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„Es ist toll, schneller zu sein als die anderen…“

Beide Rennen in Anderstorp waren nach heftigem Regen eine Reifenlotterie, Chevrolet war zweimal erfolgreich – aber mit einer Kontroverse.

Johannes.Gauglica@motorline.cc

Idente Ausgangsbedingungen für beide WTCC-Rennen auf der „patinierten“ Strecke in Anderstorp: Kurz vor dem Start heftige Regenfälle, das Rennen selbst dann auf auftrocknender Strecke – in Lauf 1 kam am Schluss noch ein erfrischender Regenguss hinzu. Dementsprechend gab es die verschiedensten Reifen-Fahrwerks-Kombinationen quer durchs Feld. Konstant war nur eines: Die schlechte Leistung der BMW.

Lauf 1: Chevy

Während die Star-Truppe aus Bayern keine Rolle spielte (bester BMW-Mann war der Privatier Luca Rangoni), hatte vor allem Chevrolet ein tolles Wochenende. Am Start zu Lauf 1 konnte Tiago Monteiro seine Pole Position nicht nutzen und fiel ein paar Plätze zurück, zeitweise glänzte Jordi Gené im Diesel-Seat, er war sogar auf Platz 3. Dann fiel er wieder weit zurück - sein Rennverlauf war typisch für die fast im Minutentakt wechselnden Bedingungen, die die Reihung immer wieder durcheinander schmissen. Vorneweg ein Chevrolet – jedoch nicht der aus Reihe 1 gestartete Nicola Larini.

Rob Huff übernahm vom sechsten Startplatz ohne viel Zaudern die Initiative und setzte sich deutlich ab. Sein Geheimnis: Gebrauchte, in den Trainings bereits ordentlich abgenudelte Regenreifen. In dne letzten Runden wären Slicks goldrichtig gewesen, die hatte Monteiro, er stürmte wieder in Richtung Spitze und hatte im Ziel nur sieben Zehntel Rückstand auf Huff. Ähnlich gut lag am Schluss der alfa von James Thompson, der mit einer Bravourleistung noch Platz 3 schaffte. Er fasste nicht nur sein Rennen, sondern auch den Motorsport an sich zusammen: „Es ist so toll, wenn man ein Auto hat, das schneller ist als die anderen…“ – und darum geht’s ja - meistens.

Chevrolet-Gaststarter Rickard Rydell verhielt sich bei seinem Heimrennen taktisch klug und ließ in der letzten Runde seine Teamkollegen Alain Menu und Nicola Larini noch vorbei – die beiden hatten damit die Plätze 7 und 8, also für Lauf 2 die erste Startreihe. Da waren sie noch gute Kollegen...

Lauf 2: Wieder Chevy, aber...

Triumph oder Eklat? – Für die Chevrolet-Truppe ein bisschen von beidem. Larini und Menu sind die bestplatzierten Chevy-Fahrer in der Tabelle, und es geht in der WTCC traditionell um jeden Punkt. Umso ärgerlicher, wenn man von einem Teamkollegen vorgeführt wird.

Vom Start weg hatten Larini und Menu eine Doppelführung, die jedoch mit auftrocknendem Asphalt – dasselbe Szenario wie in Lauf 1! – immer schwieriger zu halten war. Rydell (Bild) andererseits war anfangs in den Niederungen des Mittelfeldes, hatte aber am Schluss das schnellste Auto. Und er ist natürlich Schwede.

2002 hatte er die Möglichkeit, hier in der Europameisterschaft zu gewinnen; damals fuhr er noch dazu einen Volvo. Er schmiss sein Auto zwei Kurven vor Schluss weg. Heute gab es für ihn kein Halten, im Finish nahm er sich zuerst Menu, und in der letzten Kurve auch Larini vor.

Auch er fand es toll, ein schnelleres Auto zu haben als alle Anderen – seine Teamkollegen fanden das jedoch nicht so toll. Vor allem der Italiener war außer sich vor Wut, denn für ihn geht es noch um die Meisterschaft.

Zukunftsperspektiven

Die Tourenwagen sind vor allem in den Werksmannschaften ein Teamsport, Rydell hat sich mit seiner Aktion nicht unbedingt neue Job-Möglichkeiten eröffnet. Während wir also auch in Zukunft keinen Chevy-Werksfahrer Rickard Rydell erwarten dürfen, werden die Euro-Amerikaner mit koreanischen Wurzeln nächstes Jahr wieder dabei sein, soviel ist bereits bestätigt.

Für Seat stellen sich die Weichen immer mehr in Richtung eines reinen TDI-Einsatzes 2008, obwohl weder Gené noch Muller an diesem Wochenende letztlich viel Fortune hatten – aber der Speed stimmt. Dahlgren im Volvo war der beste „Alternative“ auf Platz 7 trotz verhauter Reifenwahl; vielleicht kommt ja auch Volvo wieder auf den Geschmack und steigt in die WM ein?

2008 sollen außerdem zum ersten Mal Läufe in Japan auf dem Programm stehen - wo es seit 15 Jahren keine Tourenwagenrennen mehr gibt und sich Dieselautos praktisch überhaupt nicht verkaufen. Ob dieses Vorhaben ein Erfolg wird, bleibt abzuwarten. Zuvor hat das Jahr 2007 noch einiges in petto, zum Beispiel die nächsten Rennen in Oschersleben Ende August.

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