FIA-GT Mugello: Qualifying | 16.09.2006
...und auf Sonnenschein folgt wieder Regen
Meinung eines Einheimischen zum Wetter: „Regenwolken ziehen hier oft vorbei, aber wenn es hier einmal regnet, dann regnet es eine Woche lang.“
Nach dem Vormittagstraining zur FIA-GT-Meisterschaft begann es zu regnen. Hoffentlich liegen auch Einheimische in ihrer Prognose manchmal falsch.
Bad news brachte der Samstag – zunächst - für den Maserati der italienischen Scuderia PlayTeam. Der sonst in der italienischen Meisterschaft aktive MC12 kehrte auf einem Tieflader in die Boxengasse zurück. Schäden am Front- und Heckbereich des blitzblauen Renners deuteten einen High-Speed-Dreher in die Leitschienen an. Zum Glück sind die Auslaufzonen in Mugello sehr großzügig, und es gibt – im Gegensatz zu den Formel-1-Strecken – noch Kiesbetten, die die Autos wirklich abbremsen.
Die Mannschaft Nr. 40 (Giannoccaro/Pierguidi/Vilander) wurde auf dem 6. Platz gewertet, noch einen Rang vor dem DBR9 der RaceAlliance. Karl Wendlinger erläutert die Getriebeschwierigkeiten am österreichischen Aston: „Es gibt bei der sequentiellen Schaltung einen eigenen Hebel für das Einlegen des Leerlaufes; dort war ein Seilzug zu straff angezogen, das Getriebe ist manchmal zwischen zwei Gängen hängengeblieben.“
Dem Team blieb nichts anderes übrig, als das Getriebe zu zerlegen und auf Schäden zu untersuchen. Ein beschädigter Synchronring wurde diagnostiziert, bis zum Qualifying war alles wieder behoben.
Am Steuer war Karl Wendlinger, der auch im Rennen zwei Stints fahren wird. Lange Zeit auf dem dritten Gesamtrang, rutschte der Aston Martin in Red Bull-Farben noch unmittelbar vor Schluß zurück auf Platz 5 und stellt sich morgen in der dritten Startreihe auf.
Beim GT2-Team der RaceAlliance fehlt durch den Motorentausch auf die kleinere 3,6-Liter-Maschine jetzt Drehmoment, das auf der Berg-und-Tal-Strecke von Mugello dringend benötigt würde. Die Fahrer sehen die Situation mit Galgenhumor: „Zumindest dürfen wir jetzt wieder ordentlich Gas geben…“ – um nämlich mit den stärkeren 3,8-Liter-Porsche mithalten zu können.
Dafür war am Porsche 996 GT3-RSR noch vor dem Qualifying ein Getriebewechsel fällig. Thomas Gruber kam im Training nicht zum Fahren: „Das alte Getriebe hat uns schon seit zwei Monaten Ärger gemacht, jetzt haben die Räder blockiert“. – Porsche stellte leihweise ein neues Getriebe zur Verfügung.
Es war eine hektische Session, mit einem Beginn auf nasser Piste; aber nach kurzer Zeit war es dann wieder Zeit für Slicks. Wer rasch genug auf Trockenreifen wechselte, hatte die Nase vorn. Kurze Zeit war der GT2-Ferrari von Andrew Kirkaldy auf dem zweiten Platz insgesamt.
In den letzten Minuten des Qualifyings sorgte Sascha Bert im Saleen S7R des Zakspeed-Teams für das große Feuerwerk: Nach einigen Mißgriffen mit der Reifenwahl wurde das Auto in den letzten Minuten von den Stewards auf die Waage gerufen. Damit ging der Deutsche genau sechs Sekunden vor dem Ende der Session auf eine letzte schnelle Runde – und schaffte im Tiefflug noch den zweiten Platz.
Übertrumpft wurde er nur noch von einem, der die Strecke wie seine Westentasche kennt: Andrea Bertolini hat hier sozusagen sein Büro, als Ferrari- und Maserati-Tester hat er in Mugello bereits ungezählte Kilometer heruntergekurbelt. Er war über diesen Erfolg beim Heimat-Rennen regelrecht gerührt. Dennoch gab es zwischen den beiden Teams nach dem Rennen einen recht grimmigen Wortwechsel.
Bertolini beschwerte sich über einen recht expliziten, Maserati-feindlichen Aufkleber am Heck des Saleen (der genaue Inhalt soll hier verschwiegen werden). Sascha Bert wiederum machte einige Anmerkungen zur Fahrweise der Maserati-Piloten. Ungetrübt gute Laune gab es nur beim Drittplatzierten: der Finne Toni Vilander qualifizierte den im morgentlichen Training so vehement verbogenen PlayTeam-Maserati nach hektischer Reparatur für die zweite Startreihe.
In der kleinen Klasse absolvierte RaceAlliance-Pilot Gruber nach dem Getriebewechsel lediglich einen (zufrieden stellenden) Funktionstest, der Porsche 996 geht vom 23. und letzten Startplatz ins Rennen. Vorneweg wie erwartet die Ferrari: Scuderia Ecosse hatte mit Andrew Kirkaldy die Nase vor den italienischen Teams AF Corse (Jaime Melo) und BMS Scuderia Italia (Ex-F1-Fahrer Mika Salo). Auch zwischen diesen Teams hing der Haussegen in der Vergangenheit sehr schief, deshalb herrschte im Lager des schottischen „Nationalteams“ große Genugtuung.
Das Mugello Supercar 500 startet morgen um 13 Uhr 30.