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WEC: Spa-Francorchamps Buemi, Davidson, Nakajima, Toyota TS040, Spa, WEC 2015

Toyota vor den 24h in der Krise

Die Japaner sind in der WEC-Saison 2015 Audi und Porsche bislang klar unterlegen: Wie groß ist ihr Rückstand vor Le Mans tatsächlich?

Toyota hat sich nach Gewinn der Langstrecken-WM 2014 ein klares Ziel gesetzt – in diesem Jahr soll endlich der ersehnte Le-Mans-Sieg her. Nimmt man allerdings die Ergebnisse der Testfahrten in Le Castellet und der bisherigen Rennen in Silverstone und Spa-Francorchamps als Grundlage, wird deutlich, dass die Japaner sportlich klar im Hintertreffen sind. Audi und Porsche haben das Team von Alex Wurz jeweils auf ihre ganz eigene Art überflügelt.

Beim Prolog auf dem Circuit Paul Ricard Ende März agierte Toyota vorsichtig. Man wollte die Karten noch nicht aufdecken, daher wurde der erhebliche Rückstand auf Porsche von rund zwei Sekunden nicht allzu ernst genommen – immerhin hatte sich das Kölner Team auch im Vorjahr an gleicher Stelle nicht gerade als haushoher Favorit präsentiert. In Silverstone zeigte sich anschließend jedoch, dass Toyota wirklich einen erheblichen Rückstand auf die Spitze hat.

2014 konnte Toyota annähernd auf Augenhöhe mit Audi agieren, Porsche hatte man auf der britischen Strecke jederzeit im Griff. Im Mittelsektor mit seinen schnellen Kurvenkombinationen verlor man auf den abtriebsstarken Audi damals nur gut eine halbe Sekunde, in diesem Jahr war es fast eine ganze Sekunde. Im Vergleich der Topspeeds hat sich unterdessen wenig verändert. Porsche war in Silverstone fast 20 km/h schneller als Audi und Toyota, die in etwa auf gleichem Niveau unterwegs waren.

Beim Rennen in Spa-Francorchamps war Toyota im Vergleich der besten Rennrunden nahezu im Nirgendwo. Der schnellste Umlauf im TS040 gelang Anthony Davidson in 1:59,928 Minuten. Brendon Hartley war im Porsche um 1,556 Sekunden schneller, André Lotterer im Audi um 1,532 Sekunden. Im Vorjahr hatte Toyota die Tabelle der besten Rundenzeiten im Spa-Rennen noch angeführt. Damals hatte vor allem Audi diesbezüglich einen erheblichen Nachteil gehabt.

2014 konnten die Japaner im ersten und dritten Sektor bestens mit Porsche mithalten, im Mittelsektor mit vielen mittelschnellen Kurven war man rund 1,3 Sekunden langsamer als Audi. Heuer wird beim Blick auf die einzelnen Abschnittszeiten klar, dass Toyota gleichsam links und rechts von der Konkurrenz überholt wurde. Porsche war allein im ersten Sektor rund eine Sekunde schneller, im dritten Sektor verlor Toyota noch einmal eine halbe Sekunde. Audi baute den Vorsprung im mittleren Abschnitt somit auf mindestens 1,5 Sekunden aus.

Fazit: Toyota hat offenbar immer noch ein gutes Allroundpaket, das auf allen Streckenabschnitten solide Zeiten zulässt, aber die Konkurrenten haben ihre jeweiligen Stärken dermaßen ausgebaut, dass die Japaner stets einen der Gegner vor der Nase haben. Audi hat intensiv an der Aerodynamik gefeilt und die große Stärke, den Abtrieb, weiter ausgebaut; Porsche lässt die Rivalen auf langen Geraden und in Beschleunigungsphasen noch mehr stehen als in der Saison 2014.

"Wir können nicht zufrieden sein, weil wir davon ausgegangen sind, näher dran zu sein", gibt TMG-Geschäftsführer Rob Leupen im Gespräch mit Autosport zu. "Wir sind schneller als im vergangenen Jahr, aber es reicht nicht. Wir fahren nun als Außenseiter nach Le Mans." Ob es die Japaner an der Sarthe wirklich so schwer haben werden, wird sich freilich erst zeigen. Nur Audi hat bislang sein Le-Mans-Paket zum Einsatz gebracht. Man darf gespannt sein, welche spezielle 24h-Spezifikation in den Windkanälen von Toyota entwickelt wurde.

Die Aerodynamik für das 24-Stunden-Rennen in Frankreich werde man optisch durchaus erkennen können, meint TS040-Projektleiter John Litjens. Die Bauteile für geringeren Abtrieb sind bereits ausgiebig getestet worden, in der kommenden Woche wird man zwei weitere Tage in Spa-Francorchamps fahren; allerdings ist beim Test für Nakajima-Ersatzmann Kamui Kobayashi keine allzu große Kilometerleistung geplant.

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