqualitäten beweisen mussten.
Im Gegensatz zu Fredy Barth am Vormittag konnte sich Dahlgren trotz einer Handverletzung aus eigener Kraft aus dem Cockpit befreien und war schon hinter den Leitplanken, als die Räumungstrupps anrückten, um den havarierten Rennwagen abzutransportieren. Eine Rundenzeit hatte zu diesem Zeitpunkt noch kein Auto markiert, also nahmen die verbliebenen neun Piloten alle einen neuen Anlauf.
Allerdings erst nach einer längeren Unterbrechung, denn die Unfallstelle im zweiten Sektor muste erst wieder renntauglich gemacht werden. Die Streckenposten rückten dem ausgelaufenen Öl mit Bindemittel und Säuberungsmaschinen zuleibe, was viele Minuten in Anspruch nahm. Als die Rennleitung letztlich ihr Okay gab, setzte in der Spielerstadt Macau langsam aber sicher die Dämmerung ein.
Muller und Huff kämpfen um die Pole
Die erneut auf 15 Minuten angesetzte Session fand nach rund einer halben Stunde ihre Fortsetzung, und Muller und Huff machten sofort ernst: Der WM-Spitzenreiter knallte 2:32,027 auf den macanesischen Asphalt, Huff folgte in 2:31,868 und entschied das erste Duell klar für sich. Danach bog das Chevrolet-Duo in die Box ab und holte sich noch einmal frische Reifen.
Das Spiel begann von vorne: Muller legte vor, Huff folgte ihm mit geringem Abstand. Es war ein starker Zweikampf auf hohem Niveau, denn beide Fahrer verbesserten sich noch einmal massiv: Muller kam nach 2:31,149 über die Linie, doch Huff hatte schon bei den Zwischenzeiten einen Vorteil gehabt – nochmals Bestzeit! Der Brite fuhr in 2:30,881 klar auf Platz eins.
Hinter dem Spitzenduo sicherte sich Tarquini mit ganzen 1,266 Sekunden Rückstand den dritten Rang vor O'Young und Coronel. Bennani, Couto, Nykjær, Engstler und der gecrashte Dahlgren komplettierten das Klassement von Q2. Nun heißt es erst einmal Geduld haben: Die WTCC pausiert in Macau traditionell am Samstag und geht erst am Sonntag wieder auf den Guia Circuit.
Ergebnis Q1 = Startaufstellung R2, Top 10 gestürzt:
1. Robert DAHLGREN Volvo C30 Drive 2:32,881
2. Darryl O'YOUNG Chevrolet Cruze 1.6T 2:33,177
3. Yvan MULLER Chevrolet Cruze 1.6T 2:33,353
4. André COUTO Seat León 1.6T 2:33,954
5. Mehdi BENNANI BMW 320 TC 2:33,976
6. Gabriele TARQUINI Seat León 1.6T 2:34,085
7. Tom CORONEL BMW 320 TC 2:34,171
8. Robert HUFF Chevrolet Cruze 1.6T 2:34,224
9. Michel NYKJÆR Seat León 1.6T 2:34,232
10. Franz ENGSTLER BMW 320 TC 2:34,232
11. Tiago MONTEIRO Seat León 1.6T 2:34,320
12. Norbert MICHELISZ BMW 320 TC 2:34,526
13. Alain MENU Chevrolet Cruze 1.6T 2:34,804
14. Kristian POULSEN BMW 320 TC 2:35,131
15. Javier VILLA BMW 320 TC 2:35,321
16. Pepe ORIOLA Seat León 1.6T 2:35,466
17. Aleksei DUDUKALO Seat León 1.6T 2:36,694
18. Charles NG BMW 320 TC 2:39,822
19. Gary KWOK BMW 320 TC 2:41,598
20. Joseph MERSZEI BMW 320si 2:42,042
----------- langsamer als 107 % der Bestzeit -----------
MAK Ka Lok BMW 320si 2:43,810
Filipe DESOUZA Chevrolet Lacetti 2:44,720
Philip MA BMW 320si 2:48,067
KUOK Io Keong Chevrolet Lacetti 3:05,627
Ergebnis Q2 = Startaufstellung R1:
1. Robert HUFF Chevrolet Cruze 1.6T 2:30,881
2. Yvan MULLER Chevrolet Cruze 1.6T 2:31,149
3. Gabriele TARQUINI Seat León 1.6T 2:32,147
4. Darryl O'YOUNG Chevrolet Cruze 1.6T 2:32,519
5. Tom CORONEL BMW 320 TC 2:33,825
6. Mehdi BENNANI BMW 320 TC 2:34,355
7. Andre COUTO Seat León 1.6T 2:34,363
8. Michel NYKJÆR Seat León 1.6T 2:34,498
9. Franz ENGSTLER BMW 320 TC 2:34,876
10. Robert DAHLGREN Volvo C30 Drive -:--,---