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Baumann: „Man muss ein wilder Hund sein“

Kurz vor dem Startschuss auf der Nordschleife stand der Tiroler BMW-Werksfahrer Dominik Baumann motorline.cc Rede und Antwort.

Fabian Bonora
Fotos: BMW-Motorsport

Dieses Wochenende fällt der Startschuss zum 43. 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, ein Moment auf den sich die ganze Motorsport-Welt freut. Auf internationaler Ebene ist die Nordschleife für viele Fans und Zuschauer sogar einmaliger als die 24 Stunden von Le Mans. Wir haben mit Dominik Baumann über seine Ziele, die Faszination und die Tempolimits gesprochen.

Faszination Nordschleife – für Dominik Baumann bleibt die Nordschleife einzigartig. Der 22-Jährige Tiroler ist auch dieses Jahr wieder am Start und wird für das BMW Sports Trophy Team Schubert den BMW Z4 GT3 mit der Startnummer 20 pilotieren. Gemeinsam mit Dominik werden Claudia Hürtgen, DTM-Pilot Martin Tomczyk und ADAC-GT-Masters-Kollege Jens Klingmann den Z4 um die Nordschleife prügeln, und es gibt nur ein Ziel: der Sieg beim wohl härtesten Rennen der Welt.

Dominik, besser hätte es nicht laufen können. Ihr habt das Qualifikationsrennen gewonnen und seit nun automatisch auch für das Top-30-Qualifying, wie war die Generalprobe?
Dominik Baumann: Es lief alles perfekt. Beim Rennen waren wir immer gut dabei und wir sind sehr stolz, dass wir gewonnen haben. Die Schlussphase war sehr eng, der Ausfall des Mercedes war unglücklich, aber wir haben uns keine Fehler erlaubt. Aber für uns ist das 6-Stunden-Rennen ein Test für das 24er. Testen ist während der Saison sehr schwierig, deswegen sind wir alle froh um jeden Meter, den wir testen können.

Wie sieht die Vorbereitung für so ein Event aus, gibt es Unterschiede zu den anderen Langstreckenrennen?
DB: Es ist was ganz anderes. Man ist schon viel früher vor Ort als bei anderen Rennen. Es ist trotzdem schwer sich vorzubereiten, eine spezielle Vorbereitung für das 24-Stunden-Rennen habe ich nicht. Wir hatten noch die Autopräsentation in Düsseldorf, allerdings im lockeren Rahmen. Die Nürburgring-Nordschleife ist immer was ganz spezielles. Zu viel spezialisieren darfst du dich aber auch nicht, man muss wissen was man macht!

Ist dieses Wochenende dein Saison-Highlight?
DB: Eigentlich schon, es ist bereits mein drittes 24h-Rennen am Nürburgring, das ist natürlich was Besonderes. Was mich immer noch fasziniert ist der Aufwand den die Werke und Teams betreiben, aber auch wir Fahrer. Man freut sich schon mehr auf das 24er. Es kommt aber auch auf viel mehr Sachen drauf an, wie zum Beispiel bei einem ADAC GT Masters Rennen. Jede Runde die man fährt, ist etwas besonderes. Wenn man da (nach der Grand-Prix-Strecke, Anm. d. Redaktion) links Richtung Nordschleife einbiegt, das kann man einfach nicht beschreiben.

Ein Thema das den ganzen Motorsportzirkus beschäftigt: Die Tempolimits am Flugplatz, Schwedenkreuz und Döttinger Höhe. Aber wie fühlt sich das eigentlich für den Fahrer im Rennauto an?
DB: Vergleichen kann man's mit Rad fahren, als würde man einfach eine Pause machen. Für uns Fahrer ist es komisch, das denken auch andere. Aber extrem konzentrieren, muss ich mich nicht. Auch hab ich Hilfsmittel in meinem Z4, wir haben ein eigenes System entwickelt. Ich beschleunige normal bis zur Beschilderung und dann drücke ich den Speedlimiter-Knopf, der hält dann die Geschwindigkeit von 200 oder 250 km/h. Auf dieses System kann man sich verlassen! Und Überholverbot gibt es ja keins, das ginge auch nicht anders. 250 ist schon schnell, also wir dürfen nicht vom Gas gehen oder so, störend ist's nicht. Für uns im BMW ist es eher ein Vorteil, weil wir nicht den größten Top-Speed haben. Ich find die Lösung aber gut, sodass wir überhaupt fahren dürfen!

Ist es wohl eher nur eine Zwischenlösung?
DB: Schon eher. Das Wort „Speedlimit“ klingt immer blöd, auf die Rennstrecke passen die Schilder nicht wirklich, auf Dauer muss man sich was einfallen lassen. Diese Entscheidung fällen aber andere. Aber nochmal, schnell ist es trotzdem! Wir wurden sogar nochmal um fünf Prozent in unserer Leistung gedrosselt.

Welche Ziele verfolgst du für das diesjährige Rennen?
DB: Ziel ist ganz klar der Sieg, dazu sind wir in der Lage. Es ist das letzte Jahr vom Z4 und wir wollen einen gebührenden Abschied. Wir fahren um zu gewinnen, aber die anderen Teams schlafen natürlich nicht. Wir hoffen, dass wir am Anfang gut durchkommen. Im 6h-Qualifikationsrennen haben wir ja gewonnen, aber erst beim 24-Stunden-Rennen legen alle dann die Karten auf den Tisch! Wir können sicher gut mithalten, das wichtigste ist es keine Fehler zu machen, das ist auf der Nordschleife besonders schwer. Durchkommen kann man nie vorhersehen.

Wer sind eure stärksten Gegner? Hast du jemanden auf der Rechnung?
DB: Audi hat natürlich wieder großes Potenzial zu gewinnen. Ob die neuen Autos durchhalten, ist sicherlich ein Thema, 24-Stunden-Tests sind ja nicht möglich. Trotzdem, alle sind super aufgestellt. Von jeder Marke gehören mindestens zwei Autos dazu, die ab der Rennmitte um den Sieg mitkämpfen! Alle 24-Stunden-Rennen sind extrem, es hängt auch viel vom Fahrer ab.

Apropos Fahrer, wie steht es um eure Fahrerpaarung?
DB: Die ist wirklich super, die Kombination ist sehr stark. Martin ist ein wilder Hund, Claudia ist sehr erfahren, Jens und ich kennen uns eh schon länger. Wir sind zwar jung, aber haben auch schon viel Erfahrung! Wichtig sind konstante Runden, den brutalen „Speed“ lass ich weg! Ich fahr gut fünf bis acht Sekunden langsamer, aber dafür fahr ich das Tempo länger und konstanter. Wichtig ist auch ein variabler „Speed“, der muss sich an die Strategie anpassen. Es ist doch ein extremer Unterschied, besonders für die Belastung des Autos, ob man jetzt fünf Sekunden langsamer fährt.

Das letztjährige 24h-Rennen war fast ein Sprintrennen. Stehen die Chancen dafür heuer ähnlich?
DB: Die erste Stunde war extrem, ich habe mir immer gedacht 'Gott sei Dank fahren wir noch'. Es war auch viel Gelb. Viele der schnellen Autos waren schon ausgefallen und nach vier Stunden war es für uns nur mehr ein Sprintrennen, da gab es nur volle Attacke! Für dieses Jahr ist es schwer zu sagen. Man wird es besonders ab der Rennmitte sehen, wer da noch dabei ist hat große Siegchancen. Doch auf der Nordschleife kann in jeder Sekunde alles schief gehen.

Die Stimmung in den Fan-Zonen, besonders am Brünnchen, ist einzigartig, hat man als Fahrer Zeit einen kurzen Blick zu erhaschen oder stören die Lichter und Feuerwerke vielleicht?
DB: Ein bisschen bekommt man das schont mit, besonders wenn's dämmrig wird. Bei der ersten Abendrunde muss man sich dran gewöhnen. Manchmal blenden einen die Lichter oder Kamerablitze, man erschrickt sich vielleicht ein bisschen. Was schlimm war: bei meinem ersten 24er auf einem Toyota GT86 haben mich die Blitze etwas irritiert. Ich wurde von vorne fotografiert und ich hab voll in den Blitz geschaut. Ich dachte nur so: 'Haben dich mich jetzt „geblitzt“?!'. Wie bei der Radarkontrolle auf der Autobahn. Das war kurz ungewöhnlich. Es ist schon hell, aber ab der zweiten Runde kein Problem mehr.

Die Nordschleife bietet wohl das umfangreichste Wetterspektrum. Egal ob Regen, Nebel, Sonnenschein, Gewitter oder sogar Schnee – hast du ein Lieblings- oder Hasswetter?
DB: Regen ist nicht ganz mein Fall, das Limit finden ist da das Problem. Das ist extrem schwer. Ich muss sagen ich bin noch nicht so viel in der Nacht gefahren. Letztes Jahr bin ich die Nacht gefahren, das war cool, es wurde erst sehr spät dunkel, so um halb elf. Ich bin dann erst wieder in der Früh gefahren, aber in der Nacht muss man der wildere Hund sein. Das mag man entweder, oder man muss daran arbeiten!

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