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Der Sturm von Natschbach

Gleich zwei motorline.cc-Redakteure griffen beim vierten Lauf des Stock Car Cups in das Volant eines Volvo und erlebten ihr „braunes Wunder“.

Michael Hintermayer & Michael Noir Trawniczek
Fotos: Walter Vogler/Weitsicht.cc

Um eines vorwegzunehmen: Von Natur aus bin ein Fan von leichtgewichtigen, leichtfüßigen Wagen. Ich liebe es mit diversen Derivaten wie Lotus Elise und anderen Vertretern der „das braucht keiner, raus damit-Fraktion“ Kreise um tonnenschwere SUV´s zu ziehen und Kurven schneller zu fahren als man es sich erträumen lassen würde. Die Einladung für das ORF-Motorsportteam mit einem Volvo von GP Racing am Stock-Car-Rennen in Natschbach teilzunehmen stellte daher eine besondere Herausforderung dar. Zum ersten Mal im Volvo, zum ersten Mal Sandbahn und das erste Mal „Kontaktsport“. Doch Herausforderungen sind da um angenommen zu werden, außerdem spornte mich der Start von Michael Noir Trawniczek zusätzlich an, zu einem „motorline-Duell“ war es bisher noch nie gekommen.

Der 740er Volvo macht optisch einen eher trägen Eindruck. Große Überhänge an Front und Heck, der lange Radstand und die wuchtig, ausladende Form der Karosserie lassen den „Elch“ brav und unzerstörbar erscheinen. Doch schon im Training stellte sich heraus, dass der Volvo, wenn man ihn mit der nötigen Gasstellung (Kick-Down) in die Kurven der 400 Meter langen Sandbahn fliegen lässt ein treuer Gefährte ist und dazu noch richtig schnell.

Im ersten Trainingslauf noch etwas zurückhaltend, nahm ich mir für den zweiten Lauf mehr „Mut zur Unvernunft“ und schnellere Zeiten vor. Was folgte waren die „Runden meines Lebens“. Eine Stunde vor Beginn setzte der Regen ein und schnell änderte sich der Name des Veranstaltungsortes von Natschbach auf „Gatschbach“.

Schon beim Start hatte ich das Gefühl, mehr von der Sandbahn im Gesicht (dem Visier) als unter den Rädern zu haben. Acht Runden im absoluten Blindflug folgten, noch nie hatte ich die Zielflagge so sehr herbeigesehnt, obwohl das Fahren auf dem mehr als schwierigen Terrain wirklich Spaß gemacht hat. Mein Ziel, den Stock-Car-Volvo so heil wie möglich zurückzubringen und alle Läufe zu absolvieren endete im Finale. Nach einem gröberen „Feindkontakt“ zog es mir den rechten hinteren Reifen von der Felge und das Heck des Volvo war nicht mehr zu kontrollieren. Meine Ambitionen auf gute Platzierungen hatte ich schon im Training im Sand von Natschbach begraben, aufgrund der Unfahrbarkeit des Volvo verliefen auch meine Ambitionen durchzuhalten quasi in der Sandbahn. Kurz nachdem sich der Reifen von der Felge verabschiedet hatte und ich einsah, dass es keinen Sinn mehr macht weiterzufahren kam die Konkurrenz dahergeflogen und nahm mich in die Mangel - Ende der Vorstellung.

Trotzdem war es ein Erlebnis, dass ich nicht missen will, denn so viel Spaß zu einem günstigen Preis gibt es fast nirgends und für die Zuseher, die trotz der Fußball-WM und dem Gewitter am Nachmittag zahlreich die Ränge füllten, gab es wieder Action am laufenden Band. Ich möchte mich auf diesem Wege bei Georg Gschwandner, dem Mastermind des Volvo Stock Car Cups für den perfekt vorbereiteten Elch bedanken und muss vor einem Mann meinen Hut ziehen – Otto Lehr.

Er war mein „Angstgegner“, denn seine Art den Volvo durch die Kurven fliegen zu lassen treibt das Publikum regelmäßig zu Begeisterungsstürmen hin, die spektakuläre Fahrweise spiegelt sich aber auch in den Rundenzeiten wieder. Trotz seiner beherzten Fahrweise ist er im Rennen selbst ein echter Gentleman, denn ab dem ersten Rennlauf wusste ich, dass wenn ein dumpfer Schlag meinen Wagen plötzlich beschleunigte, der Otto vorbei will und konnte so rechtzeitig „die Bahn räumen“. Trotz der gebotenen Härte gibt es auch auf dem Schlamm-Oval Gentleman-Driver. Mein Kollege Michael Noir Trawniczek zieht ein ähnliches Resümee:

„Nach einem quasi geerbten dritten Final-Rang am letzten Wochenende eines der bislang schwierigsten Wochenenden. Der Schlamm im ersten Rennen war sagenhaft: Mit einem Schlag null Sicht, aber wirklich null! Das Wischen bringt gar nichts – und auch ohne Brille ist es unfassbar, wenn die „Welle“ daherkommt und dir mitten ins Gesicht prescht. Zum blinden Fahren fehlen mir ganz ehrlich die Eier. Aber auch ohne Blindheit war es diesmal wirklich schwierig – obwohl ich so motiviert war, wie nie zuvor. Lustig, dass auch motorline.cc-Kollege Michael Hintermayer im Feld vertreten war – zu einem Duell kam es freilich nicht, wir hatten wohl immer anderes zu tun."

"Von den Platzierungen her hatte Michael ein bisschen mehr Glück, ich tröste mich mit der um eine Zehntelsekunde schnelleren schnellsten Runde. Nur: Die liegt immer noch 1,3 Sekunden über der Bestmarke von Otto Lehr. Und dann ist es auch kein Wunder, wenn wir Rennen für Rennen versägt werden – das heißt: Weiterfeilen an der Fahrtechnik. Im Spaßhaben sind wir bereits ganz gut dabei – und ich finde es schön und wichtig, dass die Crew vom ORF-Motorsportteam diesmal dabei war. Denn der Stockcar-Sport hat es verdient – die Fans kommen hier wirklich voll auf ihre Rechnung. Und es werden immer mehr Fans, die nach Natschbach kommen!“

"Und wer jetzt selbst auf den Geschmack gekommen ist, selbst ins Lenkrad zu greifen - am 2.August gibt es bei einem Schnuppertag in Natschbach die Gelegenheit dazu. Um 25 Euro kann man acht Runden im Stock Volvo drehen. Weitere Infos dazu auf www.gpracing.at."

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