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Rallye-WM: Australien

Hirvonen & Loeb starten den Endspurt auf unbekanntem Terrain

Ein mickriges Starterfeld beim WM-Comeback in Australien – zum Glück gibt es den großen Showdown im Titelkampf, auch in der PWRC…

Michael Noir Trawniczek

Als einen kleinen aber feinen, auf jeden Fall ziemlich erlauchten Zirkel scheint der WM-Promotor ISC die Rallye-Weltmeisterschaft positionieren zu wollen – künftig sollen maximal vier Hersteller in der Königsklasse WRC antreten, ließ der ISC-Boss unlängst wissen, als ob er die bereits mit zwei Automobilwerken überrannte Meisterschaft vor einer kommenden Herstellerplage retten müsste. Siegfähig sollen sie sein, im eigenen Interesse…

Am kommenden Wochenende wird die Königsklasse des Rallyesports nach einer Pause von zwei Jahren nach Australien zurückkehren – dort wird sie wieder mit einem Starterfeld antreten, welches einem Bernie Ecclestone wahrscheinlich satte Millionenklagen einbringen würde. Mickrige zehn World Rally Cars werden in „Down Under“ an den Start gehen, siegfähig sind davon maximal vier – weitere vier dieser zehn Piloten gelten in Expertenkreisen als ein Zugeständnis an Sponsor, Budget oder Familie.

Zwei der zehn Teilnehmer konnten bereits einen Sieg in Australien erringen: Sébastien Loeb im Jahr 2004, Mikko Hirvonen 2006. Die Sieger der Jahre 2003 und 2005, Petter Solberg und Francois Duval, müssen den fünften Kontinent auslassen. Solberg überlegt, ob er danach mit einem C4 oder einem Ford Focus WRC antreten möchte, Duval kämpft heuer ohnehin mit Budgetproblemen und hat sein Image mit dem frühen Abflug bei der zur IRC zählenden Ypres-Rallye alles andere als aufpoliert…

Go Ost

Profitieren können aber auch die früheren Australien-Sieger nicht von ihren Erfahrungen, denn die Rallye wurde in den zwei Jahren Pause komplett neu organisiert. Nach insgesamt 19 Ausgaben rund um die westaustralische Küstenstadt Perth übersiedelt die Rallye an die Ostküste, in die rund 4.000 Kilometer entfernte Northern Rivers Region von New South Wales. Der Servicepark residiert im Touristenzentrum von Kingscliff.

Am Donnerstag-, Freitag- und Samstagabend wird in der nahen Gemeinde Murwillumbha eine Superspecial-Prüfung auf Asphalt abgehalten – in Kooperation mit dem alljährlich stattfindenden „Speed of Tweed“-Festival. Dessen Gepflogenheiten werden mit übernommen, sodass jeweils drei Autos im 15 Sekunden-Intervall auf die Strecke gelassen werden - eine ungewohnte Vorgehensweise, die vielleicht auch Gefahren birgt. Zumindest Jari Matti Latvala wird, so sollte man annehmen, trotz großem „Funfaktor“ aufpassen…

Waldwege & Highspeedpisten

Nach der Eröffnung am Donnerstagabend wird es am Freitagmorgen mit den Schotterpisten an der Tweed Küste ernst, der Schotter ist im Gegensatz zu jenem an der Westküste, der aus kleinen runden Steinchen bestand, eher konventioneller Natur und daher weniger rutschig.

Die rund um einen alten Vulkan gelegene Tweed Valley Region gilt als Aborigene-Territorium, mit vom Tourismus weitgehend verschonten Stränden und Regenwald.

Am Freitag stehen enge und kurvenreiche Waldwege auf dem Programm. Am Samstag werden auf den offenen, fließenden Wertungsprüfungen hohe Geschwindigkeiten erzielt, die mit jenen der Finnland-Rallye vergleichbar sind. Am Sonntag ist die Rallye noch längst nicht entschieden, es sind immer noch 124 SP-Kilometer zu absolvieren - verwinkelte Wege durch den Regenwald sind angesagt. Die letzte und mit 22,4 Kilometern längste Sonderprüfung der Rallye wird live im australischen Fernsehen übertragen! Um 16.46 Uhr Ortszeit (8.46 Uhr MESZ) wird der Sieger auf der Zielrampe erwartet.

Showdown im Titelkampf

Der Sieger wird, zu neunundneunzig Prozent, entweder auf den Namen Hirvonen oder Loeb hören. Nur wenn die Titelkämpfer ausfallen oder Probleme bekommen haben deren Teamkollegen die Erlaubnis zum Sieg – Jari Matti Latvala und Daniel Sordo müssen sich in Sachen Teamwork betätigen…

Asphaltkönig Loeb gilt als Topfavorit bei der kommenden Rallye in Spanien, so kann er zumindest zwei seiner drei Punkte Rückstand aufholen. Weil danach aber nur noch die Wales-Rallye auf dem Programm steht, muss Loeb am kommenden Wochenende den Sieg holen oder „zumindest vor Hirvonen landen“, wie er sagt.

Einen Ausfall dürfen sich beide Titelaspiranten nicht leisten - ein solcher könnte die Entscheidung vorwegnehmen. Hirvonen und Loeb müssen also zugleich einen Eiertanz vollführen und volle Attacke fahren – ein Spagat, der höchste Konzentration verlangt.

Neben Loeb, Sordo, Hirvonen und Latvala können nur noch Henning Solberg und Sébastien Ogier für echte Spannung sorgen - der Rest muss vor allem fehlerfrei die Distanz absolvieren, dann regnet es WM-Punkte, dann kann selbst das Abu Dhabi-Zugeständnis von Ford, der dritte Werkspilot Khalid Al-Quassimi in die Top 8 gelangen…

So heiß der Kampf um den WM-Titel 2009 überraschender Weise noch wurde – eine „Hitzeschlacht“ wird es in „Down Under“ nicht geben, die Temperaturen sollen tagsüber zwischen 18 und 24 Grad Celsius betragen. Laut Meteorologen könnte es zudem am Freitag und am Samstag vereinzelte Regenschauer geben.

PWRC: Sechs Titelaspiranten!

Insgesamt stehen 45 Teams auf der Nennliste - die Australien-Rallye zählt auch zur seriennahen Produktions-WM (PWRC). Das österreichische RB Rallye Team mit Patrik Sandell hat Australien als Streichresultat auserkoren und wird daher nicht am Start sein.

Nach der nachträglichen Disqualifikation von Nasser Al-Attiyah hat Sandell wieder eine Chance, den Titel zu erobern, er ist am kommenden Wochenende jedoch den Ereignissen gegenüber ausgeliefert. Alles dreht sich um den neuen Tabellenleader Armindo Araujo – er wollte ursprünglich ebenfalls in Australien passen, hat jedoch einen Tausch vorgenommen und bestreitet somit am Wochenende seine letzte Rallye mit Punkteberechtigung. Die Chancen für Sandell bleiben nur dann bestehen, wenn Araujo nicht mehr als einen WM-Punkt an Land zieht.

Al-Attiyah wird wie Sandell erst in Wales wieder ins Lenkrad greifen, doch es gibt noch weitere Titelaspiranten: Eyvind Brynildsen, der bereits als Junioren-Weltmeister feststehende Martin Prokop und auch Toshihiro Arai können noch in Australien und in Wales Punkte gutschreiben lassen, rein theoretisch können also noch sechs Piloten der Nachfolger von Andi Aigner als PWRC-Weltmeister werden.

Neben Bernardo Sousa in seinem Fiat Abarth Grande Punto Super 2000-Boliden werden drei weitere S2000-Modelle zum Einsatz kommen: Der vierfache australische Staatsmeister Neal Bates kehrt in jenem Toyota Corolla S2000 auf die WM-Bühne zurück, mit dem der 44-jährige im Vorjahr seinen vierten ARC-Titel erobern konnte. Seit 19 Jahren absolviert Bates mit seinem eigenen Team in Australien die Werkseinsätze von Toyota. Das Neil Bates Motorsport Team wird einen zweiten Toyota Corolla S2000 mit dem Briten Stewart Reid einsetzen. Zudem wird der Australier Marius Swart einen VW Polo S2000 pilotieren.

Die Australien-Rallye wird am Donnerstagabend um 18.45 Uhr Ortszeit (10.45 Uhr MESZ) im Knox Park gestartet, die beiden jeweils 2,55 Kilometer langen Superspecial-Prüfungen „Tweed 1“ und „Tweed 2“ werden um 18.53 Uhr Ortszeit (10.53 Uhr MESZ) respektive 19.08 Uhr Ortszeit (11.08 Uhr MESZ) in Angriff genommen.

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